Betreff: ACM-Informationen vom 15. Mai 1999 Datum: Sat, 15 May 1999 23:56:25 +0200 Von: "Association for Cannabis as Medicine" An: acm-informationen@acmed.org -------------------------------------------------------------------- ACM-Informationen vom 15. Mai 1999 -------------------------------------------------------------------- * Wissenschaft: Cannabiskonsum scheint die Denkfunktionen nicht zu beeinträchtigen * Australien: Rufe nach einer Behandlung von Drogen als gesundheitliches und soziales Thema * Kanada: Oberstes Gericht von Ontario erlaubt einem Aids- Patienten die Verwendung von Marihuana 1. Wissenschaft: Cannabiskonsum scheint die Denkfunktionen nicht zu beeinträchtigen Nach einer groß angelegten US-Studie über die Effekte eines langzeitigen Cannabiskonsums, die im American Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde, scheint ist die altersabhängige Abnahme der kognitiven Funktionen "nicht mit Cannabiskonsum assoziiert zu sein" (Lyketsos 1999). Constantine Lyketsos und Kollegen von John Hopkins Hospital in Baltimore haben eine Längsschnitt-Studie mit 1.318 Personen durchgeführt. Diese waren eingeteilt in starke Marihuanakonsumenten, leichte Konsumenten und Nichtkonsumenten. Alle Teilnehmer mussten in den Jahren 1981, 1982 und 1993-1996 einen speziellen Test, die Mini Mental State Untersuchung (MMSE) absolvieren. Für jeden Studienteilnehmer wurde die individuelle Punktdifferenz zwischen 1982 und 1993- 1996 berechnet. Innerhalb dieser 12 Jahre nahm die mittlere Punktzahl um 1,2 ab. Die Mini Mental State Untersuchung (MMSE) ist eine kurze und weit verbreitete standardisierte Methode zur Beurteilung des kognitiven geistigen Zustandes. Sie beurteilt Orientierung, Aufmerksamkeit, das unmittelbare und Kurzzeit-Gedächtnis, Sprache sowie die Fähigkeit, einfachen gesprochenen und geschriebenen Befehlen zu folgen. Die mit verschiedenen Aufgaben maximal erreichbare Punktzahl ist 30. Die Forscher fanden eine Abnahme in allen Altersgruppen. Es gab "keine signifikanten Unterschiede bei der kognitiven Abnahme zwischen starken Konsumenten, leichten Konsumenten und Nichtkonsumenten von Cannabis." Und es gab in den Untergruppen auch keine Geschlechtsunterschiede. Es handelt sich um die erste umfangreiche prospektive Studie, die die Wirkungen eines langzeitigen Cannabiskonsums auf die Denkfunktion untersucht hat. Die jüngere Forschung hat die Hypothese unterstützt, dass es eine leichte Beeinträchtigung spezieller "höherer kognitiver Funktionen [gibt], die die Organisierung und Integrierung komplexer Informationen betrifft, welche verschiedene Mechanismen der Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozesse umfasst" (Solowij 1999). Aber diese Beobachtungen sind in ihrer Aussagekraft durch die Tatsache eingeschränkt, dass sie auf retrospektiven Studien mit Einzelmessungen beruhen. In einem Kommentar von Martha Clare Morris und Kollegen vom Rush-Institut für Gesundes Altern in Chicago werden die Schwierigkeiten, die bei der Verwendung von Einzelmessung von Denkfunktionen auftreten, und die Wichtigkeit der Messung von Änderungen betont (Morris 1999). Auf der anderen Seite könnte man einwenden, dass der MMSE kein adäquates Werkzeug zur Entdeckung von geringfügigen kognitiven Veränderungen darstellt, die im Verdacht stehen, von Cannabis verursacht zu werden, insbesondere eine leichte Beeinträchtigung der Funktion des Stirnhirns. (Quellen: Lyketsos CG, et al: Am J Epidemiol (1999) 149:794-800; Morris MC, et al: Am J Epidemiol (1999) 149:789-793; Solowij N, in: Kalant H, et al (eds): The Health Effects of Cannabis. Toronto 1999, 195-265) 2. Australien: Rufe nach einer Behandlung von Drogen als gesundheitliches und soziales Thema Die Australische Medizinische Gesellschaft und die Juristen- Vereinigung von Neu-Süd-Wales (NSW) erklärten am 14. Mai, dass sie Cannabis für die medizinische Verwendung innerhalb von Studien verfügbar machen wollen, und sie riefen dazu auf, Drogen als gesundheitliches und soziales Thema zu behandeln, eher als ein strafrechtliches Thema. Diese Forderung geht einem einwöchigen Drogen-Gipfeltreffens vom 17. bis 21. Mai im Parlament von NSW voraus. "Wenn die Reform auch Risiken birgt, so sind Bemühungen zur Reduzierung von Angebot und Nachfrage relativ uneffektiv geblieben," erklärten die beiden NSW-Gesellschaften in einer Stellungnahme. Der Präsident des Ärzteverbandes, Peter Thursby, erklärte, es sei leichter illegale Drogen zu kaufen als in Behandlungs- und Rehabilitationsprogramme aufgenommen zu werden. Die beiden Organisationen fordern: -- klinische Studien, in denen Cannabis für Kranke mit terminalen Erkrankungen verfügbar ist, -- die Beseitigung von Strafverfahren beim Besitz und Anbau geringer Mengen Cannabis, -- das Aussprechen von Verwarnungen an Personen, die mit geringen Mengen illegaler Drogen, inklusive Ecstasy und Heroin, angetroffen werden, und eine Bestandsaufnahme der Effektivität von Nadel-Austausch-Programmen. -- eine Untersuchung ausländischer Forschung über sichere Injektionsräume, -- eine Verdopplung der staatlichen Unterstützung für Drogenbehandlung und -entgiftung von 70 Millionen Dollar pro Jahr, sowie -- die gleiche Behandlung für Gefangene wie sie anderen zuteil wird. Angeführt durch die 'HANF-Botschaft' von Nimbin werden Cannabisaktivisten einen fünftägigen Volks-Drogengipfel im Domain gegenüber dem Parlamentsgebäude abhalten. Sie werden die Entkriminalisierung kleiner Mengen Cannabis fordern sowie die Legalisierung der Droge für medizinische Zwecke. "Wir erwarten, dass während der fünf Tage Tausende kommen und am Volks-Drogengipfel teilnehmen," erklärte der Sprecher von HANF-Botschaft Michael Balderstone. (Quellen: AAP vom 12. 13. and 14. Mai 1999) 3. Kanada: Oberstes Gericht von Ontario erlaubt einem Aids- Patienten die Verwendung von Marihuana Die kanadische Regierung hat angedeutet, dass sie keine Berufung gegen eine Entscheidung des obersten Gerichtshofs von Ontario einlegen wird, das einem Aids-Patienten aus Toronto die Verwendung von Marihuana für medizinische Zwecke erlaubt. Gesundheitsminister Allan Rock erklärte allerdings, dies bedeute keine Legalisierung von Marihuana. Der am 10. Mai bekanntgegebene Gerichtsbeschluss erteilte dem 54 Jahre alten Jim Wakeford eine verfassungsmäßige Ausnahme von gerichtlicher Verfolgung, wenn er zur Linderung seiner Symptome Cannabis rauchte. Richter Harry La Forme entschied zudem, dass er der Regierung nicht sagen brauche, woher er das Marihuana beziehe. Wakeford ist die zweite Person in Toronto, die eine gerichtliche Erlaubnis zur Verwendung von Marihuana für medizinische Zwecke erhielt. 1997 hat eine niedrigere Instanz die Vorwürfe wegen Drogenbesitzes gegen Terry Parker abgewiesen, der erklärt hatte, er benötige Marihuana zur Behandlung seiner Epilepsie-Symptome. Die Bundesregierung hat gegen diese Entscheidung Revision eingelegt. (Quelle: UPI vom 12. Mai 1999) 4. Kurzmeldungen ***USA: Die erste nationale Konferenz über Cannabis-Therapeutika wird vom 7. und 8. April 2000 an der Universität von Iowa abgehalten. Die Konferenz wird gefördert vom Medizin-College und vom Krankenpflege-College der Universität von Iowa, mit der Unterstützung von 'Patients out of Time'. Mitgliedern der medizinischen Berufe werden aktuelle Informationen über Cannabis als Medizin vermittelt. Kontakt: Patients@MedicalCannabis.com (Quelle: Pressemitteilung von Patients out of Time vom 11. Mai 1999) ***USA: Bürger aus Oregon, die Marihuana für medizinische Zwecke verwenden, müssen pro Jahr 150 US-Dollar für eine Registrierkarte zahlen. Die Karte nimmt kranke Marihuana- Konsumenten und ihre Helfer von den staatlichen Gesetzen gegen den Besitz und den Anbau von Marihuana aus. Die Gebühr, die von den Gesundheitsbehörden in Oregon genehmigt wurde, ist Teil der Regelungen zur Umsetzung eines Gesetzes, das im November 1998 von den Wählern angenommen wurde und Schwerkranken den Konsum von Marihuana erlaubt. (Quelle: The Oregonian vom 1. Mai 1999) 5. DER KOMMENTAR ... auf die Reaktion von Barry McCaffrey, Drogenbeauftragter der US-amerikanischen Regierung, zum Bericht des Medizininstituts vom 17. März: "McCaffrey zwingt das Marihuana-Thema herunter auf die Ebene der Staaten und Kommunen, die sich mit der Realität und nicht mit Bockmist befassen müssen. (...) Er versucht, die Gespräche zu stoppen, aber die Gespräche finden überall um ihn herum statt. Er macht sich mehr und mehr irrelevant." Michael Cutler, ein Anwalt aus Brooklin, der das 'Freiwillige Komitee von Juristen' koordiniert, Boston Phoenix vom 6. Mai 1999 Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin e. V. (ACM) Maybachstr. 14 D-50670 Köln Deutschland Fon: +49 (0)221-912 30 33 Fax: +49 (0)221-130 05 91 Email: info@acmed.org Internet: http://www.acmed.org Wenn Sie von der Mailing-Liste genommen oder in die Liste für die ACM-Informationen aufgenommen werden möchten, so schicken Sie bitte eine Email an: info@acmed.org