Betreff: ACM-Informationen vom 25. Dezember 1999 Datum: Sat, 25 Dec 1999 18:45:11 +0100 Von: "Association for Cannabis as Medicine" An: acm-informationen@acmed.org ------------------------------------------------------------ ACM-Informationen vom 25. Dezember 1999 ------------------------------------------------------------ * Großbritannien: Studien zur Wirksamkeit von Cannabis bei Multiple Sklerose * Schweiz: Cannabis in subpsychotroper Dosis erlaubt * Kanada: Fünf-Jahres-Plan für die medizinische Nutzung von Marihuana * USA: Vizepräsident unterstützt Flexibilität bei medizinischer Verwendung 1. Großbritannien: Studien zur Wirksamkeit von Cannabis bei Multiple Sklerose Der 'Medical Research Council' (MRC, Medizinische Forschungsrat) kündigte am 13. Dezember Pläne zur Förderung von Studien über den medizinischen Nutzen von Cannabis bei Patienten mit Multiple Sklerose an. Es gewährte Dr. John Zajicek vom Derriford Krankenhaus in Plymouth für die dreijährigen Studien eine finanzielle Unterstützung von 950.000 Pfund (etwa 3 Millionen DM). GW Pharmaceuticals führt die Studien durch. Die MS-Studie wird 660 Patienten aus dem ganzen Land einschließen. Jeder Patient wird zufällig einem von drei Therapiearmen zugeordnet und entweder eine Kapsel mit einem Cannabisextrakt, mit THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol, Dronabinol) oder mit einem Plazebo erhalten. Die Teilnehmer werden von speziellen MS-Kliniken des Landes rekrutiert. Peter Cardy, Vorsitzender der Multiple Sklerose Gesellschaft erklärte: "Seit Jahren drängen wir auf geeignete medizinische Forschung, um die klinische Wirksamkeit und Sicherheit dieser Substanzen zu beurteilen. (...) Es ist ein inakzeptabler Zustand, dass viele Menschen, die an einer schweren Erkrankung leiden, sich zum Gesetzesbruch gezwungen sehen." Ein Sprecher der 'British Medical Association' (Britische Medizinische Gesellschaft) erklärte: "Wir begrüßen diese Studien sehr. Es ist das, was wir gefordert haben, und jede Erforschung des medizinischen Nutzens muss unterstützt werden." (Quellen: PA News vom 13. Dezember 1999, Reuters vom 13. Dezember 1999) 2. Schweiz: Cannabis in subpsychotroper Dosis erlaubt In Antwort auf die Fragen eines Apothekers zu den Möglichkeiten der medizinischen Verwendung von Cannabis erklärte das Bundesamt für Gesundheit (BAG), eine medizinische Verwendung von Cannabis sei möglich, solange ein psychotroper Effekt ausgeschlossen sei. Hanfkraut werde zwar im Bundesgesetz über die Betäubungsmittel als Betäubungsmittel definiert, jedoch sei die Verwendung für andere Zwecke, beispielsweise für industrielle Zwecke, möglich. Dies gelte auch für den Arzneimittelbereich. " (...) Ist in einer Zubereitung aus einer Hanfpflanze der Gehalt an psychotropen Stoffen so gering, dass eine entsprechende Wirkung ausgeschlossen werden kann, dann kann nicht von Betäubungsmittelgewinnung gesprochen werden. Falls eine psychotrope Wirkung auftritt und es sich deshalb um ein Präparat zur Betäubungsmittelgewinnung handelt, ist festzustellen, dass zwar die internationalen Konventionen die Verwendung von Betäubungsmitteln und psychotropen Stoffen zu medizinischen Forschungszwecken nicht einschränken, aber jeglichen anderweitigen Konsum verbieten.(...)" "Die nationale und internationale Forschung mit Hanf und daraus gewonnenen THC-haltigen Präparaten wird vielfältiger und fundierter. Erste Resultate weisen daraufhin, dass solche Präparate für gewisse Indikationen wie z.B. Spastik wirksam sein könnten, ohne dass im entsprechenden Dosisbereich eine psychotrope Wirkung auftritt. In diesem Fall würde ein entsprechendes Arzneimittel für die entsprechende Indikation nicht unter das Verbot fallen, denn wo keine psychotrope Wirkung auftritt, kann auch nicht von einer Betäubungsmittelgewinnung ausgegangen werden." Die Schweizer Firma Spagomed AG in Burgdorf (Adresse: Bachweg 3, 3400 Burgdorf) stellt eine Cannabistinktur "Cannabis sativa TM" mit einem THC-Gehalt von 0,06 Prozent her und beliefert mit diesem Präparat Ärzte und Apotheker (keine Privatpersonen). Delta-9-THC (Dronabinol, Marinol) ist in der Schweiz keine verschreibungsfähige Substanz. Es besteht jedoch die Möglichkeit, eine Sonderbewilligung zur Behandlung mit THC zu erhalten. Ein entsprechender Antrag ist zu richten an: Paul J. Dietschy, Leiter Facheinheit Heilmittel, Bundesamt für Gesundheit, 3003 Bern, Postfach. (Quellen: Schreiben des BAG an Dr. M.F. vom 26. August 1999; Analysenzertifikat "Cannabis sativa TM vom 1. Juli 1997; vorläufiges Merkblatt für Ärzte, die Bewilligungen nach Art. 8 Abs 5 BetmG für Delta-9-THC erhalten) 3. Kanada: Fünf-Jahres-Plan für die medizinische Nutzung von Marihuana Das Gesundheitsministerium hat einen Fünf-Jahres-Plan für die medizinische Nutzung von nahezu einer Million Marihuana- Zigaretten ausgearbeitet. Ein lizensierter kanadischer Lieferant muss ein "Hochschulabsolvent in einem Gebiet wie Pharmakologie und von gutem Charakter sein", heißt es dort. Das Gesundheitsministerium wird dem offiziellen Drogenlieferanten die Samen besorgen. Dieser soll im ersten Jahr des Projektes 100.000 Marihuanazigaretten und vom zweiten bis fünften Jahr jährlich 200.000 Marihuanazigaretten herstellen. Das Gesundheitsministerium "wird bis zu 1,5 Millionen kanadische Dollar (etwa 1 Million US-Dollar) jährlich für Investitionen in klinische, Grundlagen- und angewandte Forschung über Marihuana und Cannabinoide beitragen," heißt es im Bericht. Es wird zudem den 28-seitigen Bericht 'Statement of Work for the Development of a Comprehensive Operation for the Cultivation and Fabrication of Marijuana in Canada' (Arbeitsbericht zur Entwicklung einer umfassenden Anleitung für Anbau und Herstellung von Marihuana in Kanada) fertig stellen. Allerdings erklärte ein Ministeriumssprecher, das Gesundheitsministerium schaue sich "nach Möglichkeiten zur sicheren Versorgung" mit Marihuana um. (Quelle: AP vom 14. Dezember 1999) 4. USA: Vizepräsident unterstützt Flexibilität bei medizinischer Verwendung Vizepräsident Al Gore erklärte am 14. Dezember, die Regierung solle Ärzten eine größere Flexibilität bei der Verschreibung von Marihuana zur Linderung krankheitsbedingten Leids gewähren. Im Rahmen seiner Kampagne für die Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten, berichtete Gore den Zuhörern in der Stadthalle in Derry (New Hampshire) vom Kampf seiner älteren Schwester gegen den Krebs in den achtziger Jahren und erklärte, leidende Patienten und ihre Ärzte "sollten die Möglichkeit haben", Marihuana zur Schmerzlinderung zu verwenden. Bei einem Treffen mit Reportern nach dem fernsehübertragenen Forum versuchte Gore seine Kommentare zu relativieren und näher an die offizielle Regierungsposition zu bringen: "Wenn die Forschung zeigt, dass es Umstände gibt, bei denen es keine Alternative zur Linderung des Schmerzes gibt, von dem Ärzte denken, dieser könne durch die Verwendung von Marihuana gelindert werden, dann sollte es unter bestimmten begrenzten medizinischen Umständen -- wenn die Forschung diese Wahl bestätigt -- erlaubt werden." Gore machte keine derartige Einschränkung, als er am frühen Abend vor dem Publikum sprach, und tatsächlich bestätigte er, dass der Drogenbeauftragte des Weißen Hauses, Barry R. McCaffrey, eine andere Position einnehme als er. (Quelle: Washington Post vom 14. Dezember 1999) 5. Kurzmeldungen ***Wissenschaft: Das Rauchen von Marihuana kann ähnliche krebsverursachende Effekte haben wie die des Tabakrauchens. Dies erklärten Dr. Zuo-Feng Zhang vom Jonsson Krebs-Zentrum der Universität von Kalifornien in Los Angeles und Kollegen am 17. Dezember. Nach einem Bericht in der Zeitschrift 'Cancer Epidemiology Biomarker and Prevention' untersuchten sie 173 Patienten mit Kopf- und Nackenkrebs und verglichen sie mit 176 krebsfreien Kontrollpatienten. Jene, die einen regelmäßigen Marihuanakonsum angaben, befanden sich mit einer größeren Wahrscheinlichkeit in der Krebsgruppe. Je mehr sie rauchten, um so größer war das Risiko. (Quelle: Reuters vom 17. Dezember 1999) ***Neuseeland: Einer der neuen neuseeländischen Mitglieder des Parlaments von den Grünen erklärte, er würde die Verwendung von Cannabis nach dem Eintritt ins Parlament nicht einstellen. Nandor Tanczos sagte der Zeitung 'Sunday Star Times', er benutze Cannabis als Teil seiner religiösen Praxis als Rastafari: "Ich verwende Cannabis nicht oft und nicht im Sinn eines Freizeitkonsums." Tanczos und sechs Kollegen sind die ersten Mitglieder der Grünen, die nach der Wahl am 27. November ins Parlament gewählt wurden. Sie gehören der neuen Mitte-Links-Regierung Neuseelands an. (Quelle: Reuters vom 12. Dezember 1999) 6. DER KOMMENTAR ... zu starren Haltungen gegen die therapeutische Verwendung von Marihuana: "Ich denke, wo es um die Linderung von Schmerzen in medizinischen Situationen geht, da haben wir Ärzten nicht genügend Flexibilität ermöglicht, um Menschen, die akute Schmerzen erleiden, zu helfen. Viele von uns haben das selbst erlebt. Es ist einfach, mit diesem oder jenem Grund zu kommen, warum ein Arzt nicht verwenden kann, was das Wirksamste bei der Linderung von Schmerzen ist." (Vizepräsident der USA, Al Gore, Kommentare bei einem Forum in Derry, New Hampshire, am 14. Dezember 1999) Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin e. V. (ACM) Maybachstraße 14 D-50670 Köln Deutschland Fon: +49 (0)221-912 30 33 Fax: +49 (0)221-130 05 91 Email: info@acmed.org Internet: http://www.acmed.org Wenn Sie von der Mailing-Liste genommen oder in die Liste für die ACM-Informationen aufgenommen werden möchten, so schicken Sie bitte eine Email an: info@acmed.org