Die 68er-StudentInnenbewegung

zusammengestellt von Jörg Prante

Kontinuität nach 1945
Widerstand gegen atomare Aufrüstung
Der Internationalismus
Die Kommune
Große Koalition und Notstandsgesetze
Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren
Die Ermordung Benno Ohnesorgs
Das Attentat auf Rudi Dutschke
Enteignet Springer!
Die Außerparlamentarische Opposition
Die Schlacht am Tegeler Weg
Die Gewaltfrage
K-Gruppen und Sponti-Bewegung
Anmerkungen


Vorwort

Dreißig Jahre nach dem Attentat auf Rudi Dutschke erscheint diese Schrift, die sich zum Ziel gesetzt hat, die damaligen Ereignisse zu beschreiben. 1968 ist ein Chiffre. Es steht genauer für eine ganze Reihe von Jahren und Ereignissen, die sich etwa von Mitte der 60er Jahre bis weit in die 70er Jahre erstreckten. Heute beweihräuchern sich immer mehr Menschen unserer Elterngeneration mit dem 68er-Mythos - das ist wohl der Zeitgeist, der über alle Unterschiede weg alle erfaßt. Und alle gedenken einem Happening, das unheimlich frech, witzig, originell, aber offenbar kaum politisch gewesen sein soll. Mit den unterschiedlichen Gestalten der Bewegung, von Rudi Dutschke, Daniel Cohn-Bendit, Ulrike Meinhof bis hin zu Dieter Kunzelmann und Rainer Langhans, das Spektrum der politischen Haltungen zog sich in einer Breite hin, die es heute in ihrer brillanten Tiefenschärfe leider nicht mehr gibt. Heute wollen viele Menschen die damaligen Vorkommnisse verklären, wollen mit den damaligen Ideen nicht mehr viel zu tun haben, und gerne ausblenden, worum es der StudentInnenbewegung damals eigentlich ging.

Wer heute mit dem 68er-Mythos spazierengeht, will meist davon auf simple Art profitieren, und da sollte es den heute zumeist hochdotierten und etablierten 68erInnen nicht erlaubt werden, sich die Vergangenheit so zusammenzubiegen, wie es ihnen in den Kram paßt. Also soll dies kein verklärender Blick auf eine bunte und heroische Zeit sein, sondern vielmehr der Versuch, die Protestbewegung an den Hochschulen, die sich als APO oder auch 68er-Bewegung in die bundesdeutsche Geschichte eingeprägt hat, zu beschreiben und zu analysieren, um Niederlagen, Fehlentwicklungen und Krisen, aber auch positive Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Dieser Blick kann nicht einseitig sein: "68 wird häufig die Epoche der Politikaster und verbiesterten Theoretiker genannt - aber das ist ein gewaltiges Mißverständnis. Diese Jahre bebten vor Sinnlichkeit. Zwar gab es auch Stubengelehrte und Polit-Asketen; das weitaus Interessantere an 68 aber waren die Liebesgrüße aus Amerika: 'Make love, not war'. Was die Jugend zur APO trieb, war vor allem die Aussicht auf freie Liebe, auf Stones und Bob Dylan aus den Boxen und auf ein Haschisch-Pfeifchen zu den nicht enden wollenden Diskussionen über Orgasmus und Weltrevolution." (1)

Gerade vor dem Hintergrund eines rechtskonservativen Klimas, einer neoliberalen Deregulierung, Massenerwerbslosigkeit, Sozialabbau, verdecktem und institutionalisiertem Rassismus, neuer deutscher Machtträume und weltweit möglicher Kriegseinsätze der Bundeswehr darf nicht unter den Teppich gekehrt werden, daß es auch heute die Möglichkeit gibt, die Gesellschaft zu verbessern. "Es gibt keine Sicherheit für die Zukunft, daß wir nicht scheitern. Aber wenn die freie Gesellschaft sehr unwahrscheinlich ist, bedarf es um so größerer Anstrengungen, die historische Möglichkeit zu verwirklichen, ohne die Sicherheit zu haben, daß es wirklich gelingen wird. Es hängt vom Willen der Menschen ab, daß sie es schaffen und wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir eine historische Periode verloren", sagte Rudi Dutschke damals. Auch heute gilt es so zu denken, weil die gesellschaftlichen Verhältnisse versteinerter denn je erscheinen und der reaktionäre Wind emanzipatorisch denkenden Menschen scharf ins Gesicht bläst. "Achtundsechzig wird lange umstritten bleiben ... Irgendwann im nächsten Jahrtausend, wenn die antiautoritären Rebellen längst gestorben sind und die Welt andere Sorgen hat, wird sich ein Historiker finden, der sine ira et studio, aber mit ahnungsvoller Neugier für seinen Gegenstand, die Quellen prüft und Bilanz zieht. Dann wird man annähernd wissen, was 1968 los war und losging, was damals angestoßen und verursacht wurde. Bis dahin müssen wir uns mit Einschätzungen begnügen, die fehlerhaft und tendenziös, interessengeleitet und einseitig sind. " (2)

Dank gebührt an dieser Stelle Pascal Beucker, auf dessen Text "Unter den Talaren" weite Teile dieser Darstellung, der Zitate und auch der Anmerkungen beruhen.

Kontinuität nach 1945

Die nicht stattgefundene Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit stieß bei den StudentInnen in der BRD der 60er Jahre auf Empörung. Gerade an den Universitäten wurde sichtbar, daß es keinen Bruch nach 1945 gegeben hatte. Etliche Professoren, die sich während der Zeit des Faschismus durch ihre systemtreue "wissenschaftliche" Arbeit hervorgetan hatten, konnten ihre Karrieren nach dem Krieg bruchlos fortsetzen. Die StudentInnen konnten nicht akzeptieren, daß "die erdrückende Mehrzahl jener Deutschen, die sich auf die verschiedenste Weise dem nationalsozialistischem Staat 'verschrieben' hatte - als Führungskräfte, Beamte, Richter, Offiziere, Soldaten, Angestellte, Mitläufer, Gläubige und Opportunisten" (3) nie zur Rechenschaft gezigen worden waren. Ihre Elterngeneration machte es sich zwischen "Wirtschaftswunder", Heimatfilmromantik und Kalter-Krieg-Ideologie bequem. Die Form der vergeblichen Bewältigung der "individuellen Verstrickung" in den Nationalsozialismus war die eines "kommunikativen Beschweigens", wie es der konservative Professor Hermann Lübbe bezeichnete. So wurde es auch nicht als Skandal angesehen, daß Mitte der 60er Jahre mit Kurt Georg Kiesinger als Bundeskanzler und Hermann Lübke als Bundespräsident zwei ehemalige NSDAP-Mitglieder die höchsten politischen Funktionen der BRD innehatten - als Skandal wurde vielmehr der Protest dagegen begriffen.

Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit war tabuisiert, während gleichzeitig alle gesellschaftlichen Sphären von dieser Vergangenheit geprägt waren: "Elternhaus und Schule, Universität und Wissenschaft, Justiz und Verwaltung, Staat und Industrie, Kirchen, Gesundheitsfürsorge, Vereinswesen - die gesellschaftlichen Institutionen insgesamt standen nur allzu spürbar unter den Folgewirkungen eines Latenzzusammenhanges, dessen absorbierte Gewaltförmigkeit wie eine stumme, selten aufbrechende Bedrohung erlebt wurde." (4) Damit korrespondierte ein Aufbegehren gegen die autoritäre Spießigkeit der Adenauer-Ära, "in der Kommunistenjagd keine vereinzelte Unterdrückungsmaßnahme war, sondern Volkssport und Staatsräson in einem. Die Spießer aller Provinzen und Ämter konnten sich im Haß auf alles Fremde, Andere, Kritische vereinigen und als brave, staatstreue Demokraten des Westens die gleichen autoritären Einstellungen zur Lebens- und Arbeitsgrundlage des guten Deutschen erheben, die bis 1945 den 'bösen Deutschen ' ausgezeichnet hatten." (5)

Die Adenauer-Ära war bestimmt gewesen von Prüderie und rigider Sexualmoral. Daß Onanie Rückenmarkschwund zur Folge hätte, gehörte zum Allgemeingut. Eltern, LehrerInnen und MitschülerInnen wachten zusammen mit Zensoren und Berufstugendbolden über die Unschuld der Mädchen. Noch 1966 wurde in einer Umfrage festgestellt, daß 66% der Studentinnen "Jungfrauen" waren. Da es unüblich war, vor der Ehe das Elternhaus zu verlassen, wohnten die meisten noch zu Hause. Diejenigen Studentinnen, die über eine eigene Wohnung verfügten, mußten ihren "Herrenbesuch" bis 22 Uhr verabschiedet haben, oder sie riskierten den Verlust ihrer möblierten Zimmer. Kaum ein Mietvertrag wurde ohne die Klausel vom verbotenen "Damen-" oder "Herrenbesuch" abgeschlossen.

Den ersten Ausbruch aus dieser "Staatskultur" (Klaus Hartung) erlebte die Republik am 22. Juni 1962, als sich aus dem Versuch einer Polizeistreife, zwei Jazz-Straßenmusikanten wegen "ruhestörenden Lärms" festzunehmen, die sogenannten "Schwabinger Twist-Krawalle" entwickelten: Über mehrere Tage tobten in München-Schwabing Straßenschlachten zwischen Polizei und Jugendlichen, die zu vielen Verletzten und rund zweihundert Festnahmen führten.

Widerstand gegen atomare Aufrüstung

Das Jahr 1957 war ein Jahr dramatischer politischer Entwicklung in der Bundesrepublik. Am 12. April wurde die "Göttinger Erklärung" veröffentlicht. 18 westdeutsche Atomwissenschaftler und Nobelpreisträger wandten sich gegen jede atomare Bewaffnung der Bundeswehr. "Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, daß es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen verzichtet. Ebenfalls wäre keiner der Unterzeichner bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen..." Zu Ostern 1957 verlas Albert Schweitzer über Radio Oslo einen "Appell zur Einstellung der Kernwaffenversuche". Die Ostermärsche für Frieden und gegen Rüstung entstanden. Im Juli folgte ein Aufruf von Professoren, Künstlern, Lehrern und Schriftstellern. In elf Universitätsstädten wurden Ende Mai 1958 Kundgebungen gegen die atomare Bewaffnung organisiert. In Münster zogen 5000 StudentInnen in einem Schweigemarsch durch die Stadt. Zum Abschluß dieser Demonstration ordentlich gekleideter Studenten mit Kragen und Krawatte und Studentinnen in Röcken erlebten die DemonstrantInnen eine kleine Sensation. Nach einem Pfarrer, einem Gewerkschafter und einem Professor betrat eine knapp zwanzigjährige Studentin, Ulrike Meinhof, das Podium und hielt eine Rede (6).

1960 wurde in den USA John F. Kennedy zum Präsident gewählt. Er verstand es, mit seiner Politik der "New Frontier" weltweit bei vielen Jugendlichen Hoffnungen auf eine neue Politik zu wecken: Beendigung des Kalten Krieges, Gerechtigkeit für die Länder der "Dritten Welt", Beseitigung des Elends und der Rassendiskriminierung im eigenen Land. Bei seinem Staatsbesuch in der Bundesrepublik kam Kennedy auch nach West-Berlin und wurde im Juni 1963 von den StudentInnen bejubelt wie nie ein Politiker zuvor - jedenfalls nicht seit Kriegsende. Fünf Monate nach seinem Besuch in Bonn und Berlin wurde Präsident Kennedy in Dallas (Texas) ermordet. In West-Berlin erschien ein Flugblatt-Manifest: "Auch Du hast Kennedy erschossen. Der Schock, daß Halbgötter durch eine Kugel sterben können, findet seinen Ausdruck im Erstaunen, daß der Tote wirklich tot ist. In Wahrheit wird durch den Rummel nach dem Mord vorgetäuscht, in einer Welt austauschbarer Marionetten sei ein Kennedy nicht austauschbar und ein einzelner könnte noch Geschichte machen, wo doch jeder nur noch wollen kann, was er soll, und wo doch die autonomen Mechanismen der repressiven Gesellschaft in jedem einzelnen zwangsläufig sich reproduzieren... Durch dieses Manifest geben wir kund, daß der gegängelte Zauber nicht mehr überall ankommt. Subversive Aktion." Die Autoren dieses Flugblatts waren Dieter Kunzelmann, Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und andere Mitglieder des Arbeitskreises "Subversive Aktion" innerhalb des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).

Die Diskussion innerhalb der Gruppen der "Subversiven Aktion" drehten sich um Psychoanalyse und Marxismus, kritische Theorie und Surrealismus. Ihre Grundgedanken waren, daß ein Ausbruch aus dem - von Mitgliedern der Subversiven Aktion bewußt erfahrenen - gesellschaftlichen Repressionszusammenhang "nur durch die Befreiung der innersten Triebe und Strebungen möglich wäre, wobei die Sexualität als Dreh- und Angelpunkt innerer wie äußerer Unterdrückung aufgefaßt wurde." (7) Mittels provokativer und "subversiver Aktionen sollte das Domestizierte und Tabuisierte demaskiert und eine Rebellion der unterdrückten Wünsche ausgelöst werden." (8)

Der Internationalismus

Die Ideologie des Kalten Krieges geriet in den 60er Jahren ins Wanken. Die Beschäftigung mit der Situation in der sogenannten "Dritten Welt", in der insbesondere die USA jedes Aufbegehren der dort lebenden Menschen aus ihrem Elend mit brachialer Gewalt versuchte zu zerschlagen und stattdessen Diktaturen unterstützte, wenn es seinen hegemonialen Interessen diente, zerstörte das Bild der friedliebenden und demokratischen freien Welt, die es gegenüber dem aggressiven und totalitären kommunistischen Osten zu sichern gelte.

Eine erste Solidaritätsbezeugung mit einem Land der "Dritten Welt" fand mit der von verschiedenen linken StudentInnengruppen - die sich zu diesem Anlaß zu einer Aktion für Internationale Solidarität zusammengeschlossen hatten - organisierten Demonstration in Westberlin gegen den Besuch des kongolesischen Ministerpräsidenten Moise Tschombe statt. Tschombe, der sein Land diktatorisch regierte, war für die Ermordung von Patrice Lumumba, "des bedeutendsten afrikanischen Revolutionärs" (Rudi Dutschke), verantwortlich gewesen und konnte sich nur mit der massiven Unterstützung der USA an der Macht halten. Die Demonstration, bei der urplötzlich das Auto des Diktators mit Tomaten beworfen wurde, bildete den entscheidenden Anlaß für eine theoretische Auseinandersetzung mit der Situation der Länder der "Dritten Welt". Rudi Dutschke kommentierte vier Jahre später die Wirkung der Demonstration: "Mit der Anti-Tschombe-Demonstration hatten wir erstmals die politische Initiative in dieser Stadt [Westberlin] ergriffen. In der postfestum Betrachtung können wir sie als Beginn unserer Kulturrevolution ansetzen, in der tendenziell alle bisherigen Werte und Normen des Etablierten in Frage gestellt werden, sich die an der Aktion Beteiligten primär auf sich selbst konzentrieren und in der Aktion ihre Selbstaufklärung über den Sinn und das Ziel der Aktion weiterführen..." (9) Schon geprägt vom Prinzip der "begrenzten Regelverletzung" (Rudi Dutschke) und beeinflußt von den StudentInnenprotesten in Berkeley (USA) kam es während der Anti-Tschombe-Demonstration im Dezember 1964 in Westberlin zur ersten Konfrontation von StudentInnen mit der Polizei. Zum ersten Mal durchbrachen hier die StudentInnen Polizeisperren, verletzten die Bannmeile und setzten Tomaten als Demonstrationsmittel ein.

Der Vernichtungskrieg der USA gegen die vietnamesische Bevölkerung mit Napalm und Giftgas, der von der BRD ideologisch und logistisch unterstützt wurde, wirkte wie ein Schock: "Kein politisches Ereignis hat in den Diskussionen und bei der Politisierung der Studenten eine so entscheidende Rolle gespielt wie der Vietnam-Krieg." (10) Die Luftwaffe der USA hatte 1963 mit Flächenbombardements der ländlichen Gebiete Süd-Vietnams begonnen. Ab August 1964 flogen die amerikanischen B-52-Bomber auch die Städte Nord-Vietnams an. Der Terror gegen die vietnamesische Zivilbevölkerung löste in den USA und vielen anderen Ländern der Welt Empörung und eine Welle von Protestmärschen aus. Am 5. Februar 1965 zogen 2500 StudentInnen durch die Straßen West-Berlins. 500 von ihnen verließen die von der Polizei genehmigte Demonstrationsroute und marschierten vor das Amerika-Haus. Sie setzten die US-Flagge auf halbmast, und jemand schleuderte fünf Eier auf das Gebäude. Die Öffentlichkeit, allen voran die Berliner Zeitungen des Axel-Springer-Verlages, war entsetzt. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt (SPD) entschuldigte sich beim US-Stadtkommandanten. In der Nacht klebten Mitglieder des SDS Plakate: "Erhard und die Bonner Parteien unterstützen Mord. Mord durch Napalmbomben. Mord durch Giftgas. Wie lange lassen wir zu, daß in unserem Namen gemordet wird?"

Mehr als 5.000 GewerkschafterInnen, ProfessorInnen und StudentInnen beteiligten sich am 22. Mai 1966 in Frankfurt an dem vom SDS veranstalteten Kongreß "Vietnam - Analyse eines Exempels". Das Hauptreferat des Kongresses hielt Herbert Marcuse, der seinen Vortrag mit einem Appell beendete: "Es gibt in der Geschichte eben so etwas wie Schuld, und es gibt keine Notwendigkeit, weder strategisch, noch technisch, noch national, die rechtfertigen könnte, was in Vietnam geschieht: das Abschlachten der Zivilbevölkerung, von Frauen und Kindern, die systematische Vernichtung von Nahrungsmitteln, Massenbombardierungen eines der ärmsten und wehrlosesten Länder der Welt - das ist Schuld, und dagegen müssen wir protestieren, selbst wenn wir glauben, daß es hoffnungslos ist, einfach um als Menschen überleben zu können und vielleicht auch nur, weil dadurch der Schrecken und das Grauen abgekürzt werden könnten, und das ist heute schon unendlich viel." (11)

Die Kommune

Die StudentInnenrevolte der späten 60er Jahre war nicht zuletzt der Versuch eines Ausbruchs aus der Normalität des Alltags - eine Revolte des Hedonismus und der "Neuen Sensibilität", wie es Herbert Marcuse bezeichnete. "Die praktische Verbindung von politischen und individuellen Emanzipationszielen, die der Gedankenverknüpfung von Marxismus und Psychoanalyse entsprach, war ein Sprengstoff, der heute noch wirksam ist. Die Gesellschaft und sich selbst von Grund auf zu verändern, soziale Gerechtigkeit und persönliches Glück zu verwirklichen, staatliche und familiäre Autorität zu bekämpfen, ist in der Geschichte der sozialen Bewegungen nur selten gleichzeitig versucht worden... Wer nur Sexualität und Geschlechterverhältnisse anders haben will, fällt ebenso in den Puritanismus der gegebenen Gesellschaft zurück wie der, dem es ausschließlich um ökonomische Umwälzungen geht. Daß das eine nicht ohne das andere geht, war die gefährliche Botschaft der Protestbewegung." (12)

Aus diesem Ansatzpunkt entwickelte sich im Sommer 1966 die Idee zur Gründung einer "Kommune" in Westberlin. Es wurden gleich zwei; die Kommune I und die Kommune II, die beide durch aggressive und schrille Polit-Happenings in Erscheinung traten. Dieter Kunzelmann, Initiator der "K 1" und 15 Jahre später für die Alternative Liste im Berliner Abgeordnetenhaus, hatte dazu aufgerufen: "Ihr müßt euch entwurzeln! Weg mit euren Stipendien! Weg mit eurer Sicherheit! Gebt das Studium auf! Riskiert eure Persönlichkeit!" Am 1. Juni 1967 gründeten Dieter Kunzelmann, Rainer Langhans, Fritz Teufel und andere die Kommune 1.

Im April 1967 kündigte sich der amerikanische Vizepräsident Hubert Humphrey zu einem Besuch in Berlin an. Der Allgemeine StudentInnenausschuß (AStA) der Freien Universität rief zur Protestdemonstration auf. In der Kommune 1 wurde Pudding angerührt, mit dem Hubert Humphrey beworfen werden sollte. Im Grunewald probierte die Gruppe das Pudding-Attentat an einigen Bäumen aus. Doch die Aktion flog schon vor der Durchführung auf. Die Zeitungen überschlugen sich vor Empörung, und aus dem Pudding-Attentat wurde ein Sprengstoffanschlag. "Bild" in einer Schlagzeile, die über die halbe Seite lief: "Geplant: Berlin - Bombenanschlag auf US-Vizepräsidenten." Auf der Basis dieser Falschmeldung kommentierte "Bild" im Innenteil des Blattes: "Mit diesen Bombenlegern werden wir fertig! Die Mehrheit der Deutschen hat Verständnis für den Kampf der Amerikaner in Asien..." Die "Verschwörer" wurden vorüberghend in Haft genommen, bald stellte sich heraus, daß der Sprengstoff nichts als Pudding und Quark gewesen war. Die Presse und die Berliner Obrigkeit waren vor der Weltöffentlichkeit blamiert.

Der Brand im Brüsseler Warenhaus "A l 'Innovation" am 22. Mai 1967, bei dem mehr als 300 Menschen ums Leben kamen, inspirierte die Kommunarden zu einer makabren Inszenierung. Sie verfaßten eine Reihe von Flugblättern und verteilten sie an der Freien Universität. Das erste Flugblatt überschrieben sie: "Neue Demonstrationsformen in Brüssel erstmals erprobt." Das zweite Flugblatt: "Warum brennst Du, Konsument? Ein brennendes Kaufhaus mit brennenden Menschen vermittelt zum erstenmal in einer europäischen Großstadt jenes knisternde Vietnamgefühl (dabeizusein und mitzubrennen), das wir in Berlin bislang noch missen mußten... So sehr wir den Schmerz der Hinterbliebenen in Brüssel mitempfinden: Wir, die wir dem Neuen aufgeschlossen sind, können, solange das rechte Maß nicht überschritten wird, dem Kühnen und Unkonventionellen, das, bei aller menschlichen Tragik, die im Brüsseler Kaufhausbrand steckt, unsere Bewunderung nicht versagen..." Und im dritten Flugblatt gingen die Kommunarden noch weiter: "Wann brennen die Berliner Kaufhäuser? Bisher krepierten die Amis in Vietnam für Berlin. Uns gefiel es nicht, daß diese armen Schweine ihr Coca-Cola-Blut im vietnamesischen Dschungel verspritzen mußten. Deshalb trottelten wir anfangs mit Schildern durch leere Straßen, warfen ab und zu Eier ans Amerikahaus, und zuletzt hätten wir gern Hubert Humphrey in Pudding sterben sehen. Unsere belgischen Freunde haben endlich den Dreh heraus, die Bevölkerung am lustigen Treiben in Vietnam wirklich zu beteiligen: sie zünden ein Kaufhaus an, dreihundert saturierte Bürger beenden ihr aufregendes Leben, und Brüssel wird Hanoi. Keiner von uns braucht mehr Tränen über das arme vietnamesische Volk bei der Frühstückszeitung zu vergießen. Ab heute geht er in die Konfektionsabteilung von KaDeWe, Hertie, Woolworth, Bilka oder Neckermann und zündet sich diskret eine Zigarette in der Ankleidekabine an. Wenn es irgendwo brennt in der nächsten Zeit, wenn irgendwo eine Kaserne in die Luft geht, wenn irgendwo in einem Stadion die Tribüne einstürzt, seid bitte nicht überrascht, genauso wenig wie bei der Bombardierung des Stadtzentrums von Hanoi. Brüssel hat uns die einzige Antwort darauf gegeben: Burn, Warehouse, Burn!"

Die Berliner Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen sieben Kommunarden. Sie hätten gemeinschaftlich durch Verbreitung von Schriften zur Begehung strafbarer Handlungen aufgefordert, nämlich zum vorsätzlichen Inbrandsetzen von Räumlichkeiten, welche zeitweise dem Aufenthalt von Menschen dienten, und zwar zu einer Zeit, während welcher Menschen in denselben sich aufzuhalten pflegten. "Die Aufforderung", so die Staatsanwaltschaft, "ist bisher ohne Erfolg geblieben." Der Hinweis der Angeklagten, ob sich denn auch das Gericht tatsächlich zur Brandstiftung "aufgefordert" fühle, führte zum Freispruch der Kommunarden.

Nachdem die Kommune I Flugblätter im Namen des SDS herausgebracht hatte, schloß der SDS sie am 12. Mai 1967 aus, da, wie das Westberliner SDS-Bundesvorstandsmitglied Wolfgang Lèfevre erklärte, "ihre blinden Aktionen in der aktuellen Situation an der Hochschule die im Augenblick akutere Gefährdung der Arbeit des SDS darstellen" (13). Die Kommune I behielt jedoch bei den Medien ebenso ihre Faszination wie bei den sich politisierenden StudentInnen, auch wenn sich die Kommunarden zunehmend entpolitisierten: "Was geht mich Vietnam an? Ich habe Orgasmusschwierigkeiten." (Dieter Kunzelmann)

Große Koalition und Notstandsgesetze

Zwei einschneidende innenpolitische Vorgänge prägten die Bundesrepublik ab Mitte der 60er Jahre: die Einrichtung einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD im Dezember 1966 und die Durchsetzung von Notstandsgesetzen. Beides stieß von Anfang an auf Protest innerhalb der StudentInnenschaft. Die linken StudentInnen sahen in der Großen Koalition der "Mutlosen mit den Machthabern" (Jürgen Habermas) ein Indiz für den Funktionsverlust des bürgerlichen Parlaments. Dies führte zu einem Desillusionierungsprozeß gegenüber dem parlamentarischem System. Die SPD verlor ihre Rolle als Hoffnungsträgerin für eine grundsätzliche politische Alternative zur CDU/CSU. Die Große Koalition wurde im Zusammenhang mit der von der CDU/CSU zielstrebig verfolgten Notstandsgesetzgebung gesetzt, die als Konkretisierung einer umfassenden autoritativen gesellschaftlichen Neuformierung erschien: "Das Gesetzesinstrumentarium wirkte wie geschaffen, um mit verfassungsrechtlichen Mitteln den Ausnahmezustand zu definieren und das Parlament ausschalten zu können. In der Aussicht, daß ein solches Vorhaben einmal Wirklichkeit werden könnte, wurde das alte Trauma endgültig wieder wach. Bestand das Verhängnis des deutschen Parlamentarismus doch gerade darin, daß die Nazis es vermocht hatten, ihre Herrschaft ohne formalen Verfassungsbruch, nämlich durch die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes anzutreten. Wesentlich dramatisiert wurde dieser Vorgang noch durch den Umstand, daß sich im Bundestag keine klare Opposition gegen diese Vorhaben artikulierte." (14)

Im Mai 1965 war bekannt geworden, daß sich die Fraktionsspitzen von CDU/CSU und SPD auf eine Grundgesetzänderung geeinigt hatten. Die SPD erkaufte sich ihre Regierungsbeteiligung mit der Zustimmung zu der von ihr zuerst abgelehnten Notstandsgesetzgebung. Damit stellte sie sich nicht nur gegen das linksliberale und linke intellektuelle Spektrum, sondern auch gegen Teile der Gewerkschaften. So beteiligten sich an den vom SDS organisierten Aktionsausschüssen gegen die Notstandsgesetze im Sommer 1965 auch erstmals in einer größeren Anzahl GewerkschafterInnen. An dem von SDS, Sozialdemokratischen Hochschulbund (SHB), Liberalen Studenten Deutschlands (LSD), der Humanistischen Studentenunion (HSU) und dem Bund Deutsch-israelischer Studiengruppen (BDIS) am 30. Mai 1965 in Bonn veranstalteten Kongreß "Demokratie vor dem Notstand" hatten rund 1200 StudentInnen teilgenommen.

Die vielfältigen Aktivitäten gegen die Notstandsgesetze wurden bundesweit zusammengeführt durch die Bildung des Kuratoriums "Notstand der Demokratie", dem neben dem SDS, der Kampagne für Abrüstung (KfA), prominenten Wissenschaftlern (u.a. die Nobelpreisträger Max Born und Fritz Strassmann), SchriftstellerInnen (u.a. Heinrich Böll, Erich Kästner, Martin Walser), einigen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten und Einzelpersönlichkeiten, wie Weltkirchenpräsident Martin Niemöller, auch offizielle Vertreter von sechs DGB-Gewerkschaften und einiger DGB-Landesbezirke angehörten. Der vorläufige Höhepunkt dieser Bewegung war der am 30. Oktober 1966 in Frankfurt veranstaltete Kongreß "Notstand der Demokratie", dessen Abschlußkundgebung mit einer Beteiligung von 20.000 Menschen stattfand.

"Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren"

Ein weiterer Ansatzpunkt der StudentInnenbewegung war die Infragestellung der Ordinarienuniversität mit ihren Lehrinhalten und ihrer elitären Beschränktheit. Plastisch faßten die StudentInnen den Zustand der Hochschulen unter dem Motto "Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren" zusammen. Dabei ging mit der Ablehnung des bestehenden autoritären Hochschulsystems die Forderung nach einer umfassenden Demokratisierung der Hochschulen einher. Anknüpfend an die Ende 1961 veröffentlichte SDS-Denkschrift "Hochschule in der Demokratie" und der marxistischen Kritik an der mangelnden Berücksichtigung des historischen Materialismus wurde umfassend über alternative Hochschulkonzepte (Mitbestimmungsrechte, Studien- und Lehrinhalte etc.) diskutiert, ebenso wie über darüber hinaus weisende gesamtgesellschaftliche Utopien. Die Hochschulen wurden zu Orten, an denen alternative Seminare, politische Zirkel etc. stattfanden.

Protestaktivitäten gegen die autoritären universitären Strukturen und repressive Maßnahmen der Universitätsleitung bestimmten das Sommersemester 1965 an der FU Berlin. Vom 10. bis 18. Mai 1965 streikten die PolitologInnen am Otto-Suhr-Institut gegen das Redeverbot gegen den Journalisten Erich Kuby, am 1. Juli demonstrieren 10.000 Berliner StudentInnen gegen den "Bildungsnotstand" (Georg Picht). Im Wintersemester 1965/66 standen Aufklärung und Aktionen gegen den Vietnam-Krieg im Vordergrund. Dabei erkannten die StudentInnen, daß traditionelle Demonstrationsformen in einer durch den Springer-Konzern monopolisierten Westberliner Presselandschaft keine Chance hatten, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Diese Blockade wurde durchbrochen, als Teile des SDS begannen, zu spektakulären und illegalen Aktionen überzugehen. Die Massenmedien griffen nun die immer stärker Happeningcharakter tragenden Aktivitäten begierig auf. So verbrannten Mitglieder der Kommune 1 im Dezember 1966 Pappmacheköpfe von SED-Chef Walter Ulbricht und US-Präsident Johnson, während dazu Weihnachtslieder gesungen werden. Zur gleichen Zeit, zum Abschluß der Vietnamwochen, rief Rudi Dutschke zur Bildung einer "außerparlamentarischen Opposition" auf. Während der Proteste im Sommersemester 1966 gegen die Einführung von Zulassungsbeschränkungen an der Juristischen und Medizinischen Fakultät, die als "Zwangsexmatrikulation" bezeichnet wurden, probierten die Berliner StudentInnen Aktionsformen aus den USA aus, wie "sit-ins", "teach-ins", "sleep-ins" und "go-ins", die später zu integralen Bestandteilen studentischen Protests wurden (15). Am 19. April besetzen 2000 StudentInnen den Henry-Ford-Bau, um gegen Sanktionen des Akademischen Senats der FU zu protestieren. Der Rektor läßt die StudentInnen durch Polizeigewalt hinaustragen.

Peter Schneider hielt am 5. Mai 1967 auf der Vollversammlung aller Fakultäten im Audimax der Freien Universität Berlin folgende Rede: "Wir haben Fehler gemacht, wir legen ein volles Geständnis ab: Wir sind nachgiebig gewesen, wir sind anpassungsfähig gewesen, wir sind nicht radikal gewesen. Wir haben uns um die Immatrikulation beworben, wir haben die Immatrikulationsbestimmungen gelesen, wir haben uns den Immatrikulationsbestimmungen unterworfen. Wir haben Formulare ausgefüllt, die auszufüllen eine Zumutung war. Wir haben über unsere Religionszugehörigkeit Auskunft gegeben, obwohl wir keiner Religion zugehörten. Wir haben für unsere Bewerbung Gründe angeführt, die nicht unsere Gründe waren. Wir haben unsere Zulassung erhalten, wir haben unseren besten Anzug angezogen, wir sind zur Immatrikulationsfeier gegangen. Wir haben uns hingesetzt, haben gewartet, wir wären am liebsten gleich wieder gegangen. Wir haben uns zur Feier des Augenblicks von unseren Plätzen erhoben, obwohl uns die Feierlichkeit des Augenblicks nicht bewußt geworden ist. Wir sind, als unsere Professoren in langen Talaren und schwarzen Käppis erblickten, nicht in ein nicht enden wollendes Gelächter ausgebrochen. Wir haben uns wieder hingesetzt, als wir uns wieder hinsetzen durften. Wir haben die Ansprache des Rektors gehört, wir haben die Ansprache des Dekans gehört, wir haben die Ansprache des Studentenvertreters gehört. Wir haben die Worte der Redner in uns aufgenommen, wir haben ab und zu die Augen geschlossen, wir haben uns jedesmal entschließen müssen, bevor wir gehustet haben, wir sind nicht weiter aufgefallen, wir sind liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen gewesen. Wir haben uns des Vorzugs, ein akademischer Bürger zu sein, versichern lassen, bevor wir das als reinen Vorzug empfanden. Wir haben unsere Universität freie Universität genannt, obwohl wir da gar nicht sicher waren. Wir haben eine Gemeinschaft von Lernenden und Lehrenden gebildet, obwohl diese Gemeinschaft erst noch zu bilden war. Wir haben den Immatrikulationstee getrunken, wir haben unser Studium begonnen, wir haben die Pflichtvorlesungen belegt, wir sind nicht in den SDS eingetreten. Wir haben uns ein Semester lang mit der Frage beschäftigt, warum die Goten das t hauchten und wir haben über einen Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts gearbeitet, der seinerseits über einen Römer des zweiten Jahrhunderts gearbeitet hatte. Wir haben mit dieser Arbeit keinen Erfolg gehabt, denn wir haben die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts, die über einen Römer des zweiten Jahrhunderts gearbeitet haben, nicht gebührend berücksichtigt. Wir sind deprimiert gewesen, wir haben uns zu Recht kritisiert gefühlt, wir haben es das nächste Mal besser gemacht. Wir haben Seminararbeiten gemacht, die zu machen reine Zeitverschwendung war, wir haben Seminarsitzungen protokolliert, die nicht zu protokollieren, sondern nur zu kritisieren waren. Wir haben Tatsachen auswendig gelernt, aus denen nicht das mindeste zu lernen war. Wir haben Prüfungen vorbereitet, die nur der Prüfung unseres Gehorsams dienten. Wir sind nervös geworden, wir sind unlustig geworden, wir sind immer schwieriger geworden, wir litten an mangelnder Konzentration, wir konnten nicht einschlafen, wir konnten nicht beischlafen, wir haben uns einmal ausgesprochen. Wir haben uns sagen lassen, wir müßten erst mal mit uns selber fertig werden. Wir sind mit uns selber fertig geworden. [...] Wir sind sachlich gewesen, wir sind gehorsam gewesen, wir sind wirklich unerträglich gewesen. Diejenigen, die mit Magnifizenz anzureden waren, haben wir mit Magnifizenz angeredet. Diejenigen, die mit Herr Professor anzureden waren, haben wir mit Herr Professor angeredet. Diejenigen, die mit Herr Doktor anzureden waren, haben wir mit Herr Doktor angeredet. Diejenigen, die mit Herr Professor Doktor Doktor anzureden waren, haben wir mit Herr Professor Doktor Doktor angeredet. Wir wollen es nie wieder tun. Wir haben uns durch schlechte Noten kleinkriegen lassen, wir haben uns durch gute Noten wieder aufmöbeln lassen, wir haben es mit uns machen lassen. Wenn wir bei unserem Professor in der Vorlesung waren, dann haben wir ihm nicht auf die Finger gesehen, wenn wir uns von ihm prüfen ließen, haben wir nicht ins Gesicht gesehen, wenn wir auf dem Klo neben ihm standen, dann haben wir nicht auf seinen Schwanz gesehen. Wir wollen es das nächste Mal tun. Wir haben unser Studium fortgesetzt, wir haben die erforderliche Semesterzahl belegt, wir haben die in uns gesetzten Erwartungen nicht enttäuscht. Wir haben die Gesetze des Strafrechts auswendig gelernt, obwohl wir doch nicht an den Sinn der Bestrafung glauben. Wir haben die Gesetze der zweiten Lautverschiebung gelernt, während andere die Notstandsgesetze verabschiedeten. Wir haben uns zur Gotischprüfung gratulieren lassen, während unser Bundespräsident der südafrikanischen Regierung zu ihrer Rassenpolitik gratulierte. Wir haben an die Freiheit der Wissenschaft geglaubt, wie andere an die Freiheit Südvietnams glauben [...] Wir haben es dahin kommen lassen, daß sie uns anläßlich eines Sit-Ins, das sich ausdrücklich gegen die unerträgliche Ruhe und Ordnung an dieser Universität richtete, mit einem Hinweis auf Ruhe und Ordnung zu Ruhe und Ordnung zu bringen versuchten. Wir haben es dahin kommen lassen, daß einer unserer seltenen Spezialisten auf dem Gebiet des Marxismus unsere Aktionen mit denen des Faschismus verwechselt hat, was doch wirklich eine wissenschaftliche Fehlleistung ist. Wir haben uns da offenbar nicht klar ausgedrückt, wir wollen uns jetzt klar ausdrücken. Es geht tatsächlich um die Abschaffung von Ruhe und Ordnung, es geht um undemokratisches Verhalten, es geht darum, endlich nicht mehr sachlich zu sein. Wir haben in aller Sachlichkeit über den Krieg in Vietnam informiert, obwohl wir erlebt haben, daß wir die unvorstellbarsten Einzelheiten über die amerikanische Politik in Vietnam zitieren können, ohne daß die Phantasie unserer Nachbarn in Gang gekommen wäre, aber daß wir nur einen Rasen betreten zu brauchen, dessen Betreten verboten ist, um ehrliches, allgemeines und nachhaltiges Grauen zu erregen. Wir haben vollkommen demokratisch gegen die Notstandsgesetze demonstriert, obwohl wir gesehen haben, daß wir sämtliche Ränge des Zivildienstes aufzählen können, ohne irgendeine Erinnerung wachzurufen, aber daß wir nur die polizeilich vorgeschriebene Marschrichtung zu ändern brauchen, um den Oberbürgermeister und die Bevölkerung aus den Betten zu holen. Wir haben ruhig und ordentlich eine Hochschulreform gefordert, obwohl wir herausgefunden haben, daß wir gegen die Universitätsverfassung reden können, soviel und solange wir wollen, ohne daß sich ein Aktendeckel hebt, aber daß wir nur gegen die baupolizeilichen Bestimmungen zu verstoßen brauchen, um den ganzen Universitätsaufbau ins Wanken zu bringen. Da sind wir auf den Gedanken gekommen, daß wir erst den Rasen zerstören müssen, bevor wir die Lügen über Vietnam zerstören können, daß wir erst die Marschrichtung ändern müssen, bevor wir etwas an den Notstandsgesetzen ändern können, daß wir erst die Hausordnung brechen müssen, bevor wir die Universitätsordnung brechen können. Da haben wir den Einfall gehabt, daß das Betretungsverbot des Rasens, das Änderungsverbot der Marschrichtung, das Veranstaltungsverbot der Baupolizei genau die Verbote sind, mit denen die Herrschenden dafür sorgen, daß die Empörung über die Verbrechen in Vietnam, über die Notstandspsychose, über die vergreiste Universitätsverfassung schön ruhig und wirkungslos bleibt. Da haben wir gemerkt, daß sich in solchen Vorgängen die kriminelle Gleichgültigkeit einer ganzen Nation austobt. Da haben wir es endlich gefressen, daß gegen den Magnifizenzwahn und akademische Sondergerichte, gegen Prüfungen, in denen man nur das Fürchten, gegen Seminare, in denen man nur das Nachschlagen lernt, gegen Ausbildungspläne, die uns systematisch verbilden, gegen Sachlichkeit, die nichts anderes als Müdigkeit bedeutet, gegen die Verketzerung der Emotion, aus der die Herrschenden das Recht ableiten, über die Folterungen in Vietnam mit der gleichen Ruhe reden zu können wie über das Wetter reden zu dürfen, gegen demokratisches Verhalten, das dazu dient, die Demokratie nicht aufkommen zu lassen, gegen Ruhe und Ordnung, in der die Unterdrücker sich ausruhen, gegen verlogene Rationalität und wohlweisliche Gefühlsarmut, - daß wir gegen den ganzen alten Plunder am sachlichsten argumentieren, wenn wir aufhören zu argumentieren, und uns hier in den Hausflur auf den Fußboden setzen. Das wollen wir jetzt tun."

2000 StudentInnen setzten sich, und sie blieben auch sitzen, als sie aufgefordert wurden, das Gebäude zu verlassen. Der Rektor rief die Polizei. Doch blieben die aufbegehrenden Westberliner StudentInnen bis Juni 1967 weitgehend unter sich. Erst mit dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, in der Folge einer Protestdemonstration gegen den Schah von Persien, erfaßte der Versuch des Aufstandes auch den Rest der Republik.

Die Ermordung Benno Ohnesorgs

In diesem Frühling 1967 erwartete die Bundesrepublik den Besuch des Schahs von Persien, Reza Pahlevi, und seiner Frau, der Schabanu, Farah Diba (16). In Berlin bereiteten sich die StudentInnen auf Demonstrationen gegen den iranischen Potentaten vor. Die Bundesregierung hatte für den Besuch des Schahs von Persien Sicherheitsvorkehrungen geschaffen, die an polizeistaatliche Praktiken erinnerten. Oppositionelle PerserInnen waren ohne irgendeine Rechtsgrundlage in Vorbeugehaft genommen worden. Die Autobahnen, auf denen sich der kaiserliche Wagenkonvoi durch die Republik bewegte, wurden für normalen Autoverkehr gesperrt.

Zu einer ersten Demonstration kam es am Abend des 1. Juni, als im Anschluß an eine Informationsveranstaltung zur Situation in Persien StudentInnen vor die Westberliner Militärmission der CSSR zogen, um gegen die freundliche Aufnahme des Schahs in Prag zu demonstrieren. Schon in der Nacht vom 30. zum 31. Mai hatten Mitglieder des SDS und der Conföderation Iranischer Studenten (CIS) überall in der Stadt Steckbriefe des Schahs mit der Überschrift "Mord" geklebt.

Am Morgen des 2. Juni flog Reza Pahlevi nach Berlin. Schahtreue Perser hatten die Erlaubnis erhalten, ihren Kaiser mit Fahnen und Jubelgeschrei auf dem Flughafen zu begrüßen. Am Abend durften sie in zwei Sonderbussen in der Kolonne der Ehrengäste zur Dutschen Oper fahren, wo das Kaiserpaar einer Aufführung der "Zauberflöte" lauschen sollte. Wieder durften sich die zum Teil mit Pistolen und Ausweisen des Geheimdienstes ausgerüsteten Jubelperser vor der Absperrung formieren und sich später an der Jagd der Polizei auf Demonstranten beteiligen. Das Kaiserpaar rollte um 19.56 Uhr im Mercedes 600 vor das Opernportal. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurden Sprechchöre laut: "Schah, Schah, Scharlatan", "Mörder, Mörder". Tomaten, Farbbeutel und Mehltüten zerplatzten auf der Fahrbahn, weit weg vom kaiserlichen Ziel. Vereinzelt flogen Steine. Unversehrt erreichten Schah und Schahbanu die Oper.

Langsam rückten die DemonstrantInnen ab, wollten sich auf die umliegenden Kneipen verteilen und um 22.00 Uhr nach Schluß der Mozart-Aufführung zur Verabschiedung des Schahs neu versammeln. Plötzlich fuhren Krankenwagen auf, vierzehn insgesamt. Die Polizeibeamten, die sich in einer Reihe vor den Demonstranten aufgebaut hatten, zogen die Knüppel. Einige Schaulustige versuchten, über die Absperrgitter zu entkommen, wurden aber zurückgetrieben. Den DemonstrantInnen wurde systematisch der Fluchtweg abgeschnitten und mit Schlagstöcken auf sie eingeknüppelt. Hinter den Fliehenden jagten polizeiliche Greiftrupps her. Auf einem Garagenhof schoß der nichtuniformierte Beamte Karl-Heinz Kurras aus der Abteilung 1, Politische Polizei, einem der Flüchtenden, dem Pazifisten und Romanistikstudenten Benno Ohnesorg, von hinten in den Kopf. Ohnesorg, der zum ersten Mal in seinem Leben an einer Demonstration teilgenommen hatte und Mitglied der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) war, starb kurz darauf im Krankenhaus. Viele DemonstrantInnen wurden verletzt, etliche festgenomen, darunter auch das Mitglied der Kommune I, Fritz Teufel, der sechs Monate wegen falscher Anschuldigungen in Untersuchungshaft gehalten wurde. Der Todesschütze Kurras hingegen wurde für seine Tat nicht belangt. Von der gegen ihn erhobenen Anklage der "fahrlässigen Tötung" sprach das Gericht ihn später frei.

Die Empörung über das brutale Vorgehen der Polizei und den Tod eines Studenten erfaßte die StudentInnen in der gesamten Bundesrepublik. In der Woche vom 2. bis zum 9. Juni 1967 protestierten über 100.000 StudentInnen gegen die Polizeibrutalität und das zynische Verhalten der politisch Verantwortlichen ebenso wie der Massenmedien nach dem 2. Juni, die die Opfer zu Tätern und sogar für den Tod Ohnesorgs noch selber verantwortlich machten (17). So verkündete der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Heinrich Albertz, noch am 3. Juni um 1 Uhr nachts in einer Presseerklärung: "Die Geduld der Stadt ist am Ende. Einige Dutzend Demonstranten, unter ihnen auch Studenten, haben sich das traurige Verdienst erworben, nicht nur einen Gast der Bundesrepublik Deutschland in der deutschen Hauptstadt beschimpft und beleidigt zu haben, sondern auf ihr Konto gehen auch ein Toter und zahlreiche Verletzte - Polizeibeamte und Demonstranten. Die Polizei, durch Rowdies provoziert, war gezwungen, scharf vorzugehen und von ihren Schlagstöcken Gebrauch zu machen. Ich sage ausdrücklich und mit Nachdruck, daß ich das Verhalten der Polizei billige und daß ich mich durch eigenen Augenschein davon überzeugt habe, daß sich die Polizei bis an die Grenze des Zumutbaren zurückgehalten hat." (18)

Im Laufe des 3. Juni bestätigte er im Sender Freies Berlin (SFB) diese Sichtweise und erklärte die Verhängung eines öffentlichens Demonstrationsverbots, das von allen Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus unterstützt wurde. Die BILD-Zeitung brachte die herrschende Meinung und das "gesunde deutsche Volksempfinden" auf den Nenner: "Gestern haben in Berlin Krawallmacher zugeschlagen, die sich für Demonstranten halten. Ihnen genügte der Krawall nicht mehr. Sie wollten Blut sehen. Sie schwenken die rote Fahne, und sie meinen die rote Fahne. Hier hört der Spaß und der Kompromiß und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden. Die Deutschen wollen keine braune und keine rote SA. Sie wollen keine Schlägerkolonnen, sondern Frieden." (19) Mit Blick auf die StudentInnen und den "Terror der Straße" verkündete in der Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses vom 8. Juni unter Beifall ein CDU-Abgeordneter als seine Schlußfolgerung aus den Ereignissen: "Wenn der Blinddarm schmerzt und wenn die Qualen nicht mehr auszuhalten sind, dann bleibt nichts anderes übrig, als ihn herauszuoperieren." (20)

In Hamburg kam es am 3. Juni anläßlich des dortigen Schahbesuchs erneut zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der Verband Deutscher StudentInennschaften (VDS) verurteilte in einer gemeinsamen Erklärung zusammen mit den ASten in Bonn, Frankfurt, Gießen, Heidelberg, Mainz, Marburg, München, Tübingen und Westberlin sowie den StudentInnenverbänden SDS, SHB, LSD, ESG, HUS und dem World University Service (WUS) das Vorgehen der Polizei. In einigen Städten, wie zum Beispiel Heidelberg, beteiligte sich auch der RCDS an den Demonstrationen. Der Marburger AStA- und spätere VDS-Vorsitzende Christoph Ehmann sagte zum Abschluß eines Schweigemarsches in Marburg: "Wie der Spanienfeldzug Hitlers zur Erprobung seiner Waffen, so diente der Schahbesuch zahlreichen machtausübenden Staatsorganen der Erprobung ihrer Notstandsmaßnahmen." (21)

Am 9. Juni findet in Hannover der Kongreß "Hochschule und Demokratie - Bedingungen und Organisation des Widerstands" statt. Dort wirft Jürgen Habermas Rudi Dutschke und dem SDS vor, "linksfaschistisch" zu sein.

Rudi Dutschke, der aufgrund seiner wachsenden Popularität als "Studentenführer" im SDS heftig bekämpft wurde, und Hans-Jürgen Krahl führten in ihrem "Organisationsreferat" auf der 22. Delegiertenkonferenz des SDS im September 1967 den Begriff des "städtischen Guerilleros" nicht nur als abstrakte Denkfigur in die Diskussion ein: "Die Propaganda der Schüsse (Che) in der Dritten Welt muß durch die Propaganda der Tat in den Metropolen vervollständigt werden, welche eine Urbanisierung ruraler Guerilla-Tätigkeit geschichtlich möglich macht. Der städtische Guerillero ist der Organisator schlechthinniger Irregularität als Destruktion des Systems repressiver Institutionen. Die Universität bildet seine Sicherheitszone..., in der er und von der aus er den Kampf gegen die Institutionen, den Kampf um den Mensagroschen und um die Macht im Staate organisiert." (22) Am 9. Oktober 1967 wird Che Guevara in Bolivien gefangengenommen und ermordet.

Am 17./18. Februar 1968 findet in Westberlin der "Internationale Vietnamkongreß" statt. 12.000 Menschen demonstrieren gegen den Krieg der USA in Indochina.

Das Attentat auf Rudi Dutschke

Am 11. April 1968, morgens um 9.10 Uhr, kam der 24jährige Anstreicher Josef Bachmann mit dem Interzonenzug aus München auf dem Westberliner Bahnhof Zoo an (23). Er trug ein Schulterhalfter mit Pistole. In seiner Tasche hatte er Munition und eine zweite Waffe. Daneben steckte in einem Pappumschlag ein Ausschnitt aus der rechtsradikalen "Deutschen Nationalzeitung". Unter dem Datum des 22. März 1968 stand zu lesen: "Stoppt Dutschke jetzt! Sonst gibt es Bürgerkrieg. Die Forderung des Tages heißt: Stoppt die linksradikale Revolution jetzt! Deutschland wird sonst das Mekka der Unzufriedenen aus aller Welt." Unter der Schlagzeile waren fünf Fotos von Rudi Dutschke zu sehen, aufgereiht wie Fahndungsbilder.

Josef Bachmann ging zum Einwohnermeldeamt und erhielt dort die Auskunft, Rudi Dutschke sei in Berlin 31, Kurfürstendamm 140, gemeldet. Mit dem Autobus fuhr Bachmann zurück zum Bahnhof Zoo und machte sich zu Fuß auf den Weg zum SDS-Zentrum. Es war 16.35 Uhr. Bachmann sah Rudi Dutschke mit einem Fahrrad aus dem Haus Kurfürstendamm 140 kommen. Bachmann lief auf Dutschke zu, der auf dem Weg zur Apotheke war, um Medizin für seinen drei Monate alten Sohn zu besorgen.

Der erste Schuß traf Rudi Dutschke in die rechte Wange. Er stürzte vom Rad auf die Straße, riß sich die Schuhe von den Füßen und die Uhr vom Handgelenk. Bachmann schoß noch zweimal, traf Dutschke am Kopf und in die Schulter. Dann lief er weg, flüchtete sich ein paar hundert Meter weiter in den Keller eines Rohbaues. Rudi Dutschke richtete sich noch einmal auf, taumelte auf das SDS-Zentrum zu, rief laut nach Vater und Mutter und: "Ich muß zum Friseur, ich muß zum Friseur." Nach einigen Metern brach er zusammen und sagte noch: "Soldaten, Soldaten."

Josef Bachmann wurde nach wenigen Minuten von der Polizei festgenommen. In seinem Kellerversteck hatte er zwanzig Schlaftabletten geschluckt. Im Krankenhaus wurde er gerettet. Rudi Dutschke wurde im Westend-Krankenhaus operiert. Die Ärzte kämpften um sein Leben.

Blitzschnell hatte sich die Nachricht vom Attentat in Berlin verbreitet. Im SDS-Zentrum, vor den inmitten eines Kreidekreises immer noch die Schuhe Rudi Dutschkes lagen, sammelten sich die StudentInnen. Um 18.30 Uhr strahlte der Rundfunk die Nachricht aus, Dutschke sei am Leben. Seine Chancen stünden fünfzig zu fünfzig. Jetzt erst regten sich im SDS-Zentrum leise Diskussionen: Was tun? Demonstrieren? Den Verkehr in West-Berlin blockieren? Das Rathaus besetzen? Zum aktiven Widerstand aufrufen? Plötzlich war klar, was man tun mußte: Gegen den Springer-Verlag demonstrieren, die Auslieferung der Zeitungen verhindern.

Bernd Rabehl vom SDS sagte während der darauffolgenden Versammlung im Audimax der Technischen Universität: "Das Springer-Haus ist jetzt schon mit Stacheldraht umgeben. Springer erwartet also unseren Angriff. Was wird uns dort erwarten? Wir werden auf Polizeiketten stoßen. Die Polizei wird sich aber heute zurückhalten, weil sie ein sehr schlechtes Gewissen hat..." Der Wortlaut aller Redebeiträge auf dieser Veranstaltung blieb erhalten; die Berliner Sicherheitsbehörden schnitten jedes Wort auf Tonband mit und verwendeten es für Anklagen gegen die "Rädelsführer" der Springer-Demonstration. Weitere Einzelheiten erhielt die Staatsanwaltschaft später von einer ganzen Reihe von Journalisten, die bereitwillig belastende Aussagen gegen Sprecher der StudentInnen machten.

Von der Technischen Universität aus bewegte sich der Demonstrationszug in Richtung Kochstraße. "Mörder! Springer -Mörder! Springer raus aus West-Berlin! Bild hat mitgeschossen!" Die DemonstrantInnen hatten sich untergehakt, marschierten nebeneinander, trugen rote Fahnen und Fackeln. Die StudentInnen hatten die Parole ausgegeben: Heute darf keine Springer-Zeitung die Druckerei verlassen. Am Rande hatte ein Übertragungswagen des Rundfunks Stellung bezogen. Ein Reporter berichtete live: "Wasserwerfer wurden eingesetzt, und ein Demonstrant versuchte, auf einen Wasserwerfer zu klettern. Es gelang ihm sogar, die Kanone des Wasserwerfers auf die Polizeigruppe zu lenken. Auch jetzt sind wieder Wasserwerfer im Einsatz. Die Situation hier ist, nachdem sie sich zunächst einmal beruhigt hatte, etwas unübersichtlich insofern geworden, als sich einige Gruppen zurückgezogen haben in die Nebenstraßen und dort offenbar auch den, wie ich glaube, hier etwas in Brand zu stecken, nämlich die Wagenhalle des Verlagshauses..."

Der "teuflische Plan", von dem der Rundfunkreporter sprach, war nicht von den Anti-Springer-Demonstranten erdacht worden. Er stammte von ganz anderer, höherer Stelle. Der Verfassungsschutzagent Peter Urbach hatte einen großen geflochtenen Weidenkorb dabei, vollgepackt mit zündfertigen Molotowcocktails. Er fand unter den Demonstranten bereitwillige Abnehmer für seine heiße Ware. Wenig später brannten die Auslieferungsfahrzeuge des Springer-Verlages, angesteckt mit Peter Urbachs Molotow-Cocktails. Die Fotos der lodernden Lastwagen gingen als Beleg für die "Gewalttätigkeit der Berliner Studenten" durch die Zeitungen.

"Enteignet Springer!"

In mehr als 20 Städten der BRD kam es in den folgenden Tagen zu Protestaktionen gegen den Springer-Konzern und dessen BILD-Zeitung. "Der Mordanschlag auf Rudi Dutschke ist ebensowenig bloß die Tat eines einzelnen wie die Erschießung Benno Ohnesorgs. Beide sind Opfer einer systematischen Hetzkampagne des Springer-Konzerns im Verein mit der Staatsgewalt" (24), stellte der SDS-Bundesvorstand fest und rief zu einer Kampagne für die Enteignung des Springer-Konzerns auf. In etlichen Städten wurde versucht, die Auslieferung der BILD-Zeitung zu verhindern, doch nur in Köln und Essen gelang dies - und auch das nur für einen Vormittag. Es kam zu Straßenschlachten, "wie es sie seit den letzten Wochen der Weimarer Republik nicht mehr gegeben hatte" (25) und der SPIEGEL resümierte: "Auf der Strecke blieben zwei Tote, über 400 Schwer- und Leichtverletzte und der Anspruch der Bundesrepublik, ein intakter demokratischer Staat zu sein." (26)

Die Außerparlamentarische Opposition

Aus den Aktionsausschüssen gegen die Notstandsgesetze wurden weitere Proteste organisiert. Die von der Westberliner Außerparlamentarischen Opposition (APO) veranstaltete autonome 1. Mai-Kundgebung 1968 wurde mit einer TeilnehmerInnenzahl von rund 40.000 Menschen zur größten Veranstaltung der APO - und erreichte damit beinahe die Größe der offiziellen 1. Mai-Kundgebung auf dem "Platz der Republik", an der laut Polizeibericht gerademal 60.000 Menschen teilnahmen, obwohl zu ihr alle Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses und die Gewerkschaften zusammen aufgerufen hatten.

Am 11. Mai gelang der APO ein weiterer Mobilisierungshöhepunkt: 50.000 Menschen demonstrierten in Bonn gegen der Verabschiedung der Notstandsgesetze. Anläßlich der 2. und 3. Lesung der Notstandsgesetze im Bundestag fanden an zahlreichen Hochschulen Streiks, Besetzungen und Blockaden statt; zur 2. Lesung war es auch in etlichen Betrieben zu Warnstreiks gekommen. "In dieser Situation wähnten die Studenten, die Fernsehzuschauer, die Abend für Abend in der Tagesschau miterlebten, was in Berlin, München, Essen, Frankfurt/Main, Eßlingen, Hannover, Hamburg usw. los war, aber auch der SDS sich selber auf der Straße des Sieges."(27)

Die bundesdeutsche StudentInnenrevolte sah sich in eine internationale Bewegung eingebettet. In den USA wuchs unter maßgeblicher Beteiligung von StudentInnen der Protest gegen den Vietnam-Krieg, in Japan lieferten sich der dortige Dachverband der StudentInnen, die Zengakuren, erbitterte Straßenschlachten mit der Polizei, im "Prager Frühling" spielten StudentInnen eine wichtige Rolle und sogar in Jugoslawien hingen StudentInnen Dutschke-Bilder an die Wände. Auch in England, Belgien, Italien, Polen, Korea und verschiedenen Ländern Lateinamerikas, wie zum Beispiel Mexiko, war es zu StudentInnenprotesten gekommen.

Besonders sahen sich die bundesdeutschen StudentInnen durch die Ereignisse im Mai 1968 in Paris bestätigt, die Frankreich in einer revolutionären Situation befindlich erschienen ließen, "wie sie seit den Zeiten der Volksfront (Juni 1936 - Juni 1937) und dem Jahr der Befreiung 1944 nicht mehr bestanden hatte" (28). Brennende Barrikaden im Universitätsviertel Quartier Latin und Straßenschlachten kamen via Medien auch in die bundesrepublikanischen Haushalte. In Frankreich gelang eine Ausrufung eines 24stündigen Generalstreiks durch die Gewerkschaften, etliche spontane Streiks und Fabrikbesetzungen und einer Solidaritätskundgebung mit den StudentInnen, an der sich etwa 1.000.000 Menschen in Paris beteiligten und den Rücktritt des Staatspräsidenten de Gaulle forderten.

Am 30. Mai 1968 verabschiedete der Bundestag die Notstandsgesetze, im Juni scheiterte das Pariser Aufbegehren und de Gaulle restaurierte seine Macht, am 21. August wurde mit dem Einmarsch der Streitkräfte des Warschauer Vertrages in der CSSR der "Prager Frühling" zerschlagen - und damit der praktische Versuch der Entwicklung eines Sozialismus mit "menschlichem Antlitz" (Alexander Dubcek) jenseits von Stalinismus und Bürokratismus.

Das war der Sommer 1968: 50.000 TeilnehmerInnen bei der APO-Mai-Demonstration in Berlin, Notstandsdemonstration in Bonn, Streiks und Institutsbesetzungen als Protest gegen die Notstandspläne der Bonner Regierung an fast allen Hochschulen, SDS-Kongreß in Frankfurt mit der Rebellion der Frauen, Beate Klarsfelds Ohrfeigenaktion gegen Bundeskanzler Kiesinger, Demonstration in Frankfurt gegen die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den senegalesischen Präsidenten Senghor.

Die "Schlacht am Tegeler Weg"

Anläßlich des Ehrengerichtsverfahrens gegen den Rechtsanwalt der APO, Horst Mahler, aufgrund dessen Beteiligung an der Demonstration am Springer-Hochhaus vom 11. April 1968, kam es vor dem Westberliner Landgericht am Tegeler Weg am 4.11.68 zu einer studentischen Protestdemonstration, die zu "der turbulentesten Straßenschlacht der deutschen Nachkriegsgeschichte" (29) eskalierte. Etwa tausend StudentInnen gingen plötzlich zum Angriff auf die überraschten Polizeieinheiten über. Die StudentInnen - mit Pflastersteinen bewaffnet und unterstützt von einer Rockergruppe der "Hell 's Angels" - eroberten einen Wasserwerfer und zwangen die im Laufe der "Schlacht" um einige Hundertschaften verstärkte Polizei zum Rückzug. Auch der erstmalige Einsatz von Tränengasbomben durch die Polizei nützte nichts: "[D]er Wind stand schlecht", bemerkte die ZEIT "... das beißende Gasgemisch wehte in die eigenen Augen" (30). Am Schluß standen 130 verletzten Polizisten 21 verletzte DemonstrantInnen gegenüber.

Die Gewaltfrage

Provokative, iIlegale Aktionen unterhalb der menschengefährdenden Ebene gehörten zum Aktionsrepertoire, da erst sie die Bewegung ins öffentliche Bewußtsein bringen würde: "Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen. Darum sind Provokationen unerläßliche Voraussetzung für die Öffentlichkeit" (31). Dabei reichte das Spektrum der "Provokationen" vom bewußten Brechen von Demonstrationsauflagen bis hin zur konkreten Planung von Bombenanschlägen.

Bahman Nirumand berichtet 1989 von einer Reise mit Rudi Dutschke und einer Bombe im Gepäck nach Frankfurt, um einen Antennenmast des amerikansichen Soldatensenders AFN in die Luft zu sprengen: "Mit dieser Aktion wollten wir unseren Protest gegen den Vietnamkrieg demonstrieren. Dabei hätte es einen geringen Sachschaden gegeben: den Sturz eines Antennenmastes, wir hielten das für gerechtfertigt." (32) Die Aktion scheiterte, weil Dutschke auf dem Frankfurter Flughafen von der Polizei verhaftet wurde, da sie befürchtete, er wolle auf einer zur gleichen Zeit abgehaltenen Demonstration in der Innenstadt auftreten. Die Bombe jedoch entdeckte die Polizei nicht.

Rudi Dutschke selber hat 1978 in einem Interview mit dem italienischem Journalisten Valerio Riva und dem früheren SDS-Genossen Claudio Pozzoli von Diskussionen über eine Aktion berichtet, die im Falle ihrer Umsetzung etwas größeren Schaden verursacht hätte: "Es ging darum, wenn der Angriff des Westimperialismus in Vietnam sich weiter steigerte und wir keine andere Möglichkeit mehr sahen, daß bestimmte amerikanische Schiffe, die mit Kriegsmaterial direkt nach Vietnam fuhren - daß wir sie halt auch sprengen. Im Hintergrund stand dabei nicht die Ideologie der Rote-Armee-Fraktion, sondern, wie es damals formuliert wurde: Gewalt gegen Sachen, aber nicht Gewalt gegen Personen. Um Aufklärung und Aktion durchzuführen, als symbolischer Akt, ohne dabei im geringsten Gewalt gegen Menschen anzuwenden. Ob es ein Mythos war, eine Illusion, das sei dahingestellt. Aber davon gingen wir aus." (33) Den notwendigen Sprengstoff besorgte der italienische Verleger Feltrinelli und übergab ihn Dutschke, der ihn nach Westdeutschland weiterleitete. Der von Dutschke und Feltrinelli im Januar 1968 zusammen erdachte Plan, in Bremen ein Schiff mit Kriegsmaterial für den Vietnamkrieg zu sprengen, wurde im März jedoch fallengelassen, da nicht zu gewährleisten gewesen wäre, so Dutschke in dem Interview, daß kein Mensch bei der geplanten Aktion zu Schaden gekommen wäre.

Beide Dutschke-Episoden belegen, daß der Brandanschlag vom 2. April 1968 von Andreas Baader, Thorwald Proll, Horst Söhnlein und Gudrun Ensslin auf zwei Frankfurter Kaufhäuser vor dem Hintergrund der damaligen Diskussionsprozesse betrachtet werden muß. Wolfgang Kraushaar stellte in seiner Analyse des Organisationsreferats von Dutschke und Krahl vom September 1967 fest: "Der Sinn einer irregulären Aktion liegt demnach nicht in der materialiter zerstörenden Kraft der Gewalt, sondern in der Konkretisierung abstrakter Gewalt zur sinnlichen Gewißheit, in ihrer durch die Tat erst herzustellenden Erfahrbarkeit." (34) Das ist die entscheidende qualitative Differenz zur späteren Logik der RAF, die "sich schon mit dem Gründungsakt, der Baader-Befreiung (14. Mai 1970), in den selbst ausgelegten Maschen einer vermeintlichen Logistik" verfing, in der es nicht mehr um einen aufklärenden, bewußtseinsschaffenden Akt ging, "sondern im direkten Sinne um eine Handlung, die sich nur noch an militärischen Kriterien messen lassen wollte." (35)

Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke und der "Schlacht am Tegeler Weg" wurde darüber diskutiert, ob nicht der Zeitpunkt erreicht sei, wo "vom Protest zum Widerstand" (Ulrike Meinhof) übergegangen werden müsse. Es ging nicht mehr um politische Prozesse, sondern um Gegenwehr und Angriff. Die "Gewaltfrage" wurde zu einem zentralen Thema: "Nun, nachdem gezeigt worden ist, daß andere Mittel als nur Demonstrationen, Springer-Hearing, Protestveranstaltungen zur Verfügung stehen, andere als die, die versagt haben, weil sie den Anschlag auf Rudi Dutschke nicht verhindern konnten, nun, da die Fesseln von Sitte und Anstand gesprengt worden sind, kann und muß neu und von vorne über Gewalt und Gegengewalt diskutiert werden." (36) Die ersten Ansätze zur Entwicklung bewaffneter Zirkel entstanden. Hinter martialischer Rhetorik verbarg sich dabei häufig ein Gefühl völliger Hilflosigkeit und Angst, wie Bernd Rabehl feststellte: "Nach dem Anschlag auf Rudi Dutschke wird die Gewaltdiskussion ganz anders geführt: viele sind dafür sich zu bewaffnen, um sich nicht abschießen zu lassen. Das ist eine Reaktion aus der Defensive heraus." (37)

K-Gruppen und Sponti-Bewegung

Die antiautoritäre Protestbewegung war durch die "Gewaltfrage" organisationspolitisch zerstört worden. Es setzte eine "innere Terrorisierung der Bewegung" (Wolfgang Kraushaar) ein. Die von dem Heidelberger SDS-Mitglied Joscha Schmierer geprägte Parole von der "Liquidierung der antiautoritären Phase" wurde buchstäblich zum Schlagwort innerhalb der studentischen Linken. Hinter ihr verbarg sich nicht mehr als eine Reaktion auf die als unzureichend empfundene Effizienz der Revolte. Ein Umkippen des antiautoritären Denkens in leninistische, maoistische und stalinistische Gruppen (sogenannte K-Gruppen) erfolgte in den Teilen der 68er-Bewegung, die nicht in die SPD oder DKP abwanderten. Die in den 68er-Protestaktionen geborenen Formen der Basis- und Rätedemokratie machten einem "Leninschen Organisationsmodell" Platz. Unbedingte Zentralisierung und "proletarische Disziplin" traten auf den Plan.

Die sich in den 70er Jahren entwickelnde Spontibewegung erklärte "Hochschulpolitik für bedeutungslos und wandte sich mehr den eigenen Lebensverhältnissen in Form von Häuserkampf, Stadtteil-Initiativen, Anti-AKW-Bewegung usw. zu (einige bevorzugten auch den Kampf in den eigenen vier Wänden)." (38) In Abgrenzung zu den K-Gruppen entstand bei ihnen eine ausgesprochene Theoriefeindlichkeit. K-Gruppen und Spontis bildeten ab Mitte der 70er Jahre, soweit sie überhaupt politisch aktiv blieben, den Ausgangspunkt der alternativen Friedens- und Ökologiebewegung, aus der unter anderem DIE GRÜNEN entstanden.

Anmerkungen

  1. Barbara Sichtermann, 1968 und die Folgen, in: Edmund Jacoby/Georg M. Hafner (Hrsg.), 1968 - Bilderbuch einer Revolte, Frankfurt a.M. 1993, S. 113
  2. Sichtermann, a.a.O., S. 97
  3. Daniel Cohn-Bendit/Reinhard Mohr, 1968. Die letzte Revolution, die noch nichts vom Ozonloch wußte, Westberlin 1988, S. 13
  4. Hermann Lübbe, Es ist nichts vergessen, aber einiges ausgeheilt. Der Nationalsozialismus im Bewußtsein der deutschen Gegenwart, in: FAZ v. 24.1.1983, S. 9
  5. Cohn-Bendit/Mohr, a.a.O., S. 18f.
  6. Stefan Aust, Der Baader-Meinhof-Komplex, München 1989, S. 28
  7. Karl-Heinz Lehnardt/Ludger Volmer, Politik zwischen Kopf und Bauch. Zur Relevanz der Persönlichkeitsentwicklung in den politischen Konzepten der Studentenbewegung in der BRD, Bochum 1979, S. 30
  8. ebd.
  9. Rudi Dutschke, Vom Antisemitismus zum Antikommunismus, in: Uwe Bergmann/Rudi Dutschke/Wolfgang Lefevre/Bernd Rabehl, Rebellion der Studenten oder Die neue Opposition, Reinbek b. Hamburg 1968, S. 63
  10. Uwe Bergmann, Das Vietnam-Semester 1965/66, in: Bergmann, Dutschke, Lefevre, Rabehl, a.a.O., S. 18
  11. Herbert Marcuse, Analyse eines Exempels, in: neue kritik 36/37, Frankfurt a.M. 1966, S. 38
  12. Ulrike Heider, Protestbewegung und Sexrevolte, in: taz vom 13.8.1988, S. 17ff
  13. Wolfgang Lefevre, Referat zur Begründung des Antrags auf Ausschluß der Kommune I aus dem Berliner SDS, in: Eberhard Windaus/Frank Wolff, Studentenbewegung 1967-1969, Protokolle und Materialien, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 1977, S. 107
  14. Wolfgang Kraushaar, Autoritärer Staat und antiautoritäre Bewegung. Zum Organisationsreferat von Rudi Dutschke und Hans-Jürgen Krahl auf der 22. Delegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt (September 1967), in: 1999 - Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 3/87, S. 79
  15. Vgl. die ausführliche Schilderung der politischen Entwicklung an der FU Berlin in: Bernd Rabehl, Am Ende der Utopie. Die politische Geschichte der Freien Universität Berlin, Westberlin 1988.
  16. Eine detaillierte Schilderung der Ereignisse findet sich bei: Fichter/Lönnendonker, Der 2. Juni 1967, S. 32ff., und Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.), Kursbuch 13/1967, Ein Berliner Sommer
  17. Vgl. Knut Nevermann, Der 2. Juni 1967, hrsg. v. Verband Deutscher Studentenschaften, Köln 1967
  18. Erklärung des Regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz vom 3. Juni 1967 (Auszug), in: Karl A. Otto (Hrsg.), APO. Die außerparlamentarische Opposition in Quellen und Dokumenten (1960-1970), Köln 1989, S. 234
  19. BILD v. 3.6.1967, in: ebd., S. 236
  20. Aus dem Redebeitrag des CDU-Abgeordneten Heinschke, in: Windaus/Wolff, a.a.O., S. 62
  21. zit. n. Gerhard Bauß, Die Studentenbewegung der sechziger Jahre in der Bundesrepublik und Westberlin, Köln 1977, S. 57, Fußnote 64
  22. Rudi Dutschke, Hans-Jürgen Krahl, Organisationsreferat, S. 1
  23. vgl. Stefan Aust, Der Baader-Meinhof-Komplex, München 1989, S. 63ff.
  24. Grundsatzerklärung des SDS-Bundesvorstandes zur Kampagne für die Enteignung des Springer-Konzerns v. 14.4.1968, in: Hochschule im Umbruch. Teil V: Gewalt und Gegengewalt (1967-1969). Ausgabe von Siegward Lönnendonker, Tilman Fichter u. Jochen Staadt unter Mitarbeit v. Klaus Schroeder. Westberlin 1983, S. 295
  25. Fichter/Lönnendonker, a.a.O., S. 128
  26. zit. n.: ebd.
  27. Fichter/Lönnendonker, Kleine Geschichte des SDS. Der Sozialistische Studentenbund von 1946 bis zur Selbstauflösung, Westberlin 1977, S. 129
  28. ebd., S. 130
  29. DIE ZEIT v. 8.11.1968, zit. n.: Windaus/Wolff, a.a.O., S. 173
  30. ebd., S. 174
  31. Rudi Dutschke in der Fernsehsendung "Monitor" vom 3.11.1967, abgedruckt in: Rudi Dutschke, Mein langer Marsch, Reinbek b. Hamburg 1980, S. 79
  32. Bahman Nirumand, Mein Leben mit den Deutschen, Reinbek b. Hamburg 1989, S. 112
  33. zit. n. Ulrich Chaussy, Die drei Leben des Rudi Dutschke. Eine Biographie, Berlin 1993, S. 214f.
  34. Wolfgang Kraushaar, Autoritärer Staat..., a.a.O., S. 87
  35. ebd., S. 86f.
  36. Ulrike Marie Meinhof, Vom Protest zum Widerstand, in: dies., Die Würde des Menschen ist antastbar. Aufsätze und Polemiken, Westberlin 1986, S. 140
  37. zit. n.: Cohn-Bendit/Mohr, a.a.O., S. 130
  38. Reinhard Gropengießer/Wolfgang Pohl, Kommen die Basisgruppen auf den grünen Zweig?, in: MOZ 4/84, S. 8

http://www.gruene.de/ghg-buko/68er.htm