Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Flachs und Hanf für Glasfasern: Mit der Natur im Bund zu leichterem Kunststoff? Umweltstiftung fördert Modellprojekt im sächsischen Schlungwitz - Ökologisch und freundlich für Verbraucher - Maschinen geschont

   Achtung! Sperrfrist: 15. Dezember 1998, 13:00 Uhr!!!
   Schlungwitz / Osnabrück (ots) -  Gehäuse von Elektrowerkzeugen
oder Kolbenteile für Gurtstraffer, die im Falle eines Autounfalls
explosionsartig menschliches Leben retten, werden möglicherweise in
Zukunft aus Kunststoffen gegossen, die zur Stabilisierung nicht mehr
länger mit umweltschädlichen Glasfasern, sondern mit Naturfasern aus
Flachs und Hanf durchwebt sind - und dennoch genauso stabil sind. Mit
einer Förderung von knapp 800.000 Mark will die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) das Sprengstoffwerk Gnaschwitz im
sächsischen Schlungwitz in Kooperation mit der Carl Pohl Textil- und
Thermoplastherstellung in Fort (Brandenburg) und der
Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität in
Halle-Wittenberg (Sachsen-Anhalt) in die Lage versetzen, dieses
neuartige Kunststoff-Naturfaser-Gemisch als Basis für Spritzgießteile
zu entwickeln und zur Produktionsreife zu führen.

   Der Generalsekretär der Stiftung, Fritz Brickwedde, erläuterte
heute vor Journalisten in Dresden den besonderen Modellcharakter
dieses Projektes. Der Einsatz von Glasfasern habe viele Aspekte, die
unter Umweltgesichtspunkten kritisch zu sehen seien. Ihre
Verarbeitung könne bei Arbeitern im Produktionsprozeß zu
gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Einatmen führen,
Glasfaserprodukte müßten als Sondermüll entsorgt werden und die
Glasfaser verschleiße durch ihre aggressive Härte Maschinen
schneller, die für ihre Verarbeitung benutzt würden. Wenn es dagegen
gelänge, die Glasfasern durch Naturfasern zu ersetzen, würde hier in
einem ressourcenschonenden Produktionsprozeß ein nachwachsender
Rohstoff zu einem hochwertigen, langlebigen Produkt verarbeitet - und
die Produkte würden am Ende noch 30 Prozent leichter.

   Um dieses Ziel zu erreichen, seien eine Reihe von Schritten zu
verwirklichen. Zunächst einmal müßten die Fasern, die in der Mischung
mit dem Kunststoff zum Einsatz kommen sollen, genau bestimmt werden.
Hier gehe es etwa um die Frage der Dicke der Faser und ihrer
Wasseraufnahmefähigkeit. Es müsse aber auch getestet werden, wann
Hanf und Flachs geerntet werden müßten, um die geforderte Qualität zu
sichern. Schließlich gehe es auch um Fragen der Reißfestigkeit und
Dehnbarkeit. Im Sinne einer umweltgerechten Nutzung von Hanf und
Flachs solle auch untersucht werden, ob neben der Nutzung der
Pflanzenstengel für die Fasern auch die Samen für die Herstellung von
Speiseöl oder technischem Öl genutzt werden könnten.

   Im zweiten Schritt gehe es dann um das quantitative
Mischungsverhältnis zwischen Kunststoff und zugesetzter Naturfaser.
Die Fasern müßten aber auch gleichmäßig verteilt sein, die Mixtur
müsse einen gewissen mechanischen Druck aushalten, aber auch gewisse
Temperaturen. Flammwidrigkeit, Entzündbarkeit, Dehnbarkeit,
Schlagzähigkeit - das alles seien Faktoren, die in unterschiedlichen
Versuchsvarianten getestet werden müßten. Schließlich gehe es im
dritten Schritt um eine möglichst breite Einsetzbarkeit der
entwickelten Masse in der herkömmlichen Maschinentechnik und ihre
Auswirkungen auf die Maschinen. Dabei hoffe die Stiftung, daß durch
Verzicht auf die aggressiven Glasfasern die heute noch üblichen
Schutzüberzüge für die Maschinen erübrigt werden könnten, die Technik
damit auch länger halte.

   All das werde durch ständige Tests und Vergleiche mit
glasfaserverstärkten Kunststoffen kontrolliert, Aussagen zur
Leistungsfähigkeit und Ökobilanzen der neuen Stoffe erstellt.
Brickwedde: "Da der Projektschwerpunkt auf der technologischen
Umsetzung unter Verwendung herkömmlicher Maschinen beruht, ist zu
erwarten, daß die Ergebnisse verallgemeinert und in der
Kunststoffindustrie generell verwendet werden können."

ots Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Im Internet recherchierbar: http://www.newsaktuell.de

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Franz-Georg Elpers
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