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Die Anti-Cannabis Kampagnen der Herren Anslinger, Munch und Nahas
1970-1990

1970 Gabriel Nahas, seines Zeichens hyperventilierender Hanfverteufler, tritt Anslingers Nachfolge als Sonderberater der Narkotika Kommission der UNO an. Währenddem aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse die Stimmung gegenüber Cannabis wieder langsam umschlägt, verfestigt sich der Geist der Repression in der UNO. Nahas verbringt die folgenden Jahre damit, Munchs alte, zum Teil von M. selbst widerrufene Vorbehalte gegen Cannabis neu aufzufrischen und durch aus wissenschaftlicher Sicht haarsträubende Experimente zu "bestätigen" und bringt sich an den alljährlichen UN-Suchtstoffkommissionssitzungen mit einer jeweils neuen, haarsträubenden "Erkenntnis" in's Gerede (seine Erkenntnisse werden zwar von kaum einem Wissenschaftler goutiert, dennoch reichen die Argumentationen jeweils aus, um Diskussionen über eine allfällige Cannabisfreigabe "bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse" zu verschieben).
In den 90ern wird Nahas von der Psychosekte VPM an Symposien jeweils als "gewichtige internationale Fachkapazität präsentiert".

USA: Nahas diagnostiziert an erstickten Affen Hirnschäden und schiebt sie zugeführtem Cannabis zu.

Nahas, der sich selbst als engagierter Haschischfeind bezeichnet, behauptet, in Europa würde das Rauchen einiger Joints als landläufige Selbstmordmethode angewendet (selbstverständlich ist das die "fundierte Fachaussage eines Experten")


Munch tritt zum letztenmal als Sachverständiger bei Strafprozessen auf und schafft es, bei nur zwei Prozessen seine gesamte Bandbreite an Beurteilungen des "Marihuana-Wahnsinns" Revue passieren zu lassen:

Beim Prozess um das Massaker von My Lai (Vietnam) bescheinigt er dem Hauptangeklagten Calley, er sei zum Zeitpunkt des mörderischen Befehls "nach allen klassischen Erkenntnissen der Wissenschaft" nicht zurechnungsfähig gewesen, da drei Tage zuvor im Raum, in dem der Leutnant den Befehl gegeben hatte, eine Marihuana-Zigarette geraucht worden sei.

Im zweiten Prozess geht es um die Zurechnungsfähigkeit von "Satan" Charles Manson, wo die Diagnose ziemlich anders ausfällt: "Die Annahme, Marihuana würde die Persönlichkeit nachhaltig beeinflussen ... gehört zu den Annahmen der Vergangenheit. ... Die geschehenen Morde haben die Ursache nicht im Rauschgift, sondern in der Persönlichkeit des Angeklagten".

Beide Gerichte schliessen sich dem Gutachter an und verurteilen entsprechend (Calley wird für den Zeitpunkt seiner Massenmorde Unzurechnungsfähigkeit zugebilligt und Manson wird wegen vorsätzlichem Morden auf alle Zeiten eingesperrt).


Nachdem Anslinger von der "Drogenfront" zurückgetreten ist, gewährt er der Öffentlichkeit erstaunliche Einblicke in sein Denken und Handeln (einerseits durch sein Buch "the murderers", andererseits auch durch verschiedene Interviews) und offenbart, dass es ihm in seiner ganzen Karriere eigentlich nie um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung oder um substanzbezogene Drogenpolitik gegangen war, sondern dass er das Instrument "Drogenpolitik" immer nur als Mittel zur Durchsetzung einer Politik der äusseren Rechten eingesetzt hatte.

Zitate:

"Sicherlich ist Marihuana eher harmlos. Aber die Sache war ein Beispiel dafür, dass ein Verbot die Autorität des Staates stärkt.".

"Man muss nur eine Sache als Problem bezeichnen und sich anbieten, es zu lösen, dann ist man auch kompetent".

"Wenn sich ein Gesetz nicht gleich durchsetzen lässt, muss man mit noch härteren Strafen an die Sache rangehen"

1971 D: Wolfram Keup wärmt Anslingers "Einstiegs-Theorie" als "Domino-Theorie" auf

1972 UNO: Nahas behauptet, Cannabiskonsum führe zu irreparablen Gehirnschäden und einem vorzeitigen Altern um Jahrzehnte

22.03.1972 USA: Die amerikanische Kommission für Marihuana und Drogen Missbrauch empfiehlt, Gefängnis- und Geldstrafen für Marihuanagebrauch abzuschaffen, der private Gebrauch soll legalisiert werden.

1973 UNO: Nahas behauptet, dass der Konsum selbst kleiner Cannabismengen zu schweren Fehlgeburten (Kinder mit mehreren Köpfen) führen könne und dass sich dies ohne weiteren Konsum selbst mit einer Verzögerung von einer Generation einstellen könne.

USA: Das "Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs" wird endgültig und vollständig aufgelöst. Nachfolgeorganisation wird die DEA.

1974 UNO: Nahas verbreitet, Cannabis mache Männer impotent und Frauen unfruchtbar

USA: Gouverneur Reagan bestellt ein Marihuana-Gutachten und Dr. Heath fügt einigen Affen eine CO-Vergiftung zu, die er dann als Marihuana-Schädigung verkauft

1975 UNO: Nahas verbreitet, Cannabiskonsum lasse den Männern Brüste und den Frauen Schnäuze wachsen.

29.07.1975 John E. Ingersoll, letzter FBN-Chef sagt vor dem Untersuchungsausschuss des Senats aus: "Die Korruption hatte höchste Ebenen erreicht, vor allem im New Yorker Bureau ... es gab einen Ausverkauf an Informationen ... Die V-Leute hatten zuviel Freiheit und konnten praktisch im Alleingang bestimmen, wer verhaftet werden sollte ... Es gab gefährliche Verbindungen zur Unterwelt"

14.11.1975 USA: Henry J. Anslinger segnet das Zeitliche. Zuvor hatte Anslinger seinen gesamten Aktennachlass der Pattee Library an der Pennsylvania State University vermacht (öffentlich einsehbar). Eine Sichtung ergibt, dass Anslingers "zweifelsfreie Quellen" zu 95% aus Ausschnitten von Boulevardzeitungen bestehen..

1976 UNO: Nahas behauptet, CannabiskonsumentInnen würden unausweichlich an Krebs sterben

1977 UNO: Nahas alljährliche Horrorstory berichtet diesmal von Chromosomenbrüchen nach Cannabiskonsum (er hatte allerdings die Petrischalen vor dem Betrachten im Mikroskop 16 Stunden bei Raumtemperatur stehenlassen, bei der Beurteilung befanden sich die Spermapräparate bereits in einem Auflösungszustand)

1978 UNO: Nahas berichtet von "sozialer Deprivation durch Zerstörung der entsprechenden Gehirnzentren" nach Cannabiskonsum.

1979 UNO: Nahas setzt seine gesammelten Erfindungen und Manipulationen der letzten 10 Jahre als medizinische Fakten in den UN-Suchtstoffbericht. Wissenschaftler schütteln die Köpfe, die Repressionsbefürworter jubilieren.
Zwischen 1970 und 1980 wurden weltweit 97 Untersuchungen zur Frage einer allfälligen Cannabis-Sucht angestellt. 94 davon verlaufen negativ, 3 positiv. Wen wunderts, das in der Folge praktisch ausschliesslich letztere 3 von Politikern zitiert werden

1981 USA: Ronald Reagen macht den "erbitterten Marihuana-Gegner" (Selbsteinschätzung) und bisherigen CIA-Direktor George Bush zum Direktor der Drogenverfolgungsbehörde (bis 1988). Bush gilt als Lobbyist der Pharmaindustrie (seit 1977 Direktor bei Lilly, Grossaktionär bei verschiedenen Pharma-Firmen). Einmal mehr steht der Rehabilitierung der medizinalen Anwendung von Cannabis ein einflussreicher Politiker im Weg.

Die WHO zieht Bilanz: weltweit gebe es 437,5 Millionen CannabiskonsumentInnen. Die Zahl der bei der WHO registrierten Cannabis-ExpertInnen liegt bei 12'732

09.1983 USA: Die Reagan/Bush-Regierung sondiert bei Bibliotheken und Universitäten, inwieweit die Möglichkeit besteht, die gesamten Materialien und Protokolle der Cannabis-Forschung aus den Jahren 1966-1976 dem Zugriff der Oeffentlichkeit zu entziehen. WissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen finden das Unterfangen derart lächerlich, dass die Regierung schliesslich darauf verzichtet (Dennoch sind seither grosse Mengen an Material aus Bibliotheken und Archiven verschwunden, z.B. das Original des Films "Hanf für den Sieg" (1942); bis ins Jahr 1958 zurück sind zudem sämtliche Erwähnungen des Films aus den offiziellen Dokumentationen getilgt worden)

1990 CH: Die Psychosekte VPM veranstaltet in Zürich einen "internationalen Drogenkongress" und engagiert dafür Gabriel Nahas als "wissenschaftlichen Kronzeugen" für ihre fanatische Drogenideologie.


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