Cannabis denn Sünde sein?
Eine Info rund ums Kiffen
Hallo ...
...Vielleicht hast Du Dich schon mal gefragt...
Soll ich Cannabis mal probieren, oder versuch` ich es erst
gar nicht?
Erlebt jeder beim Kiffen das gleiche, oder ist es unterschiedlich?
Ist es langfristig gut für mich, so weiter zu kiffen wie bisher?
Muß es immer ein Problem sein, wenn jemand kifft?
Wie sehen Regeln für einen risikomindernden Umgang mit dem Kiffen
aus?
Ist es egal, in welchem Alter ich anfange zu kiffen?
Ist es möglich, daß Cannabis so wichtig für mich werden
kann, daß andere Dinge kaum noch Bedeutung haben?
Ist kiffen nun harmlos oder gefährlich?
Drogen nehmen kann Spaß machen, und Drogen nehmen
kann gefährlich sein.
Zwischen diesen beiden Polen muß man immer wieder
Entscheidungen treffen. Deshalb ist es wichtig, eine eigene Haltung im
Umgang mit Drogen zu entwickeln. Auch Cannabis also Haschisch und Gras,
ist für viele von Euch ein Thema. Fast jede/r kennt jemanden, der/die
damit zu tun hat oder hat selbst damit zu tun. Gleichzeitig gibt es sehr
viel Unwissenheit und Vorurteile.
Für die einen ist Cannabis Teufelszeug, und für die anderen
ist es das absolute Wunderkraut. Beides stimmt nicht.
Im Vergleich zu anderen illegalen Drogen, wie z.B. Heroin, Kokain,
Speed etc. ist der Konsum von Cannabis mit weniger Risiken verbunden. Trotzdem
können bei Cannabiskonsum unter bestimmten Bedingungen erhebliche
Probleme entstehen, wie z.B. auch bei Alkohol!
Die Broschüre soll helfen, extreme und einseitige Positionen abzubauen
und die LeserInnen unterstützen, eine bewußte Haltung zum persönlichen
Umgang mit Cannabis zu entwickeln.
Dazu gehören Informationen über die Substanz, dazu gehören
Regeln, und dazu gehört auch die Klärung Deines eigenen
Standpunktes, indem Du Dir selbst ein paar Gedanken über Dich
machst: wie es Dir in Deinem Leben geht und welche Bedeutung Rausch
und Konsum für dich haben.
Ob Du Dich auf Cannabis einläßt oder nicht, die Verantwortung
für die Entscheidung trägst Du allein.
Der 1. Teil Info ist für die, die sich einfach mal Informieren
oder ihr Wissen noch mal überprüfen wollen. Hier findest Du die
wichtigsten Informationen.
Nutzpflanze, Heilmittel und Rauschdroge!
Cannabis oder Hanf hat eine lange Geschichte als Nutzpflanze,
als Heilmittel und als Rauschdroge.
Hanf als Industriepflanze, als Grundstoff für Produkte vom Shampoo
bis hin zu Klamotten, ist in aller Munde. Ebenso zeigen sich im Bereich
der Medizin z.B. bei der Behandlung von AIDS und Krebs Verwendungsmöglichkeiten
von Cannabis, über die oft geredet wird.
So wichtig diese Diskussionen sind:
Die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten sollten nicht durcheinander
gebracht werden. Wir werden deshalb in dieser Broschüre nicht auf
die Nutzung von Hanf in Industrie und Medizin eingehen.
Uns geht es um Cannabis als Rauschmittel.
die Substanz
Ursprünglich kommt Cannabis wahrscheinlich aus Zentralasien.
Im Laufe von Jahrtausenden hat es sich über den ganzen Erdball verbreitet
und eine vielseitige Nutzung erfahren. Hanf ist eine staudenartig wachsende
Pflanze, aus der unter anderem Haschisch und Marihuana gewonnen werden.
Die weibliche Pflanze entwickelt den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz
THC genannt, der sich in Blüten, Blättern und abgesondertem Harz
sammelt. Dieser Hauptwirkstoff macht Cannabis zum Rauschmittel. Neben dem
THC enthält Cannabis jedoch noch eine Menge anderer Wirkstoffe (ca.
80 ver- schiedene Cannabinoide und mehr als 360 andere Stoffe), die Auswirkungen
auf die Qualität und Intensität der Rauschwirkungen haben, und
deren einzelne Wirkungen nicht genau geklärt sind.
THC wird im Körper u.a. vom Fettgewebe
aufgenommen und über Urin und Stuhl ausgeschieden. Der wiederholte
Konsum führt zu einer Anreicherung von THC(-Metaboliten (die nicht wirksam sind))
im Fettgewebe und in der Leber. Deshalb kann man noch Wochen nach dem letzten Konsum Spuren von THC im
Urin nachweisen.
Cannabis wird als Rauschmittel in drei Arten gehandelt
Marihuana, auch Gras genannt, wird zur Blütezeit
aus Blüten und Blatt-spitzen (diese sind am THC- haltigsten) geerntet
und getrocknet. Marihuana wird meistens in Mittel- und Südamerika,
USA und Südostasien produziert, wobei sich der Eigenanbau immer mehr
verbreitet. In der Regel liegt der THC- Gehalt bei 1-7%, ausgenommen künstlich
gezüchtete Sorten mit einem vielfach höheren Gehalt (z.B. Superskunk).
Obwohl Marihuana in der Regel schwächer ist als Haschisch, gibt es
auch hier sehr starke Qualitätsunterschiede in Art und Stärke
der Wirkung, die nicht allein vom THC- Gehalt abhängig sind. Hier
können unerwartet starke halluzinogene Wirkungen auftreten.
Haschisch, meist gehandelt als dope, shit oder piece,
besteht aus Harz und pulverisierten Pflanzenteilen, die zu Platten gepreßt
werden. Je nach Herkunftsland und Anbaugebiet (Zentralasien, Naher Osten
und Nordafrika) gibt es unterschiedliche Sorten, die sich in Farbe und
Konsistenz unterscheiden. Der THC-Gehalt liegt zwischen 5 und 12%, meistens
sind dunklere Sorten stärker als die helleren.
Um den Gewinn zu steigern, wird Haschisch oft von den Händlern mit
Henna, Schuhcreme oder ähnlichem gestreckt und gefärbt.
Haschischöl, das stärkste, am wenigsten
verbreitete Cannabisprodukt (THC- Gehalt bis zu 50%), ist ein öliges
schwarzbraunes Konzentrat aus Haschisch und Marihuana.
Der Verkaufspreis für Haschisch liegt etwa zwischen
7,- und 15,- DM, der für Marihuana etwa zwischen 10,- und 15,- DM
pro Gramm.
die Konsumformen
Haschisch und Marihuana werden meist pur oder mit Tabak vermischt
in Form eines Joints oder in speziellen Pfeifen geraucht: gekifft. Nach
wenigen Minuten setzt die Wirkung ein, die dann langsam ansteigt und ca.
2-4 Stunden anhält. Andere Konsumformen unter Verwendung spezieller
Rauchgeräte (z.B. Blubber, Eimer oder Kawumm) sind zum Teil intensiver,
vor allem auch betäubender.
Bei uns weniger verbreitet ist die Verarbeitung von Haschischöl in
Lebensmitteln und Getränken (Kekse, Tee). Die Wirkung setzt hierbei,
je nach körperlicher Konstitution und Mageninhalt, erst nach ca. 45-90
Minuten ein und ist dann ca. 4x stärker als bei der gleichen Menge
gerauchtem Cannabis. Vorsicht, hier hat sich schon mancher verschätzt.
die Konsummuster
Cannabis ist eine Droge, die man auf sehr unterschiedliche
Weise konsumieren kann. Etwa 25% aller jungen Leute in den alten Bundesländern
zwischen 14 und 25 Jahren haben mindestens einmal gekifft. Etwa 90 bis
95% stellen den Konsum jedoch nach einer Probierphase, in der sie gelegentlich
oder auch häufig gekifft haben, wieder ein. Doch auch diejenigen,
die weitermachen, unterscheiden sich: Manche konsumieren nur zu besonderen
Gelegenheiten. Andere tun es beinahe täglich, davon manche überwiegend
allein und zu Hause, andere vor allem in ihrer Freizeit gemeinsam mit anderen.
Eine dritte Gruppe von Dauerkonsumenten kifft sowohl während der Arbeit
als auch in der Freizeit. Dies ergab eine große Cannabisstudie, bei
der insgesamt 1458 Konsumenten/innen befragt wurden.
die Wirkung
Cannabis ist eine psychoaktive Substanz und kann sehr
unterschiedliche Wirkungen haben. Wie die Wirkung im einzelnen aussieht,
ist nicht eindeutig vorhersehbar. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine
Rolle. Entscheidend dabei sind:
die Droge
Es kommt nicht nur darauf an, in welcher Form man Cannabis konsumiert
(rauchen oder essen) sondern auch auf die Menge und die Qualität des
Stoffes, die sehr unterschiedlich sein kann.
die Person
Verschiedene Menschen haben verschiedene Persönlichkeiten und
können auf die gleiche Menge Cannabis sehr unterschiedlich reagieren.
Die Reaktion ist genauso abhängig von Tagesform und körperlicher
Verfassung, Erfahrung mit dem Kiffen und vor allem von der Grundstimmung
und der Erwartung, die man an den Rausch hat.
die Umgebung und Atmosphäre
Es ist nicht nur ein Unterschied, ob man alleine oder mit anderen konsumiert,
sondern auch, ob man auf einer Party ist oder sich in einem ruhigen entspannten
Rahmen befindet.
erlebtes Wirkungsspektrum
Die Wirkung von Cannabis kann sich in verschiedenen Bereichen
sehr unterschiedlich bemerkbar machen. Sie kann mehr oder weniger intensiv
sein und eher in eine angenehme oder in eine unangenehme Richtung gehen.
Dabei kann es sein, daß der/die eine etwas angenehm findet, was der/die
andere als eher unangenehm erlebt.
eher angenehme, erwünschte Wirkung |
|
eher unangenehme, unerwünschte Wirkung |
übliche Denkmuster
verblassen: neuartige Ideen und Einsichten, ´hinter´ die Oberfläche
schauen, noch nie gedachtes denken, kreativ sein |
Denken |
sich in fixe Ideen reinsteigern,
von Gedanken besessen sein, geistige Selbstüberschätzung/ "Größenwahn" |
witzige Assoziationen und
starke Gedankensprünge |
Konzentration |
Konzentrationsschwäche
und uferloses Durcheinander im Kopf, ,Peilung` verlieren, keinen klaren
Gedanken fassen und verfolgen können |
sich amüsieren, weil
man sich nicht an die vorletzten 5 Minuten bzw. am Ende eines Satzes nicht
an den Anfang erinnern kann |
Gedächtnis |
eingeschränkte Merkfähigkeit,
Erinnerungslücken, Filmrisse |
Die gewohnte Ordnung beim
Sehen, Hören, Riechen etc. verändert sich; sonst Nebensächliches
wird deutlicher wahrgenommen, z.B. Lichtreize, Farbspiele; Intensivierung
von Musik hören, Berührung (Sex), Schmecken, Zeitgefühl
verändert sich |
Wahrnehmung
Empfindung |
wenig von der Umwelt mitkriegen,
im eigenen Film gefangen sein, sich in Einzelheiten reinsteigern, Überempfindlichkeit,
Überreaktionen bis hin zu Halluzinationen und Horrortrip |
Eindruck, als ob man die
Gedanken der anderen kennt und teilt, gemeinsame Albernheit,
Gemeinschaftserleben |
Kommunikation
Beziehung |
Kontakt verlieren, „abdrehen“,
sich nicht mehr mitteilen können, sich ausgegrenzt erleben, nur noch
abhängen |
Euphorie, high-sein, gleichzeitig:
Gefühle sind gedämpft, emotionaler Abstand zu
allem, Gelassenheit |
Fühlen |
Ängste, Panik, Verfolgungsideen,
„Paranoia“, Gefühle von Fremdheit, Ich-Auflösung, Verwirrung,
Verlassenheit |
wohlige Entspannung, Wattegefühl,
Leichtigkeit, Pulsfrequenz steigt, trotzdem Verlangsamung der Bewegung,
geringe Schmerzempfindlichkeit |
Körper
Körpererleben |
,breit`, ,fett`, träge,
lahm sein oder Überdrehtheit, Übelkeit, Schwindel, Herzrasen
bis zum Kreislaufkollaps |
die Risiken
für die körperliche Gesundheit
Die körperlichen Schädigungen in Folge des Cannabiskonsums
sind noch nicht abschließend erforscht. Fest steht aber: ebenso wie
das Rauchen von Tabak geht auch kiffen an die Gesundheit. Durch das Rauchen
von Cannabisprodukten ist die Schädigung der Lunge mehrfach höher
als es bei herkömmlichen Tabakprodukten ohnehin der Fall ist. Herz-
und Lungenkranke sind besonders gefährdet, sich durch Cannabiskonsum
zu schädigen.
Manch einer glaubt langfristiger und intensiver Konsum von Cannabis beeinflußt
die Fruchtbarkeit. Männer würden weniger Spermazellen produzieren
und Frauen hätten oft einen gestörten Menstruationszyklus. Diese
hormonellen Beeinträchtigungen würden zurück gehen, sobald
nicht mehr konsumiert würde. Schwangere und Stillende sollten unbedingt
auf den Konsum von Cannabis verzichten.
Viel entscheidender als die beschriebenen körperlichen Risiken sind
jedoch die sozialen und psychischen Folgen sowie die Einschränkung
der intellektuellen Leistungsfähigkeit bei häufigerem Konsum.
für die psychische Gesundheit
Häufiger Konsum von Cannabis führt langfristig
zu Störungen der Merkfähigkeit und Konzentration. Insbesondere
das Kurzzeitgedächtnis ist beeinträchtigt. Es zeigt sich dann
z.B. in Gesprächen oder auch beim Lesen, daß man Schwierigkeiten
hat, den roten Faden zu behalten. Auch das erfassen von komplexen Sachverhalten
ist nur noch eingeschränkt möglich. Vielen passiert es auch,
daß sie den Überblick verlieren darüber, was wann wo war.
Auch das Lernen, z.B. für die Schule oder in der Ausbildung, klappt
nicht mehr gut und wird sehr mühsam.
Im Zusammenhang mit regelmäßigem, langfristigem Cannabiskonsum
entwickelt sich oft eine Form von Motivationsverlust, die sich z.B. in
verminderter Aktivität und dem Rückgang von Interessen bemerkbar
machen kann. So kann es sein, daß Dinge, die vorher wichtig waren,
immer mehr an Bedeutung verlieren, man seine Pläne und Ziele aus den
Augen verliert und vieles irgendwie egal wird. Sich treibenlassen wird
zum Dauerzustand, Passivität macht sich breit.
Der Anhaltende (in einigen Fällen auch der kurzzeitige) Konsum von
Cannabis kann Ängste und panische Reaktionen auslösen. Sie können
schnell vorüber gehen und sind dann nach dem Rausch nicht mehr spürbar,
sie können aber auch anhalten und zu einem überdauerndem Zustand
werden. Diese Ausnahmezustände zeigen sich z.B. in Form von Angst-
und Panikzuständen, Verfolgungsideen („Paranoia“), Depressionen, Halluzinationen
(„auf dem Film bleiben“) und in Extremfällen in Form von Psychosen
(Verlust der Orientierung und des Bezuges zur Realität). Insbesondere
bei psychisch labilen Menschen, die ohnehin mit Ängsten, starken Stimmungsschwankungen
und Psychosegefahr zu tun haben, kann bereits der einmalige oder kurzfristige
Gebrauch von halluzinogen wirkenden Drogen wie Cannabis heftige Krisen
auslösen, die dann psychiatrisch behandelt werden müssen.
Umstritten ist das Phänomen des sogenannten Flash-Back: Dabei kommt
jemand in rauschähnliche Zustände, obwohl der letzte Konsum schon
lange zurückliegt. Die Entstehung solcher Phänomene ist wissenschaftlich
nach wie vor nicht genau geklärt.
Abhängigkeitsentwicklung
Wie bei vielen anderen Drogen auch, z.B. Kokain und XTC,
entwickelt sich auch bei häufigem Gebrauch von Cannabis keine körperliche
Abhängigkeit. Viel gravierender, da schwerer in den Griff zu bekommen,
ist die psychische Abhängigkeit. Sie kann bei regelmäßigem
Konsum von psychoaktiven Substanzen entstehen, also auch bei Cannabis.
Der Konsum von Cannabis kann zur Gewohnheit werden, weil die Wirkung als
angenehm empfunden wird und viele es gut finden, gemeinsam mit anderen
zu konsumieren. Irgendwann merkt man, daß man mit dem Kiffen seine
Stimmungen beeinflussen kann. Manchmal versucht man, damit ein Gefühl
von Entspannung und Abstand herzustellen, wenn man eigentlich ärgerlich
oder frustriert ist. Kurzfristig fühlt man dadurch die Spannung, den
Ärger oder Frust zwar nicht mehr, langfristig wird die Grundstimmung
durch regelmäßiges kiffen jedoch schlechter, und es gibt immer
mehr Anlässe zu kiffen. Wenn man dies häufiger macht, verlernt
man nach und nach, anders mit Gefühlen umzugehen. Denn es ist ja sehr
einfach, ,erstmal einen zu kiffen‘. Cannabis ist zum ständigen Begleiter,
zur Fluchtmöglichkeit, zum scheinbaren Problemlöser geworden,
und man kann gar nicht mehr ohne ...arbeiten, ...Konflikte austragen und
aushalten, ...Spaß haben, ...Leute kennenlernen, ...befriedigte Sexualität
erleben. Ein höheres Risiko, abhängig zu werden, besteht auch,
wenn man sehr jung, d.h. jünger als 16 ist und häufiger kifft.
Es besteht die Gefahr, andere Möglichkeiten von Spaß und Freizeitgestaltung
gar nicht erst zu entdecken.
Typische Zeichen für eine psychische Abhängigkeit sind
neben dem regelmäßigen und dauerhaften Konsum u.a.
-
sich nicht vorstellen zu können, den Alltag ohne Cannabis
gut durchzustehen
-
innerlich unruhig zu werden, wenn nichts mehr zu rauchen
da ist
-
nervös, gereizt und angespannt zu sein, vielleicht auch
ängstlich und depressiv zu werden, wenn man mit dem Konsum von Cannabis
aufhört
-
sich zwar vorzunehmen, nicht mehr zu kiffen bzw. die Menge
drastisch zu reduzieren, es aber nicht zu schaffen
Noch ein Wort zum Thema Einstiegsdroge
Cannabis ist keine Einstiegsdroge, d.h. man muß nicht
automatisch irgendwann zu härteren Drogen greifen, wenn man Cannabis
konsumiert. Allerdings ist es so, daß mit dem Konsum von Cannabis
eine Schwelle zum Bereich der illegalen Drogen überschritten wird.
Die Berührungsängste gegenüber dem Probieren anderer illegaler
Drogen werden dadurch schwächer.
Mischkonsum
Cannabis wird sehr häufig mit anderen Rauschmitteln
kombiniert, womit das Risiko höher wird, sich körperlich oder
psychisch zu schädigen. Dies gilt auch für die häufige Kombination
mit Alkohol, deren Wirkung oft unberechenbar ist.
Viele benutzen Haschisch, weil sie meinen, dann von aufputschenden
Drogen wie Speed oder Ecstasy besser runterzukommen z.B. beim Chillen.
Das ist eine zusätzliche Belastung für den Organismus und kann
auch nach hinten losgehen: Herzrasen kann dadurch z.B. noch verstärkt
werden, oder man verschätzt sich in der Dosis und kommt soweit runter,
daß der Hang-over noch schlimmer wird und Speed oder andere Sachen
nachgelegt werden. Leute, die Mischkonsum betreiben, sind erfahrungsgemäß
häufiger von Cannabis abhängig, als wenn ausschließlich
Cannabis konsumiert wird.
Cannabis im Straßenverkehr
Wer im Straßenverkehr im Zusammenhang mit Cannabis
erwischt wird, macht sich strafbar und läuft Gefahr, schnell seinen
Führerschein los zu werden. Neben der rechtlichen Seite gibt es immer
wieder die Behauptung, daß Cannabis am Steuer nicht so gefährlich
sei wie Alkohol, da dieser angeblich aggressiver und risikofreudiger mache.
Fakt ist: Cannabis verändert die Wahrnehmung von Entfernungen,
Raum, Zeit, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit.
Die Verkehrstüchtigkeit ist noch mehrere Stunden nach dem letzten
Konsum objektiv stark beeinträchtigt, auch wenn man es subjektiv anders
empfindet. Deshalb auf keinen Fall bekifft Auto Fahren.
die Rechtslage
Durch das sogenannte Haschischurteil vom Bundesverfassungsgericht
1994 ist bei vielen der Eindruck entstanden, daß Haschisch nun legal
sei. Dem ist nicht so!
Cannabis wird im Betäubungsmittelgesetz als illegale Droge geführt,
und der Umgang mit Haschisch und Marihuana, der Besitz, der Anbau, der
Handel steht nach wie vor unter Strafe. Bei geringen Mengen kann die Staatsanwaltschaft
das Verfahren einstellen. Geringe Mengen werden in den einzelnen Bundesländern
unterschiedlich bestimmt und liegen zwischen 0,3 und 30 Gramm.
Für Berlin gilt: Handelt es sich um Mengen von bis zu 6 Gramm Haschisch
oder Marihuana, ist das Ermittlungsverfahren einzustellen, wenn keine Gefährdung
anderer vorliegt. Ist eine Person im Besitz von mehr als 6 Gramm, aber
maximal 15 Gramm dieser Stoffe, ist die Staatsanwaltschaft nicht mehr verpflichtet,
das Verfahren einzustellen. Sie hat aber – wenn keine besonderen Umstände
dagegen sprechen – immer noch die Möglichkeit dazu.
Für die Praxis bedeutet dies: Wer mit Cannabis erwischt wird, erfüllt
einen Straftatbestand, und die Polizei muß ein Ermittlungsverfahren
einleiten. Man wird dann in die Polizeidatei eingetragen. Bei geringen
Mengen, die zum eigenen Verbrauch dienen, kommt es meist zur Einstellung
des Verfahrens.
Es kommt nicht zur Einstellung,...
... wenn Minderjährige beteiligt sind, z.B. beim Kiffen vor Kindern
und Jugendlichen, bzw. vor oder in Einrichtungen für Jugendliche (Schulen,
Jugendfreizeiteinrichtungen, Spielplätzen oder auch auf Jugendreisen).
... im Zusammenhang mit dem Führen von Kraftfahrzeugen oder Bedienen
von Maschinen am Arbeitsplatz.
Hier wird das Verfahren trotz geringer Mengen weitergeführt werden.
Im Ausland gelten immer die Strafregeln des jeweiligen Landes, die oft
wesentlich härter sind als in der Bundesrepublik. Deswegen am besten
im Ausland gar nicht kiffen. Genauso ist es bei Ein- und Ausfuhr von Haschisch
über Ländergrenzen, auch hier können kleine Mengen große
Probleme bereiten.
Hilfe bei Schwierigkeiten
Was tun bei akuten Krisen?
Cannabisknsum kann in bestimmten Situationen unerwartete
und akute körperliche und psychische Krisen und Zustände auslösen
(siehe Tabelle "unerwünschte Wirkungen").
Grundsätzlich gilt: Wenn es Leuten in Zusammenhang mit Drogenkonsum
schlecht geht, sollte man sich zur Verfügung stellen, sie unterstützen
und nicht alleine lassen. Ein Schluck Wasser, Hand halten nd gut zureden
in ruhiger Atmosphäre bei frischer Luft können oftmals schon
eine große Hilfe sein, und man kann dabei nichts falsch machen.
Bei Kreislaufproblemen, Übelkeit oder Herzrasen: Hinlegen,
Ruhe verschaffen, Beine hochlegen, evtl. Tee oder Wasser anbieten, beruhigen,
Hand halten und für Frischluft sorgen. Niemals alleine lassen!
Psychische Abstürze und Probleme äußern sich in
Angst, Einsamkeitsgefühlen, Verwirrtheit. Dies kann sich verschärfen,
wenn Halluzinationen auftreten, "Filme" erlebt werden. Kommen Leute in
solche Zustände, ist es besonders wichtig, ihnen Hilfe anzubieten,
beruhigend mit ihnen zu sprechen.
Es kann auch sehr hilfreich sein, die Hand zu halten oder in den Arm zu
nehmen, wenn es demjenigen guttut, aber nur dann.
In schweren Kriesen oder Notfällen oder wenn die beschriebenen
Schwierigkeiten sich nicht bald zum Besseren verändern: Scheue Dich
nicht, einen (Not)Arzt zu holen - der hat Schweigepflicht. Vor allem dann,
wenn der Film oder das "Optik schieben" Tage oder Wochen nach dem letzten
Konsum anhält, sollte psychatrische Hilfe aufgesucht werden.
Was tun bei längerfristigen Schwierigkeiten?
Viele können Cannabis gelegentlich und zum Genuß
konsumieren, aber manche gewöhnen sich ans Kiffen genauso wie z.B.
ans Zigarettenrauchen und sind ebenso abhängig davon. Über die
Gesundheitsrisiken beim Rauchen wissen ja die meisten Raucher Bescheid,
aber das Kiffen belastet bei Dauerkonsum nicht nur den Körper, sondern
auch Seele und Geist.
Du hast vielleicht selber schon häufiger die Erfahrung gemacht, daß
es Dir vom Kiffen eher schlechter ging als besser, und trotzdem hast Du
beim nächsten Mal wieder gedacht: Diesmal wirds gut ...
Wieso solltest ausgerechnet Du zuviel kiffen oder nicht damit umgehen können, alle
anderen können es doch scheinbar auch. Es fällt nicht leicht, sich einzugestehen, daß es für einen
selbst mit dem Kiffen nicht so locker ist, wie alle immer behaupten. Wenn Du versuchst, mal ein paar Tage oder Wochen
Pause zu machen und es entwickelt sich zum Problem, raten wir Dir mit Anderen mal darüber zu sprechen oder Hilfe
aufzusuchen.
Sinngemäß? wiedergegeben aus einer Broschüre diverser Drogenberatungen
|