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Hanf-Aktentaschen werden sogar nach Japan exportiert


Von Volker Wartmann

Kreuzberger Firma HanfHaus ist seit fünf Jahren erfolgreich / Am Sonnabend eröffnet zweites Geschäft in MitteIn dem Laden an der Eisenacher Straße 71 liegen Jeans neben Matratzen, stehen Lollies neben Rucksäcken und Snowboards neben Brotlaiben. Eines haben die Dinge gemeinsam: Sie sind aus Hanf gemacht.

Seit fünf Jahren gibt es an der Eisenacher Straße Produkte aus Hanf zu kaufen. Als die Kreuzberger HanfHaus GmbH Deutschlands ersten Hanf-Laden eröffnete, war das Sortiment bescheiden. "Wir hatten nur Seile, Papier, Baseballkappen und einige Stoffe aus Hanf im Angebot", sagt HanfHaus-Gründer Mathias Bröckers. Schon in den ersten Tagen nach der Eröffnung kamen Kunden aus ganz Deutschland angereist. "Innerhalb von vier Wochen waren wir ausverkauft. Das war für uns das Zeichen, daß es in Deutschland einen Markt für Produkte aus Hanf gibt."

250 Artikel im Angebot

Das Sortiment ist gewachsen, und mit ihm der Kundenkreis: in den zwei Berliner Hanf-Läden sind 250 Artikel im Angebot. "Vom Kind, das einen Lollie will, bis zur Oma, die Hanfprodukte noch von früher kennt, kommen alle in die Läden", sagt Bröckers. 300 Einzelhändler in ganz Deutschland bestellen bei der HanfHaus GmbH – von Tankstellen über Apotheken bis zu Boutiquen. Salatöl aus gepreßten Hanf-Samen und Hanf-Aktentaschen werden sogar nach Japan, Australien und Neuseeland geliefert. Jedes Jahr steigt der Umsatz des Unternehmens um 30 Prozent. 1994 setzte das Team 800 000 Mark um, 1998 waren es 2,5 Millionen Mark.

Die Idee zum Hanf-Laden kam Bröckers 1993. Nachdem sein Buch "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf", gedruckt auf Hanfpapier, erschienen war, stand sein Telefon nicht mehr still: "In drei Wochen riefen 600 Leute an, die wissen wollten, wo es die beschriebenen Produkte aus Hanf denn zu kaufen gebe", sagt Bröckers. In Deutschland gab es aber keine Hanf-Läden, der Anbau der Nutzpflanze war verboten. Die HanfHaus GmbH klagte 1994 gegen die Bundesregierung auf Einhaltung des EU-Rechts: In Spanien und Frankreich wurde nämlich bereits seit Jahren Hanf angepflanzt. Seit 1996 dürfen Bauern in Deutschland wieder Hanf ernten – sofern die rauschmittelfreie Variante ausgesät wird. Die Zahl der Hanf-Felder steigt, ebenso die der Hanf-Läden: 13 Geschäfte haben sich in Deutschland mittlerweile auf die Faserpflanze spezialisiert. Insgesamt 40 000 Quadratmeter sind mit Hanf bepflanzt.

Der Anbau ist genehmigungspflichtig. Roland Biniossek, einer der drei Geschäftsführer der HanfHaus GmbH, glaubt, daß sich die Anbaufläche in den kommenden fünf Jahren verzehnfachen wird. "Das Interesse vor allem der Autoindustrie wächst, weil sich mit Hanfverbundstoffen viele Kunststoffe ersetzen lassen", sagt Biniossek.

Daß sämtliche Hanf-Produkte nur aus rauschmittelfreiem Hanf bestehen, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Biniossek: "Vor wenigen Wochen hat die Polizei in München in einem Laden Hanftee und Lollies mit Hanfgeschmack beschlagnahmt."

Am Samstag eröffnet die HanfHaus GmbH an der Großen Hamburger Str. 1 ihren vierten Laden. Ab 12 Uhr laden die Inhaber zu einem Hanf-Büfett ein.

Berliner Zeitung, 23.04.1999
 
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