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Hanf zieht radioaktive Elemente aus Böden

Barcelona/Glukow - Das wichtigtste Radionuklid aus der Nuklearkatastrophe von 1986, Cäsium-137, hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Eine bewährte Methode, dessen Ansammlung in Pflanzen zu verhindern, ist die Anreicherung des Bodens mit reichlich Kaliumdünger: die Pflanzen nehmen dann bevorzugt das Kalium-Ion statt des Cäsium-Ions auf. Teresa Sauras Yera, Biologin an der Universität von Barcelona http://www.ub.es/, hat einen ähnlichen Effekt mit dem einfachen Mulchen des Bodens erzielt.

Diese deutlich billigere und einfachere Methode nutzen Gärtner und Bauern seit jeher, um Feuchtigkeit in der Erde zu halten und das Unkraut-Wachstum zu stoppen. Das Mulchen der Pflanzen verhindert offenbar deutlich die Verstrahlung der Ernte, während Bepflanzung mit Hanf die radioaktiven Elemente aus dem Boden ziehen soll.

Um Tschernobyl ist ein Gebiet von der anderthalbfachen Größe Luxemburgs für das Bewohnen und Bepflanzen gesperrt. In weiten Gebieten ist dort Radioaktivität noch meßbar. Vorwiegend ist die Verstrahlung zwar auf den Boden beschränkt, sammelt sich jedoch in dort angebauten Pflanzen an und macht sie ungenießbar. In Zusammenarbeit mit Kollegen in Spanien und vom "Institute of Agricultural Radiology" in Kiev untersuchte Sauras Yera den Mulch-Effekt: über drei Jahre hinweg pflanzten sie in der Sperrzone Hafer. In einem Jahr bedeckten sie die Erde mit schwarzen Polyethylen-Folien, in den anderen beiden Jahren verwendeten sie Stroh. Jedes Jahr konnten sie eine Verringerung der Radio-Cäsium-Belastung um 30 bis 40 Prozent feststellen, so das Fachjournal Environmental Science & Technology http://pubs.acs.org/journals/esthag/.

Die Forscher vermuten, daß der Mulch die Blätter und Wurzeln der Pflanzen vor radioaktiven Teilchen in Regen und Wind schützt. Allerdings sind die Verstrahlungswerte von Tschernobyl noch deutlich zu hoch, um für Menschen sicher genießbare Nahrung anzupflanzen. Untersuchungen der US-Biotechnologie-Firma Phytotech arbeiten deshalb darauf hin, die radioaktiven Ionen aus dem Boden zu entfernen. Gemeinsam mit der Ukrainischen Akademie für Agrarwissenschaften in Glukow stellte Slavik Duschenkow von Phytotech fest, daß die schnellwachsenden Hanfpflanzen dabei helfen können. Rund um Tschernobyl pflanzten sie Cannabis an, dessen Hanffasern und anderen Pflanzenteile hoch mit Cäsium angereichert waren. Allerdings scheint es, als könne diese Methode nur rund 1 Prozent des Cäsiums aus dem Boden entfernen. (pte)
 
Quelle: www.derstandard.at
 
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