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Mit Hanfjoghurt auf Du und Du

Legal und geschmacklos

Freiburg (taz) - In Südbaden soll Hanf den Joghurtverkauf beflügeln. Die langfingrigen Blätter der mythenumrankten Pflanze lachen den Kunden künftig von den Bechern in den Freiburger Kühlregalen an: Der örtliche Molkereibetrieb Breisgaumilch bringt in diesen Tagen den nach Firmenangaben ersten Hanfjoghurt Deutschlands auf den Markt.

Der Joghurt werde einen Anteil von 3,2 Prozent Hanfsamen und 0,3 Prozent Hanfblätter enthalten, sagt Peter Herrmann von der Laborleitung des alteingesessenen Unternehmens. "Wir haben den Hanf in unser Sortiment aufgenommen, weil er mit seinen acht Fettsäuren ernährungsphysiologisch sehr hochwertig ist." Zudem enthalte er hochwertiges Eiweiß und sei extrem reich an Ballaststoffen. Weil Hanf alleine als eher dezenter Geschmacksträger bei den Joghurtfreunden vermutlich wenig Resonanz gefunden hätte, sorgen zusätzlich Äpfel fürs Aroma.

Neben den gesundheitlichen Aspekten ist es das noch immer verruchte Image des Hanfs, das seine Renaissance vorantreibt. "Hanf liegt für viele Kunden noch im Grenzbereich der Legalität", sagt Peter von Lobenthal, Geschäftsführer des Hanfladens in Berlin. Wenngleich die verkauften Produkte, von Kleidern bis zur Kosmetik und natürlich auch der Joghurt, alle legal sind, so sei der Hanf noch immer "das Symbol für etwas anderes".

Hinzu kommt, dass Hanf als ökologisch wertvolle Pflanze bei umweltbewussten Konsumenten sehr geschätzt wird. Die Hanfpflanze ist sehr robust und wird gänzlich ohne Chemie angebaut. "Sie braucht keinen Dünger und keine Pestizide", so von Lobenthal. Aufgrund ihrer unkrautunterdrückenden Eigenschaften sei die Pflanze wertvoll für die Fruchtfolge.

Wer allerdings glaubt, die Hanfprodukte fänden nur bei der klassischen Ökoklientel Freunde, muss sich belehren lassen: "Die Kundschaft geht vom Bankangestellten zum Freak, quer durch alle Altersklassen, quer durch alle Berufsgruppen", erklärt von Lobenthal. Zehn Prozent der Konsumenten wollten bereits ökologisch kaufen, und es würden stänndig mehr. "Die Kiffer", so der Händler, "sind für uns als Klientel nicht interessant."

Entsprechend dem Öko-Image des Hanfes denkt man bei der Freiburger Breisgaumilch bereits darüber nach, den Hanfjoghurt langfristig ins Bioland-Sortiment zu übernehmen. Die Angst oder auch die Hoffnung, Verbraucher könnten sich an dem Joghurt berauschen, ist unbegründet: Der Hanf, angebaut in Deutschland, ist frei vom Wirkstoff THC.

Bernward Janzing taz Nr. 5956 vom 5.10.1999 Seite 9 80 Zeilen
TAZ-Bericht Bernward Janzing
 

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