Subject: Bonn will Marihuana als Medizin nicht blockieren Date: 6 Dec 1998 00:52:46 +0100 From: canna@hanflobby.de (canna) Organization: mail2news@replay.com Newsgroups: de.soc.drogen Bonn will Marihuana als Medizin nicht blockieren Positives Signal bei Kongreß / Studie soll Erkenntnisse über Wirksamkeit bringen Von Michael Emmrich FRANKFURT A. M., 3. Dezember. Die rot-grüne Bundesregierung will Marihuana als Medikament erlauben. Im nächsten Jahr beginnt dazu in Deutschland und Europa eine große Studie. Sollte sie erfolgreich abgeschlossen werden, könne das Betäubungsmittelgesetz innerhalb weniger Monate zugunsten der medizinischen Anwendung der Hanfpflanze geändert werden, kündigte ein Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) am Donnerstag in Frankfurt am Main an. Die Arznei wäre dann im günstigsten Falle in zwei Jahren erhältlich. Helmut Budge, Betäubungsmittelexperte aus dem BMG, sagte beim von der Hessischen Gesellschaft für Demokratie und Ökologie und mehreren Aids-Hilfen veranstalteten Kongreß "Medizinisches Marihuana" in Frankfurt, daß die Regierung keine "Scheuklappen" und "keine Probleme" mit einer therapeutischen Anwendung der Pflanze habe. Gesetze und Verordnungen müßten geändert werden, wenn dies zum Wohle der Menschen sei. Beim Hanf (Cannabis) sind derzeit 64 Cannabinoide (Inhaltsstoffe) bekannt. Eines davon ist seit Anfang des Jahres in Deutschland als synthetisch hergestelltes Marinol zugelassen. Doch viele Wissenschaftler sehen in der natürlichen Aufbereitung der Pflanze (Marihuana) die weitaus wirksamere Medizin. Zahlreiche Studien hätten bisher belegt, daß Cannabis Schmerzen lindert, Appetit anregt, Muskelkrämpfe löst, das Befinden verbessert und gegen Erbrechen bei Chemotherapie wirkt. Vor allem Aids- und Krebspatienten sowie Querschnittsgelähmte können davon profitieren. Die derzeitige Versorgung der Patienten bezeichnete die Ärztin Ulrike Hagenbach als "skandalös". Denn auch das Marinol sei in Deutschland nur theoretisch über wenige internationale Apotheken aus dem Ausland zu beziehen. Sie kenne niemanden, der es geschafft habe, das Medikament wirklich zu bekommen. Die erlaubte Höchstdosis sei zudem viel zu niedrig angesetzt. Außerdem werde das Präparat nicht von den Kassen bezahlt. Budge unterstrich, daß mit einer Zulassung von Marihuana als Medikament die experimentelle und "unselige Selbstmedikation" der Patienten der Vergangenheit angehören solle. Für die Zulassung von Cannabis als Therapeutikum müsse das Betäubungsmittelgesetz geändert werden. Dies könne die Regierung aber innerhalb von drei bis vier Monaten bewerkstelligen. Dann werde noch die Zustimmung des Bundesrates benötigt. Voraussetzung ist für Budge allerdings der wissenschaftliche Nachweis des Nutzens von Cannabis. Laut Arzneimittelgesetz müssen Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Medikaments nachgewiesen werden. Im Februar oder März kommenden Jahres beginnt dazu auch an vielen deutschen Universitäten eine große Studie. "Die Tür für die wissenschaftliche Absicherung ist weit offen", unterstrich Helmut Budge deshalb. Der niederländische Arzt Robert Gorter vom Europäischen Institut für onkologische und immunologische Forschung in Berlin erläuterte dem Kongreß die Studie. Krebspatienten werden dabei drei Gruppen zugelost, die jeweils das synthetische Cannabinoid, einen Wirkstoffmix aus dem Hanf oder Scheinmedikamente erhalten. In eineinhalb Jahren will Gorter die Ergebnisse präsentieren. Sein Ziel ist es zu beweisen, daß die natürliche Pflanze die besten Ergebnisse liefere. Siehe Kommentar [ dokument info ] http://www.fr-aktuell.de/archiv/fr30t/19981204067.htm Copyright © Frankfurter Rundschau 1998 Dokument erstellt am 03.12.1998 um 20.45 Uhr Erscheinungsdatum 04.12.1998 Kommentar Nicht Rausch-, sondern Schmerzmittel Die Bundesregierung will offenkundig Marihuana als Medikament freigeben Von Michael Emmrich Die Bundesregierung will offenkundig einen gesundheitspolitischen Skandal beenden und Marihuana als Medikament freigeben. Dieser Schritt ist überfällig. Auch wenn dazu heute eigentlich kein Löwenmut mehr vonnöten ist, zeugt die Ankündigung des Gesundheitsministeriums, schwerkranken Menschen eine ädaquate Arznei an die Hand zu geben, dennoch von Courage. Wenn nämlich die Worte Cannabis oder Marihuana in der Öffentlichkeit fallen, ist das in der Vergangenheit häufig Munition für den politischen Gegner gewesen, konnte der doch prompt wieder eine grundsätzliche Debatte über die Freigabe von Rauschmitteln vom Zaun brechen. Deshalb legen Mediziner und das nun von einer grünen Ministerin geleitete Gesundheitsministerium auch zu Recht großen Wert darauf, daß es bei der Legalisierung von Marihuana nur um den Einsatz in der Medizin geht. Cannabis als frei zugängliches Rauschmittel ist ein ganz anderes Thema. Dies zu trennen, vereinfacht die Debatte und hilft den Kranken. Cannabis ist ein seit Jahrtausenden in vielen Kulturen bekanntes und benutztes Therapeutikum. Erst die synthetischen Mittel mit ähnlichen Wirkspektren, die zu Beginn dieses Jahrhunderts verstärkt auf den Markt kamen, haben die Hanfpflanze verdrängt. Der vor allem von den US-Amerikanern angeführte weltweite Drogen-Krieg hat dann sein übriges getan, um Cannabis auf den Index zu setzen. Die Forschung zu den medizinischen Wirkungen ist dennoch nie ganz zum Stillstand gekommen, auch wenn sie oft an bürokratischen Hindernissen vieler Länder scheiterte. Auf diese Ergebnisse kann deshalb zurückgegriffen werden. Es sind vor allem die Aids- und Krebs-Patienten, die über gute bis sehr gute Erfahrungen im Umgang mit Cannabis berichten können. Doch sie werden durch die bisherige Gesetzgebung in die Illegalität, auf den Schwarzmarkt und in die Verzweiflung getrieben. Eine Gesundheitspolitik, die diesen schwerkranken Menschen wirklich beistehen will, muß aber dafür sorgen, daß wirksame und gut verträgliche Präparate erhältlich sind. Nach allem bisherigen Wissen gehört Cannabis nicht nur dazu, sondern ist vielen herkömmlichen Wirkstoffen sogar überlegen. Wenn es dafür noch eines Beweises in Form einer europäischen Studie bedarf, die in den nächsten Wochen beginnen soll, dann bitteschön. Noch länger dürfen die Patienten aber dann nicht warten müssen und kriminalisiert werden. [ dokument info ] http://www.fr-aktuell.de/archiv/fr30t/19981204114.htm Copyright © Frankfurter Rundschau 1998 Dokument erstellt am 03.12.1998 um 20.45 Uhr Erscheinungsdatum 04.12.1998 Wolfgang Neuss' letztes Gedicht (Auszug) Und das muß auch noch geheimgehalten werden ... Die Apotheke wird der gemütlichste Ort der Welt Die Kneipen des Erdballs gehen auf in den neuen Volksapotheken wo man sich auf ein Gläschen Koks mit Shit auf ein Traubenzucker-Valium-Sandwich In der Apotheke zum Grünen Krug zeigt die Grüne Kraft eine Opium-Supersamt-Performance 'ne Art Café-Einstein-Cooltour - die Apotheken von morgen. Jede Droge, die wir in den Mund, Arsch oder sonstwo hineintun wirkt so, wie wir es bestimmen "Es tut mir gut" - das ist der entscheidende Gedanke (wie vor jeden Essen und Trinken) "Es tut mir gut" Nimmt man aber all die erwähnten Erdengeschenke das Gift mit schlechtem Gewissen dann ist das Zeugs plötzlich Zeugs Dreck, schädlich, gefährlich Mit schlechtem Gewissen wird jedes Gift, jedes Geschenk wirken wie genommen - schlecht. Doch von hundert Leuten, die Drogen nehmen tun es 90 mit schlechtem Gewissen Das liegt an der Illegalität Dazu das falsche Wissen, die dimentral entgegengesetzte "Aufklärung" und natürlich ganz allgemein der Irrglaube über die Beschaffenheit des Menschen seines Geistes, seines Körpers die völlig fehlende Information über den Tod über das ständige Kommen und Gehen der Erde. Wer den Tod nicht versteht der soll schon mal keine Droge in sich hineinstopfen Letzte Durchsage: Wir leben immer - auch ohne Körper So was sollte man nicht glauben, sondern wissen.