sorgt dafür das pot illegal bleibt
ho chi-minh ist ein yippie agent
wir sind alle menschliche be-ins

sorgt dafür das pot illegal bleibt

marihuana macht jeden menschen zum gott.

werdet high, und ihr habt verlangen die welt anzutörnen.

marihuana ist niemals "meine droge! - es ist immer nur "unsere droge". alles für jeden. die kommunistische droge.

pot verändert die umwelt. alle barrieren, die wir errichten, um uns voreinander zu schützen, verschwinden.

grass erfüllt den raum wie ein allgegenwärtiger kuß. raucht es am morgen. bleibt den ganzen tag lang high.

der achtstundentag ist euer feind.

wenn du high bist, dann genießt du nur eines - den augenblick. eine minute ist wie eine stunde, eine stunde kann wie eine minute sein. "verdammt, ich habe meine verabredung verpaßt." alle verabredungen und pläne, alle zeiten und termine lösen sich in nichts auf. man kann tun was man will und wann immer man will.

marihuana ist das straßentheater des geistes.

marihuana ist die zerstörung der schulen. erziehung macht abhängig. pot macht unabhängig. die schulen machen uns zu zynikern. pot macht uns zu träumern.

erziehung richtet unser gehirn auf gegenstände, kategorien, einteilungen und begriffe aus. pot rührt unser gehirn durcheinander und läßt alles als ein perfektes chaos erscheinen.

wir fallen vor lachen von unseren stühlen, wenn wir hören, wie unsere professoren, lehrer, experten - die leute also, von denen wir lernen sollen - über uns, unsere kultur und grass diskutieren. wir fühlen uns wie die angehörigen jener primitiven afrikanischen stämme sich gefühlt haben müssen, als margaret mead mit papier und bleistift daherspaziert kam.

wenn jemand, der noch nie grass geraucht hat, darüber spricht, wirkt das nicht weniger komisch, als wenn eine nonne sich über sex verbreitet.

der einzige experte ist der, der es tut.
 

die familie, die zusammen raucht, bleibt zusammen.

pot ist eine magische droge, weil es die kluft zwischen den generationen überbrücken kann. jeder sollte versuchen, seine eltern anzutörnen. marihuana befähigt die alten, wieder jung zu werden; es reißt die mauern ein, die die eltern vor ihrer eigenen vergangenheit errichtet haben.

aber die eltern, die auch nur einen versuch wagen, sind schon eine seltenheit. unsere eltern reden über marihuana wie ihre eltern einmal über masturbation redeten. wie viele tausende von kindern sind von ihren eltern in irrenhäuser geschickt worden, weil sie pot rauchten? schulen sind nicht sicher genug als gefängnisse. aber wer einmal im irrenhaus ist, der kommt nicht wieder heraus.

professoren haben angst, zu studentenparties zu gehen, weil es sein könnte, daß ihnen ein joint in die hand gedrückt wird. und joints sind illegal. wenn aber joints illegal sind, dann könnten sie erwischt werden. werden sie erwischt, verlieren sie ihren job. die logik der angst. leute, die angst haben, haben nichts, was sie uns lehren könnten.
 

1968 griff die sitte des marihuana-rauchens in der army um sich. 1969 sank die kampfmoral der army, und die fälle von gehorsamsverweigerung häuften sich.

warum spornt grass den vietcong an, während es bei den amerikanischen GIs den kampfgeist lahmlegt? jeder pot-raucher kennt den grund: marihuana ist ein wahrheitsserum. die vietcong verteidigen ihre eltern, kinder und häuser - ihr tod ist ehrenvoll und heldenhaft. die amerikaner kämpfen für nichts, was man sehen, fühlen, anfassen oder an was man glauben könnte. ihr tod ist sinnlos und überflüssig. "warum soll ich auf dem hamburger hill sterben?" fragt der pot rauchende amerikanische soldat und richtet seine waffe auf den kopf des captain, der ihm befohlen hat, einen hügel zu stürmen, den nun der vietcong will.

versucht das pentagon dem pot-rauchen in der army einhalt zu gebieten, wird es über kurz oder lang seine army ruinieren. lassen jedoch die offiziere die grass-raucher gewähren, dann werden die armeee-basen bald genauso angetörnt und unkontrollierbar sein wie die college-campusse.

was wird geschehen, wenn all diese amerikanischen GIs nach hause kommen? "wollt ihr uns erzählen, daß wir alt genug zum kämpfen und sterben sind, nicht aber zum rauchen?"
 

die neue linke sagte: wir protestieren.

die hippies sagten: wir sind.

grass zerstörte die linke als minderheitsbewegung und schuf eine jugendkultur.

grass zeigte uns, daß es nicht um unser bewußtsein geht, sondern um unser leben. als pot-raucher werden wir konfrontiert mit der wahren welt der bullen, der gefängnisse, der gerichte, der prozesse, der polizeispitzel, der paranoia und des kampfes mit den eltern.

eine ganze generation von marihuana-rauchern ist zu kriminellen gemacht worden. mehr als 200.000 menschen sitzen gegenwärtig wegen rauschgift im gefängnis. alle pot-raucher sind im gefängnis, solange nur einer von ihnen hinter gittern ist. die solidarität der spucke. 

grass lehrt uns, gesetz und gerichte zu mißachten. wem traust du mehr: richard milhouse nixon oder deinen eigenen sinnesorganen?

wir sind das, was uns high macht.

säufer trinken allein. sie werden betrunken und widerwärtig. sie bekotzen sich von oben bis unten. sie kippen um. der alkohol schaltet ihre sinne aus.

pot-raucher rauchen gemeinsam. wir werden high und finden zusammen. wir finden uns selbst und finden die anderen. wie sollten wir eine revolution machen, wenn nicht gemeinsam?

legalisiert pot, und die gesellschaft wird auseinanderbrechen.

sorgt dafür, daß es illegal bleibt, und die revolution wird kommen.


ho chi-minh ist ein yippie agent

"ziel der revolution ist es, alle türen zu öffnen und alle schlösser zu brechen", erzählte ich dem grenzwächter von vancouver, der hinter einer verriegelten tür herausfinden wollte, ob ich moralisch fit zur einreise nach kanada sei.

"nehmen sie drogen?" fragte er.

"gewiß", sagte ich. ich kann einfach nicht lügen.

sein kugelschreiber erigierte. er machte ein kreuz in der "ja"-klammer.

"welche?"

"coca-cola."

"treten sie für den sturz der kanadischen regierung ein?"

"nein", sagte ich. ich war noch in den vereinigten staaten, und ich bin der meinung, daß man nicht für den sturz der regierung eines landes eintreten sollte, in dem man sich nicht selbst befindet. in den vereinigten staaten laufen geug verrückte motherfuckers herum, die leichtfertig den sturz jeder regierung mit ausnahme der eigenen fordern: china, rußland, kuba, nord-vietnam.

dann wurde ich sauer.

"mach schluß!" brüllte ich den grenzwächter an. "es gibt keine grenze zwischen den vereinigten staaten und kanada. die gibt es bloß in deinem kopf. unser körper ist unser paß, und die erde ist rund"

ich versuchte, ihn dazu zu bewegen, seine uniform auszuziehen. sie war es, die uns trennte.

"diese maschine wird erst zum stillstand kommen, wenn leute wie du ihre bleistifte wegwerfen. komm mit mir auf die campusse. da gibt es sex, drogen, aufstände, freiheit."

"ich tu nur meine pflicht", sagte er.
 

ich erwies mich - dank einer lüge - als moralisch einwandfrei und konnte die grenze passieren. ich war als reisender unruhestifter an die university of british columbia eingeladen worden. innerhalb von zwei stunden war ich von zweitausend leuten umgeben. ich liebe menschenmassen. unsere eltern denken bei menschenmengen immer gleich an hitler und an massenhysterie. für uns bedeuten massen freiheit.

unter begeistertem beifall und buhrufen hielt ich meine vietcong-fahne hoch. "der boden, auf dem wir stehen, ist befreites territorium!" rief ich. "wo immer wir einer vorschrift begegnen, müssen wir sie brechen. die gesellschaft hat uns zu polizisten gemacht; sie hat uns gelehrt, uns selber zu überwachen. nur im übertreten der vorschriften erkennen wir, wer wir sind.
 

wir müssen die universitäten zerstören, dieses gebäude abreißen, aus dem gefängnis ausbrechen, fuck an die mauern schreiben. die schule lehrt uns, kritiker des lebens zu sein. scheißt auf kritiker. scheißt auf kritik. hört auf, kritiker zu sein und fangt an zu leben.

sitzt nicht herum und denkt: "in diesem punkt stimme ich ihm zu, in jenem punkt nicht." es ist mir scheißegal, ob ihr mir zustimmt oder nicht. das ist akademische scheiße. ich will nicht eure zustmmung oder ablehnung. ich will euer leben. die revolution will euren körper."

die menge kam langsam in fahrt.

"gibt es auf diesem campus etwas, das befreit werden muß?" frage ich.

"der fakultätsclub!" rief jemand.

ein paar leute wandten sich um. dann setzten sich alle, zweitausend menschen, spontan in marsch in richtung des clubs.
 

wir platzen ohne vorwarnung in den exklusiven kleinen gesellschaftsraum des clubs. die professoren fuhren erschreckt hoch, gossen sich die suppe über die anzüge und suchten deckung. wir machten uns an die befreiung des ladens.

als erstes wurde der alkohol befreit, jeder konnte sich gratis bedienen. innerhalb einer stunde wurde überall grass geraucht. einige drehten ohre joints aus fünf- und zehn-dollar-noten.

ein paar leute zogen sich aus und sprangen in den swimmingpool der fakultätsmitglieder. ein amerikanischer stundent stieg auf einen stuhl und verbrannte seinen einberufungsbefehl. irgend jemand griff sich meine vietcong-fahne. wenig später flatterte sie vom dach des gebäudes.

fernsehteams kamen, um die befreier zu interviewen.

alle fragten sich unentwegt: "warum tun wir das?" und niemand begriff, was er tat. verbindungsstundenten, volkswirtschaftsstundenten, akademische typen, hippies, radikale, glattrasierte, kurzhaarige, langhaarige, schnurrbärtige: jeder campus-"typ" war vertreten. uns alle verband das gleiche namenlose gefühl.

der vorsitzende des fakultätsclubs, ein wirtschaftsprofessor, versuchte, die orgie unter kontrolle zu bringen. er stand auf einem stuhl und dankte allen für ihr kommen. er lud die leute ein, den nachmittag im club zu verbringen.

"bisher hast du uns noch nie eingeladen!" rief jemand ihm zu. schrille pfiffe unterstrichen diese feststellung, und der professor verlor die beherrschung. "sie stehlen unseren alkohol. wir könnten die polizei rufen und anklage erheben. aber solange sie nichts in brand stecken können sie bleiben."
 

die orgie dauerte sechundreißig stunden. ihre wirkung auf kanada war traumatisch. die behäbige kanadische presse begriff nicht, was geschehen war. wie ließ sich dieser spontane kindische ausbruch erklären, bei kanadischen studenten, die sich im allgemeinen durchaus anständig benahmen?

"es war in der tat traurig", schrieb die vancouver province, "daß ein scharlatan wie jerry rubin einige studenten vorübergehend zu unkritischen scharen machen konnte ... überaus ermutigend war die reaktion der offiziellen studentenführer, die rubin als einen geschickten aufwiegler betrachteten, dessen argumente hinsichtlich der univeritätsstruktur hierorts jeder grundlage entbehren."
 

Die politischen kommentatoren in amerika suchen stets nach den ursachen, die hinter den campus-unruhen stecken. sie geben dem vietnam-krieg die schuld. "sobald der krieg vorüber ist, wird auf unseren campussen wieder alles seinen normalen gang gehen."

der 24. oktober aber, mit der befreiung des fakultätsclubs der university of british columbia, brachte eine verbotene wahrheit ans licht. der akt der befreiung galt nicht der durchsetzung irgendwelcher "forderungen". er war nicht auf ein "politisches" ziel gerichtet. er war ein spontanes ereignis. die wahrheit lag in seiner spontanität.

wir protestieren nicht, um bestimmte "probleme" zu lösen. wir protestieren gegen die westliche zivilisation. wir kämpfen nicht um irgend einen scheißdreck, damit wir anschließend ins "normale" leben zurückkehren können: unser "normales" leben ist beschissen"

die revolution ist nicht verbal und kennt weder schranken noch grenzen.
 

hätte es keinen vietnam-krieg gegeben, wir hätten einen erfunden.

ist der vietnam-krieg beendet, weren wir einen anderen krieg finden.

Onkel Ho ist ein Yippie-Agent


wir sind alle menschliche be-ins

eines tages wurden ein paar radikale von berkley in den buddhistentempel einiger hippies vaon san franzisca eingeladen. als wir so richtig high waren, faßten wir den entschluß, die horden von haight-ashbury und berkley zusammenzubringen.

ein großes stammestreffen. golden gate park. mit allen rockbands der stadt.

die hippies nannten das ganze ein menschliches "be-in".

kein mensch wußte, was das war, zum teufel, ein be-in.
 

wir rauchten ein phantastisches grass. einer der berkley-radikalen fragte: "wofür demonstriert ihr? was habt ihr für forderungen?"

die hippies erklärten ihm geduldig, daß von einer "demonstration" gar keine rede sein könne, daß wir vielmehr ganz einfach da sein wollten.

"ein allgemeines und wechselseitiges antörnen."

"nur gute vibes."

"aber keine forderungen."

der radikale von berkley bestand auf seiner forderung nach forderungen. also drückten wir ihm einen bleistift und papier in die hand und sagten ihm, er solle mal ein paar hinschreiben.
 

es ging schließlich so hoch her, daß einer der Hippies von san franzisco aufsprang und sagte: "wir brauchen viel mehr liebe in diesem raum: rollt noch ein paar fette joints, freunde."
 

die leute auf den straßen wußten, daß etwas in der luft lag. Sie schienen sofort feuer zu fangen. wäre es eine politische demonstration gewesen, hätten sie gefragt: "worum geht es? was wollt ihr? was hat das mit uns zu tun?"

diesmal wußte jeder bescheid. 

der zweck der sache war, ganz einfach dazusein.

golden gate park:
rock-musik.
grass.
sonne. schöne körper.
farben.
ekstase. regenbögen. keine fremden!
jeder lächelt. keine aufrufe und keine politischen transparente.
unsere naktheit war unser aufruf.
 

wir lebten unsere phantasien aus wie kinder. wir waren kinder, die die "spiele der erwachsenen" spielten. wenn man ein kind ist, kann man alles sein was man will.

wir waren cowboys und indianer, piraten, könige, zigeuner und griechen. es war ein panorama der geschichte.

die rock-bands provozierten eine animalische energie.

wir waren eine religionsgemeinschaft, eine familie, eine kultur mit unserer eigenen musik, unserer eigenen kleidung, unseren eigenen zwischenmenschlichen beziehungen, unseren eigenen reizmitteln, unseren eigenen medien.

und wir glaubten daran, daß unsere energie die welt antörnen würde.

alle diese energie an einem ort und zu einer zeit: das war die atombombenexplosion der jugendkultur.

das be-in: ein neues medium der zwischenmenschlichen beziehungen. ein magnet, der all die irren, unglücklichen, jungen, glücklichen, neugierigen, kriminellen, sanften, entfremdeten, sonderbaren, frustrierten, exzentrischen, artistischen, einsamen, wunderbaren leute zur gleichen zeit an den gleichen ort zog. wir konnten einander sehen, einander berühren und erkennen, daß wir nicht allein waren.

unsere ganze rebellion fand ihre erneute bestätigung.
 

das neue bewußtsein.

statt über den anarchismus zu reden, fingen die leute an, den anarchismus zu leben. 

das zerbrochene leben des kapitalistischen amerika -die trennung von arbeit uns spiel, schule und spaß, eigentum und freiheit- wurde von den heiteren zelebraten überwunden.

weder die bürgerrechtsbewegung noch das free speech movement, noch die antikriegsbewegung erreichte das ziel, das die sich gesetzt hatten. Sie führten zu einer tieferen einsicht - zu der einsicht, daß revolution nicht das ende des krieges oder das ende des rassismus bedeuted, sondern die schaffung neuer männer und frauen.

revolution bedeutet ein neues leben.

auf erden.

das leben ist der akt des lebens.
die revolution ist der akt der revolution.

wir sind alle menschliche be-ins.
 

(Jerry Rubin, Do-it!, 1971, ISBN 3-499-11411-9)

Notizen zu einer Chronologie der Studentenbewegung
Haschrebellen - die yippie's
jedes Jahr wieder: Hanfparade - Mit Hanf in die Zukunft ...