Am 29. August 1998 trafen sich nahezu 80.000 Menschen aller Schattierungen in Berlin am Alexanderplatz. Von dort startete man mit etwas Verspätung in Richtung Brandenburger Tor. Zig Wagen und Trecker gaben den Weg vor, und die Massen folgten dem Aufruf zur Legalisierung von Cannabis. Während von einem Wagen Reggae-Klänge zu hören waren, schallten von einem anderen derbe Techno-Beats, es war also für jeden etwas dabei. Die Wolken auf den Bildern sind wahrscheinlich durch die Ausdünstungen der Besucher und Mitdemonstranten entstanden, die mehr oder weniger öffentlich ihre Vorliebe zum qualmenden Kraut zeigten.






Bedenkt man, wieviele Menschen immer noch glauben, daß Marihuana und Haschisch süchtigmachende Stoffe sind, die am liebsten mit Crack, Koks und Heroin in einen Topf geworfen werden, ist es nicht verwunderlich, daß sowohl die Polizei (Staatsmacht) als auch die Pressestellen dieses geschichtsträchtige Ereignis herunterspielten. Sprachen die Beamten von ca. 10.000-20.000 Anwesenden, konnte man sich in Wirklichkeit von der zig-fachen Menge überzeugen. Laut Schätzungen der Veranstalter (Auswertung des Video-Materials) waren bis zu 80.000 Hanf-Interessierte bei diesem Treffen, während der ADN nur von 5.000 Besuchern spricht.



Viele machten keinen Hehl daraus, wen sie am liebsten frühzeitig zum Recycling schicken würden...



Für Verpflegung war gesorgt. An etlichen Ständen konnte man Essen und Trinken aus Hanf erwerben. Interessierte Neulinge auf diesem Gebiet konnten sich dort über Möglichkeiten der Hanf-Produktion informieren. Gehörte vor einigen Jahrzehnten diese Pflanze noch zum ganz normalen Alltag (Kleidung, Seile, Medizin, etc.), wurde sie zunehmend verdrängt und aufgrund wirtschaflicher Interessen dann auch verboten.






Vielen Menschen mit ernsthaften Krankheiten könnte durch eine Freigabe von Cannabis und Cannabishaltigen Medikamenten das Leben wesentlich erleichtert werden, da durch den Wirkstoff THC Schmerzen gelindert werden und der Appetit angeregt wird (AIDS, Krebs, Magersucht, etc.).
Weiterhin wird jedoch von vielen Menschen behauptet, diese Droge sei süchtigmachend und sehr gefährlich. Das einzig gefährliche daran ist, daß man anfängt nachzudenken. Und das paßt einigen Menschen gar nicht in den Kram.






Nachdem wir also in Berlin eingetroffen waren, marschierten wir hin und her und genossen das bunte Programm. Etliche Parteien beteiligten sich am Umzug und der anschließenden Party. So sind die Grünen mit einem Umwelt-Auto unterwegs gewesen, und auch die PDS stellte Wagen zur Verfügung. Bei der Abschlußkundgebung spielten Top-Acts wie "Zion Train" und "Fünf Sterne Deluxe" umsonst, um ihre Meinung über Hanf & Co zu zeigen.



Da der Tag sehr anstrengend war, legten wir uns nach einer Gute-Nacht-Zigarrette frühzeitig in unsere Autos und versuchten zu schlafen, was allerdings auf der Straße zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule nicht ganz einfach war (...selten nachts so viele Autos erlebt).



So, bis zum nächsten Jahr. Legalize it! JJ



Hannover, 1998, rockkoko@kokopelli.de