Internationales Institut
für Menschenrechte und Regimekritik

Forschungsstelle gegen Übergriffe durch die Polizei
Direktor René Schneider



http://institut-fuer-hochschulrecht.de/100031.htm


Berichte aus dem Blaulicht-Milieu
POLIZEI-REPORT




Allgemeine Literaturhinweise:

"Polizei im Zwielicht"

Fachbuch von Rolf Gössner (Rechtsanwalt in Bremen)
und Oliver Neß (Journalist in Hamburg),
Campus-Verlag, Frankfurt/Main und New York 1996,
266 Seiten (29,80 DM).





TAZ-BERLIN Nr. 5811 vom 15. April 1999, Seite 19:

Polizist erschießt Betrunkenen

Lambrecht (dpa) - Ein Polizist hat am Dienstag abend im rheinland-pfälzischen Lambrecht einen 41jährigen Mann erschossen, der stark alkoholisiert in seiner Wohnung randaliert haben soll. Nachbarn hatten die Polizei gerufen. Die Beamten forderten den Mann zunächst auf, sich zu beruhigen. Statt dessen legte er Feuer. Als die Polizisten die Wohungstür eintraten, soll der Mann die beiden mit Eisenstangen bedroht haben. Ein Beamter habe zwei Schüsse auf den Oberschenkel und den Oberkörper des 41jährigen abgegeben. Eine Stunde später sei der Mann seinen Verletzungen im Krankenhaus erlegen.



TAZ-BERLIN Nr. 5785 vom 13. März 1999, Seite 7:

Verspritzt Polizei Säure?

LKA ermittelt gegen Beamte, die Telefon einer Sekretärin präpariert haben sollen

München (AP) - Die Münchner Polizei ist in einen weiteren Skandal verstrickt. Beamte einer Spezialeinheit haben möglicherweise auf eine Sekretärin einen Säureanschlag verübt. Polizeisprecher Wolfgang Wenger bestätigte am Freitag, daß der Telefonhörer der Frau mit einer ätzenden Flüssigkeit präpariert wurde. Nach einem Telefongespräch am 2. März habe sie unter Hautreizungen gelitten, und das Ohr habe sich verfärbt. Nach dem Vorfall habe die Frau ihre Versetzung in eine andere Abteilung beantragt.

Die Münchner Zeitung TZ berichtete zudem von einem anonymen Brief, in dem den Vorgesetzten der Abteilung "Mobbing, Führungsdefizite, Mißstände und Willkürakte" vorgeworfen werden. Der Sprecher räumte ein, daß es "im Arbeitsumfeld" Probleme mit Kollegen gegeben habe und sich die 32jährige "nicht wohlgefühlt" habe. "Wir gehen von der Möglichkeit einer Körperverletzung aus und ermitteln", sagte Wenger. "Es könnte auch ein äußerst übler Scherz gewesen sein." Die "Substanz auf dem Hörer" werde von Spezialisten untersucht.

Im Februar hatte sich eine 22jährige Polizistin erschossen, nachdem sie über Belästigungen von Kollegen geklagt hatte. Die Münchner Polizei war mehrfach wegen unkontrollierten Schußwaffengebrauchs und gewalttätigen Zwischenfällen in die Schlagzeilen geraten.



"Frankfurter Rundschau" vom 4. März 1999:

Ein Datenschatten verriet den Polizeibeamten

Der Leiter des Ulmer Polizei-Dezernats "Bandendelikte und organisierte Kriminalität" hat mutmaßlich 165 000 Mark unterschlagen, die die Polizei als Lockgeld gegen Drogendealer eingesetzt hatte. ...

Von Karl Friedrich Rommel

ULM, 3. März. Der Fall hatte sich bereits im Oktober ereignet; jetzt erließ die Staatsanwaltschaft Ulm überraschend Haftbefehl gegen den Kripobeamten. Monatelang hatte die Polizei fälschlicherweise einen Unfallzeugen verdächtigt, das Geld aus dem Dienstwagen gestohlen zu haben.

Der 40jährige Leiter des Dezernats für Bandendelikte sollte den großen Bargeldbetrag zur Bank bringen. Stattdessen provozierte er einen Unfall, bei dem er schwer verletzt wurde: Sein Dienstwagen prallte in Ulm frontal mit einem Lastwagen zusammen. Später gab der Beamte an, das verschwundene Geld müsse aus dem Unfallwagen gestohlen worden sein.

Aufgrund von Zeugenaussagen geriet ein Mann aus dem Alb-Donau-Kreis in Verdacht, ebenfalls ein Unfallzeuge. Er soll sich zweimal in das schwer beschädigte Auto gebeugt haben, dieses durchsucht und einen Gegenstand, der wie ein Umschlag aussah, entnommen haben. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen.

Der Fall schien für die Polizei geklärt. "Es haben sich durch die Zeugenaussagen so klare Anhaltspunkte gegen den Mann ergeben, daß wir keine Wahl hatten, als ihn zunächst festzunehmen", sagt Uwe Seidel, der Sprecher der ermittelnden Landespolizeidirektion Tübingen. Allerdings seien bei den Polizeibeamten stets "ganz leise Zweifel" geblieben, ob der Mann wirklich das Geld aus dem Unfallwagen gestohlen habe.

Auf die Spur des Ulmer Kripobeamten kamen die Tübinger Ermittler, als sich dieser mit Hilfe des Polizeicomputers erkundigte, ob die Geldscheine aus dem Diebstahl noch registriert waren. Dabei habe er einen Datenschatten hinterlassen, berichteten die Ermittler. Der 40jährige wurde schließlich vergangene Woche verhaftet. Nach intensiven Vernehmungen legte er ein Geständnis ab. Als Motiv für die Unterschlagung habe der Beamte Geldmangel angegeben. Seine Schulden seien durch seine Spielsucht verursacht worden.

70 000 Mark der verschwundenen Summe konnte die Polizei noch sicherstellen. Der Beamte wurde vom Dienst suspendiert. Der Haftbefehl gegen ihn wurde vorerst außer Vollzug gesetzt.



TAZ-BERLIN Nr. 5777 vom 4. März 1999, Seite 19:

Auch Schuß in den Rücken.

Israelis in Erklärungsnot ...

Immunität schützt vor Aufklärung nicht. Das zumindest wollen die Berliner Grünen zum Blutbad am israelischen Generalkonsulat erreichen. Die israelischen Sicherheitsbeamten, deren Schüsse vor zwei Wochen vier KurdInnen das Leben gekostet haben, sind längst in Israel und der deutschen Rechtssprechung ohnehin entzogen. Unterdessen kommen immer mehr Einzelheiten ans Licht, die die Notwehrinterpretation der israelischen Seite stark in Zweifel ziehen. Heute wird sich der Rechtssausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses damit befassen.

Wie aus einem inzwischen bekanntgewordenen Obduktionsbericht hervorgeht, sind nicht nur zwei der getöteten KurdInnen durch Kopfschüsse umgekommen. Die 18jährige Sema Alp wurde neben einem Schuß von "seitlich halbschräg von hinten" in den Kopf dazu noch in den Rücken getroffen, dieser Schuß jedoch sei nicht tödlich gewesen und aus größerer Distanz abgegeben worden, heißt es in dem Bericht.

Sollte die Notwehrversion aufrechterhalten werden, könnte die Distanz nur bedeuten, daß die junge Frau von einem zweiten Sicherheitsbeamten erschossen wurde, während sie einen anderen bedrohte. Diese Version hält ein Experte für unwahrscheinlich. Frauen spielten bei den Kurden eigentlich nicht diese Rolle.

Aus dem Obduktionsbericht geht weiter hervor, daß ein Dritter Toter, Mustafa Kurt, an seitlichen Brustschüssen gestorben ist. Ahmet Acar, der vierte Tote starb an zwei Bauchschüssen. Von gezielten Schüssen auf die Beine und in die Luft kann angesichts dieser Verletzungen und angesichts der unterschiedlichen Schußrichtungen kaum mehr die Rede sein.

Berlins Justizsenator Erhart Körting (SPD), der heute im Rechtsausschuß einen detaillierteren Bericht über den Ablauf der Ereignisse im Konsulat abgeben soll, wird sich nicht nur mit den Ergebnissen des Obduktionsberichts befassen müssen. Auch wird es um die Frage gehen, wer zwei der Erschossenen in den Keller des Konsulats geschafft hat. Während die Isralis sagen, die Polizei habe die Leichen in den Keller gebracht, heißt es aus Polizeikreisen, die Israelis hätten die Getöteten weggebracht. Auch berichten Polizisten, die Israelis hätten die versuchte Konsulatsbesetzung - nachdem sie selbst die Tür geöffnet hätten - quasi militärisch abgewehrt. Es handle sich juristisch gesehen deshalb nicht um pure Notwehr, sondern um einen "Notwehrexzeß".

Zumindest von einem Teil der Ereignisse existiert auch ein Polizeivideo. Darauf sollen ein israelischer Sicherheitsbeamter zu sehen sein, Schußszenen und verletzte KurdInnen. Das Video wird jedoch heute vermutlich nicht im Ausschuß gezeigt.

Auch ist inzwischen ein Brief des dem Konsulat benachbarten Umweltbundesamtes (UBA) aufgetaucht. Darin bestreitet der Präsident des UBA, Andreas Troge, die Version der Innenverwaltung, wonach sich 70 bis 80 KurdInnen im Hof des UBA versteckt gehalten hätten und so die Polizisten überrennen konnten. Vielmehr hätten sich einige KurdInnen auf dem Hof eingefunden, dort randaliert, der Pförtner habe sofort die Polizei benachrichtigt. Der unzureichende Schutz des Konsulats durch die Berliner Innenbehörde gerät dadurch um so mehr ins Zwielicht.

Barbara Junge





TAZ-BERLIN Nr. 5772 vom 26. Februar 1999, Seite 5:

Eine Schießerei

Die Main Street von Dodge City. Die Halunken gegen die Männer des Sheriffs. Pulverdampf. Banditen, die sich die Hände gegen die rote Soße auf ihrem Bauch pressen, glasig glotzen und von Holzdächern purzeln. Eine Schießerei. Die Schinkelstraße in Berlin-Grunewald. Um die 30 mit Stöcken bewaffnete, emotional derangierte Personen, die das israelische Generalkonsulat stürmen. Wachmänner, die, offenbar eine Hisbollah-Attacke vermutend, eifrig und ausdauernd ihre Pistolenmagazine in die Menge entleeren. Drei Kurden sterben, 14 kommen mit Perforationen davon. "Eine Schießerei", melden die Agenturen. "Eine Schießerei", repetieren die Abendnachrichten. "Eine Schießerei", betet die Morgenpresse. Und irgendwie scheint der Tenor "Kurden-Terror forderte drei Tote" von der Gewißheit gefüttert: Die Israelis haben eben zittrige Zeigefinger, das weiß man doch. Und überhaupt, früher oder später hätten diese ferngesteuerten PKK-Schwachköpfe sich ja sowieso verbrannt.

Während die Griechen sich einige Straßen weiter gottergeben den halben Haushalt zerlegen ließen, die Täter freies Geleit bekamen beziehungsweise anderswo von Daniel Cohn-Bendit durchgewinkt wurden, spielte man in Grunewald mal kurz Bekaa-Tal. Andere Konsulate, andere Sitten. Wäre selbiges in einer, sagen wir, irakischen Vertretung geschehen, hätte kein Redakteur ein Problem damit gehabt, die Begriffe "Massaker" und "Gemetzel" in Anschlag zu bringen. Doch so ging auch diese Zeitung, die sonst jeden Mai-Demo-Knüppeleinsatz hochnotpeinlich hinterfragte, auf Periskoptiefe. Pünktlich zum gestrigen Trauermarsch stand im taz-Lokalteil: "In Polizistenkreisen wird das Verhalten der Israelis als völlig unangemessen betrachtet. Bei dem Vorgehen der Kurden habe es sich um Hausfriedensbruch gehandelt, der keinen Schußwaffengebrauch rechtfertige." Na, das ist ja eine Überraschung! Dafür gibt es doch gar keine Indizien! Diese Polizeikreise aber auch! Wie die auf sowas kommen!

André Mielke



TAZ-BERLIN Nr. 5772 vom 26. Februar 1999, Seite 6:

Schüsse bleiben im diplomatischen Nebel

Von Barbara Junge

Warum wurden die KurdInnen im israelischen Konsulat getötet? Berlins Innensenator versuchte sich in einer Erklärung. Polizeizeugen widersprechen der israelischen Version. Berlin soll frühzeitig gewarnt worden sein

Drei tote KurdInnen - erschossen von israelischen Sicherheitsbeamten bei der versuchten Besetzung des israelischen Generalkonsulats am vorigen Mittwoch. Hinzu kommen 13 weitere verletzte KurdInnen, eine überrannte Polizei und eine umfassende Informationssperre in Berlin. Zunächst hieß es, die israelischen Beamten hätten ausschließlich in Notwehr innerhalb des Gebäudes geschossen. Diese Version scheint sich nicht länger halten zu lassen.

Mindestens zwei Versionen der Ereignisse stehen sich gegenüber: Eine ausgegeben von der israelischen Botschaft in Bonn, eine andere, entgegengesetzte, aus Kreisen der Berliner Polizei.

Seit vorgestern liegt die offizielle israelische Darstellung vor. In dem Bericht heißt es, die Beamten hätten alles getan, um nicht schießen zu müssen. Die abgegebenen Schüsse seien überwiegend Warnschüsse oder Schüsse auf die Beine der AngreiferInnen gewesen. Aus zwei Pistolen sei insgesamt 17mal gefeuert worden, ein Schuß davon als Warnschuß in die Luft aus dem Gebäude heraus. Die Eindringenden hätten eine Tür des Konsulats aufgebrochen - Spekulationen, Konsulatsbeamte selbst hätten sie geöffnet, seien "ebenso absurd wie falsch".

Informationen der taz aus Berliner Polizeikreisen lauten anders. Die israelischen Sicherheitskräfte hätten eine Tür des Konsulats von innen selbst geöffnet als die KurdInnen ankamen. Polizisten wollen 30 Schüsse gezählt haben. Sie hätten sowohl KurdInnen als auch die Polizeibeamten vor dem Konsulat gefährdet. Polizeibeamte hätten sich auf den Boden geworfen, um den Schüssen zu entgehen. Patronenhülsen seien auch im Garten der Botschaft gefunden worden. Nach einem Polizeiprotokoll, aus dem der Berliner Tagesspiegel zitiert, sollen keine Warnschüsse abgegeben worden sein. Die verwendete Munition sei ein spezielles "9 Milimeter para" Kaliber gewesen. Es wurde einst für den Militäreinsatz entwickelt und ist geeignet, sowohl einen Menschen per "Durchschuß" zu töten, als auch eine dahinter stehende Person noch tödlich zu treffen.

Gestern stellte Justizsenator Erhart Körting (SPD) im Berliner Abgeordnetenhaus den Stand der Ermittlungen dar. Er vermochte nicht, die Widersprüche aufzulösen. Nach Tagen der Informationssperre der Berliner Ermittlungsbehörden und der äußerst vagen Teilinformationen durch die Innenverwaltung stellte Körting sich den Fragen der Berliner Abgeordneten. Die Geschehnisse seien allerdings "von einer bisher so nicht gekannten Komplexität", die Aufklärung dementsprechend schwierig. Eine Beschreibung könne er deshalb nicht liefern, jedoch den Stand der Ermittlungen: Die beiden verwendeten Schußwaffen würden derzeit untersucht, wieviel Schüsse daraus abgefeuert wurden, sei noch nicht geklärt. Die überwiegende Anzahl der Schüsse sei im Gebäude abgegeben worden, insgesamt habe man 17 Patronenhülsen und 15 Geschosse oder Geschoßteile gefunden. Noch könne nicht abschließend bewertet werden, ob auch außerhalb des Gebäudes geschossen worden sei. Er könne aber bestätigen, daß dort Patronenhülsen gefunden wurden. Dies bestätigten auch Aussagen von Polizisten. In einem Zeitungsinterview allerdings hatte Körting gestern angemerkt, daß "mindestens" zwei Schußwaffen benutzt worden seien.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt parallel zu den israelischen Behörden. Die Berliner Behörden haben die israelischen Wachleute vernehmen können.

Ein kurdischer Besetzer schwebt noch in Lebensgefahr. Von 13 Verletzten, so der Justizsenator, liegen noch neun in Krankenhäusern. Von den insgesamt 74 Verhafteten sei gegen 32 Haftbefehl erlassen worden, 17 davon gegen Auflagen außer Kraft gesetzt.

Während der Abgeordnetenhausdebatte wurde heftig über die Verschärfung von Ausländer- und Polizeigesetzen gestritten. Die CDU rief nach einer schnelleren Abschiebung von Gewalttätern, ihr Koalitionspartner SPD mahnte zur Besonnenheit. Ihr Innenpolitiker Hans-Georg Lorenz sagte mit Blick auf Otto Schily: "Ich warne den einen oder anderen Herrn in Bonn, der auch noch meiner Partei angehört, vor Schnellschüssen." Wer schnellere Abschiebungen fordere, verlasse "den zivilisierten rechtlichen Weg".

Recherchen der ARD unterstützten gestern den Vorwurf, das Gebäude sei unzureichend bewacht worden. Danach habe das Bundeskriminalamt bereits einen Tag vor der versuchten Besetzung schriftlich vor Aktionen gegen israelische Einrichtungen gewarnt. Innensenator Werthebach (CDU) wehrte ab: "Wenn man mich gewarnt hätte, über Berlin stürzt in der Nacht ein Flugzeug ab, wäre das genauso hilfreich gewesen".



"Frankfurter Rundschau" vom 9. Januar 1999, Seite 26:

Polizei München

Beamte fesseln einen Kollegen

MÜNCHEN, 8. Januar (ap). Münchner Polizisten sind erneut in die Schlagzeilen geraten: Wie das Polizeipräsidium am Freitag bestätigte, nahmen zwei Beamte irrtümlich einen Kollegen fest und fesselten ihn. Sie hatten den Kripo-Mann mit einem gesuchten Verbrecher verwechselt.

Der 59jährige erstattete nach dem Vorfall, der sich bereits im Oktober ereignet hatte, Anzeige und legte ein Attest über Blutergüsse und Prellungen vor. Die beiden 35- und 28jährigen Beamten bestreiten, ihren Kollegen nach der irrtümlichen Festnahme mißhandelt zu haben. Die bescheinigte Verletzung sei möglicherweise entstanden, als der Festgenommene sich "theatralisch" zu Boden fallen ließ, sagte Polizeisprecher Peter Durdak. Der Mann sei offensichtlich angetrunken gewesen und habe seine Kollegen mehrfach als "Deppen" bezeichnet.

Gut eine Woche nach den Schüssen von angetrunkenen Polizisten auf einer Polizeiwache sind die schießwütigen Beamten immer noch nicht vernommen worden. Sie hatten in der Nacht zum Silverstertag in betrunkenem Zustand mit ihren Dienstwaffen auf ein Fahndungsfoto gefeuert. Dabei wurde niemand verletzt.



TAZ-BERLIN Nr. 5731 vom 9. Januar 1999, Seite 4:

Pannenserie bei Münchner Polizei reißt nicht ab

Zwei weitere Vorfälle: Beamte nehmen Kollegen von der Kripo irrtümlich fest und fesseln ihn

München (AP/taz) - Münchner Polizisten sind erneut in die Schlagzeilen geraten. Wie das Polizeipräsidium am Freitag bestätigte, nahmen zwei Beamte irrtümlich einen Kollegen fest und fesselten ihn. Sie hatten den Kripo-Mann mit einem gesuchten Verbrecher verwechselt. Der 59jährige erstattete nach dem Vorfall, der sich bereits im Oktober ereignet hatte, Anzeige und legte ein Attest über Blutergüsse und Prellungen vor.

Die beiden 35- und 28jährigen Beamten bestreiten, ihren Kollegen nach der irrtümlichen Festnahme mißhandelt zu haben. Die bescheinigte Verletzung sei möglicherweise entstanden, als der Festgenommene sich "theatralisch" zu Boden fallen gelassen habe, sagte Polizeisprecher Peter Durdak. Der Mann sei offensichtlich angetrunken gewesen und habe seine Kollegen mehrfach als "Deppen" bezeichnet. Eine Beleidigungsanzeige hätten sich die Beamten vorbehalten. Der Vorfall hatte nach Worten des Sprechers bislang keine disziplinarrechtlichen Konsequenzen.

In der Nacht zu Freitag ereignete sich in der Münchner Innenstadt eine weitere Panne, bei der ein Schuß aus einer Polizeiwaffe fiel. Ein Streifenwagen hatte einen Unfallflüchtling verfolgt, wie die Polizei berichtete. Als ein Beamter den Täter mit gezogener Dienstwaffe stoppte und kontrollierte, rollte das Auto den Angaben zufolge nach vorne und stieß gegen das Bein des Beamten. Dabei löste sich aus der Pistole ein Schuß, der den Verdächtigen offenbar nur um Haaresbreite verfehlte. Die Kripo leitete Ermittlungen ein.



"Frankfurter Rundschau" vom 6. Januar 1999, Seite 19:

Der tödliche Schuß: ...

Polizeisprecher Peter Öhm ... verweist darauf, daß die Dienstwaffen nur sehr selten benutzt werden. 1997 gab es in Frankfurt nur zwei Fälle, in denen Polizisten gezielt auf Menschen schossen. Gleichwohl: Wenn ein Beamter die Waffe auf einen Menschen richtet und unbeabsichtigt schießt, können die Folgen tödlich sein.



"Frankfurter Rundschau" vom 6. Januar 1999 Seite 32:

Beamte ballerten auf Fahndungsfoto

MÜNCHEN, 5. Januar (afp). Bei ihrer Schieß-Orgie auf einer Münchner Polizeiwache haben zwei betrunkene Beamte in der Silvesternacht offenbar gezielt auf ein Fahndungsfoto geschossen. Ein wachhabender Kollege forderte die beiden Polizisten nach 34 Schüssen offenbar telefonisch auf, "mit dem Blödsinn aufzuhören", wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Dienstag unter Berufung auf Polizeikreise berichtete. ... Das Polizeipräsidium München bestätigte, daß die Beamten betrunken geschossen haben, ... . Nach dem Anruf ließen die beiden betrunkenen Beamten im Alter von 27 und 34 Jahren laut BR die Waffen ruhen und versuchten, die Einschußstellen mit Postkarten zu verdecken. Die beiden Beamten seien vom Dienst suspendiert, und es werde gegen beide ermittelt, teilte das Polizeipräsidium mit.



TAZ-BERLIN Nr. 5726 vom 4. Januar 1999, Seite 21:

Polizei witterte Punker-Entführung durch Skins

Rotenburger Wohnung gestürmt: Entführer und Geiseln einträchtig betrunken

Rotenburg/Wümme. Eine vorgetäuschte Geiselnahme hat in der Nacht zum Sonntag die Polizei in Rotenburg/Wümme in Atem gehalten. Beamte des Sondereinsatzkommandos (SEK) stürmten dabei eine Wohnung in Rotenburg, in der sie die vermeintlichen Entführer und ihre Geiseln in trauter Runde und sichtlich angetrunken vorfanden. Wie ein Polizeisprecher am Sonntag mitteilte, wird gegen die sechs vorübergehend Festgenommenen jetzt wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Den fünf jungen Männern und einer Frau im Alter zwischen 18 und 28 Jahren sollen auch die Kosten des mehrstündigen Einsatzes von insgesamt 40 Beamten und eines Hubschraubers mit Wärmebildkamera in Rechnung gestellt werden.

"Die Geschichte ist im Nachhinein unglaublich. Aber wir mußten nach den Anrufen und den von uns mitgehörten Telefonaten davon ausgehen, daß wir es tatsächlich mit einer Entführung zu tun hatten", sagte Polizeioberrat Klaus-Dieter Tietz. Danach sah es so aus, als hätten drei zur rechten Skinhead-Szene zählende junge Leute zwei linke Punks in ihre Gewalt gebracht. Einen weiteren Punk wollten sie angeblich zu einem Treffpunkt in Rotenburg locken. Dort stieß die Polizei auf drei Personen, die mit Schlagstöcken bewaffnet und teilweise vermummt waren. Die drei konnten jedoch flüchten.

Wenig später entschloß sich die Polizei, die Wohnung des mutmaßlichen Anführers der "Entführer" zu stürmen, während der Hubschrauber das Grundstück ausleuchtete. Als die Beamten in voller Montur eindrangen und sie festnahmen, hätten die sechs jungen Leute einträchtig beisammen gesessen. Wie es zu den Anrufen bei der Polizei kam, war am Sonntag noch nicht aufgeklärt.

dpa





TAZ-BERLIN Nr. 5705 vom 8. Dezember 1998, Seite 5:

Schieß doch, Bulle!

Was dabei herauskommt, wenn die Debatte über aktive Sterbehilfe zu keiner befriedigenden Lösung kommt, zeigt sich derzeit in den Vereinigten Staaten: Jede sechste Person, die 1997 durch Polizeikugeln den Tod fand, hatte gezielt provoziert, um erschossen zu werden. Das, so meldet der Nachrichtensender BBC, zeige eine neue Studie in den USA. Dieser Trend zum "Suicide by cop", "Selbstmord durch Bullen", sei schon länger bekannt, Polizeibeamte würden mittlerweile gezielt im Umgang mit selbstmordgefährdeten Personen geschult. Was genau sie dabei lernen, sagt die Meldung nicht. Und sie gibt leider auch keinen Aufschluß darüber, wie die Forscher den Todeswunsch posthum herausgefunden haben. Vielleicht durch Abschiedsbriefe, etwa: "Bulle, ich wußte, Du würdest es tun. Danke!" oder "Der Cop kann nichts dafür. Brigitte, warum hast Du mich verlassen?"

Dumm ist nur, daß diese armen Leute noch immer alle möglichen Mitmenschen in Panik versetzen müssen, um die Polizei endlich zum Abdrücken zu bewegen. Da wird ein ganzer Bus gekidnappt oder Passanten mit einem Gewehr bedroht. Das könnte man doch einfacher haben. Dem kurdischen Jugendlichen Halim Dener reichte es in Hannover 1994, ein Plakat der verbotenen PKK zu kleben, um einen Polizisten zur finalen Pflichterfüllung zu bewegen. Das ist sauber und bringt keine Unbeteiligten in Gefahr. Vorbild Deutschland.

Zu spät. Noch 1981 machte sich die Berliner Polizei den Umstand, den selbstmordwilligen Hausbesetzer Klaus-Jürgen Rattay unter einen Bus zu treiben, und die auf Tausende Lederjacken gepinselte Aufforderung "Schieß doch, Bulle!" wurde jahrelang ignoriert. Die Polizei, dein Freund und Sterbehelfer, hat versagt wie die zivile Gesellschaft. Als in Deutschland noch "Bürger beobachten die Polizei" an der Tagesordnung war, hieß es in den USA längst "Bürger benutzen die Polizei". Wieder hat Deutschland eine Chance verschlafen, Trendsetter zu sein. Das wäre nicht nötig gewesen.

Bernd Pickert





"DER SPIEGEL" Nr. 50/1998 vom 7. Dezember 1998, S. 64:

POLIZEI

Maximale Gefahr

Mit einem Schuß tötete eine Beamtin zwei Männer. Ein Unschuldiger könnte noch leben, wenn Fahnder mit geeigneter Munition schießen dürften.

Auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock des Mietshauses an der Münchner Karlstraße fuchtelte Robert T. mit einem Küchenmesser herum. Mehrere Ritzer hatte sich der psychisch gestörte Mann am linken Arm schon beigebracht. Seinen Bruder Leon, der die Polizei gerufen hatte, schrie er an: "Dich stech' ich auch noch ab."

Die ersten beiden Streifenbeamten, die am vorvergangenen Samstag bei den Brüdern eintrafen, forderten Verstärkung an. Acht Kollegen rückten in Dienst-BMW an, darunter "Isar 4212" mit einem Polizisten und einer 23jährigen Kommissar-Anwärterin. Aus der Wohnung drang Geschrei. Einer der Polizisten trat die Tür ein. Drinnen war kaum etwas zu sehen.

Plötzlich erschien Robert T. Das Messer in der rechten Hand, bewegte er sich auf die Polizistin zu. Dabei stach der Lebensmüde auf seinen Bruder ein, der ihn aufzuhalten versuchte. "Waffe weg, sonst schieße ich", rief die junge Beamtin.

Doch der Mann kam näher, schüttelte seinen Bruder ab. Die Polizistin warnte noch einmal. Dann feuerte sie. Der Angeschossene kam immer noch näher. Der zweite Schuß durchschlug seinen Körper und bohrte sich in die Schläfe des kleineren, hinter ihm stehenden Bruders. Bundesweit schießen Polizisten derzeit noch mit sogenannten Vollmantelgeschossen vom Kaliber neun Millimeter Parabellum. Die Bleiprojektile sind von einer harten Stahlschicht umschlossen und verformen sich deshalb beim Aufprall kaum. Sie können leicht 70 Zentimeter an organischem Gewebe durchschlagen. "Ein bedenklicher Overkill", sagt Bernd Karger vom rechtsmedizinischen Institut der Universität Münster: "Ein solcher Schuß könnte theoretisch drei hintereinander stehende dünne Erwachsene töten", im Jargon der Waffentechniker eine "maximale Hinterlandgefährdung".

Seit Jahren streiten Rechtsmediziner und Polizeivertreter dafür, die Bereitschaftseinheiten statt dessen mit sogenannten Teilmantelprojektilen auszurüsten. Deren Bleispitzen ermöglichen eine Vergrößerung der Geschosse beim Eindringen ins Gewebe von 9 auf 13 oder 14 Millimeter Durchmesser. Projektile dieser Art verursachen größere Wunden, bleiben aber früher stecken. Robert T. wäre wohl auch an einem solchen Schuß gestorben, seinen Bruder hingegen hätte ein Teilmantelgeschoß gar nicht erst erreicht.

Doch das Thema ist hierzulande offiziell tabu. Die Spezialeinheiten, die Politiker bei Reisen und Auftritten schützen, schießen zwar im Ernstfall mit einer Munition, die Teilmantelgeschossen entspricht, schließlich müssen sie zur Not auch im Publikumsgetümmel einen Attentäter niederstrecken können.

Aber die Innenminister der Länder, die für die Polizeibewaffnung zuständig sind, fürchten eine heikle Auseinandersetzung über die sogenannte Action-Munition. "Da kursieren Horrorvisionen", sagt Wolfgang Dicke von der Gewerkschaft der Polizei, "von Geschossen, die kleinen Sprengköpfen gleich im Körper explodieren und dort riesige Krater reißen."

Doch derartige Projektile, im Volksmund Dumdumgeschosse genannt, entsprechen längst nicht mehr dem Stand der Verformung und damit die Eindringtiefe", sagt Experte Karger, könnte bei der Herstellung bestimmt werden. Polizeieinheiten in den USA bestellen ihre Deformationsmunition quasi nach Maß. Holländische und österreichische Polizisten benutzen ähnliche Geschosse.

Auch juristisch, sagt Gewerkschafter Dicke, spreche nichts mehr gegen die Action-Munition. Die Haager Konvention von 1907 verbietet es, Waffen zu benutzen, die unnötige Leiden verursachen. Darunter fallen zerplatzende Dumdumprojektile. Längst aber können die erlaubten Vollmantelprojektile, die sich mit bis zu 1200 Stundenkilometern im Körper quasi überschlagen, grausamere Verletzungen verursachen als schwarzpulvergetriebene Bleibatzen der Jahrhundertwende.

Die rabiate Munition in ihrem Magazin könnte das Gewissen der Münchner Todesschützin entlasten. Es wird derzeit nicht formal gegen sie ermittelt, Kollegen prüfen allerdings, ob sie sich strafbar verhalten hat.

Die junge Beamtin, ranghöchste der eingesetzten Truppe, ist beurlaubt und wird psychologisch betreut. Ein Trost für die Polizistin: Am Montag vergangener Woche wurde sie zur Kommissarin ernannt. Die Beförderung stand planmäßig an.



"DIE WELT", 7. Dezember 1998, Seite 16:

ZU GUTER LETZT

Die österreichische Polizei wird vom nächsten Jahr an nicht mehr den traditionellen Gummiknüppel schwingen, sondern statt dessen Pfefferspray versprühen. Die Polizeigewerkschaft hatte den Sprüh-Einsatz empfohlen, um sich vom Bild prügelnder Polizei in Diktaturen abzuheben.



TAZ-BERLIN Nr. 5704 vom 5. Dezember 1998, Seite 7:

Minderjähriger als V-Mann benutzt

Landshut (dpa) - Ein minderjähriger Drogenabhängiger soll von Polizei und Staatsanwaltschaft Landshut als V-Mann und Scheinaufkäufer mißbraucht worden sein. Der Münchner Strafverteidiger Kai Wagler hat sich in einem Schreiben an den bayerischen Innenminister Günther Beckstein (CSU) gegen den Einsatz des 17jährigen verwahrt. Der Fall wird vom bayerischen Innenministerium überprüft.



"DIE WELT", 2. Dezember 1998, Seite 16:

Polizeibeamte fühlen sich sexuell belästigt

DÜSSELDORF Jede vierte Polizistin klagt über sexuelle Belästigung im Dienst. Häufig sind Vorgesetzte die Täter. Dies geht aus einer Studie über dieses Problem bei der Polizei hervor. Doch auch jeder 20. männliche Polizeibeamte fühlte sich schon sexuell belästigt. Für die Studie hatten die Wissenschaftler alle 7826 Frauen in der Polizei von Nordrhein-Westfalen angeschrieben. Etwa die Hälfte antwortete. Außerdem wurden 7849 Männer befragt. Von den Frauen gaben 25 Prozent an, sie hätten sich schon mindestens einmal sexuell belästigt gefühlt. Am häufigsten klagten sie über "scheinbar zufällige Körperberührungen", Po-Kneifen/Klapsen", anzügliche Bemerkungen und "unerwünschte Einladungen in eindeutiger Absicht". In zwei Dritteln aller Fälle waren Kollegen die Schuldigen; fast jeder zweite davon war ein Vorgesetzter.



TAZ-BERLIN Nr. 5701 vom 2. Dezember 1998, Seite 5:

Klagen über sexistische Kollegen

Jede vierte NRW-Polizistin fühlt sich belästigt

Düsseldorf (AFP) - Jede vierte Polizistin in Nordrhein-Westfalen fühlt sich von Kollegen oder Vorgesetzten sexuell belästigt. Dies geht aus der bundesweit ersten Studie über sexuelle Belästigung bei der Polizei hervor, die der NRW-Innen- und Justizminister Fritz Behrens (SPD) gestern vorstellte. Die Klagen der Polizistinnen reichten vom Hinterherpfeifen über aufgedrängte Küsse und Pokneifen bis zur Androhung beruflicher Nachteile bei Sexverweigerung. Auch fünf Prozent der männlichen Ordnungshüter fühlten sich sexuell belästigt. Für die Studie wurden knapp 15.700 Ordnungshüter beiderlei Geschlechts befragt. Behrens betonte, die Häufigkeit sexueller Belästigung bei der Polizei läge zwar im gesellschaftlichen Durchschnitt. Belästiger in Uniform machten sich jedoch eines Dienstvergehens schuldig, das geahndet werde und in letzter Konsequenz zur Entlassung führen könne. "Fehlverhalten dieser Art werden wir keineswegs dulden", kündigte der Minister an.



TAZ-BERLIN Nr. 5693 vom 23. November 1998, Seite 21:

Wer sich einmischt, wird bestraft

Gebürtiger Libanese, der die Dienstnummern von zwei Polizisten verlangte, die einen Musiker rüde behandelten, wurde wie Schwerverbrecher behandelt. Polizeipressestelle übt Kritik an Anzeige wegen versuchter Gefangenenbefreiung

Es war Freitag, der 13. November, und der Tag brachte für Masen Haboush nichts Gutes. Als er gegen Mittag an der U-Bahn-Station Yorckstraße umstieg, wurden er und vier weitere Passagiere Zeugen, wie ein BVGler und zwei Polizisten einen Musiker aufforderten, den Bahnhof zu verlassen. Als der 20jährige Tischlerlehrling sah, wie der Musiker seine Gitarre zur Seite legen wollte und von einem Polizisten am Hals gepackt, an den Haaren gezogen und mit Handschellen gefesselt wurde, tat er das, was auch von der Polizei gefordert wird: einmischen statt wegschauen. Doch als der gebürtige Libanese, der seit 1991 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wie die anderen deutschen Zeugen die Dienstnummer der Beamten verlangte, wurde er in seine Grenzen gewiesen.

Während den anderen Zeugen anstandslos die Dienstnummern ausgehändigt wurden, wurde er mit einem Schlagsock bedroht und in einen Dienstraum der BVG gebracht, wo ihm ebenfalls Handschellen angelegt wurden. Er durfte weder telefonieren noch mit den Zeugen reden, die bis vor den Dienstraum gefolgt waren und dort warteten. Unter Ausschluß der "Zeugenöffentlichkeit" sagte ein Beamter zu ihm: "So, jetzt sind keine Zeugen hier. Wenn du nicht deine Fresse hältst, dann passiert was, und keiner kann dir helfen."

Kurz darauf betraten sieben weitere Polizeibeamte den Raum, nahmen seine Personalien auf und überprüften die Papiere des tschechischen Musikers. Anschließend wurden die beiden mit einem Polizeiwagen auf eine Wache in Lankwitz gebracht. Auf dem Weg dorthin, so Haboush, sei der Tscheche, der kein Deutsch konnte, von den Beamten "von vorne bis hinten beleidigt" worden.

Auf der Wache wurde Haboush in eine unbeheizte Zelle gesteckt, wo er sich entkleiden mußte. Jacke, Gürtel, Schuhe und Geldbörse wurden ihm abgenommen. Telefonieren durfte er nicht. Nachdem man ihn fotografiert und ihm Fingerabdrücke abgenommen hatte, wurden ihm die Dienstnummern ausgehändigt.

Sein Einmischen hat ihm eine Anzeige wegen versuchter Gefangenenbefreiung eingebracht. Selbst die Mitarbeiter der Polizeipressestelle können das überzogene Verhalten der Beamten nicht nachvollziehen. Denn in der Begründung der Anzeige heißt es lediglich, daß er einen Beamten am Pulli gezogen und ihm gesagt habe: "Laß ihn los! "Geb ihn raus!"

Vier Tage nach dem Vorfall hat Haboush einen Beschwerdebrief an den Polizeipräsidenten geschrieben und Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die beiden Beamten eingereicht. In dem Schreiben, in dem er den obigen Vorfall schildert, schreibt er: "Ich finde es skandalös, daß ich wie ein Schwerverbrecher behandelt wurde, nur weil ich von meinem Recht Gebrauch machte, zwei Beamte nach ihren Dienstnummern zu fragen, die brutal gegen einen wehrlosen Straßenmusiker vorgegangen sind." Haboush vermutet, daß sein "nichtdeutsches Aussehen" der Grund dafür war, daß er wie ein Schwerverbrecher behandelt wurde und die anderen Zeugen die Dienstnummern erhielten. "Es waren eben ,Deutsche`."

Barbara Bollwahn de Paez Casanova





"DIE WELT", 6. Oktober 1998, Seite 12:

Polizist schießt auf seine Ex-Frau

AP Suhl - Ein 43jähriger Polizeibeamter aus dem thüringischen Suhl hat mit seiner Dienstpistole den Freund seiner geschiedenen Frau getötet und die Frau selbst lebensgefährlich verletzt. Wie die Polizeidirektion Suhl gestern mitteilte, hatte der Mann in der Nacht zum Sonntag zunächst Streit mit seiner jetztigen Ehefrau, in dessen Verlauf der sie und das gemeinsame Kind mit der Dienstpistole bedrohte. Danach sei er in die Wohnung seiner geschiedenen Frau gefahren und habe auf die 38jährige und ihren zwei Jahre jüngeren Lebenspartner geschossen.



"BILD-ZEITUNG", 1. Oktober 1998, Seite 4:

Bordelle ausgehoben!
Die Chefs waren Polizisten

Razzia um fünf Uhr morgens: 700 Polizisten durchsuchten in Niedersachsen, Bremen und Baden-Württemberg 16 Wohnungen, drei Bordelle und das Gefängnis in Hannover. Verhaftet: Zwei Polizisten (47 und 52) sowie vier JVA-Beamte. Die beiden Polizeibeamten betrieben ein Bordell in Baden-Baden. Die vier anderen Beamten waren beteiligt, hatten außerdem regelmäßig Heroin und Kokain ins Gefängnis geschmuggelt.



"Westfälische Nachrichten", 23. September 1998, Seite R AW 1:

Haftstrafe für Ex-Polizisten

Ellwangen (AP). Ein 53jähriger früherer Polizist ist gestern vom Landgericht Ellwangen wegen der Tötung des Mörders seines Sohnes zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Der mitangeklagte 32jährige ältere Sohn des Mannes muß für viereinhalb Jahre hinter Gittern. Beide haben einen 43jährigen aus Heidenheim umgebracht.



"DIE WELT", 15. August 1998, Seite 12:

Todesfall Theumer:
Tatverdächtiger Polizist erhängt sich


dpa Chemnitz - Vier Jahre nach dem Tod des Jungen Michael Theumer hat ein Tatverdächtiger Selbstmord begangen. Der 53jährige Polizeibeamte aus Zwönitz wurde am Donnerstag in seiner Wohnung erhängt aufgefunden. ...



"BILD-ZEITUNG" - Hamburg, den 4. August 1998, Seite 6:
Nach Neß-Urteil:
Polizist soll 210 000 Mark Schadensersatz zahlen

Von CHRISTIAN KERSTING

Das gab es in dieser Größenordnung noch nie. Wegen "grob fahrlässiger Pflichtverletzung" fordert die Innenbehörde von einem Polizeibeamten 210.977,84 Mark Schadensersatz.
Der Polizeimeister Oliver H. (etwa 3800 Mark Gehalt netto im Monat) wurde vom Landgericht wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 4800 Mark Geldstrafe verurteilt. Er wurde für schuldig befunden, am 30. Mai 1994 ... den Journalisten Oliver Neß schwer verletzt zu haben. Neß mußte sich mehreren Operationen unterziehen, war lange Zeit arbeitsunfähig. Der Vorfall passierte auf dem Gänsemarkt.
Die Innenbehörde zahlte Neß zwischenzeitlich knapp 211 000 Mark für Kranken- und Heilbehandlung, Schmerzensgeld, Verdienstausfall und Anwaltskosten. Dieses Geld verlangt die Behörde jetzt von dem Polizisten zurück, wie der Senat in einer Antwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Professor Ulrich Karpen bestätigt.
Der Senat begründet seine Schadensersatzforderung mit dem Hamburgischen Beamtengesetz, nach dem Beamte ihrem Dienstherrn "den aus vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Pflichtverletzung entstehenden Schaden zu ersetzen" haben. Dazu Konrad Freiberg, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei: "Diese Forderung ist für den Beamten existenzvernichtend, verheerend für die Moral der Polizei". ...



"BILD-ZEITUNG" - Hamburg, den 31. Juli 1998, Seite 3:

Sex-Gangster gefaßt

Es ist ein Polizist!

Auch das noch! In Hamburg wurde gestern der Polizist Klaus St. aus Bergedorf vom Dienst suspendiert. Begründung: Sexueller Mißbrauch von Kindern und Beleidigung auf sexueller Basis!
Mittwoch nachmittag in einem Kaufhaus in der Innenstadt: Ein Mann schleicht sich von hinten an einen kleinen Jungen heran. Er soll sich vor dem Jungen entblößt und sein Glied an dem Körper des Kindes gerieben haben. Ein aufmerksamer Ladendetektiv sieht die Szene, alarmiert sofort die Polizei. Die Beamten halten den Unbekannten fest - und sind entsetzt: Der Sexgangster ist ein Kollege!
Der Fall wurde sofort ans Dezernat Interne Ermittlungen weitergeleitet. Erste Erkenntnisse: St. arbeitete früher als Verkehrslehrer. Bereits damals gab es Verdachtsmomente wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern - der heute 45jährige wurde zur Unfallaufnahme an die Verkehrsstaffel Süd versetzt. Gestern mußte der Polizeihauptmeister seine Dienstwaffe abgeben.
fm/ar




"DIE WELT" vom 27. Juli 1998, Seite 12:

Hintergründe um das Verschwinden von Manuel Schadwald immer dubioser

Von JAN MEYER
und ANDREAS BAUMANN

»Berlin/Amsterdam ... Der "Spiegel" berichtet unterdessen von einem Pädophilen-Lokal in Berlin-Neukölln, wo "Insidern" zufolge auch zwei Polizisten am Zapfhahn gestanden haben sollen. Die Beamten sollen sich selbst an den Jungen vergriffen und mehrfach vor Razzien gewarnt haben. Die Berliner Polizei war gestern nicht bereit, dazu eine Stellungnahme abzugeben.«



"ULTIMO" Nr. 15/98 vom 30. Juni 1998, Seite 8:

FREIZEIT-SCHLÄGER

»... Durch einen Bekannten bekomme ich Kontakt zu einem Preußen Münster-Hooligan. Nennen wir ihn Mike. Er ist schon länger bei den Hools dabei, zählt zur Prominenz der münsteraner Fußball-Schlagetots. ... ("Mike":) Ich bin seit 15 Jahren dabei und habe wirklich einige harte Schlachten erlebt. Von zehn schweren Verletzungen habe ich aber neun von der Polizei verpaßt bekommen. Die Bullen haben auch ne ganze Menge Hooligans in ihren Reihen. Nur ist bei denen das Prügeln legal ... Carsten Krystofiak«



"Frankfurter Rundschau" vom 6. Juli 1998, Seite 17:

Polizeibeamte vor Gericht
Anklage: Mißhandlung von Ausländern


Wegen schwerer Mißhandlung mehrerer Ausländer müssen sich drei Polizeibeamte vor dem Landgericht Frankfurt als zweiter Instanz verantworten. Die Beamten im Alter von 26 bis 31 Jahren waren in erster Instanz vom Amtsgericht Frankfurt zu Haftstrafen bis zu drei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden. ... Der jüngste und zur höchsten Haftstrafe verurteilte Beamte habe ferner einem der Festgenommenen unter Drohungen seine Dienstwaffe in den Mund gehalten. ... Alle drei Beamten ... waren ... zum Teil geständig. Sie sind seit Beginn des Verfahrens vom Dienst suspendiert. Ihre Verteidiger wollen jetzt in zweiter Instanz Strafmilderung und Strafaussetzung auf Bewährung erreichen.



"Frankfurter Rundschau" vom 6. Juli 1998, Seite 24:

Drogensüchtiger starb im Polizeipräsidium


DARMSTADT. Ein Drogensüchtiger ist am Sonntag im Polizeipräsidium Darmstadt gestorben. Der 29 Jahre alte Mann habe in seiner Zelle Kreislaufprobleme bekommen, teilte die Polizei mit. ...



"Ö-Punkte Sommer '98", Seite 5:

Demokratie und Grundrechte?

Wie bereits in den letzten drei Jahren hat das Komitee für Grundrechte und Demokratie auch diesmal die Proteste beobachtet, die den Transport von hochradioaktivem Müll in ein Zwischenlager in der Bundesrepublik begleiteten. Trotz der Desinformationspolitik und der Vorverlegung des Transports waren ab Donnerstag, den 19. März 1998, zunächst vier, ab dem frühen Freitag morgen sechzehn Beobachter und Beobachterinnen in Ahaus anwesend, um das Geschehen sorgfältig zu protokollieren und zu dokumentieren. Auszüge aus den Berichten:

... Politik des Scheindialogs: Polizei und Landesregierung haben im Vorfeld Gespräche mit verschiedenen Gruppen und Initiativen geführt, um sich über die Einschätzungen und Demonstrationserfahrungen derjenigen zu informieren, die Proteste organisieren. ...

Vorsätzlich-amtliche Verletzung von Grundrechten: Der Umgang mit den Gefangenen entsprach nicht den notwendigen grundrechtlichen Bedingungen. Diejenigen, die beispielsweise am frühen Freitag morgen in Ahaus in Gewahrsam genommen worden waren, saßen über Stunden gefesselt im Bus. Stunden mußten sie auf die Personalienfeststellung in Rheine warten. Die Zellen waren mit keinerlei Moliliar ausgestattet. In Zellen von ca. 17 qm mit einem Fenster von ca. 30 x 30 cm waren ca. 20 Personen eingesperrt. Obwohl sie die Sitzblockade auf den Schienen vor 8.00 Uhr begonnen hatten und von dort in Gewahrsam genommen worden waren, bekamen sie erst gegen 22.00 Uhr Getränke und gegen 23.00 Uhr Essen. Einige bekamen in diesen kahlen Zellen erst gegen 3.00 Uhr Decken und Isomatten. Obwohl der Grund der Ingewahrsamnahme, der Protest gegen den Castor-Transport, sich gegen 20.30 uhr erledigt hatte, wurden die Gefangenen nicht vor 6 Uhr entlassen. ...

Rabiate Polizeigewalt: Demonstrationen und Proteste wurden immer wieder mit körperlicher Gewalt gegen die Demonstrierenden durch die Polizei verhindert. Während der Blockierung der Gleise im Süden von Ahaus wurde mit aggressiven Polizeigriffen die Räumung durchgesetzt (Kopf und Gliedmaße verdreht, Griffe in Augen und Nasen). ...



"DIE WELT" vom 1. Juni 1998, Seite 5:

CDU in Hannover wirft Glogowski "Ablenken" vor


fert Hannover - Hat die Polizei in Gorleben bei der Besetzung und Verwüstung eines Informationszentrums der Atomindustrie durch Atomkraftgegner tatenlos zugesehen? ... CDU-Innenexperte Uwe Schünemann forderte Aufklärung durch den Innenausschuß.
Die Polizei in Gorleben hatte am vorvergangenen Wochenende - obschon am Tatort präsent - zugelassen, daß Demonstranten das Informationszentrum der Brennelemente-Gesellschaft in Gorleben verwüsteten, wobei Schäden von 250 000 Mark entstanden.



"DIE WELT" vom 16. Juni 1998, Seite 5:

Polizei-Verhalten in Gorleben wird untersucht


fert Hannover - Als vor Wochenfrist Kernkraftgegner das Informationszentrum der Brennelemente-Gesellschaft (BLG) in Gorleben stürmten und verwüsteten, war die Polizei vor Ort, griff aber nicht ein. Der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) hat nun angekündigt, daß er umgehend die Hintergründe dafür klären will: "Es gibt keinen rechtsfreien Raum in Deutschland und erst recht nicht in Niedersachsen."
Glogowski teilte gestern weiter mit, er habe für heute die Lüneburger Regierungspräsidentin Ulrike Wolff-Gebhardt und Bezirkspolizeichef Ulrich Dautert nach Hannover zitiert. Bis zu 60 Personen hatten das Gebäude in Gorleben im Schutz von Treckern der bäuerlichen Notgemeinschaft gestürmt. Die BLG meldete danach nicht nur Verwüstungen, sondern auch den Diebstahl von elektronischen Geräten und bezifferte den Gesamtschaden auf 250 000 Mark. ...



"DIE WELT" vom 16. Juni 1998, Seite 2:

So ein Elchtest ...


»... Die Versicherung des Innenministeriums, man habe trotzdem noch genügend Fahrzeuge, provozierte prompt die Nachfrage: War der Fuhrpark dann vorher nicht viel zu groß? ... Auf den ersten Blick leuchtet es ja niemandem ein, daß die Ordnungshüter an Rhein und Ruhr noch mobil genug sind, nachdem man bis gestern nachmittag exakt 612 ihrer 2530 Streifenwagen aus dem Verkehr gezogen hat. Schließlich ist eine wundersame Autovermehrung nach biblischem Vorbild ebenso unvorstellbar wie die Möglichkeit, daß im finanziell fast ruinierten Nordrhein-Westfalen eine üppige Streifenwagen-Reserve die Fuhrparks der Polizei füllen könnte. ... Polizeigewerkschaft: "Kein Bürger muß sich Sorgen machen, daß die Polizei kommt, wenn sie gebraucht wird". ...«



"DIE WELT" vom 15. Juni 1998, Seite 12:

Streifenwagen scheitern beim "Elchtest"


dpa Düsseldorf - Nach einem "Elchtest" hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen 800 ihrer 2600 Strifenwagen aus dem Verkehr gezogen. Grund: ... Bei den Tests habe sich gezeigt, daß die Autos "in Extremsituationen" zum Übersteuern und zum Kippen neigten, ... . Die Fahrwerke waren vor zwei Jahren auf besonderen Wunsch der Polizei für Einsatzfahrten auch auf Wald- und Wiesenwegen höhergelegt worden. Mit der größeren Bodenfreiheit sollte vermieden werden, daß der Unterboden aufreißt, wenn die Beamten mit hoher Geschwindigkeit über unebenes Gelände fahren. Die Sicherheit der Bürger sei ... nicht beeinträchtigt, sagte ein Sprecher. ...



"DIE WELT" vom 3. Juni 1998, Seite 1:

Polizei räumt Panne im Mordfall Christina ein


Im Mordfall Christina Nytsch hat das niedersächsische Landeskriminalamt eine Polizeipanne eingeräumt. Der mutmaßliche Mörder des elfjährigen Mädchens war trotz einer Vorstrafe wegen Vergewaltigung nicht im polizeiinternen Comptersystem "Polas" erfaßt.



"BILD" vom 29. Mai 1998, Seite 7:
Schimi parkte falsch - statt Knöllchen gab's Autogramme
Von Patrizia Bartels

Seit wann gibt's einen Promi-Bonus für Falschparker?
Es geht um Götz George und seinen knallroten BMW "Z3". Tatort: Berlin, Friedrichstraße vorm Juwelier Wempe. George parkt mit dem Auto einfach auf dem Bürgersteig, springt in's Geschäft, um sich ein Geschenk abzuholen - eine "IWC"-Uhr für 5750 Mark.
Draußen entdecken zwei Politessen den BWM, zücken ihre Knöllchenblöcke.
Wie der Blitz rast eine Wempe-Mitarbeiterin auf die Straße, ruft: "Um Gottes willen. Der Wagen gehört Götz George, seien Sie doch etwas nachsichtig. Autogramm gegen Knöllchen?"
Die Politessen nahmen das Angebot an, bekamen schnell zwei frischsignierte Autogramm-Karten - und schrieben kein Strafmandat!
"Schimanski" durfte seinen "Z3" obendrein noch eine geschlagene Stunde unbehelligt auf dem Gehweg stehen lassen.

(Foto)
Götz George in seinem BMW Z 3. Er parkte einfach auf dem Bürgersteig - knöllchenfrei.




"DIE WELT" vom 23. Mai 1998, Seite 2:

Report: Staat gefährdet Grundrechte der Bürger


AP/dpa Karlsruhe - Vier Bürgerrechtsorganisationen haben am Freitag den neuen "Grundrechtereport" vorgestellt. Die Humanistische Union, die Gustav-Heinemann-Initiative, das Komitee für Grundrechte und Demokratie sowie der Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen listen in dem Buch ... Bürger- und Menschenrechtsverletzungen auf. Autoren des über 300 Seiten starken Reports sind unter anderen die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger und der Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch (beide FDP).
Jutta Limbach, Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, würdigte die Initiatoren: "Die Courage", mit der Herausgeber und Autoren permanent die Grundrechte anmahnten, verdiene "rückhaltlose Bewunderung". Limbach betonte, daß Grundrechtsschutz nicht allein Sache der Gerichte sei.
Im Grundrechtereport werden "Polizeiübergriffe gegen Ausländer" ... kritisiert. ...



"DIE WELT" vom 23. Mai 1998, Seite 5:

UN-Komitee rügt deutsche Polizei


dpa Genf - Das Antifolter-Komitee der Vereinten Nationen (UN) ist besorgt über die Zahl der Mißhandlungen in deutschem Polizeigewahrsam. Das geht aus einem Bericht des Komitees hervor, der am Freitag in Genf veröffentlicht wurde. ... Die Zahl der Anklagen und Verurteilungen gegen Polizisten sei sehr gering. Das Komitee empfiehlt, sowohl Disziplinar- als auch gerichtliche Maßnahmen gegen Beamte zu verstärken.



"ULTIMO" Nr. 11/98 vom 15. Mai 1998, Seite 5:

POLIZEI-REPORT
Böse Berliner


Die Beamten der Sondereinsatzkommandos der Polizei von Berlin sind als Knochenbrecher-Garde berüchtigt. Diesem Ruf machten sie zuletzt in Ahaus wieder alle Ehre. NRW-Innenminister Kniola hatte nach der Castor-Demonstration Vorwürfe gegen die rabiaten Berliner prüfen lassen.
Das Ergebnis liegt nun vor. Es wurde nicht etwa von Atomkraftgegnern, sondern von nordrhein-westfälischen Polizeikollegen ermittelt und veröffentlicht. Der Bericht nennt das Vorgehen der Berliner Polizisten in Ahaus "konzeptlos, unprofessionell und aggressiv". ... Dabei hätten die Berliner, so die NRW-Kollegen, in entspannten Situationen grundlos zugeschlagen und seien selbst auf unbeteiligte Spaziergänger mit nackter Gewalt losgegangen. Im blinden Eifer des Gefechts haben die Berliner Jungs sogar selbst eine Bahnschranke demoliert. ... -ck



"ULTIMO" Nr. 23/97 vom 31. Oktober 1997, Seite 7:

ATOM-AHAUS
Heavy Rotation-Clip

»Die jüngsten Auseinandersetzungen um die Atomtransporte in das sogenannte "Zwischenlager" Ahaus, die auch in den Lokalmedien ihren typischen Niederschlag fanden, haben Münsters grünem Polizeipräsidenten Hubert Wimber den Regreßanspruch geschädigter Unbeteiligter eingebracht. In einem Brief an den "Herrn grünen Polizeipräsidenten" beklagt ein Musiker einer Kölner Band den Verlust wertvollen Promotionmaterials!
Seine Gruppe hatte am heißem Demowochenende am 18. und 19. Oktober auf einem offenen LKW gespielt. Ein Fotograf, der Werbefotos der Musiker aufnehmen sollte, knipste nebenbei eine unschöne Gewaltszene zwischen einem halbwüchsigen Demonstranten und einem Polizisten. Der Beamte gab dem Jugendlichen "nur so aus Sport ... voll auf die Fresse". Dem eifrigen Fotografen wurde daraufhin seine Kamera von weiteren Polizisten zerstört und damit leider auch das Werbematerial für die jungen Musikkünstler unbrauchbar gemacht.
Geiger Klaus von Wrochem und seine Jungs fordern nun von Wimber die ersatzweise Herausgabe der polizeilichen Videoaufnahmen, um doch noch an Bildmaterial für die Bewerbung bei Plattenfirmen zu kommen. Vielleicht kann Wimber ja auf seinen Einsatzleiter Horst Haase dahingehend einwirken, in Zukunft lieber das Tanzbein als den Gummiknüppel zu schwingen. -ck«



"Solinger Tageblatt" vom 16. Mai 1998, Seite 4:

Polizei-Übergriffe im Visier


Bonn (AP). Schwere Vorwürfe gegenüber einem Teil der Polizei hat der Verband "Aktion Courage - SOS Rassismus" erhoben. Im Zeitraum von 1997 bis Anfang dieses Jahres seien insgesamt 45 Fälle von Polizeiübergriffen gegen Ausländer registriert worden, kritisierte die Verbandsvorsitzende Brigitte Erler. "Dies ist nur die Spitze eines Eisbergs." 1996 seien 40 Fälle bekanntgeworden, 1995 aber sogar 70.



"DIE WELT" vom 30. April 1998, Seite 5:

"CDU verlangt Aufklärung ..."


"Mainz - Zum offenen landespolitischen Konflikt zwischen Regierung und Opposition in Rheinland-Pfalz entwickelt sich die sogenannte Rotlichtaffäre um die Trierer Polizei und Justiz. ... Ermittlungen des LKA hatten zur Amtsenthebung eines in das Trierer Rotlichtmilieu verstrickten Richters und zur Verurteilung mehrerer Kriminalbeamter geführt. ... Der Trierer Polizeipräsident Jürgen Polka war daraufhin seines Amtes enthoben worden. ... Die CDU verlangt jetzt eine Rückhaltlose Aufklärung aller Vorgänge. ..."



"DIE WELT" vom 16. April 1998, Seite 12:
Eine Verkettung unglaublicher Umstände
Nach der Flucht des V-Manns Mehmet Kösürenbars ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft auch gegen die Polizei
Von Hans-Werner Loose

Bonn - Die Flucht eines mit Handschellen gefesselten Türken aus einem Polizeiwagen schlägt Wellen: Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen des Verdachts auf Gefangenenbefreiung; ... der Innenausschuß des Landtags von Nordrhein-Westfalen debattiert am 23. April den Fall, der voller Rätsel steckt.
Mehmet Sirin Kösürenbars (28) war am 1. April vor dem Bonner Polizeipräsidium entkommen. Alles mutet an, wie ein Aprilscherz: Der Türke hatte einem der beiden Beamten, die ihn beim Haftrichter abgeholt hatten, einen großkalibrigen Revolver an den Kopf gehalten, ein Auto gestoppt und den Fahrer gezwungen, ihn nach Meckenheim zu bringen. Mehr als 400 Polizisten belagerten acht Stunden lang ein Haus zwischen den Obstplantagen. Als sie es stürmten, war der Gangster verschwunden.
Ein Polizeisprecher brachte die vielen Ungereimtheiten auf eine Formel: "Ein Mysterium." ...
Die Fährte des Flüchtigen führt zum Bosporus. Kösürenbars, mit internationalem Haftbefehl gesucht, hat der türkischen Zeitung "Sabah" telefonisch mitgeteilt: "Die deutsche Polizei hat meine Flucht begünstigt." Ein Hauptkommissar habe ihm "die Pistole gegeben". Bonns Polizeipräsident nennt dies "haltlosen, bösen Unfug". ... Mit einem entwaffnenden Lächeln fragt er: "Glauben Sie wirklich, deutsche Beamte setzen wegen eines Kriminellen, der als V-Mann verbrannt ist, ihre Pension aufs Spiel?"



"DIE WELT" vom 15. April 1998, Seite 12:
Im Streit wird der Ermittler zum Täter
Thüringer Kripo-Beamter dreht im Beziehungsstreit durch,
erschießt einen Bekannten und flieht mit einer Geisel nach Oberbayern




"die tageszeitung / taz bremen" vom 12./13. April 1998, Seite 32:

Geld für Vergewaltiger
Suspendierter Polizist bezieht weiter Gehalt


Oldenburg. Ein Polizist aus Cloppenburg, der vor sieben Jahren ein junges Mädchen vergewaltigt hatte, bezieht als vom Amt suspendierter Beamter 80 Prozent seines Gehalts. Als sechste juristische Instanz muß demnächst der Niedersächsische Disziplinarhof in Lüneburg entscheiden, ob die Bezirksregierung Weser-Ems den Beamten aus dem Dienst entfernen darf. Bis zur Entscheidung bekommt der Mann weiter Gehalt.
Der 46 Jahre alte Beamte hatte Anfang 1991 eine 17jährige auf der Motorhause seines Autos vergewaltigt. Am Ende von vier Strafprozessen, darunter eine für ihn erfolgreiche Revision, war er wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer 15monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Damit war die Tat juristisch nur ein "Vergehen". ...



"die tageszeitung / taz bremen" vom 12./13. April 1998, Seite 7:

Polizisten sollen im Dienst geprügelt haben


Rostock (AFP) - Die Staatsanwaltschaft Rostock ermittelt wegen des Verdachts auf Körperverletzung im Amt. Sie wirft den Beamten vor, in der Nacht zum 2. April einen Pakistaner nach der Festnahme auf der Polizeiwache geschlagen und getreten zu haben. Drei der Beamten seien vom Dienst suspendiert, teilte die Polizei mit.



"die tageszeitung / taz bremen" vom 7. April 1998, Seite 6:

37 jähriger von Polizist erschossen


Düsseldorf (dpa) - Die Polizei in Düsseldorf hat in der Nacht zum Montag bei einem Einsatz einen Mann angeschossen und dabei tödlich verletzt. ...




"DIE WELT" vom 19. März 1998, Seite 12:

Polizei soll Spiegel der Gesellschaft sein


DM Amsterdam - Die Amsterdamer Polizei sucht gezielt homosexuelle Beamte. In einschlägigen Zeitungen sollen demnächst Stellenanzeigen geschaltet werden, bestätigte gestern Polizeisprecher Klaas Wilting. "Die Polizei soll ein echtes Spiegelbild der Gesellschaft sein." ...



"BILD" vom 17. Februar 1998, Seite 3:
Der Kommissar & das Pornomädchen
Warum war sie ihm wichtiger als Ehe und Karriere?

Von Burkhard Wittmann

»... Hier spricht Nina P. (26), die Geliebte von Oberkommissar Gottlieb S. (50). Eine Porno-Filmerin, die früher mit der Roten-Armee-Fraktion liebäugelte und 63 Monate im Knast saß ... . Sie bringt's auf den Punkt: Er ist eben ein schwanzgesteuerter Mann." Ihr Kennenlernen: ... Beim Essen im "Mövenpick" ein erster abtastender Dialog. Er: "Du wirst schockiert sein, wenn ich dir meinen Beruf verrate." Sie: "Du wirst noch mehr geschockt sein, wenn Du meine Vergangenheit erfährst."
Ihr intimes Zusammenleben: "Es ging ganz schnell. Er verließ seine Frau, wir mieteten gemeinsam eine Wohnung, 60 Quadratmeter. Das Bett kaufte er - vergoldet, 4000 Mark. ... Er hat aber ein doppeltes Spiel getrieben. Mimte nach außen hin als hoher Polizeibeamter den Saubermann, hielt mich als heimliche Geliebte - und hielt sich auch noch seine Frau warm. Von Scheidung oder so nie ein Wort."
Geschenke? "Ja, zwei. Eines seiner Polizeihemden und ein Brillantring. Der sei ein Erbstück von seiner Mutter ... . Er versprach mir, daß wir irgendwann nach Mallorca ziehen. Er warte nur noch auf das Millionenerbe seiner Tante." ...
Gestern saß er wieder an seinem Schreibtisch. Mit beflecktem Ruf, aber vollem Gehalt.«



"BILD" vom 16. Februar 1998, Seite 5:
Für 10 Mark: Oberkommissar spielte in Porno-Film mit
...
Von B. Wittmann

"Ein hoher Münchner Polizeibeamter in den Armen einer jungen Pornoproduzentin - peinlich genug, aber in diesem Fall ein Skandal.
Die Dame heißt Nina P. (26, braune Löckchen). Per Zeitungsanzeige suchte sie einen Pornodarsteller, möglichst standfest. Es meldete sich: Oberkommissar Gottlieb S. aus der Stabsabteilung des Polizeipräsidiums München. 50 Jahre, verheiratet. ... Das Filmchen (mit deftigen Sexszenen) war schnell abgedreht. Seine Gage: nur zehn Mark (schließlich hatte der Herr Kommissar seinen Spaß dran).
Aber es kommt noch dicker: Er verliebte sich in die Produzentin, verließ die Ehefrau, zog bei Madame Porno ein.
Vielleicht gerade noch seine Privatsache. Aber: Nina P. war früher Sympathisantin der Rote-Armee-Fraktion. Vorbestraft wegen Körperverletzung, Raub, Brandstiftung. 63 Monate saß sie im Gefängnis - was er wußte.
Die Verbindung flog auf, als sie und der Oberkommissar in einen Verkehrsunfall verwickelt wurden. Reaktion seiner Vorgesetzen: Die Affäre wurde heruntergespielt. Eine scharfe Ermahnung - mehr nicht. Es habe sich um eine einmalige und obendrein nicht steuerpflichtige Tätigkeit gehandelt. ..."



"Westfälische Nachrichten" vom 2./3. Juli 1994, Seite RAW 2:
Tödlicher Schuß löste sich bei einer Rangelei
Ermittler: Kein Vorsatz bei Polizei erkennbar

Hannover (dpa/AP). Der tödliche Schuß auf einen jungen Türken war "keine Absicht", hat gestern Hannovers Polizeipräsident Sander ausdrücklich betont. ... Der Darstellung der Polizei widersprach der Kurdische Kulturverein in Hannover: Zeugen hätten gesehen, wie der Beamte gezielt auf den flüchtenden Jugendlichen geschossen habe. Von einer Rangelei, wie von der Polizei berichtet, hätten sie nichts gesehen.




"Münstersche Zeitung" vom 7. März 1994, Seite m7:

1200 Türken demonstrierten gegen Polizei


Duisburg (lnw) - Etwa 1200 Mitglieder und Sympathisanten der "Föderation der Arbeiter aus der Türkei" (ATIF) haben am Samstag in Duisburg "gegen die Angriffe und Provokationen seitens der deutschen Polizei" protestiert. Seit Monaten, heißt es in dem Aufruf der ATIF, "terrorisiere" die Polizei die Anhänger der vom Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuften Organisation. ... Nach Erkenntnissen des Bundesverfassungsschutzes ist die ATIF eine Basisorganisation, die die politische Arbeit der TKP/ML unterstützt. Beide werden zu den linksextremistischen türkischen Gruppierungen gezählt, die in der Bundesrepublik nach Schätzungen des Bundesinnenministeriums rund 4200 Mitglieder haben. Über Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK ist den Behörden nichts bekannt.



"Solinger Tageblatt" vom 14. August 1992, S. 3:
Manche packt das Jagdfieber
142 Blaulicht-Unfälle in NRW / Sonder-Training für Polizeibeamte

»Düsseldorf (dpa) ... "Dümmer als die Polizei erlaubt", heißt es dann. "Manche Beamte denken, sie müßten nur Blaulicht und Martinshorn einschalten und häztten automatisch freie Fahrt", sagt Rudolf Seifert, Sachgebietsleiter Kraftverkehrswesen bei der NRW-Bereitschaftspolizei. ...«



"Frankfurter Rundschau" vom 2. August 1990, S. 1:
Gericht rüffelt die Regierung
"Polizeistaatliche Gesinnung in Hessens Innenministerium"
(VG Frankfurt, V/1 G 1704/90)
...




"Westfälische Nachrichten" vom 14. September 1989:
Sind Polizisten aus Verärgerung rechts-anfällig?
...

Von Franz Ludwig Averdunk

Münster (Eig. Ber.) "Es muß mal wieder ein Politiker entführt werden, dann kriegen wir auch die passende Ausrüstung." An diesen verbittert-sarkastischen Satz, der innerhalb der Polizei kursierte, erinnert sich die Kriminalbeamtin Dagmar Larisika-Ulmke. Inzwischen, seit 1985, sitzt sie als FDP-Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag - und muß nach wie vor feststellen, daß sich die Ordnungshüter "alleingelassen fühlen". Mögliche Folge nach ihrer Ansicht: Ein gefühlsmäßiges "Liebäugeln" mit der rechts-außen-Szene, sprich "Republikanern". ...




Die Internet-Version ist noch in Arbeit.

Die Forschungsstelle sucht einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin für die Übertragung des Archivs in das HTML-Format und für die regelmäßige Fortschreibung der Sammlung.

gez. Schneider, 4. Januar 1999



Intersearch Deutschland:

Verknüpfungen: UND - ODER - NICHT - NAHE - "PHRASE"
(Zusammenfassungen durch Klammerungen beliebiger Tiefe)

Bitte unterstützen Sie das Institut für Hochschulrecht mit einer Spende:

Konto Nr. 7011109  Sparkasse Münster  BLZ 400 501 50



http://institut-fuer-hochschulrecht.de/100031.htm


[Homepage] © Copyright 1998 & 1999 by René Schneider, Münster