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Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (I)
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Datum/Zeit: 07.05.93/06:47 Uhr
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Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1
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I. 'Tierische' Räusche
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Meine Eltern hatten einmal einen Cockerspaniel mit einer
seltsamen Angewohnheit, die sich jedes Jahr nach der Schnee-
schmelze beobachten ließ: zielstrebig steuerte er bestimmte
Plätze an und grub dort in den Schneeresten nach liegenge-
bliebenem Fallobst. Wenn er genug davon fand, war er ganz
glücklich, aber nicht mehr für solche Banalitäten wie Stöck-
chen Apportieren zu begeistern. Auch die Koordination seiner
vier Beine lief nicht mehr ganz so zufriedenstellend wie
üblich.
Der Grund: die Äpfel waren vergoren und enthielten Alkohol.
Das hatte er irgendwann einmal entdeckt und war seitdem zur
bewußten Jahreszeit nicht zu halten. Er wollte sich seinen
Rausch abholen und tat es auch. Von einem Flußgebiet in Na-
mibia weiß man, daß zu einer bestimmten Jahreszeit dort
Früchte überreif und bereits angegoren vom Baum fallen -
Grund genug für tausende von Tieren vom Elefanten übers
Zebra bis zum Pavian, den Platz trotz einer 'Anreise' von
mehreren hundert Kilometern aufzusuchen und sich hemmungslos
dem Rausch zu ergeben.
Koalabären leben ausschließlich von Eukalyptusblättern und
befinden sich wegen deren leicht berauschender Wirkung ihr
ganzes Leben in einem Dämmerzustand, regen sich über nichts
auf und sind nicht aus der Ruhe zu bringen. Bei einer Über-
dosis kommt es schon mal vor, daß sie einfach vom Baum fal-
len und ein paar Stunden liegenbleiben. Gefressen werden sie
trotzdem nicht, weil ihr Fleisch einen gräßlichen Beige-
schmack von Eukalyptus hat - wie australische Farmer berich-
ten.
Der Beispiele gibt es noch mehr, und sie deuten darauf hin,
daß der Rausch keine typisch menschliche Eigenart ist.
Menschlich ist allenfalls, die Sache selbst in die Hand zu
nehmen und gezielt Rauschmittel zu erzeugen, die sich zudem
angenehmer konsumieren lassen als vergorenes Obst.
Das 'Recht auf Rausch', um dessen verfassungsgemäßer Veran-
kerung es gemäß einiger Kommentatoren angeblich geht, ist de
facto Naturrecht. Es geht aber nicht um seine verfassungsge-
mäße Verankerung, sondern um eine praxis- und erfahrungs-
orientierte Revision der diesbezüglichen jämmerlich geschei-
terten Gesetzgebung. Es geht um die Frage, ob der Staat ohne
eindeutige, sachbezogene und stichhaltige Begründung bestim-
men darf, welche Art von Drogen genommen werden dürfen und
welche nicht.
Fortsetzung folgt...
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Autor : Thomas Vogler BLZ : 70010080
GebTag: 30. Mai (Pfingstsonntag) Kto.: 0536930806
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Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (II)
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Datum/Zeit: 09.05.93/03:29 Uhr
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Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1
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II. Recht auf Nüchternheit
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Tatsächlich bestreitet nämlich niemand ein Recht auf Rausch.
Und Drogensucht findet statt - legal wie illegal. Schon Ende
der Sechziger Jahre verspotteten die Rolling Stones in einem
Song 'Mother's little Helper', die kleinen bunten Tablett-
chen, die der Mama über ihren tristen Alltag weghelfen (und
nichts anderes sind als Drogen von der übelsten Sorte bis
zum Leberschaden).
Gerade beim Tablettenkonsum tun sich nämlich Abgründe auf,
wenn man ein wenig an der Oberfläche zu kratzen wagt. Ich
habe das zweifelhafte Vergnügen, dazu in meiner Familie
gleich zwei Fälle zu haben, die in keiner Statistik auftau-
chen werden, weil niemand eine solche Statistik erstellt und
mächtige Interessen einer objektiven Durchleuchtung entge-
genstehen.
Meine Mutter wurde Anfang der Sechziger operiert. Ein klei-
ner, noch gutartiger Tumor. Für die Zeit der Nachbehandlung
wurde ihr Valium verschrieben - ein im Prinzip normales Ver-
fahren. Daß diese 'Nachbehandlung' sich aber über 20 Jahre
erstreckte und zu realer physischer Abhängigkeit führte, war
nicht mehr normal. Dabei war meine Mutter völlig unschuldig.
Nie kam ein Arzt auf die Idee, ihr zu sagen, daß ver-
schiedene Symptome einfach nicht mehr auf Spätfolgen der
Operation zurückzuführen waren, wie sie annahm, sondern auf
eine real vorhandene Tablettensucht. Es wurde nie auch nur
der Versuch unternommen, die 'Nachbehandlung' therapeutisch
zu beenden. Sie wurde in Unwissen *und* Abhängigkeit gehal-
ten - zum finanziellen Nutzen des verschreibenden Arztes und
der Pharmaindustrie. Meine Mutter war völlig geschockt, als
meine Schwester, mittlerweile approbierte Sozialtherapeutin,
ihr Symptome und Zusammenhänge akribisch und kompetent
darlegte. Davor hatte sie so etwas mit dem Hinweis auf die
ärztliche Kompetenz immer geleugnet.
Der zweite, noch schäbigere Fall, ist der meiner Großmutter.
Sie litt, seit ich denken kann, an Wetterfühligkeit. Das
Übel begann mit Ohrensausen, einer bei älteren Leuten durch-
aus normalen Reaktion des Kreislaufs auf frappante Luft-
druckveränderungen wie Föhn etc. Die alte Dame, allein in
Innsbruck wohnend, wurde eines Tages völlig verwirrt und
unterernährt von der Polizei aufgegriffen. Ihr drohte die
Einweisung in ein Altenhospiz als hoffnungsloser Pflegefall.
Als meine Eltern sie zu sich in Pflege nahmen, stellte sich
heraus, daß ihr der neue Hausarzt (der alte war verstorben)
seit Jahren ein ganzes Sammelsurium schwer abhängig machen-
der und suchterzeugender Medikamente verschrieben hatte: Ge-
gen das Ohrensausen bekam sie Herzmittel, das Herzmittel
machte sie nervös, dagegen bekam sie Betablokker, die mach-
ten sie schlapp und apathisch, dagegen bekam sie Amphetami-
ne, die ließen sie nachts nicht schlafen, dagegen bekam sie
Barbiturate, der Drogencocktail führte zu Allergien, gegen
allergische Reaktionen bekam sie Mittel, für die ein
Straßenjunkie jederzeit eine Apotheke ausräumen würde, wenn
er wüßte, was da drin ist...
Besonders fatal erwies sich dabei, daß unter dem Drogenein-
fluß ihr Gedächtnis schwer litt, sodaß sie die komplexe Me-
dikation (diese 2 mal täglich, jene 3 mal, diese vor dem
Schlafengehen usw...) nicht mehr einhielt und seit einiger
Zeit 'sicherheitshalber' ein paar mehr nahm, manchmal bis zu
10 mal am Tag. Ihr Hausarzt hatte nie ein Medikament abge-
setzt, nur zusätzliche verschrieben. Er ignorierte auch den
ständig wachsenden Bedarf und verschrieb ihr einfach etwas,
wenn sie in die Praxis kam, weil eine der Schachteln leer
war. Von den Symptomen wie zunehmende Verwirrung, deutlich
erkennbare Unterernährung etc. wollte er nichts bemerkt
haben...
Der hiesige Arzt faßte sich angesichts der Medikamente an
den Kopf und setzte sie alle mit einem Schlag ab, gab ihr
dafür ein Vitaminpräparat und Baldriantabletten. Nach einer
Phase heftiger physischer Entzugssymptome stabilisierte sich
der Gesundheits- und Geisteszustand meiner Oma zusehends,
wenn auch vieles einfach nicht mehr zu retten war. Der Arzt,
der sie jahrelang als lebende Pharma-Entsorgungsstation miß-
braucht hatte, blieb natürlich unbehelligt. Nachforschungen
in Altenstationen ergaben, daß diese Dinge vorzugsweise bei
älteren, alleinstehenden Damen geradezu üblich sind.
Dazu sage ich nur: ein Junkie weiß wenigstens, was er da
tut, und sein Dealer läßt ihn nicht im Unklaren. Da wird die
Sucht nicht 'untergeschoben', wie in den beschriebenen
Fällen 'legaler' Drogenverabreichungen.
Nun, diese beiden Fälle haben nichts mit dem 'Recht auf
Rausch' zu tun. Sie zeigen aber auf, wie der Staat ein mit
Sicherheit unumstrittenes 'Recht auf Nüchternheit' oder gar
'Recht auf Suchtfreiheit' durch Untätigkeit verletzt, solan-
ge nur gesetzlich abgesegnete Drogenverteilungswege einge-
halten werden.
Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, daß die Pharmakon-
zerne einen erklecklichen Teil ihrer Gewinne durch rezept-
freie Medikamente einfahren, die zumindest psychisch abhän-
gig machen und bei unkontrolliertem Gebrauch nahezu aus-
nahmslos schwer leberschädigend sind. 'Schmerzmittel' heißen
sie, und obwohl die Forschung längst weiß, daß bestimmte
(die meisten) Arten von Schmerz psychische Ursachen haben
und als solches therapiert werden müßten, bietet die Werbung
diese praktischen 'Helferlein' an wie Sauerbier. 'Schmerz'
resultiert dabei aus persönlichen Zwangssituationen, die
Betäubung des 'Schmerzes' ist nicht zuletzt eine Betäubung
der Wahrnehmung dieser Umstände. In diversen Werbefilmen
wird 'Schmerz' als Ausrede für den Drogenkonsum gezielt her-
vorgehoben (natürlich ist da nicht von 'Drogenkonsum' oder
'Rausch' die Rede, sondern von 'Schmerzfrei sofort, jetzt
neu mit Depotwirkung!'). Zu Risiken und 'Neben'-Wirkungen
fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Freiwillig sagt er gar
nichts...
Fortsetzung folgt...
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Autor : Thomas Vogler BLZ : 70010080
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Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (III)
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Datum/Zeit: 11.05.93/08:21 Uhr
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Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1
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III. Historisches
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Die Kelten waren in der Antike berühmt für ihre billigen
Kneipen, und der zweite Keltenüberfall auf Rom geschah der
Überlieferung nach als Folge eines Anspruchs der Kelten auf
etruskische Weinberge, nachdem ein etruskischer Edelmann sie
mit ein paar Amphoren beglückt hatte. Tacitus berichtet ent-
setzt von den ansonsten als sittenstreng beschriebenen Ger-
manen, bei ihnen sei es "für niemanden eine Schande, am hel-
lichten Tag betrunken zu sein".
Wir stammen also von antiken Rauschkugeln ab. Im Gegensatz
zu den meisten anderen Völkern, wo die Einnahme von Alkohol
und vergleichbaren Drogen oft auf bestimmte Festlichkeiten
oder zeremonielle Kulthandlungen beschränkt war, scheinen
unsere Vorfahren von je her ein uneingeschränktes 'Recht auf
Rausch' beansprucht zu haben, und zwar ohne zeitliche wie
örtliche Einschränkungen. Wer dieses 'Recht' so weit aus-
nutzte, daß er Haus und Hof versoff, hatte ein Problem, aber
das war seines und ging niemanden etwas an.
Auch Mord und Totschlag im Zuge von Räuschen war nie ein
Grund, dieses 'Recht' einzuschränken. Immerhin führten ge-
wisse Auswüchse zum bayerischen Reinheitsgebot, das als er-
ste Drogengesetzgebung im moderneren Sinne verstanden werden
kann. Es galt seinerzeit nämlich nicht, die bayerische Bier-
produktion gegen chemieversetztes Importbier zu schützen,
sondern die nicht unübliche Beimengung von Bilsenkraut zu
unterbinden, einem Halluzinogen, das bei entsprechender Do-
sierung zum völligen Realitätsverlust führen kann. Da kam es
schon mal vor, daß ein Zecher im vermeintlichen Dämonenkampf
seinen Zechgenossen erschlug oder die Einrichtung demo-
lierte.
Das Bilsenkraut selbst wurde übrigens nicht verboten, es
ging ja lediglich um eine Gesetzgebung zur Drogenreinheit
und nicht - wie in der heutigen Diskussion zum Drogenthema
nach konservativer Argumentation - um die widerwillige Zu-
lassung einer einzigen und angeblich einzig traditionell
begründeten 'Volksdroge' unter gleichzeitigem Verbot aller
anderen. Das Bilsenkraut war wesentlicher Bestandteil des
sogenannten 'Pfeifenkrauts', das verantwortlich dafür ist,
daß es hierzulande schon Pfeifen gab, bevor Sir Walter Ra-
leigh den Tabak aus Amerika nach Europa brachte. Ein anderer
Bestandteil des 'Pfeifenkrauts' war übrigens Hanf...
Hanf kam durch die Skythen schon sehr früh nach Europa. Von
Anfang an war seine Nützlichkeit zur Herstellung von Seilen
und Geweben ebenso bekannt wie die berauschende Wirkung. Von
den Skythen berichtet Herodot, bei ihnen gäbe es die Sitte,
eigene Zelte aufzubauen und mit Fellen abzudichten, um auf
einer zentralen Räucherpfanne Hanfsamen zu verkohlen. Nach
kurzer Zeit in dem Zelt jauchzten die von den Dämpfen be-
rauschten Skythen laut auf, rannten hinaus und machten Platz
für die brav anstehenden Nachrücker.
Es wurden dem Hanf auch universelle Heilkräfte zugeschrie-
ben, allerdings galt er im Gegensatz zur 'Gemeinschaftsdro-
ge' Alkohol als 'Hausdroge' zu medizinischen ebenso wie zu
Rauschzwecken. Rom bezog die Hanfseile für seine Flotte im
wesentlichen von keltischen Exporteuren, die im Altertum ei-
ne florierende Hanfindustrie betrieben, ohne selbst in
größerem Umfang Schiffe zu bauen. Sollten die Kelten damit
den rein für den Export bestimmten Wirtschaftszweig erfunden
haben? Oder haben sie für ein Abfallprodukt einen zahlungs-
kräftigen Abnehmer gefunden?
Vom Mittelalter ist kein spezieller Cannabis-Gebrauch be-
kannt, wohl aber vom Mischgebrauch in besagtem 'Pfeifen-
kraut'. Heute noch bezeugen umgangssprachliche und Dialekt-
ausdrücke die Verwendung: "Pfeife" ursprünglich für einen
Menschen, der sich am Pfeifenkraut berauscht und nicht ernst
genommen wird, ebenso "Pfeifenkopf". "Starker Tobak" nannte
man nach Einführung von Tabak das ursprüngliche Pfeifen-
kraut, als umgangssprachliches Synonym steht er für etwas,
was einen sprichwörtlich 'umhaut'. "Pfeifendeckel!" bedeutet
in manchen, vor allem schwäbischen Landstrichen soviel wie:
"Alles Quatsch", "Unsinn", "egal", "Schwamm drüber" etc.
Gesellschaftlich geachtet und von Mythendichtern als Götter-
gabe verehrt war der Hanf als Rauschmittel nur in Indien, wo
der Legende nach die Götter Amrita regnen ließen und der
Hanf dort wuchs, wo die Tropfen des himmlischen Nektars zur
Erde gefallen waren. Der Islam verbot ursprünglich den Ge-
brauch von Haschisch ebenso wie den von Alkohol, trug aber
letztlich am meisten zu seiner Verbreitung in Nordafrika
bei. Der Koran konnte sich nicht gegen Cannabis durchsetzen,
dessen Gebrauch als Droge in Syrien bereits für das 9. Jahr-
hundert vor Christus nachgewiesen ist. Im gesamten Verbrei-
tungsgebiet des Islam erfüllt das gemeinsame Haschischrau-
chen zum Tee eine ähnliche Funktion wie das gemeinschaft-
liche Trinken am hiesigen Stammtisch. Verpönt ist allerdings
das Essen von Haschisch, da es von der Wirkung her leicht
unkontrollierbar wird. In den 'Märchen aus 1001 Nacht' (na-
türlich nicht in der handelsüblichen, jugendfreien Version)
findet sich ein kurzes 'Märchen vom Haschischesser', der
nach einem Trip ins Paradies mit entblößtem erigiertem Penis
auf den Stufen einer Moschee erwacht, umringt von einer Men-
schenmenge.
Die heutige Stellung der westlichen Gesellschaft gegenüber
Cannabis beginnt mit einer Ächtung durch den Völkerbund im
Jahre 1925, als der Hanf zusammen mit Kokain und anderen
Drogen in einen Katalog verbotener Rauschmittel aufgenommen
wurde, weil man die Disziplin der Untertanen durch den Kon-
sum bedroht sah. Vor dem ersten Weltkrieg gab es mit Canna-
bis versetzte Zigaretten und Tabak ganz legal im Handel. Die
UNO übernahm - vor allem auf Drängen der USA - diese Äch-
tung, und seit 1988 verpflichtet sich jedes Mitgliedsland,
keine explizite Legalisierung einzuführen.
Fortsetzung folgt...
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Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1
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IV. Amerika, mir graut vor dir!
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Vor ein paar Jahren lief im Münchener Szene-Kino Maxim's wo-
chenlang ein Film namens "Reefer's Madness" (dt. etwa: Kif-
ferwahnsinn). Es handelte sich dabei um einen in den Vierzi-
ger Jahren von der amerikanischen Regierung in Auftrag gege-
benen 'Aufklärungs'-Film über die Gefahren des Cannabis-Kon-
sums. Die Handlung im Kurzen: Ein braver Familienvater wird
zum Rauchen eines Joints verführt und trudelt anschließend
unaufhaltsam in die Marihuana-Suchthölle, bis er blutunter-
laufenen Auges Amok läuft.
Das Publikum, das sich diesen Propagandamüll schenkelklat-
schend und an den irrsten Szenen grölend applaudierend teils
mehrfach ansah, bestand fast durchweg aus Kiffern. Amüsiert
haben sich alle, denn was dort geliefert wurde, war ein so
hanebüchener Nonsens, daß Heinz Ehrhardt vor Neid erblaßt
wäre.
Zur Zeit, als dieser Film produziert wurde, gab es den My-
thos der 'Einstiegsdroge' Haschisch offenbar noch nicht.
Cannabis selbst wurden alle negativen Drogen- und Suchtwir-
kungen zugeschrieben, die es nur gab. Die 'Einstiegsdroge'
wurde erst erfunden, als die Lächerlichkeit dieser Propagan-
da offensichtlich geworden war.
Die USA scheinen ein ganz besonders gestörtes Verhältnis zu
Cannabis-Drogen zu haben. Es gibt auch ein Büchlein mit dem
Namen "Haschisch, Zerstörung einer Legende" (1978), das ei-
nen ähnlich unfreiwilligen Unterhaltungswert hat. Amerika
'kämpft' mit solch untauglichen Propagandamitteln schon seit
Anfang des Jahrhunderts gegen den Drogenmißbrauch, und doch
gibt es keine Gesellschaft, in der der Drogenkonsum derart
bedrohliche Ausmaße angenommen hat wie die USA. Die Polizei
ist völlig hilflos gegen die ganz offen agierenden Crack-
Händler, und die Stadt New York hatte Jahr 1991 eine höhere
Zahl von Drogentoten zu verzeichnen als ganz Deutschland im
darauffolgenden Jahr.
Das legt den Schluß nahe, daß die restriktive Drogenpolitik,
wie die USA sie betreibt und wie sie bei uns nachgemacht
wird, alles andere als in der Lage ist, das Drogenproblem
einzudämmen. Hiesigen Politikern, die das Problem mit Hilfe
einer Aufrüstung der Polizei und polizeilichen Sonderrechten
wie Abhörberechtigung und Undercover-Agents beizukommen
trachten, sei eingebleut, daß dies in den USA längst Praxis
ist - ohne sichtbaren Erfolg. Die lateinamerikanischen Län-
der haben erst kürzlich die USA zu einer Änderung ihrer Dro-
genpolitik aufgefordert, da sie bei immensen Kosten nicht
die Spur einer Verbesserung gebracht habe ('Drug Squads' der
USA ermitteln und verhaften hoheitsrechtlich und unkontrol-
liert von der jeweiligen Staatsregierung in diesen Ländern,
wen immer sie kriegen wollen).
Vielleicht hat der enorme Aufwand der USA aber auch nur Ali-
bifunktion. Ich erinnere mich noch gut an den Sturz des Pa-
nama-Diktators Noriega. Selbiger war immer ein 'guter' Dik-
tator gewesen. Einen Tag, nachdem er sich auf der Konferenz
lateinamerikanischer Länder in Costa Rica in einer öffentli-
chen Rede beschwert hatte, die USA hätten versucht, sein
dortiges Abstimmungsverhalten zu kaufen, war er plötzlich
ein Drogenschieber unermeßlichen Ausmaßes, womit die USA
letztlich die militärische Intervention Panamas rechtfertig-
ten.
Dabei ist klar, daß Noriega jahrelang eng mit der CIA zusam-
mengearbeitet hatte. Die 'Beweise', die seine Verstrickung
in Drogenschiebereien belegten, mußten zudem vorher schon
vorgelegen haben. Noriega sitzt derzeit immer noch in den
USA ein, ohne daß ihm der Prozeß gemacht wird. Eigenen An-
gaben zufolge hat er an mehreren Stellen der USA Dokumente
deponiert, die belastendes Material gegen offizielle Kreise
der USA enthalten - seine 'Versicherungspolice' sozusagen.
>Fußnote:___________________________________________________
Kurz, nachdem dieser Text verfaßt wurde, sind die amerika-
nischen Justizbehörden aktiv geworden und haben Noriega
'schuldig gesprochen'. Die Rede ist davon, daß ihm 'bis zu
160 Jahre Haft drohen'. Ein abschließendes Urteil steht
nach wie vor aus.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Es fällt auch auf, daß das militärische und paramilitärische
Vorgehen offizieller Sicherheitskräfte der USA in Lateiname-
rika zusammenfallen mit dem Erstarken nationaler Drogenkar-
telle, die der amerikanischen Mafia das Monopol erfolgreich
streitig machten. Wer kämpft hier eigentlich gegen wen und
worum?
Die Illegalität von Drogenkonsum, des sozusagen 'freien
Rechts auf Rausch' hat jedenfalls keinerlei präventive Wir-
kung, wie immer von offizieller Seite beschworen wird, sie
sichert de facto dem organisierten Verbrechen lediglich eine
Monopolstellung im Markt. Dem Syndikat ist es egal, ob der
eine oder andere, kleine oder große geschnappt und mit
großem Brimborium angeprangert wird - für jeden rückt ein
anderer nach. Dem Syndikatwesen wiederum ist es egal, ob mal
ein ganzes Syndikat zerschlagen wird. Das setzt nur 'Ar-
beitskräfte' für die anderen frei.
Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen der Hydra zehn neue,
und das Syndikatwesen ist unbesiegbar, solange es eine Mo-
nopolstellung hat - denn das Geld fließt in der Illegalität,
weil niemand sich sein 'Recht auf Rausch' nehmen läßt, der
es ausüben will. Legalisierung, auch Abgabe von Ersatzdrogen
und - wo es nicht anders geht, den Drogen selbst - durch
staatliche Stellen (siehe aktueller Hamburger Modellver-
such), ist die einzige Möglichkeit, den Kapitalfluß zu stop-
pen, aus dem die Hydra ihre Lebenskraft bezieht.
Auch die derzeit aktuelle Diskussion über die Kontenüberwa-
chung doktert diesbezüglich lediglich an Symptomen herum.
Machen die deutschen Banken nicht die Drecksarbeit und wird
der Boden hier zu heiß, gibt es irgendwo anderen Boden mit
verträglicheren Temperaturen. Wo viel Geld fließt, wollen
auch viele mitverdienen, denen es letztlich egal ist, ob das
Geld schmutzig ist oder nicht. Konservativen Politikern, die
sich gerne als Herkules gebärden, sei das ins Stammbuch
geschrieben: Es ist Spiegelfechterei und Volxverdummung,
anderes zu behaupten!
In diesem Sinne möchte ich noch einmal zurückkommen auf das
genannte Propagandamaterial. Es ist so dümmlich, daß es
nicht dazu taugt, einen halbwegs kritischen (=zu eigenen
Schlüssen fähigen) Geist zu überzeugen. Bestenfalls reicht
es zur Spießerberuhigung, daß 'etwas getan wird'. Dabei wäre
es naiv, anzunehmen, daß es keine besseren Leute für Public
Relation gäbe. Für Kenner und Liebhaber von Verschwörungs-
theorien sei auf eine Stelle in besagtem Büchlein verwiesen,
die von einem mehrere Hektar großen 'Marihuana-Versuchsfeld'
in den USA berichtet. Dort werden verschiedene Hanfsorten
gezüchtet und nach Angabe des Leiters an 'Marihuana-Forscher
in aller Welt' versandt. Zudem züchtet man hauptsächlich
'die am besten erforschte und wirkungsvollste Sorte, die des
mexikanischen Hanfs', welche auch hauptsächlich versandt
wird.
Da frage ich mich schon - und zwar zwei Dinge: Zum einen in-
teressiert mich, warum ausgerechnet die am besten erforschte
und wirkungsvollste Sorte zu Forschungszwecken am gefragte-
sten ist, zum anderen frage ich mich, was ich als Gelegen-
heitskiffer täte, wenn ich im amerikanischen Senat, im Kon-
greß oder gar in der Regierung säße, um mir den Nachschub
von garantiert reinem Cannabis aus kontrolliertem Anbau zu
sichern. Ich kann nur die zweite Frage kompetent beantwor-
ten: Ich würde mich als 'Marihuanaforscher' in die Versand-
liste eintragen lassen... (Aber ich sitze ja nicht dort, und
die, die dort sitzen, sind mit Sicherheit über jeden
Verdacht erhaben ;^)
Fortsetzung folgt...
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V. Kiffen macht gleichgültig
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Alkohol ist eine Leistungsdroge. Sie wird relativ schnell
abgebaut, der Konsument steht im Allgemeinen der Produkti-
vität der Gesellschaft schnell wieder zur Verfügung. Erst
nach langem und dauerhaftem Gebrauch stellen sich spürbare
negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit ein, und
dann zeigt die Gesellschaft die Klauen: Wird einerseits auf
den meisten Büroparties geschluckt, was Fässer und Champag-
nerflaschen hergeben, wird der - einmal entlarvte - Alkoho-
liker gemieden, als hätte er die Pest. Niemand will die
letzte Konsequenz vor Augen geführt bekommen, zu der der ei-
gene Drogengebrauch in bestimmten psychischen und sozialen
Konstellationen führen kann.
Der Alkoholiker am Arbeitsplatz wird meist ein paarmal er-
mahnt, schließlich gefeuert. Niemand denkt daran, den teil-
weise wirklich hemmungslos praktizierten Alkoholkonsum (wer
hier vom 'gemütlichen Beisammensein' spricht, macht sich der
Verharmlosung schuldig!) einzuschränken oder gar zu verbie-
ten.
Pikanterweise läßt sich häufig beobachten, daß die einzigen
Freunde von Alkoholikern in Betrieben die wenigen dort anzu-
treffenden Anti-Alkoholiker sind.
Der Alkohol hilft, den Alltagsfrust zu verdrängen, und er-
scheint dem von Alkoholsucht Bedrohten geradezu als 'Brenn-
stoff', um überhaupt noch mithalten zu können. Als ver-
meintliche Alternative zu einer dringend benötigten Kur oder
Therapie aufgrund persönlicher Umstände hält Alkohol den
Produktionseinsatz aufrecht, und der Alkoholiker in spe läßt
sich im wahrsten Sinne des Wortes 'verheizen'. So werden er
und seine Sucht geduldet, bis es zu spät ist. Erst in letz-
ter Zeit unterhalten manche größeren Unternehmen Abteilungen
zur betriebsinternen Suchtberatung.
Üblich ist aber nach wie vor der Zyklus "Verdrängen, Verhei-
zen, Fallenlassen". Der Suchtgefärdete läßt sich anstacheln
bis zum Umfallen, und das macht den Alkohol zum Helfer des
Goldenen Kalbes namens 'Umsatz'. Sein schlechtes Gewissen
(zumindest latent weiß er ja, was ihm blühen kann) macht ihn
zum willfährigen Robotnik, der immer mehr die euphori-
sierende Alkoholwirkung benötigt, um ungebrochene Leistungs-
fähigkeit zur Schau und unter Beweis zu stellen. Er schöpft
aus dem Alkohol Aggressivität, 'dopt' sich, um auf der Lang-
streckendiszplin Leistungsgesellschaft nicht zusammenzubre-
chen.
Cannabis dagegen hat Wirkungen, die das genaue Gegenstück
sind. Eine der treffendsten Beschreibungen fand ich in einem
vierbildrigen Comic-Strip aus Kowalski, dem einzig freien
Blatt im Westen:
- Erstes Bild: Eine Mauer, darauf Graffitti: "Kiffen
macht gleichgültig!" von links betritt
eine Person das Bild
- Zweites Bild: besagte Person entpuppt sich als wu-
scheliger Langhaarfreak und Hippie,
passiert die Mitte der Graffiti
- Drittes Bild: Der Freak schreibt etwas hinter die
Graffiti
- Viertes Bild: Er verläßt das Bild. Geschrieben hat
er: "Mir egal!"
Wer Haschisch raucht, denkt nicht an maximale Arbeitslei-
stung - wenn er überhaupt in Zusammenhang mit seiner Arbeit
Haschisch zu sich nimmt. 'Relaxen' hat er im Sinn, Entspan-
nung, das genaue Gegenteil der beschriebenen Alkoholwirkung.
Der Haschischraucher läßt sich nicht anstacheln und zeigt in
der Regel keinerlei Bedürfnis, seine Leistungsfähigkeit zur
Schau zu stellen. Die Leistungsphilosophie an sich ist ihm
fremd. Laut Untersuchungen handelt er 'oft impulsiv, aber
nur selten aggressiv'.
Aggressivität wird von unserer Gesellschaft aber positiv be-
wertet; man sieht in ihr die Triebfeder für menschliches
Handeln und Ehrgeiz schlechthin. Nur die Auswüchse der Agg-
ressivität, ihr Umschlagen in gewalttätige Handlungen, wird
negativ bewertet. Das Fehlen von Aggressivität gilt als
'Laschheit', nicht aggressive Menschen gelten als nicht lei-
stungsfähig. Eine Gesellschaft, die sich gerne als 'Lei-
stungsgesellschaft' feiert (bei näherer Betrachtung entpuppt
sich das allerdings als Mythos, um die untergeordneten Mit-
glieder der Gesellschaft zur Leistung anzustacheln), kann
eine solche Droge natürlich nicht gutheißen. Sie ist ein
Verstoß gegen die von oben verordnete Leistungsphilosophie
und rüttelt an den vermeintlichen Grundfesten des hier-
archisch strukturierten Gemeinwesens - von oben betrachtet.
So gesehen ist Haschisch eine Gefahr für das von der Gesell-
schaft gezeichnete Selbstbildnis. Haschischrauchern sind die
Mythen von Karriere, unbedingtem Leistungswillen und 'gesun-
dem' Aggressionspotential schwer bis überhaupt nicht zu ver-
mitteln. Die Lockmittel, mit denen die Gesellschaft Leistung
aus ihren Mitgliedern kitzelt, orientieren sich aber aus-
nahmslos an diesen Mythen. Sie nehmen Form an in Statussym-
bolen wie Autos, Fernseher und Luxusurlauben, verschie-
dentlich in Gehaltserhöhungen, bei denen wegen der Steuer-
progression ein niedrigeres Netto-Gehalt herauskommt, grös-
seren Büroräumen und der Möglichkeit, selbst mal Vorgesetz-
ter zu sein - alles Ideale, mit denen sich kaum ein Kiffer
hinter dem Ofen vorlocken läßt. Der will selten mehr als
seinen gerechten Lohn, ein gerüttelt Maß an Lebensqualität
und ansonsten seine Ruhe.
Hinter der vielbeschworenen 'Gefahr für die Gesellschaft'
steckt bei genauerem Hinsehen die Angst vor der Gefahr einer
Nivellierung der keineswegs unumstrittenen Leistungsideo-
logie, wie den Verantwortlichen in der Politik sehr wohl be-
wußt ist. Die einseitige Ausrichtung auf Leistung steht von
Psychologen- und Soziologenseite aber bereits seit einiger
Zeit unter scharfem Beschuß, nicht zuletzt wegen - trau
schau wem - ihrer Auswirkung auf das Drogenverhalten. Erst
die sogenannten Leistungsgesellschaften produzieren Drogen-
süchtige in bedrohlich großer Zahl, Motivation ist nicht
selten der als unerträglich empfundene Leistungsdruck. Damit
erzeugt die Gesellschaft den Hang zum Drogenkonsum, den sie
anschließlich in Form einer Symptombehandlung auszumerzen
sucht.
Eine politische Argumentation in dem Sinne, Alkohol ließe
sich bedauerlicherweise nicht verbieten, andere Rauschdrogen
seien daher umso vehementer zurückzudrängen, ist mehr als
scheinheilig. Zum einen ist der alkoholabhängige Politiker
kein Einzelfall, zum anderen wird die Droge Alkohol ganz ge-
zielt eingesetzt. Ein klassisches Beispiel dafür ist der
kürzlich wieder einmal abgehaltene 'Politische Aschermitt-
woch' der CSU in Passau. Wer hier beispielsweise den Waigel
hat reden hören, bekommt eine Ahnung davon, wie hier mehr
oder weniger dümmliche Parolen dem angedudelten Parteivolk
der CSU von seinen Häuptlingen reingedrückt werden. Für Ar-
gumentationen ist hier kein Platz; wer sein Bier nicht
trinkt (Aschermittwoch ist in Bayern weniger der Auftakt zur
Fastenzeit als vielmehr das Startsignal für die Starkbier-
zeit), muß seine Enthaltsamkeit schon triftig begründen kön-
nen (Leberschaden, Herzschrittmacher u.ä.), um nicht als
Marsmensch zu gelten.
Fortsetzung folgt...
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VI. Die süchtige Gesellschaft
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Wir leben in einer süchtigen Gesellschaft. Sie ist gewinn-
süchtig, geltungssüchtig, konsumsüchtig, freßsüchtig, illu-
sionssüchtig, fernsehsüchtig. Seit sie sich von einer Be-
darfsdeckungsgesellschaft hin zu einer Bedarfsweckungsge-
sellschaft entwickelt hat, nehmen Drogenverhalten und dro-
genähnliches Konsumverhalten zu. Die Werbung reagiert darauf
und verkauft zunehmend Träume, anstatt das Produkt selbst
anzupreisen: Die Lebensversicherung katapultiert den glück-
lichen Beitragszahler in ein kanadisches Seenparadies,
glückliche Opas lutschen in sonnendurchfluteter Natur noch
glücklicheren kleinen Mädchen das Joghurt mit naturidenti-
schen Aromastoffen weg, um sie anschließend mit der nächsten
Plastikdose voller Buttersäureesterpampe zu beglücken,
Kopfschmerztabletten machen beliebt und erfolgreich, ganz zu
schweigen von diversen Parfums und Rasierwässerchen, das
Ticket nach Rio kostet 12 Mark 50 und heißt Bacardi...
Das Fatale daran: die Werbung spült uns weich mit absolutem
Unsinn - und jeder weiß es. Wirken tut sie trotzdem, nicht
umsonst ersinnen Werbestrategen solche Traumkampagnen, um an
das Innerste der potentiellen Kunden zu appellieren, ihnen
im Vertrauen auf den Placebo-Effekt der erwarteten Wirkung
auch das sinnloseste oder gar gesundheitlich bedenkliche zu
verkaufen. Unsere Gesellschaft ist verkommen zu einer Ge-
sellschaft der nicht eingelösten Versprechen.
Die Werbung nutzt die allerorten anzutreffende Unzufrieden-
heit für ihre Zwecke. Vorzugsweise verkauft sie Träume, die
dem einzelnen Menschen im Alltagsleben fehlen. Hau ab von
der langweiligen Party, setz dich in deinen Opel Corsa, und
schon röhrt Joe Cocker "Unchain my Heart", du düst über
menschenleere Straßen und findest dich im Nu auf der Spitze
einer Klippe am Meer vor einer eindrucksvollen Naturkulisse.
Die Wirklichkeit kommt allerdings auch im Opel Corsa im
nächsten Stau zum Stocken. Aggressionen richten sich im
Straßenverkehr gegen die Mit-Verkehrsteilnehmer, die dem von
der Werbung versprochenen rauschigen Glücksgefühl durch ihre
Anwesenheit im Wege stehen - ohne daß der Fahrer sich des
ursächlichen Zusammenhangs bewußt wäre.
Von der Ersatzdroge Konsum (sie aktiviert tatsächlich kör-
pereigene Endorphine, wer hat noch nie etwas vom sprichwört-
lichen 'Kaufrausch' gehört?) zur 'richtigen' Droge ist es
nur ein kleiner Schritt. Ob die nun Alkohol oder anders
heißt, ist zunächst einmal nebensächlich. Entscheidend ist,
daß eine wirkliche Befriedigung nie stattfindet - der Rausch
ist meist Sublimation eines nicht erfüllten Bedürfnisses,
nicht die tatsächliche Stillung dieses Bedürfnisses.
Fortsetzung folgt...
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VII. Der Drogenbauchladen
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Erst in diesem Jahrhundert wurden körpereigene Drogen ent-
deckt, die sogenannten Endorphine (endogene Morphine). Mit
zunehmender Forschung auf diesem Gebiet kamen erstaunliche
Dinge zutage: Nahezu unser gesamtes Triebleben wird durch
Drogen gesteuert! Kein normaler Mensch übt Geschlechtsver-
kehr so aus, wie ihn die Kirche gerne hätte: als rein ratio-
nalen Akt der Kinderzeugung. Das Euphoriegefühl des Orgasmus
beruht auf einem wahren Feuerwerk von endogenen Drogen. Der
Sex-Süchtige ist in Wahrheit nicht süchtig nach Sex, er ist
süchtig nach dem dabei entstehenden endogenen Drogencocktail
und dem explosiven 'Flash', der ihn dabei überkommt. Und der
'normale' Mensch wird - wie jedes höhere Lebewesen - von der
Natur mit Drogen 'belohnt', wenn er sich in dieser oder
anderer Weise um die Evolution verdient macht.
Solange der Mensch nicht einer akuten Ausnahmesituation der
Unterernährung (Hunger) ausgesetzt ist, wird sogar der Eß-
trieb durch körpereigene Drogen gesteuert. Der Freßsüchtige
ist nicht freßsüchtig, er ist ebenso wie der Sex-Maniac
süchtig nach einem ganz bestimmten endogenen Drogencocktail.
Auf der Suche nach endogenen Drogen braucht man sich nur der
Sprache zu bedienen; instinktiv richtig spricht der Volxmund
dort von 'Rausch' und 'Sucht', wo körpereigene Drogen auch
tatsächlich im Spiel sind. Das gilt auch für den 'Geschwin-
digkeitsrausch' und den 'Machtrausch'. Bezüglich letzterem
wurde erst jüngst ein außerordentlich diffiziler Zusammen-
hang von Endorphinausschüttungen und der Stellung in einer
hierarchisch strukturierten Gesellschaft entdeckt: Je höher
die Stellung in einer Gruppe (kann auch eine Firma sein bzw.
die soziale Stellung schlechthin), umso konzentrierter wer-
den bestimmte Endorphine ausgeschüttet. Die niedrigsten Mit-
glieder einer solchen Gruppe werden von ihrem eigenen Körper
durch Drogenentzug bestraft.
Damit scheint die Natur den einzelnen Menschen geradezu an-
stacheln zu wollen, eine möglichst hohe soziale Stellung an-
zustreben. Bequemer wäre es ja vielleicht ohne diesen Ehr-
geiz, aber zur Überwindung dieser Bequemlichkeit behilft
sich die Natur mit Verlockungen in Form von endogenen Dro-
gen. Einen Mangel kompensiert der Mensch mit Ersatzbefrie-
digung. Das muß nicht heißen, daß er gleich zum Drogenkon-
sumenten wird. Vielleicht kompensiert er beispielsweise
seine mangelnde soziale Stellung mit einem schnellen Auto
und drückt jedesmal auf die Tube, wenn ihm was stinkt...
Das Spiel, welches die Natur hier besonders mit den Säuge-
tieren spielt, ist dabei keineswegs gefahrlos. Wie überall,
wo Drogen im Spiel sind, besteht im Zusammenhang mit psychi-
schen Dispositionen das Risiko von Abhängigkeit und Sucht.
Wie immer, wenn Drogen verwendet werden, um sich von be-
stimmten Dingen abzulenken, wenn Mängel durch Euphorien kom-
pensiert werden sollen, ist es zur Sucht nur ein kleiner
Schritt.
Und ob es nun ein wesentlicher Vorteil ist, sich auf körper-
eigene Drogen zu beschränken, kann man so pauschal auch
nicht sagen. Der 'Geschwindigkeitsrausch', mit dem andere
Mängel kompensiert werden, ist akut lebensgefährlich. Wer
seine Frau oder Kinder verprügelt, um als Underdog seine
mangelhafte Ausschüttung an 'Machtendorphinen' zu kompensie-
ren, ist gemeingefährlich. Letzteres geschieht vor allem un-
ter dem Einfluß der 'externen' Droge Alkohol; unter dem Ein-
fluß von Cannabis scheint ein Hang zum Mißhandeln von Mit-
menschen dagegen nicht zum Wirkungsspektrum zu gehören. Ein
Grund mehr!
Fortsetzung folgt...
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Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (IIX)
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Datum/Zeit: 21.05.93/05:20 Uhr
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IIX. Die 'drogenfreie' Gesellschaft
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Die 42 000 Drogentoten im letzten Jahr (40 000 Alkoholtote,
2000 Herointote) sind mehr als nur eine Unzahl von Einzel-
schicksalen. Sie beschreiben das letale (=tödliche) Suchtpo-
tential der Gesellschaft als Ganzes. Die Anzahl der Süchti-
gen ist weit höher, und noch höher ist die Zahl aller Dro-
genkonsumenten. Allein die ermittelten 3 bis 4 Millionen Ha-
schischraucher stellen 5% *aller* 80 Millionen Bundesbürger.
Addiert man die (nicht haschischrauchenden) Alkoholtrinker,
Tablettenschlucker vom 'Schmerzmittel' bis zu diversen Auf-
putschern und Schlaftabletten und die Benutzer schwerer Dro-
gen wie Kokain und Heroin, zieht davon die Kinder ab - sagen
wir mal: unter 12 Jahren - bleibt nur ein Bruchteil der Be-
völkerung übrig, der gar keine Drogen zu sich nimmt.
Tatsächlich hält von wenigen Ausnahmen abgesehen auch nie-
mand eine drogenfreie Gesellschaft im Sinne einer staatli-
chen Organisation für möglich oder gar für wirklich erstre-
benswert. Zu den wenigen Ausnahmen gehören auch noch Politi-
kerstatements, die man angesichts des parlamentarischen Al-
koholismus nur als verlogen bezeichnen kann. Eine Gesell-
schaft kann zum Einen nur dann drogenfrei sein, d.h. völlig
frei vom Konsum nicht körpereigener Drogen, wenn die Sti-
mulation der körpereigenen Drogen ausreichend ist (jeder
Mangel würde durch Drogeneinnahme kompensiert), zum Anderen,
wenn sie ihren Mitgliedern ohne Drogen ein Leben bieten
kann, das Drogenkonsum als Verschlechterung der Lebensquali-
tät wahrnehmen läßt. Das ist in Gesellschaften ab einer ge-
wissen Größenordnung aber schlicht unmöglich, weil einfach
Frustpotential und Kompensationsbedürfnis allein durch die
Anzahl der Menschen zu sehr zunehmen.
Drogenfreie Gesellschaften existieren daher nur in geschlos-
senen und überschaubaren Gruppen, meist solchen mit religiö-
sem Hintergrund. Solche Gemeinschaften kultivieren ganz be-
wußt ein Gemeinschaftsgefühl, institutionalisieren es durch
gemeinsames Essen, Meditieren etc. Es werden Techniken an-
gewendet, die die Ausschüttung von Endorphinen sicherstellen
(dazu gehören Meditationstechniken zum Erreichen gewisser
Glücksgefühle übrigens ebenso wie die Selbstquälung der Fla-
gellantentruppe vom Opus Dei). Die überall sonst herrschende
'Hackordnung' wird entweder bewußt ausgesetzt (alle sind
gleich) oder durch ein striktes hierarchisches Gehorsams-
system lahmgelegt.
Übertragen auf ein amorphes und vielschichtiges Gemeinwesen
wie einen Staat lassen sich solche Konzepte allerdings
nicht. Das beste Beispiel dafür war die amerikanische Prohi-
bition, massiv betrieben von den damals politisch sehr ein-
flußreichen Quäkern. Die Quäker trinken keinen Alkohol und
nehmen auch sonst keine Drogen, sie rauchen nicht einmal Ta-
bak. Ihren politischen Einfluß gewannen sie in der Zeit der
Rezession, als ihre wohlgeordneten Gemeinschaften so ziem-
lich als einzige noch funktionierten. Ehrenamtlich betrie-
bene Quäkerküchen ernährten die vom Staat alleingelassenen
Arbeitslosen, untereinander brauchten sie kein Geld und
konnten daher wirtschaftlich weitgehend unabhängig agieren.
Die Quäker sahen das Übel der Rezession vor allem durch den
traditionellen Alkoholkonsum verursacht, mit dem sie sich
durch ihre eigene Wohltätigkeit konfrontiert sahen und der
ihre heile Welt zutiefst erschütterte. Da sie scheinbar ohne
Rausch auskamen, wollten sie dem amerikanischen Volk eine
Radikalkur verpassen - und die wirkte sich katastrophal aus:
Der Alkoholkonsum wurde nicht zurückgedrängt. Millionen von
Liquor-Stores (dort gab's vorher Whisky, Bier etc.) mußten
dichtmachen oder umsatteln, das Geschäft übernahmen die sich
zunehmend organisierenden Gangsterbanden (der Zwang zur
großflächigen Organisation rührte aus der Notwendigkeit des
Aufbaus eines eigenen und autark funktionierenden Ver-
triebsnetzes), Schnapsbrennen wurde geradezu zum Volkssport.
Das Experiment Prohibition scheiterte kläglich, wie mittler-
weile jeder weiß. Gangsterbanden und Familienclans kamen zu
Macht und Einfluß, viele davon bis heute. Es wurde mehr und
vor allem heftiger getrunken als je zuvor, denn wo es keine
Möglichkeit gibt, offen zu trinken, wird heimlich das ver-
meintliche Defizit aufgeholt - und weit übertrieben. In ge-
ringerem Ausmaß kann man etwas ähnliches beim Pub-Syndrom
beobachten, einer irisch/englischen Spezialität: die Poli-
zeistunde, für unsere Begriffe extrem früh um 09:45 Uhr
abends eingeläutet, führt dort nicht wie hier zur Bestellung
eines letzten Biers, sondern derer drei, vier oder gar fünf,
die dann auch im Schnellverfahren (15 min) eingesaugt wer-
den. Auf diese Sitte spielt übrigens der 'Anhalter' an -
dies für Kenner der Materie 42.
Dabei lebten die Quäker gar nicht ohne Rausch - sie besorg-
ten ihn sich nur anders: ihren Namen hat die religiöse
Gemeinschaft vom 'Zungenreden', das in der Gemeinde prakti-
ziert wird. Dabei fallen einige Mitglieder in Trance
(Rausch) und brabbeln für Außenstehende Unverständliches.
Für die Gemeindemitglieder (in leichterer Trance) enthält
das 'Quaken' göttliche Offenbarungen. Grundlage sind gemein-
schaftlich betriebene Meditations- bzw. Bet-Techniken. Die
Bevölkerung eines ganzen Staates in solchen Techniken zu
unterweisen - hoffnungslos. Es ist schließlich einfacher,
Drogen zu nehmen, als körpereigene zu stimulieren.
Tatsache ist, daß eine wirklich drogenfreie Gesellschaft
überhaupt nicht existieren kann, bestenfalls eine, die dem
Körper keine Drogen zuführt. Da das aber illusorisch ist,
versucht man eine monotoxische Gesellschaft zu erzwingen,
eine, die nur eine Droge nimmt und sonst keine (ach ja, die
Pillen - sind doch keine Drogen! Verschreibt doch der Arzt
:-). Das ist die Logik der Monokultur mit allen ihren sy-
stemimmanenten Fehlern. Einigkeit und Recht auf Alkohol!
Es stellt sich die Frage, ob es nicht ein ganz und gar typi-
scher Hirnriß dieser monokulturellen Gesellschaft ist, in
der Zulassung nur einer Droge ein geringeres Übel zu sehen
als in der Zulassung mehrerer, auch wenn diese weit weniger
Schaden verursachen. Von atemberaubender Intelligenz zeugt
eine derart quantitative Betrachtungsweise jedenfalls nicht.
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IX. Rausch und Sucht
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Die politische Argumentation gegen Cannabis wird immer wie-
der mit der Suchtgefahr bzw. der Gefahr eines Einstiegs in
schwere Drogensucht begründet. Das ergibt mehrere Paradoxa,
nicht nur im Hinblick auf die geringere Suchtgefährdung
durch Cannabis (man spricht hier nur von der Gefahr einer
'Gewöhnung', physische Entzugssymptome sind nicht bekannt)
im Verhältnis zum eindeutig potentiell suchterzeugenden
Alkohol.
Psilocybin etwa, Meskalin oder LSD - alles enorm wirksame
Drogen - werden als nicht suchterzeugend, ja nicht einmal
als gewöhnungserzeugend geführt. Die Gefahr, die von ihnen
ausgeht, ist unmittelbarer. Überdosierungen können zu psy-
chischem Zusammenbruch oder zum Tod führen.
Andererseits gibt es so etliche Mittelchen, die physisch
suchterzeugend sind, ohne einen Rausch oder eine rauschähn-
liche Wirkung zu erzeugen. Dazu gehören unter anderem die
vielen Abführmittelchen, neben 'Schmerztabletten', Aufput-
schern und Sedativa Verkaufsschlager in den Apotheken. Jeder
Arzt kennt die bei dauerhaftem Konsum zwangsläufige Ab-
hängigkeit (der Körper wird 'faul' und stoppt die Produktion
körpereigener Verdauungsförderer), aber es ist zum Einen
einfacher, den Rezeptblock zu zücken, als eine Darmflora-
Therapie mit noch dazu nicht gerade kooperativen Patienten
durchzuführen, zum Anderen stellt die Abhängigkeit eine Art
Einkommensgarantie dar.
Zu solchen Mitteln gehört übrigens auch die Anti-Baby-Pille.
Durch die dauernde Befeuerung des Gehirns mit unwahren
Schwangerschaftsbotschaften versucht die Hypophyse nach
langjährigem Gebrauch bei vielen Frauen gar nicht mehr, ei-
nen Eisprung herbeizuführen. Manchmal stellt sich der natür-
liche Rythmus nach einiger Zeit wieder ein, manchmal müssen
Frauen aber auch mit Hormonbehandlungen erst wieder auf ge-
bärfähig gepeppt werden, wenn sie Kinder kriegen wollen.
Sucht und Rausch hängen nicht unmittelbar zusammen. Es gibt
rauscherzeugende Drogen, die nicht süchtig machen, und es
gibt nicht-rauscherzeugende Drogen, die sehr wohl süchtig
machen.
Sucht ist auch nicht gleich Sucht. Nur wenige Drogen wie Al-
kohol, Morphine (darunter die beiden 'Hustenmittel' Codein
und Heroin), Kokain, Amphetamine und Barbiturate erzeugen
über kurz oder lang körperliche Abhängigkeit. Dabei findet
Drogensucht nie im luftleeren Raum statt. Wer Drogensüchtige
(bzw. Alkoholabhängige) kennt, weiß, daß sie in der Regel
aus katastrophalen sozialen Umständen stammen. Dabei macht
es keinen Unterschied, ob Vater und/oder Mutter trinken, do-
minant bis zum Erbrechen oder Archetypen von Versagern sind,
der Stiefvater die Tochter vergewaltigt hat - immer ist die
Drogensucht nicht die Ursache, sondern das Symptom schwerer
sozialer bzw. psychischer Störungen, die oft lange zurück-
liegen.
Die Anonymen Alkoholiker wissen das. Sie bezeichnen sich als
alkoholabhängig, auch wenn sie Jahrzehnte keinen Tropfen
mehr angerührt haben, und sie animieren ihre Mitglieder und
Gäste, ganz offen über ihre Probleme zu sprechen. Sie wis-
sen, daß diese Probleme und nicht der Alkohol Ursache ihrer
Sucht sind. Ihr Ziel ist es, 'trocken' zu werden und zu
bleiben, denn sie wissen, daß ein Alkoholiker sein Leben
lang Alkoholiker bleibt. Nur die Annahme der Sucht und die
Offenbarung vor anderen hilft dabei, von der Droge selbst
wegzukommen. Das aber kann nur funktionieren, wenn es eine
Gemeinschaft - eben wie die Anonymen Alkoholiker - gibt, die
den Süchtigen auffängt. Der Griff zur Flasche beginnt mit
der ersten einsamen Stunde neu, wenn man sich an niemanden
wenden kann.
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X. Knast, Therapie oder Gehirnwäsche?
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Therapien gegen Drogensucht gibt es nicht! Das muß an dieser
Stelle mal ganz klar gesagt werden. Alkohol- oder Drogenent-
zug kann man praktizieren, aber jeder Drogensüchtige war
schon süchtig, bevor er 'seine Droge gefunden hat', und wie
der Alkoholiker bleibt auch er danach sein Leben lang süch-
tig. Seine einzige Chance, von der Droge selbst loszukommen,
ist das Akzeptieren seiner lebenslangen Sucht und ihrer Ur-
sachen, das bewußte Fernhalten der Suchtbefriedigung und ei-
ne Gemeinschaft von Menschen, denen er vertraut und an die
er sich jederzeit wenden kann.
Auf der Suche nach einem Zivildienstplatz habe ich mich sei-
nerzeit in verschiedenen 'Therapiezentren' umgesehen. Das
Resultat war letztendlich, daß ich zur Bundeswehr gegangen
bin. Das nur mal am Rande...
Die 'Therapien', die bei uns angeboten werden, sind keine!
Meist handelt es sich dabei um menschenverachtende Gehirn-
wäsche: Der Neuankömmling wird rasiert vom Kopf bis zu den
Sohlen, seine Persönlichkeit wird bewußt zertrümmert. Es
wird bewußt mit einem enormen Leidensdruck gearbeitet, Hier-
archien unter den Patienten werden übermäßig ausgebaut -
kurz: es wird versucht, den einzelnen Menschen regelrecht
umzuprogrammieren, und zwar für ein Leben in Hierarchie,
Unterordnung, Leistung... die ganze Philosophie der Gesell-
schaft (du mußt dich einordnen, du mußt stark sein, du mußt
dein Leben in die eigene Hand nehmen, du mußt... du mußt...
du mußt...) wird dem Drogensüchtigen mit Hochdruck in die
Hirnschale gepreßt.
Dabei ist seine Sucht ja gerade ein indirektes oder auch di-
rektes Symptom dieser fragwürdigen Gesellschaftsideale. Be-
trieben von rührigen Organisationen oder auch zumindest um-
strittenen Institutionen (Scientology etc.) besteht das Per-
sonal aus ehemaligen Drogenbenutzern (eben nicht: ehemaligen
Abhängigen! s.o.), die es in der therapiezentrumseigenen
Hierarchie eben bis zum Kalfaktor gebracht haben. Sie sind
wer! Und das hat ihnen ihr Leben lang gefehlt... In Wirk-
lichkeit sind sie von der einen Abhängigkeit in die andere
geraten: von der Drogenabhängigkeit in die Drogentherapie-
zentrumsabhängigkeit.
Ohne diese Aufgabe, oft das einzige, wovon sie etwas verste-
hen, würden die meisten von ihnen zusammenbrechen. Das The-
rapiezentrum sichert ihnen auch die Gemeinschaft, jenen so-
zialen Rückhalt, der zum Drogenverzicht nötig ist. Der nor-
male Entzugspatient ist ärmer dran. Er muß irgendwann gehen
und steht dann im Normalfall vor derselben sozialen Leere
wie vor seinem Entzug. Und die Rückfallquoten zeichnen ein
trauriges 'Erfolgs'-Bild. Gibt es kein Umfeld, etwa durch
angeschlossene Betriebe mit Arbeitsstätten sowie betreute
Wohngemeinschaften, liegt die Rückfallquote bei weit über
90%; gibt es dauerhafte Resozialisierung nach der Therapie,
sind die Erfolgsquoten immer noch jämmerlich im Verhältnis
zum Kostenaufwand der Entzugstherapie.
'Therapie statt Strafe' kann man mit etwas Sarkasmus als
ähnlich tautologische Verdrehung betrachten wie 'Freiheit
statt Sozialismus'. Ob die Persönlichkeitszertrümmerung im
Knast oder einem Therapiezentrum vollzogen wird, ist eher
nebensächlich. Das einzige, was im Vergleich für ein Thera-
piezentrum spricht, ist im Gegensatz zum Knast die tatsäch-
liche Drogenfreiheit. Im Knast an Drogen zu kommen, wenn man
Kohle hat, ist nach Aussagen 'Ehemaliger' leichter als
'draußen'. Die Rückfallquoten jedenfalls sind ähnlich hoch,
allerdings kommen aus Knästen öfters mal Delinquenten dro-
gensüchtig heraus, die vorher noch gar keinen Kontakt zu
Drogen hatten (mit schönem Gruß an die bayerische Justiz-
vermisterin Berghofer-Weichner: Am Anfang aller Sucht steht
die Selbstlüge!).
Paradoxerweise verhindert es dieser und fast alle anderen
Staaten, daß die einzig sinnvolle Dauertherapie, die nach
dem Muster der Anonymen Alkoholiker, eine Grundlage findet.
Deren Konzept basiert darauf, daß niemand fortgeschickt
wird, auch wenn er rückfällig geworden ist, und auf der Ein-
leitungsformel eines jeden Bekenntnisses auf der Versamm-
lung: "Ich heiße XYZ und ich bin Alkoholiker." Wie soll das
gehen, wenn der Abhängige fürchten muß, aufgrund einer sol-
chen Aussage vom Fleck weg verhaftet zu werden? Es ist dabei
nicht die Legalität des Alkohols, die ein solches Vorgehen
möglich macht, es ist das Fehlen der Kriminalisierung von
Süchtigen.
Der Griff zur süchtig machenden Droge ist kein krimineller
Akt! Niemand wird 'zufällig' süchtig, nur 'weil er mal was
probiert hat'. Indem die politischen Vertreter dieser Ge-
sellschaft solche Horrorszenarien malen, die in ausreichend
verkorksten Familien erst recht zu psychischen Katastrophen
führen und spätere Drogensucht (wie war das mit dem
Alkohol?) eher fördern als verhindern (wie war das mit der
angeblichen Prävention?), versuchen sie, sich selbst von
Schuld freizusprechen. Es sind aber die Zustände innerhalb
einer Gesellschaft, die erst zu bedrohlichen Drogenproblemen
führen. Eine wirklich gut funktionierende - menschenwürdige!
- Gesellschaft konsumiert zwar vielleicht Drogen, aber sie
fällt nicht verbreiteter Drogensucht zum Opfer.
Man könnte hier den Vergleich mit den 'Schädlingen' in der
Natur anführen. Sie sind zwar immer vorhanden, werden jedoch
erst dann zu einem bedrohlichen Problem, wenn Monokulturen,
Raubbau etc. die Widerstandskraft eines Ökosystems ge-
schwächt haben. Aber daß unsere Politiker im Bereich Ökolo-
gie und vernetztem Denken ein paar fast schon pathologisch
zu nennende Erkenntnisdefizite aufweisen, weiß man ja. Sie
kennen halt nur, daß man zur Giftspritze greifen muß, wenn
zuviele Käfer krabbeln. Daß dabei auch die Vögel draufgehen,
die die Käfer dezimieren - wen interessiert's? Sollen sie
halt keine Käfer fressen...
Fortsetzung folgt...
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Betreff: TV1: Vom Recht auf Rausch (XI & Schluß)
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Der Autor freut sich über kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag (s.u)
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Publikation: * Vom Recht auf Rausch * (‡) 1992 by TV1
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XI. Wenn schon, dann bitte sinnlos!
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Ich lebe in einem Ort aus lauter Weißbierdrogis. Wir haben
eine gut funktionierende heimische Drogenproduktion (bestes
Weißbier von Welt), und ein paar von diesen Weißbierdrogis
(mich eingeschlossen) verachten auch einen guten Zug am
Joint hin und wieder nicht. Komischerweise bin ich auf mei-
ner Drogenkarriereleiter aber nicht so recht über Cannabis
hinausgekommen, obwohl ich mittlerweile 36 bin und nach
stoiber'scher Logik längst auf dem Höhepunkt, dem Frankfur-
ter Bahnhofsklo, heruntergefallen sein müßte.
Neben einigen Alkoholikern und einer Unzahl von Freizeit-
trinkern kenne ich ein paar Menschen von hier, die im her-
kömmlichen Sinne drogenabhängig geworden sind, und ich kenne
ein paar mehr, die gelegentlich auch harte Drogen nehmen.
Einer ist eben erst nach übermäßigem Gebrauch von Kokain in
Verbindung mit dem gegen leicht erhältliches Rezept erhält-
lichen Rohypnol draufgegangen. Ich kenne auch ein paar Men-
schen, die gar keine Drogen nehmen. Manche von letzteren
sind ganz nett, die meisten besaufen sich aber derart an ih-
rer Nüchternheit, daß es ganz und gar keinen Spaß macht, mit
ihnen zusammen zu sein. Und dann gibt es noch die Legion der
vermeintlich Drogenfreien, die nie verstehen werden, warum
sie ihre Tablettenschränke nicht mehr zukriegen, ich dagegen
nicht mal einen habe...
Ich plädiere dafür, daß Drogenkonsum generell entkriminali-
siert wird, weil Drogeneinnahme selbst kein krimineller Akt
sein kann. Das spricht meinem demokratisch-rechtsstaatlichen
Empfinden Hohn: ich gehöre nicht dem Staat, als deutscher
Staatsbürger bin ich Mitglied des verfassungsmäßigen kollek-
tiven Souveräns, des deutschen Volkes. Als solches spreche
ich meinen parlamentarischen Vertretern das Recht ab, unser
naturgemäßes und freiwilliges Verhalten einzuschränken, so-
lange dadurch nicht andere Mitglieder des Souveräns an Leib,
Eigentum oder in Ausübung ihrer Freiheit beeinträchtigt
werden.
Ich fordere meine Vertreter in den verschiedenen Verfas-
sungsorganen auf, der Evolution endlich Rechnung zu tragen
und unser allen höheren Lebewesen eigenes und naturgegebenes
Recht auf Rausch sowie die eigenverantwortliche und freie
Wahl der Mittel nicht länger widernatürlich zu verweigern -
ich propagiere nicht den Rausch als Mittel der sozialen Kom-
munikation, und ich fordere schon gar nicht zu exzessivem
Konsum sozialgefährdender Drogen auf.
In diesem Sinne fordere ich die Pflicht der staatlichen Or-
gane zur objektiven Aufklärung im Sinne einer Eigenverant-
wortlichkeit des Individuums ein. Ich plädiere dafür anstel-
le der gängigen Praxis von Verkleisterung, Dauernotlügen und
Legendenverbreitung, die wirkungsvoller Prävention wegen ih-
rer Unglaubwürdigkeit einen Bärendienst erweisen.
Ich plädiere weiterhin dafür, daß im Rahmen einer Behand-
lungs-Nachweispflicht mit Priorität von Heilung und Ursa-
chenbehandlung eine stärkere Kontrolle auf Pharmaindustrie,
Ärzte und Apotheken ausgeübt wird und daß bei Mißachtung des
Mißbrauchsverbots bei Industrie, Ärzten und Apothekern durch
legalisierte, aber durch keine Indikation unter Berücksich-
tigung des Heilungs-Primats abgedeckte Drogenabgabe diesel-
ben Strafen gelten wie bei Drogenschiebern, die mit harten
Drogen Profit erwirtschaften.
Ich plädiere dafür, daß Suchtkranke von kontrollierten Stel-
len notversorgt und daß überregionale Süchtigenvereinigungen
nach dem Muster der Anonymen Alkoholiker gefördert werden,
ebenso damit verbundene Entzugseinrichtungen mit anschlies-
sendem Resozialisierungskonzept.
Ich plädiere für eine sachbezogene und wissenschaftlich ab-
gesicherte Differenzierung von Drogen und ihrer Weitergabe,
und ich plädiere dafür, daß im Rahmen einer Gesetzesänderung
formulierte Grundsätze einerseits auch für Pharmaindustrie
und -handel gelten, andererseits die Produktion von nach-
weislich sozial und individuell ungefährlicheren Drogen als
den sogenannten 'traditionellen' (Bier, Wein, Schnaps, 'Ma-
genbitter') freigegeben und im Falle kommerzieller Verwer-
tung denselben Kontrollen unterworfen wird.
Ich plädiere für ein generelles Werbeverbot von Drogen aller
Art in den Medien, also auch von Schmerz-, Abführ- und ande-
ren Mitteln, weil sie nötiger medizinischer und psychothe-
rapeutischer Versorgung im Sinne von Heilung entgegenwirken.
Ich plädiere dafür, daß die Gesellschaft als Ganzes ihr
Suchtpotential als solches anerkennt, damit sie überhaupt
sinnvoll dagegen vorgehen bzw. damit umgehen kann.
Rausch *ist* Naturrecht, sonst würde sich die Natur nicht
bestimmter Rauschmittel bedienen. Und weil sie Naturrecht
*ist*, wird kein von Menschen ersonnenes Gesetz den Gebrauch
von Drogen durch Menschen verhindern können - erst recht
nicht, wenn die Inkonsequenz beim Drogenkonsum derart zum
Himmel schreit wie bei gewissen Politikern, die zwar (hin
und wieder deutlich alkoholisiert oder barschelmäßig tavor-
bedröhnt) im Fernsehen auftreten und inkompetent von 'Ein-
stiegsdrogen' schwafeln, während sie lediglich interessiert
sind, ihren eigenen Drogenkonsum zu verharmlosen und die
Produzenten 'ihrer' Drogen aus der Diskussion herauszuhal-
ten.
Wer Drogen nehmen will, soll Drogen nehmen - er tut's ja so
oder so. Denen aber, die sich ihr Recht auf Rausch - wie
auch immer - nehmen wollen, möchte ich doch eine gute alte
Trinkerregel auf den Weg geben: Wenn schon, dann sinnlos!
Was das heißen soll? Nun: Wer einen anderen Grund zum
Rauschdrogenkonsum vorschützt als den, sich einen 'gottge-
fälligen' Rausch zu verschaffen, ist suchtgefährdet! In die-
sem Sinne sollte man sich die Politikerstatements zur mo-
notoxischen Alternative Alkohol zu Gemüte führen: 'soziale
Funktion', 'Tradition', 'Gläschen Wein', 'Glas Bier' bla-
blabla... Es sind die ganz und gar typischen, geradezu klas-
sischen Selbstlügen von Alkoholabhängigen, nachzulesen in
der diesbezüglichen Fachliteratur...
* Ende *
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Autor : Thomas Vogler > T.Vogler@CBRA.ZER < BLZ : 70010080
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