Erkenne dich selbst - Ausbruch aus der Masse
In einer Stammesgesellschaft gab es wenig Platz für einen sensiblen, verletzbaren und innenorientierten Mann. Wenn er entschlossen genug war, konnte er möglicherweise ein Schamane werden. Wenn er bis zur Panik schüchtern war und das Glück besaß, in einem Stamm zu sein, der so etwas zuließ, könnte er eine Zuflucht als ein Berdache gefunden haben, als ein Mannweib1 , das sich wie eine Frau kleidete und zu einer Frau wurde. Falls er jedoch in einem Stamm wie dem brasilianischen Yanomamo lebte, würde er für seine Feigheit geächtet werden, keine Frau bekommen und daher keine Nachkommenschaft erzeugen können. Folglich würden seine Gene ganz aus der Gruppe verschwinden.
Aber im urbanen fünften Jahrhundert v. Chr. kam ein neuer Slogan auf: "Erkenne dich selbst!"2 Oberflächlich betrachtet, schien er einfach Selbstgenügsamkeit zu implizieren. Doch sein Subtext verkündete eine Jagd nach Verbindung. Irgendwo, so raunte es zwischen den Worten, ist eine Subkultur, zu der du paßt. Suche sie und nehme sie als Heimat für deine Identität. Diejenigen, die aus der Normalität aus Abscheu vor den anderen flüchteten, besaßen, was Forscher "geringe Konformitätsanteile" nennen.3 Sie konnten eine schräge Idee ausbrüten und sie dann zur Erklärung ihrer Unabhängigkeit von denen verwenden, die sie zurückgewiesen hatten. Was die Menschen, mit denen sie aufgewachsen sind, als Seltsamkeit bezeichneten, konnte ihre Eintrittskarte in einer Brüderschaft von Fremden sein, mit denen sie die "verrückten" Empfindungen gemeinsam hatten.
Im interurbanen Netz konnte man sich zum ersten Mal eine Gruppe auswählen, die zu den Strukturen der eigenen Neurologie paßten. Während jedoch die Kultur, die einen ausgestoßen hatte, höchstwahrscheinlich lokal war, war die neue Form der Subkultur, die einen aufgesogen hatte, höchstwahrscheinlich ein Strudel an Transnationalität. Wir müssen die richtige Stadt finden, um die stärksten Strudel der psychobiologischen Strömungen zu sehen. Und Athen war damals dafür die geeigneste Stadt. Fremde wie Zenon, der die über Jahrtausende geltenden drei Grundbereiche der Philosophie - Logik, Ethik und Physik - begründete, kam vom italienischen Elea nach Athen4 und brachte die Samen eines intellektuellen Sport für abenteuerlustige, untererregte Menschen mit sich, deren permanent ausgedorrten limbischen Systene nach einem neuronalen Pandämonium dürsteten. Es war, was der geistig rauhe und schnelle Aristoteles ungefähr ein Jahrhundert später Dialektik nannte.5 Zenos Mitbringsel erhielt später als die sokratische Methode6 eine lokale Tönung, in deren Kontext einige Durchbrecher von Gewohnheiten gediehen. Inzwischen strömten andere Kosmopoliten aus den italienischen Kolonien in die Stadt und brachten den Pythagorismus7 mit sich, eine Heimstatt für limbisch verletzte Introvertierte und andere aus der kontemplativen Art.
Athens Hafen für extrovertierte Wagemutige stammte von den Sophisten, die ihr Geld auf verwegene Weise in der Politik, in der Rechtssprechung, in öffentlichen Rededuellen und beim Mitmischen in der internationalen Diplomatie verdienten. (Sophisten boten auch die beste Ausbildung, die es gab. Doch das ist ein Thema für eine andere Gelegenheit ... oder, besser, für die Fußnoten.8 ) Das Wort Sophist9 bedeutete Wissensträger und war äquivalent mit unserem "Professor". Adepten wie der reisende Seminarerfinder Protagoras aus Abderan und der auf Vortragstouren befindliche leontinische Gorgias verlangten für ihre öffentlichen Auftritte gewaltige Summen, aber waren auch zu Hausbesuchen und Privatstunden für lächerliche 100000 Dollar oder so bereit.10 Sie lehrten, wie man seinen Fall überzeugend vor einer Zuhörerschaft darlegt, die einen Introvertierten einen Schreck einjagen würde. Dann gab es noch die Heimspieler, in Athen geborene Zyniker, Magneten für jene, die in sich Selbstverleugnung, Leid und den desolaten Höhlen der Seele ergingen. Wie die meisten Gruppen von Zurückgewiesenen boten die Zyniker ein Glaubenssystem an, mit dem ihre Schüler den Peinigern die Schuld zuweisen konnten, indem sie die Großen und Mächtigen verdammten, die sich über ihre Empfindlichkeiten in der Kindheit lustig gemacht hatten.11 Sie predigten die Reinigung von den "Deformationen" des dünkelhaften modernen Staates und forderten die Rückkehr zur Reinheit der Natur.
Aber greifen der Geschichte vor. Im letzten Kapitel hatten wir einen Blick auf die Weise geworfen, wie der Diversitätsgenerator neurologische Extreme ausbrütet. Jetzt ist es an der Zeit zu sehen, wie der Konformitätsverstärker die daraus entstehenden Abweichungen ineinander verhakt und Netzwerke schafft, deren Verbindungsstecker in die Gebäude der antiken Polis oder des modernen Staates hineinragten.
Im Zentrum steht der Sachverhalt, daß Ähnliches von Ähnlichem angezogen wird, was viel weitreichender ist, als das Sprichwort gemeinhin meint. Dank der Entdeckungen der Wissenschaft seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist es jetzt offensichtlich, daß unsere Neigung, mit denen zusammen zu sein, die uns sympathisch sind, weit in die Geschichte der Evolution zurückreicht. Sie zeigt sich beispielsweise auch bei Schwämmen, die zuerst vor etwa 550 Millionen Jahren entstanden sind. Normalerweise hängen die Amöben gleichenden Lebewesen unauftrennbar zusammen. Wenn man einen frisch aus dem Meer geholten Schwamm durch ein Sieb in einen Eimer voll Wasser drückt, löst man die Bewohner aus ihren Befestigungen und zwingt sie, obdachlos und alleine herumzuwandern. Trotz dieser drastischen Vertreibung werden sich die mikroskopisch kleinen Tierchen wieder zusammenklumpen. Wenn man einen roten und einen gelben Schwamm in denselben Eimer gibt, dann werden sich die unterschiedlich gefärbten Vertriebenen eine Vermischung verschmähen und gierig nach anderen derselben Art suchen. Bigotte rote Zellen werden gelbe zurückweisen und umgekehrt. Innerhalb von drei Tagen werden sich die Roten mit ihren roten Genossen zu einem Klumpen und die Gelben mit ihren zitronenfarbenen Schwestern zu einem anderen Klumpen versammelt haben.12
Auch wir werden noch von dieser Erbschaft der Mikroorganismen angetrieben. Wenn man Zellen vom Auge und von der Leber ins Wasser gibt, dann werden sich die Leberzellen mit den anderen Leberzellen zu einer Gruppe zusammenfinden und die Augenzellen treibt es zu den anderen Augenzellen. 13 Die Körper arbeiten noch immer auf die "ethnozentrische" Weise, wenn sie nicht püriert werden. Im heranwachsenden Gehirn eines Embryos suchen Neuronen nach Partnern, mit denen sie ihr Leben lang verbunden bleiben. Jede erkundet, welche anderen mit ihr einen gemeinsamen Rhythmus haben, und stößt dann zu einer Clique, die in ihrem klüngelhaften Takt pulsiert.14 (Reggaefans bitte in eine Ecke, Rockfans und Liebhaber der klassischen Musik in eine andere.) So ist das überall in der Bio-Kette. So wenig die äußerliche Pigmentierung für die Muskelkraft, die Geschicklichkeit oder die Gehirnleistung eines Cichliden-Fisches bedeutet, so vereinigen sich die farbenbewußten Schwimmer nach dem Farbton ihrer Körperbemalung.15 Eine Untersuchung von 1013 Männern in Detroit zeigte, daß Weiße andere Weiße, Protestanten andere Protestanten, Katholiken andere Katholiken, Republikaner andere Republikaner und Arbeiter andere Angehörige der Arbeiterklasse zu ihren besten Freunden machten.16
Individuen werden, vor allem wenn sie Temperamente haben, die die Norm herausfordern, von zwei Griffen der Ähnlichkeit zusammengeführt: von ihrer emotionalen Vernetzung und - als wichtiges Nebenprodukt - vom Ausmaß, wie sie Dinge gemeinsam sehen. Experimente17 zeigen, daß Menschen von jenen angezogen werden, die ihre Einstellungen gegenüber der Religion, der Politik, den Eltern, Kindern und Drogen, der Musik, der ethnischen Abstammung18 und sogar der Kleidung19 teilen. Sie unternehmen alles, um ihren Glaubensbrüdern20 näher zu kommen, indem sie diese gegenüber denen bei der Heirat bevorzugen21 , die für die herrschende Gentheorie als wahrscheinliche Geschlechtspartner gelten.22
Einstellungen sind nicht nur gemeinsame Fahnen, sondern Symbole der Emotionalität. Das Leiden will geteilt sein. Der Sozialpsychologe Stanley Schachter erzählte einer Gruppe von Collegemädchen, daß sie einen schmerzhaften Elektroschock erhalten werden. Einer anderen Gruppe erläuterte er hingegen, wie erfreulich die elektrische Ladung sein werde. Dann stellte er die Mädchen vor die Wahl, ihre Zeit vor ihrer Stromdosis in einem Warteraum mit einer Gruppe anderer junger Frauen zu verbringen, die dieselben Ampere- und Wattmengen erhalten, oder alleine zu bleiben. Mehr als die doppelte Menge derer, die dachten, sie würden gepeinigt werden, wollten sich in der Wärme eines sympathetischen Treffens einkuscheln.23
Wir Säugetiere sind unheimlich gut darin, von denen angezogen werden, mit denen wir unsere geheimen Lüste und Leiden gemeinsam haben. Dieses Talent zur emotionalen Heimat findet man bei Bibern, bei Wölfen und sogar bei Schafen.24 Bei den von Harry Harlow erforschten Rhesusaffen ist das besonders erstaunlich. Wenn es zur Begattung kommt, zieht es die in der Isolation Aufgewachsenen zu denjenigen hin, die in Quarantäne gehalten wurden. Wer seine Tage in Käfigen verbracht hatte, machte anderen Opfern der Gefangenschaft den Hof. Und hier kommt der Gipfel der Beobachtungen. An einigen Rhesusaffen ist eine Lobotomie vorgenommen worden. Obwohl keiner Bilder von den Gehirnen der anderen hatte, schafften es die Affen mit ähnlichen neurochirurgischen Eingriffen, einander zu finden. Die von den Affen entdeckten Unterschiede waren so geringfügig, daß sie selbst von den Wissenschaftlern nicht ohne genaue Prüfung von medizinischen Daten und Aufzeichnungen über die Lebensgeschichte herausgefunden werden konnten.25
Menschen gleichen den Affen darin weitgehend.26 Kinder, deren Gaben oder Behinderungen sie beispielsweise bizarr erscheinen lassen, finden einander heraus und verbinden sich.27 Bei uns nennt man das Bestätigung. Ohne andere mit derselben Wellenlänge kann die Seltsamkeit unserer Gefühle in uns die Angst erwecken, verrückt zu werden. Jerome Bruner erklärt eine der wichtigsten Ursachen für unsere Verzweiflung.28 Einige Kulturen verbieten eine Auseinandersetzung über Erfahrungen, über die sich andere ganz gerne ergehen.29 Sollten wir in einer Umgebung an Strand gespült worden sein, in der die Stimmungen, die wir täglich erleben, tabuisiert werden, so wird unser Wesen von der zugelassenen Wirklichkeit ausgesperrt. Wer so wie wir ist, kann uns eine Heimat mit anderen gewähren, die uns schließlich ein Gefühl vermitteln, das wir wertvoll sind. Aber es geschieht mehr als nur eine emotionale Rettung. Wenn wir einmal mit den uns Ähnlichen vereint sind, erweitern wir unsere Ähnlichkeiten und ahmen einander nach, bis wir über eine Rückkopplungsschleife unser gemeinsames Band zu einem Zeichen der Überlegenheit unserer Gruppe gemacht haben.30 Wenn man diese psychosozialen Verbindungen in eine multiurbane Nährlösung gibt, erhält die Formel für einen die Grenzen einreißenden Subkulturleim.
Der große Schlag den Einschluß ereignete sich etwa 600 Jahre v. Chr., als Propheten und Philosophen die Möglichkeiten der neuen transterritorialen Verflüssigungen ergriffen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden außerweltliche Begriffe wie Religion für den Nachweis verwendet, wer mit wem verwandt und wer ein Angehöriger welchen genbasierten Stammes war.31 Das Geschlecht Jakobs im Jordantal hatte seine Solidarität in der Verehrung Jehovas gezeigt, während die Clans des archaischen Athens ihre Verbindung durch die Anbetung von Athena zur Schau gestellt hatte. Doch die Nutzer des neuen Leims verklebten mit den Hinterlassenschaften dieser alten Gottheiten transkontinentale Schaltkreise der Humanität. Zu den großen Integrationsfiguren gehören etwa Konfuzius und Lao-Tse in China (beide waren um 525 v. Chr. aktiv), Zarathustra in Persien (628-551 v. Chr.), die jüdischen Visionäre, die ihre eigenen Botschaften (545-500 v. Chr.) den Worten von Isaiah (742-701 v. Chr.) hinzufügten, und Platon (428-348 v. Chr.) natürlich in Griechenland. Mehr von Platon werde ich in späteren Kapiteln berichten, da einige der von ihm in Gang gesetzten Verbindungsschalter im 21. Jahrhundert für Ärger sorgten.
Der hinter Platon, seinen modernen Anhängern und deren Widersachern stehende Schatten war ein Urzement der transnationalen Subkultur. Heute verbinden wir ihn mit einem trivialen Theorem, gleichwohl war diese die Zukunft erschütternde Gestalt Pythagoras.
Faustische und Herdenmenschen - ein Bericht aus der Geheimschrift der Psychobiologie
Introvertierte werden oft aus den verschlossenen Türen der normalen Gesellschaft gestoßen. Die von ihren zerebralen Überempfindlichkeiten produzierten Launen machen sie zu "geeks", zu runden Pflöcken, die von den quadratischen Löchern der Akzeptanz ausgeschlossen sind. Auch wenn sie noch Kleinkinder sind, erschauern die Vorschullehrer vor ihrer Fremdartigkeit und stigmatisieren sie mit Begriffen wie "negativ" oder "Einzelgänger".32 Andere Kinder oder Erwachsende stoßen sie aus ihrer Gegenwart oder weigern sich, auf ihre Art wahrzunehmen.33 Extrovertierte hingegen werden liebevoll umarmt. So hart die Introvertierten auch um die Führerschaft kämpfen mögen, so erhalten doch die Extrovertierten die besten Positionen.34 Die hormonellen Treibstoffe der Macht treiben die Extrovertierten an, ihre Aggression gegen die unter ihnen Befindlichen zu richten. Und die Überempfindlichen werden ihre Schlagsäcke. Bei den niederen Primaten wird die Wildheit dieser Angriffe besonders gut erkenntlich.35 Dann wird alles noch übler. Introvertierte werden dazu gebracht, ihre Aggression gegen sich selbst zu richten.36 Bei den Extrovertierten, die in Popularität schwimmen, vertreibt das Wunderhormon Serotonin die Depressionen und erzeugt ein Gefühl von Selbstvertrauen und Herrschaft.37 Serotonin schlägt aber auch auf die aus der Gunst der Gesellschaft Vertriebenen zurück und treibt die Introvertierten zum Nägelkauen und zur Ängstlichkeit.
Eine der wenigen Strategien, um dieses Rätsel zu lösen, ist der Ausbruch und das Finden einer Gruppe oder die Erstellung einer Philosophie, in der man nicht länger an den Rand gedrängt wird.38 Niemand bedurfte einer emotionalen Heimat stärker als die Introvertierten im Zeitalter des urbanen Interface: die frei herumtreibenden Zurückgewiesenen der griechischen Stadtstaaten.
Introvertierte lassen sich in zwei Typen unterteilen: die Herdenmenschen und die faustischen Menschen. Letztere durchbrechen die Grenzen des Systems39 und kämpfen mit verbotenen Geheimnissen40 , während erstere in einem Schwarm von anderen untertauchen, die ihnen gleichen41 , und den Gewißheiten folgen, die von einer Autorität gelehrt werden.42 Faustische Menschen brechen zu Odyseen43 auf und kehren gelegentlich mit neuen Visionen44 , einem prometheischen Feuer zurück, um das herum sich subkulturelle Gesellschaften bilden.45 Herdenmenschen verkriechen sich in der Wärme, die von den Entdeckungen der faustischen Menschen gestiftet wird.
Hans Eysenck, einer der tonangebenden Erforscher der Intro- und Extroversion, ebnete bereits 193646 den Weg für die Entdeckung der faustischen Menschen, also jener Introvertierten, die trotz ihrer Gehemmtheiten überraschend gute Abenteurer sind. Die überwältigende Mehrheit der Piloten sind extrovertiert. Und viele Introvertierte erstarren allein vor der Vorstellung, ein Flugzeug zu steuern.47 Eysencks Nachfolger entdeckten aber einige Introvertierte, deren Erfolge in der Pilotenausbildung die aller anderen Gruppen bei weitem übertrafen.48 Es waren die Introvertierten, die Eysenck früher "stabil" genannt hatte. Ihr Gegenteil bezeichnete er als "Neurotiker". Mit dem Fortschreiten der Wissenschaft enthüllte sich das faustische Wesen der "stabilen" Typen. Die ausschlaggebende Erkenntnis ergab sich 1972, als Jeff B. Bryson und Michael Driver herausfanden, daß manche Introvertierte vor der Komplexität zurückweichen, während sich andere in sie hineinstürzen.49 Vielmehr wäre dies die ausschlaggebende Erkenntnis gewesen, wenn sie beachtet worden wäre. 1998 durchforstete ich 60 Jahre der Forschung über diese Themen, um die Fußabdrücke der faustischen Menschen erneut zu analysieren und schließlich aufzudecken.
Die Starspielerinnen in den siegreichen chinesischen Volleyballteams von Frauen waren, welch' Überraschung, Introvertierte, die einen Ruhm erlangten, um den sie ihre extrovertierten Teamkolleginnen beneideten.50 Extrovertierte streben am heftigsten nach Geld, Status und Macht51 , doch die weniger materialistisch ausgerichteten Introvertierten sind ironischerweise die besten Geschäftsleute und Unternehmer.52 Zu beiden Berufungen gehört nicht nur Risiko, sondern auch der Aufbau von Minigesellschaften. Besonders Unternehmer müssen Mikrogesellschaften aus Angestellten formen, die vor Ungeduld fiebern, um Giganten herauszufordern ... und die das auch durchziehen können. Es gibt gute Gründe dafür, warum Introvertierte, die die Komplexität suchen, so gute Sozialingenieure sind. Sie stürzen sich vor allem gierig in die Theorie und durchbrechen die Oberfläche, um Ursachen und Wirkungen zu entdecken.53 Sie haben auch eine Vorliebe für ausgefallene Lösungen von Problemen, auf die gewöhnlichere Menschen keine Antwort finden.54 Und sie neigen dazu, mit dem Geist und dem Gefühl zu denken. Aufnahmen von ihren Gehirnen zeigen, daß bei ihnen, wenn sie überlegen, das zerebrale Gefühlsnetz, das man Striatum nennt, wie Tokyos Stadtteil Ginza zu Mitternacht aufleuchtet.55
Die Extrovertierten, ihre Gegensätze, neigen dazu, Gefühle zu vermeiden und sich selbst in die Abstraktionen und Äußerlichkeiten der linken Gehirnhälfte einzuschließen.56 Indem sie das Bewußtsein aus ihrer emotionalen rechten Gehirnhälfte aussperren, machen sich die Extrovertierten selbst gegenüber dem Unüblichen blind. Sie kehren der explorativen Erkundung den Rücken zu.57 Die Tyrannei der linken Gehirnhälfte bei den Extrovertierten, die sich durch die kulurellen Innovationen im Griechenland des vierten Jahrhunderts verstärkte58 , versperrt59 den Zugang zu Bereichen, die emotionale60 und auf Ahnungen basierende Fähigkeiten enthalten. Aber erst die Verbindung des Nicht-Rationalen mit dem Intellekt ermöglicht, wie moderne Untersuchungen zeigen, die genaueste Antizipation von herannahenden Fallen und Eröffnungen.61
Die nach Komplexität suchenden Introvertierten begrüßen überdies jene möglicherweise nützlichen Fremden, deren unbekanntes Wesen ihre Mitbürger schrecklich aufregt.62 Sie können auch die Rhythmen ihres Gehirns bei Gelegenheiten beruhigen, wenn andere in Panik geraten: eine Gabe, durch die sie zu den charismatischen Heroen gehören, die ruhig bleiben, wenn alle anderen ihren Kopf verlieren.63 Doch dem Erfolg der nach Komplexität suchenden Introvertierten liegt wahrscheinlich ihre Ausdauer zugrunde. Extrovertierte stürzen sich in Vergnügungen, die voller Aufregungen sind, spulen sie schnell ab und machen dabei eine Reihe von Fehlern. Introvertierte sind langsam und beharrlich. Sie nehmen lange und eintönige Aufgaben auf sich, aber machen wenige Fehltritte und wühlen sich bis zum bitteren (oder süßen) Ende durch.64 Untersuchungen zeigen, daß Ausdauer der Rohstoff der Größe ist.65 Und Größe ist etwas, was die faustischen Menschen erreichen wollen.66
Pythagoras - der faustische Mensch
Pythagoras (560-480 v. Chr.) war der ultimative faustische Mensch. Sein Vater arbeitete in einer Zeit als Edelsteinschleifer67 , in der die Künstler nahe an der Spitze der Gesellschaft standen.68 Wie die meisten Introvertierten fühlte sich Pythagoras auf seiner Heimatinsel Samos nicht besonders wohl. Ein Grund dafür mag eine Charaktereigenschaft von Introvertierten sein: er war in einer Stadt ein Bücherwurm69 , in der einzelgängerische Intellektuelle bestenfalls als komische Käuze galten.70 Ein anderer Grund mochte gewesen sein, daß Pythagoras als Kind von den Erwachsenen wegen seiner Frühreife bewundert wurde71 - eine Form der Aufmerksamkeit, durch die man bei seinen normalen Altersgenossen ziemlich unbeliebt werden kann. Die Herrschaftsform, die an die Macht kam, als Pythagoras 18 Jahre alt wurde, wollte, wie dies Thukydides nannte, "eine mächtige Flotte" aufbauen, um die Perser zu schlagen und viele Inseln zu schwächen.72 Pythagoras verließ die Stadt, weil er sich gewiß war, daß "unter einer solchen Regierung seine Forschungen leiden könnten, da sie seine ganze Person in Anspruch nahmen."73 Seine Forschungen wären mehr als nur verhindert worden, wenn Pythagoras als Ruderer in einem Kriegsschiff hätte dienen müssen. Der junge Denker begann so eine 37-jährige Reise auf der Suche nach anderen Wissenssüchtigen. Zu diesen gehörten zwei Bürger von Milet, die ihn weiter voranbrachten: Anaximander, der Vater der Astronomie, und unser alter Freund Thales, der heute als Begründer einer namenlosen Disziplin bekannt ist, der Pythagoras später den Titel Philosophie gab.
Wenn Pythagoras den quer durch die Lande reisenden Trampern in der Mitte des 20. Jahrhunderts geglichen haben sollte, die von dem Psychologen Stephen L. Franzoi genau untersucht wurden74 , dann war er intuitiv, emotional offen, impulsiv, unabhängig, erfreut über Komplexität und Veränderung und stark daran interessiert, in die Seelen von anderen Menschen einzutauchen: der perfekte Menschentyp, um das Wesentliche aus den Weisen von fernen Ländern herauszuholen. Man sagt von Pythagoras, daß er wie ein Tramper in den 60er Jahren vier Jahrzehnte lang die Weite des Mittelsmeers von Gaul bis Phönizien durchreist habe und Wissen von Mystikern und Priestern erwarb.75 Er hielt sich im afrikanischen Teil Ägyptens auf, das für das Geheimwissen seiner Priester bekannt war, tauchte dann in die schamanistischen Gebiete Asiens76 ein, kam nach Persien und zu seinen Magieren, nach Arabien und schließlich nach Indien77 , dem Land, in dem Vardhamana, der Begründer des Jainismus, eine neue mönchische Religion bildete, die der Gewalt gegenüber Tieren abschwor, in dem Goshala Maskariputra die das Selbst verleugnende Ajivika-Sekte gründete, in dem gerade zwei neue Upanishaden in den Wäldern "entdeckt" wurden und in dem Buddha, 20 Jahre jünger als Pythagoras78 , den Zeitgeist wie der griechische Tourist in sich einzog. Sowohl der Begründer einer Religion, die später den Osten durchdrang, als auch der Besucher, dessen Ideen im Westen heranreiften, nahmen in sich den brahmanischen79 Mystizismus, die Wiedergeburt, die vegetarische Einstellung, den Asketismus und, im Fall von Pythagoras, den Gedanken der politischen Elite auf.
Als er im Alter von 56 Jahren wieder in seine Heimatstadt mit einer fast voll entwickelten Philosophie zurückkehrte, versammelten sich seine alten Fans unter den Alten, um seinen Erfahrungen gierig zu lauschen. Doch keiner zeigte, wie Iamblichus sagt, "wirklich an Interesse an den mathematischen Erkenntnissen, die er so sehr bei den Griechen einführen wollte."80 Die Menschen in der Heimat weigerten sich in der Tat völlig, die Lehren zu "lernen", mit denen der intellektuelle Abenteurer zurückgekehrt war. Daher reiste Pythagoras wieder zu der mit Religion erfüllten Insel Delos und zum autoritären Sparta weiter, um "deren Gesetze zu lernen." Anschließend ging er zurück nach Samos und zeigte die Tiefe seiner introspektiven Neigungen. "Er stattete eine Höhle aus ..., in der er meisten Teil des Tages und der Nacht verbrachte, immer beschäftigt mit wissenschaftlichen Forschungen und Überlegungen", bis er "eine vollständige Wissenschaft der himmlischen Gestirne entfaltete und sie auf arithmetischen und geometrischen Beweisen begründete." Doch noch immer wollte niemand zuhören. Seine Mitbürger in der Stadt mißachteten seine Theorien und schickten ihn auf diplomatische Missionen oder begruben ihn unter bürokratischem Geschwätz. Daher flüchtete der Meister der verborgenen Welten, die von den Introvertierten am besten gekannt werden, seiner Heimatpolis. "Angeekelt von der Verachtung der Einwohner von Samos gegenüber der Bildung", wie Iamblichus sagt, ließ sich Pythagoras in der griechischen Kolonie Croton in Italien nieder, wo er sein Geschäft als Guru eröffnete und bald an die 600 eifrige Schüler und weitere 2000 Anhänger fand, die seine Vorträge im Auditorium der Stadt besuchten.81
Pythagoras ließ seine Schule genau zu dem werden, was die herdensuchenden Introvertierten am meistem brauchen: zur Zufluchtsstätte einer Tyrannei. Zweideutigkeit provoziert Konflikte82 - und die Schafe unter den Introvertierten verbunkern sich sofort. Undeutlich abgestufte Grautöne bringen die limbischen Systeme der Herdenmenschen in Rage, so daß sie dringend das Beruhigungsmittel einer Welt benötigen, die in Schwarz und Weiß dargestellt ist.83 Die Sekte von Pythagoras war ein Beil, das Ebenholz von Elfenbein trennte.84 Es schlug jene los, die mit der Axt eines Treueschwurs hinzukamen. Es spaltete Ungewißheit und Streitereien über die interne Position ab, indem man alle irdischen Güter gemeinsam besaß, identische Kleidung trug, ein gleichbleibendes Verhalten übernahm (man sollte unter anderem niemals in Gelächter ausbrechen) und ein klösterliches Verbot von Fleisch, Wein, Eiern oder Bohnen beachtete.85 Um in die Sekte einzutreten, mußte man ein Initiationsritual der Reinigung durch Abstinenz, eine umfangreiche Lehre und, was das Beste für alle ist, die ihre Übererregbarkeit deaktivieren wollen, fünf Jahre einer schweigsamen Gehorsamkeit gegenüber jedem Befehl durchlaufen, wie lächerlich er auch erscheinen mochte.86 Wenn dieses halbe Jahrzehnt der Selbstunterdrückung zu Ende war, konnte man in das innere Heiligtum der "esoterica" eintreten: die Schüler durften "das geheime Wissen des Meisters selbst" zu sich nehmen. Ironischerweise ist für einen schafartigen Introvertierten dieser letzte mentale Einschluß in die Herde genau das, was nötig ist, um ihr einst unterdrücktes Gefühl der Freiheit und der Leistung aufblühen zu lassen.87 Die Philosophie des Pythagoras wird oft in denselben Topf wie die griechischen Mysterien und die okkulten Praktiken um die ägyptischen Götter geworfen.88 Michael Grant, ein Historiker der Antike, nennt den Pythagoreismus "seltsam", "okkultistisch", "irrational" und einfach "hirnrissig".89 Sokrates, der von Historikern wie Grant bevorzugt wird, war die athenische Alternative: ein Magnet für Extrovertierte, deren Denken von der introspektiven Emotionalität abgelöst war. Einer der bekanntesten Schüler (und wahrscheinlich auch Geliebten90 ) von Sokrates war Alkibiades, ein die Erregung Suchender im n-ten Grad, was bedeutet, daß er ein unsensibler Extrovertierter war. Bekannt war er, worauf Will Durant schwört, weil er "hundert Gesetze" brach und "hundert Männer" verletzte, weil er jedem Vergnügen nachging, das man dem Vorrat von Exzessen Athens abzwingen konnte, aber auch wegen seiner Herde von Pferden, die Sieger in olympischen Wettkämpfen waren91 , wegen seines Hauses, das mit Luxusgütern angefüllt war, wegen seiner überzogenen Finanzen, seiner beispiellosen Popularität unter den teuren Prostituierten Athens und seinen Witzeleien über die Mächtigen. Perikles, der alle übertrumpfende politische Herrscher Athens, versuchte beispielsweise Alkibiades zurechtzuweisen, indem er sagte, daß auch er angeblich witzige Bemerkungen über seine Zunge bringen konnte, als er noch jung war. Der ungezügelte junge Mann erwiderte schlagfertig: "Schade, daß ich dich nicht kennen konnte, als dein Geist noch auf der Höhe war."92
Dann gab es noch den verrufensten Akt des Vandalismus von Alkibiades: er schlug die Nasen, Ohren und hervorstehend dargestellten Penisse von fast jeder heiligen Hermesstatue in der Stadt ab und führte diese Tat in nur einer Nacht durch.93 Als Alkibiades älter wurde, wurde er verwegener. Er und seine Kumpane begannen einen Krieg mit Syracus, den Athen prompt verlor.94 Wegen der nationalen Demütigung wurde Alkiabiades aus der Stadt verstoßen. Daher verpflichtete er sich als militärischer Führer bei Sparta, dem Erzfeind Athens, und ließ die Bürger Zuhause darüber ihre Haare mit den Wurzeln ausraufen. Schließlich rissen sie auch die Wurzel heraus, die für manche das ganze Fiasko verursachte hatte: den alten Philosophen Sokrates selbst. Das war einer der Hauptgründe, warum der seltsame zweifelnde Kauz den tödlichen Schierlingsbecher trinken mußte.95 Augustinus erreichte es, den Unterschied zwischen Sokrates und Pythagoras herunterzuspielen, als er schrieb: "Weisheit besteht aus Handlung und Kontemplation ... Sokrates soll im aktiven Teil dieser Lehre überragend gewesen sein, während Pythagoras größere Aufmerksamkeit auf ihren kontemplativen Teil richtete ..."96 Pythagoras war ein Magnet für Introvertierte, die das jenseits der Vernunft liegende Gefühl mit dem Intellekt verbanden. Er konzentrierte sich auf Obsessionen, mit denen die Introvertierten gesegnet waren: Theorie, Geheimnis, Lernen97 und Kreativität.98 Während Sokrates seine Aufmerksamkeit auf Haarspaltereien der linken Gehirnhälfte99 richtete, spezialisierte sich Pythagoras auf solche Gaben der rechten Gehirnhälfte wie die Musik100 , bei deren Erforschung er unlöschbare Spuren hinterließ. Musikalisches Talent entsteht teilweise durch die anormalen pränatalen Ausscheidungen, in denen manche der Föten künftiger Introvertierter schwimmen101 : das sind pränatale Hormone, aufgrund derer Männer und Frauen entstehen, die nicht in die standardisierten Geschlechtsformen passen.102 Solche Persönlichkeitsschicksale sind es, die von den Konformität erzwingenden Normalen an die Ränder der Gesellschaft gedrängt werden. Und es sind diejenigen Introvertierten, die mit ihrem "geringen Grad an Konformität" und mit einer guten Ausbildung die sympathetische Höhle einer sich gegen die herrschende Kultur auflehnenden Minigesellschaft suchen.103
Wenn Iamblichus recht hat, dann führte Pythagoras in der Tat einen virtuellen Persönlichkeitstest durch, um sicherzustellen, daß seine Anhänger Introvertierte waren. Er war viel stärker darauf aus, daß sie schweigsam waren, als daß sie redeten. Er hielt, in anderen Worten, Ausschau nach Schüchternheit104 : dem Kennzeichen der Introversion. Er suchte auch nach einem übererregbaren limbischen Alarm, der seine Anhänger "durch die Energien jeder ungezügelten Triebhaftigkeit oder Leidenschaft zur Verwunderung" bringt und eine unmittelbare Abneigung gegenüber solchen Qualitäten der nach Thrill suchenden, nicht leicht Erregbaren wie "Wildheit", "Ungezügeltheit" und "ungestümes Verhalten" auslöst. Überdies wünschte Pythagoras einen wendigen, aber nicht rebellierenden Geist, der bereitwillig seine Lehren aufnahm. Kurz, er verlangte einen hohen IQ, der einherging mit den primären introvertierten Qualitäten der Herdenmenschen, also mit "Freundlichkeit und Nachgiebigkeit"105 , d.h. einer absoluten Gefügigkeit.106 Seine Anhänger stellten seine Anordnungen nicht in Frage, sondern zügelten ihren Willen mit einem Satz, der von Sklaven stammt: "autos epha ipse dixit"107 , was gewöhnlich "er selbst hat es gesagt" übersetzt wird. In anderen Worten: "Es ist wahr, weil Pythagoras es gesagt hat."
In weißem Gewand und asiatischen Hosen108 predigte Pythagoras die Reinkarnation109 , den Grund, warum die Inder den Verzehr von Fleisch vermeiden, da das Verspeisen eines Ahnen sich für die Seele als zerstörerisch erweisen könnte110 , und weswegen man niemals ein Tier töten sollen, wenn es nicht eine Gefahr für den Nächsten darstellt. Die Sekte von Pythagoras besaß durch die Öffnungen gegenüber Frauen eine zusätzliche Anziehungskraft. Das war im Griechenland jener Zeit eine Seltenheit und nach Berichten direkt ungesetzlich in Croton. Doch Timon von Athen nannte Pythagoras einen Menschenfischer, eine Bezeichnung, die später in der Geschichte einen großen Widerhall finden sollte.
Der Syllabus der spirituellen Aufladestation von Pythagoras scheint hinreichend vernünftig zu sein: Mathematik, Astronomie und Musik. Doch Geometrie und Arithmetik wurden eher als Mittel zur Beherrschung der Köpfe eingesetzt, indem man sie einer spartanischen Gymnastik mit der Unterscheidung von diktatorischen Formen unter der Oberfläche der Realität unterwarf. Wenn jemals ein einzelner Grieche eine philosophische Zufluchtsstätte für diejenigen entwarf, die den schmerzlichen Dornen der äußerlichen Körperlichkeit entfliehen wollten, dann war dies Pythagoras. Daher verwundert es nicht, wenn er das Wort "kosmos" erfunden haben soll, dessen Ableitung "kosmisch" bei denen populär werden sollte, die im 20. Jahrhundert eine Zuflucht vor der Äußerlichkeit suchen.
Als er jedenfalls eine gewisse Anzahl von Mitgliedern in seinen sozialen Kokon eingeschlossen hatte, begann Pythagoras, sein totalitäres System dem ganzen Staat von Croton aufzuzwingen: Iamblichus behauptet, der Weise habe "Croton, Sybaris, Catanes, Rhegium, Himaera, Agrigentum und Tauromenas befreit" und Gesetze aufgestellt, "die die Städte zum Blühen brachten", während sie "Parteilichkeit, Zweitracht und Aufhetzung (anders gesagt: Uneinigkeit) ... aus den italienischen und sizilianischen Ländern" ausrotteten.111 Manche meinen, daß Pythagoras und seine Schüler es schafften, ganz Süditalien an sich zu reißen. Leider (oder eher Gott sei Dank) stand Pythagoras in einem Krieg zwischen den Aristokraten von Croton und den Anhängern einer relativ neuen Bewegung mit dem Namen Demokratie112 auf der Verliererseite. Die Demokraten revoltierten, brannten die Hauptsitze nieder, in denen seine Schüler zusammengetrieben wurden, töteten einige und jagten den Rest aus den Stadtmauern hinaus. Pythagoras selbst starb kurz darauf, auch wenn es nicht bekannt ist, ob er durch die Hände von aufgebrachten Bürgern getötet wurde oder er sich selbst zu Tode hungerte. Seine Bewegung existierte jedoch weiter, da Pythagoras viele wichtige Dinge als Pionier erschlossen hatte, unter anderem eine Subkultur, durch die man jede Gesellschaft ersetzen kann.
Trotz der Plünderung der persönlichen Kommandozentrale von Pythagoras blühten weiterhin Gemeinschaften und Bruderschaften, die sich den Lehren des Meisters widmeten, im griechischen Territorium auf, zuerst in Süditalien, dann in Athen, Theben und Phlious. Pythagoreische Wegbereiter entwickelten auf der Grundlage der Lehren von Pythagoras fortschrittliche mathematische und wissenschaftliche Konzepte: von geraden und ungeraden Zahlen, von Primzahlen, von einer ersten Algebra, von einer runden Erde, von einer Sonnenfinsternis, die sich ereignet, weil sich die Erde zwischen Mond und Sonne schiebt113 , und viele weitere Fundamente für jene, die später die äußere Welt erobern sollten, indem sie sich von ihr zurückzogen, also für die Wissenschaftler. Aristoteles berichtet, daß Pythagoreer wie Philolaus durch einen anfechtbaren Gedankengang unter anderem die Schlußfolgerung zogen, daß sich die Erde um die Sonne und nicht die Sonne um die Erde dreht.114
Die faustischen Nachfolger von Pythagoras wurden als soziale und politische Führer im ganzen Mittelmeerraum und in der Ägäis berühmt. Pausanias berichtet in seiner "Beschreibung Griechenlands", wie Thebens Führer Epaminondas im auf den Kampf ausgerichteten dritten Jahrhundert v. Chr. zu Lysis, der aus Tarent stammte und bewandert in der Philosophie des Pythagoras aus Samos war, zum Studium geschickt wurde. Herodot glaubte, daß der lakedämonische Brauch, in den Tempeln oder bei Begräbnissen keine Wolle zu tragen, von den Ägyptern und den Pythagoreern entlehnt wurde.115 Der griechische Geschichtsschreiber Diodorus bezeichnet Prorus als Pythagoreer.116 Der Stempel des Pythagoreismus findet sich in der ganzen Euklidischen Geometrie, die um 300 v. Chr. in Alexandria niedergeschrieben wurde.117 Plutarch schreibt viele der Vorstellungen von Numa Pompilius (etwa 700 v. Chr.), dem zweiten König von Rom, den Pythagoreern zu.118 Und der pythagoreische Politiker Archytas119 , dem wir im nächsten Kapitel wieder begegnen werden, wurde sieben Mal hintereinander als "strategos" (Diktator) von Taras gewählt. Trotz der Entschiedenheit, mit der er sich seinen politischen Pflichten widmete120 , fand Archytas nach Will Durant auch die Zeit, in die Tiefe gehende Abhandlungen über die pythagoreische Philosophie, die mathematischen Grundlagen der Musik und die Mechanik zu schreiben, sowie - nach Aristoteles - zwei Mittel zu erfinden, die die Möglichkeiten der Menschen, ihre Welt technisch zu verändern, erweitern sollten: den Flaschenzug und die Schraube. So ist es nicht verwunderlich, wenn Diodorus die Pythagoreer als die "Ursache so großer Wohltaten" nicht nur für einige, sondern für "alle Staaten Griechenlands" preist.121
Schließlich kam es zu einer Reihe von Sprungsteinen, die zu den Pythagoreern der Moderne führen sollten. Der Pythagoreismus lebte im Römischen Reich vom zweiten bis zum fünften Jahrhundert wieder auf, brach erneut während der Renaissance auf, fand seinen Weg durch alles von Montaigne, Shakespeare, Milton und die zeitgenössische Literatur bis zur modernen Mathematik122 und gedeiht in der Form von philosophischen, religiösen und wiederkehrenden paganen Bewegungen auf den Straßen, in den Universitäten und heute selbst im Internet.123
Manche haben Pythagoras für einen mystischen Weisen gehalten, andere für den Gründervater der weltlichen Forschung. Kopernikus schwor, daß sein sonnenzentriertes System unerschütterlich auf die pythagoreische Tradition aufbaute, was stimmte.124 Galilei wurde von seinen italienischen Zeitgenossen ein Pythagoreer genannt. Und Leibniz charakterisierte sich als selbst als ein Verehrer des pythagoreischen Erbes.
Doch die wichtigsten Beiträge des Pythagoreismus zum 20. und 21. Jahrhundert sollten sein Einfluß auf Platon und durch ihn auf eine Religion mit dem Namen Christentum und sein Widerhaken in eine auf andere Weise brillante Erbschaft sein: Die Erfindung einer Methode, um die Menschen vieler Länder zu einer Verehrung absoluter Autorität zu bringen.
Aus dem Englischen übersetzt von Florian Rötzer
1) A.L. Kroeber. "Psychosis or Social Sanction," in A.L. Kroeber, The Nature of Culture. Chicago: University of Chicago Press, 1952: 313; Charles Winick. Dictionary of Anthropology. New York: Philosophical Library, 1956: 19, 67-68, 265; Torrey E. Fuller. Witchdoctors and Psychiatrists. New York: Harper & Row, 1986: 51; Ruth Benedict. Patterns of Culture. 1934. New York: New American Library, 1950: 243.
2) Die Quelle der Anweisung, sich selbst zu erkennen, ist Thales von Milet, jener Meister der Weisheit, der immer auftaucht, wenn wir im antiken Griechenland herumschnuppern. (Diogenes Laertius. Lives of Eminent Philosophers. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project , August, 1998.; Pausanias. Description of Greece. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project). Die Maxime von Thales sprach sich herum. Diodorus in seiner Historical Library (9.10.1. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project, August, 1998), Xenophon in seinen Memorabilia (4.2.24. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project, August, 1998), und Pausanias berichten, daß der Aphorismus auf einer Säule in Delphi eingeritzt war, wo Pilger, die von weit entfernten Ecken des Kontinents herbeiströmten, durch ihn ein Schlag versetzt wurde. Platon zitiert den Spruch mindestens acht Mal. 200 Jahre nach dem Tod von Thales ist "Erkenne dich selbst" nach Aristoteles zu einem der "bekanntesten Aussprüche" geworden. (Aristotle. Rhetoric. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project, August, 1998.)
3) Chris Bader, Alfred Demaris. "A test of the Stark-Bainbridge theory of affiliation with religious cults and sects." Journal for the Scientific Study of Religion, September 1996: 285-303.
4) Zeno tauchte in Athen um 450 v. Chr. auf. Will Durant. The Story of Civilization: Part II--The Life of Greece. New York: Simon and Schuster, 1939: 351.
5) Aristotle. Rhetoric. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom; Aristotle. Topics. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom; Roland Hall. "Dialectic." In The Encyclopedia of Philosophy, edited by Paul Edwards, New York: Macmillan Publishing Co., Inc., 1967: Volume 1 and 2: 385-389.
6) Der griechische Philosophiehistoriker Diogenes Laertius stimmte Aristoteles nicht zu und behauptete, daß nicht Zeno, sondern Protagoras, der König der Sophisten, der erste gewesen war, "der diese Art des Arguments, das man sokratisch nennt, erfunden hat." (Diogenes Laertius. Lives of Eminent Philosophers. Translated by R.D. Hicks. [1925] Cambridge, MA, 1972.)
7) Trotz der Trivialisierung ihrer Rolle in den Erzählungen der modernen Historiker, durchtränkten die Pythagoreer und ihre Ideen im vierten und dritten Jahrhundert v. Chr. Athen. In Platons Dialogen wird uns erzählt, daß einige Freunde von Sokrates gewesen waren. Dazu gehören Simmias und Cebes, die in Phaedon auftreten, und Timaeus, den Diodorus als einen "der letzten der" großen Pythagoreer bezeichnet. (Diodorus. Historical Library. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project , August, 1998.) In der Liste von Diodorus sind noch weitere aufgeführt: "Archytas,... Xenophilus, Phanton, Echecrates, Diocles, und Polymnastus." (Diodorus. Historical Library: 8.4, 79.) Die angebliche Bedeutung von Timaeus' im Leben des ersten hier aufgewachsenen großen Philosophen war wichtig genug, daß ein ganzer Dialog einer Auseinandersetzung mit diesem herausragenden Nachfolger des mystischen Meisters gewidemt wurde. (Plato. Timaeus. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.) Überdies läßt Platon in der Politeia Sokrates ständig über die Pythagoreer sprechen. (Plato. Republic. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.) Platon läßt auch Sokrates and Glaucon stark auf den allgemeinen Einfluß pythagoreischer Ideen in Athen hinweisen, wenn der Weise sagt: "Allem Anschein nach sind, wie die Augen für die Astronomie, so die Ohren für die harmonische Tonbewegung geschaffen und es stellen sich diese Wissenschaften als verschwistert dar, wie die Pythagoreer behaupten und wir, mein Glaukon, mit ihnen. Oder wie halten wir es?" Glaukon. "So." (Plato. Republic. 530d. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project, http://hydra.perseus.tufts.edu, August, 1998.) Aristoteles geht noch weiter und zitiert die Pythagoreer mindestens 42 Mal. (In seinen Werken Vom Himmels, Metaphysik, Meteorologie, Nikomachische Ethik, Physik, Analytica Posteriora, and Über die Seele .) Dank solcher Leckerbissen und der Leichtigkeit, mit der ihr Denken in die philosophische Atmosphäre Athens einströmte, läßt sich leicht erkennen, daß die Pythagoreer einen Haufen Athener anzogen, die in ihren Ansichten Erfüllung fanden.(Dazu siehe auch Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: An Anthology of Ancient Writings Which Relate to Pythagoras and Pythagorean Philosophy. Grand Rapids, MI: Phanes Press, 1987: 38.)
8) Die Sophisten haben vornehmlich durch Platon, der mit ihnen im Wettstreit um Einfluß lag, einen schlechten Ruf erhalten. Sie gehören zu den beliebtetsen schlechten Kerlen in seinen Aufzeichnungen der sokratischen Dialoge. Er ging sogar so weit, sie "Prostituierte" zu nennen. (Xenophon. Memorabilia. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project , August, 1998.) Die großen Sophisten aber, von denen es viele gab, waren wandelnde Universitäten. Sie lehrten ein ganzes Curriculum aus den Bereichen der Wissenschaft, Literatur und Philosophie bis hin zur Regierungslehre, Diplomatie und natürlich der Redekunst. Protagoras, ein sophistischer Superstar, dessen Besuche in Athen die Stadt in eine ähnliche Erregung wie ein Popstar versetzte und dessen Ideen grundlegend das westliche Denken beeinflußten, faß das Curriculum der Sophisten und seine Variation so zusammen: "If Hippocrates comes to me he will not experience the sort of drudgery with which other Sophists are in the habit of insulting their pupils; who, when they have just escaped from the arts, are taken and driven back into them by these teachers, and made to learn calculation, and astronomy, and geometry, and music (he gave a look at Hippias as he said this); but if he comes to me, he will learn that which he comes to learn. And this is prudence in affairs private as well as public; he will learn to order his own house in the best manner, and he will be able to speak and act for the best in the affairs of the state." (Plato. Protagoras. Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.)
9) Der Begriff "Sophist" kommt von dem griechischen Wort "sophia", das Können, Weisheit oder Wissen bedeutet. (Diodorus. Historical Library). Plutarch war in seiner Definition ein wenig zynischer: "Was damals 'sophia' oder Weisheit genannt wurde ... war nichts anderes als Klugheit in der Politik und praktisches Können." (Plutarch. Themistocles. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project , August, 1998.) Für andere war sophia ein mystisches Wissen. Folglich war dies ein Wort mit vielen Bedeutungen
10) Die Gegner der Sophisten sprachen viel von ihren hohen Preisen. Eine andere Information über Preise wurde allerdings nicht so viel verbreitet: die Sophisten boten nach dem Einkommen der Studenten eine gleitende Skala von Unterrichtsformen an, sorgten manchmal für ein virtuelles Stipendium für die Bedürftigen und ermöglichten gelegentlich einem Studenten, erst nach dem Kurs sich zu entscheiden, wieviel er bezahlen will, indem er davon ausging, wieviel der Unterricht wert war.
11) Mehr über die Verwendung von Glaubenssystemen, um die hierarchische Stufenleiter umzukehren: Howard Bloom. The Lucifer Principle: a scientific expedition into the forces of history. New York: Atlantic Monthly Press, 1995: 250-257. Valerius Geist, ein Spezialist für die Evolution großer Säugetiere, nennt diesen Ansatz den "flip." (Valerius Geist. Life Strategies, Human Evolution, Environmental Design: Toward a Biological Theory of Health. New York: Springer-Verlag, 1978: 110.)
12) Lewis Thomas and Robin Bates "Notes of a Biology Watcher." Produced and directed by Robin Bates. Nova program #818, tv script. Boston: WGBH, 1981: 3-4; Eric Jantsch. The Self Organizing Universe: Scientific and Human Implications of the Emerging Paradigm of Evolution. Oxford: Pergamon Press, 1980: 128.
13) Eric Jantsch. The Self Organizing Universe: Scientific and Human Implications of the Emerging Paradigm of Evolution: 129.
14) Rodolfo Llinás. "'Mindfulness' as a Functional State of the Brain. In Mindwaves: Thoughts on Intelligence, Identity and Consciousness. Edited by Colin Blakemore and Susan Greenfield: 347-348. Oxford: Basil Blackwell, 1989.
15) G.W. Barlow, R.C. Francis. "Unmasking affiliative behavior among juvenile Midas cichlids (Cichlasoma citrinellum)." Journal of Comparative Psychology, June 1988: 118-23.
16) Michael Patrick Ghiglieri. The Chimpanzees of Kibale Forest: A Field Study of Ecology and Social Structure. New York: Columbia University Press, 1984: 128-134; F.B.de Waal, L.M. Luttrell. "The similarity principle underlying social bonding among female rhesus monkeys." Folia Primatologica, 46:4, 1986: 215-34.
17) E.O. Laumann. "Friends of Urban Men: An Assessment of Accuracy in Reporting Their Socioeconomic Attributes, Mutual Choice, and Attitude Agreement." Sociometry, 32, 1969: 54-70.
18) Robert B. Cialdini. Influence: How and Why People Agree on Things. New York: William Morrow and Co., 1984: 170; M. Claes, L. Poirier. "Characteristics and functions of friendship in adolescence." Psychiatrie de l'enfant et de l'adolescent, 36:1, 1993: 289-308. Der Soziobiologe Daniel Freedman hat beobachtet, daß Kinder aus unterschiedlichen ethnischen Schichten in San Francisco bis zum Alter von 10 Jahren zusammenspielen. Dann trennen sie sich auf und schließen sich mit ihresgleichen zusammen. (Daniel G. Freedman. Human Sociobiology: A Holistic Approach. New York: The Free Press, 1979: 138.)
19) Robert B. Cialdini. Influence: How and Why People Agree on Things: 169-170.
20) G.W. Evans and R.B. Howard. "Personal Space." Psychological Bulletin, October, 1973: 334-344
21) K.R. Truett, L.J. Eaves, J.M. Meyer, A.C. Heath, M.G. Martin. "Religion and education as mediators of attitudes: a multivariate analysis." Behavior Genetics, January 1992: 43-62; C.R. Cloninger, J. Rice, T. Reich. "Multifactorial inheritance with cultural transmission and assortative mating. II. a general model of combined polygenic and cultural inheritance." American Journal of Human Genetics, March 1979: 176-98; C.T. Nagoshi, R.C. Johnson, G.P. Danko. "Assortative mating for cultural identification as indicated by language use." Behavior Genetics, January 1990: 23-31; M.E. Procidano, L.H. Rogler. "Homogamous assortative mating among Puerto Rican families: intergenerational processes and the migration experience." Behavior Genetics. May 1989: 343-54.
22) Eine äußerst interessante Untersuchung hat gezeigt, daß viele der Einstellungen, aufgrund derer sich Menschen gruppieren, eine genetische Grundlage haben. In anderen Worten ist das Aussehen in einem gewissen Grad ein Marker für genbasierte rationale Vorurteile. (J.P. Rushton, C.H. Littlefield, C.J. Lumsden. "Gene-culture coevolution of complex social behavior: human altruism and mate choice." Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, October 1986: 7340-3.)
23) Stanley Schachter. The Psychology of Affiliation. Stanford CA: Stanford University Press, 1959; I. Sarnoff and P.G. Zimbardo. "Anxiety, fear, and social affiliation." Journal of Abnormal and Social Psychology, 61, 1962: 356-363. Die Sarnoff-Studie offenbart die Nutzensortierer des letzten Kapitels. Furcht ist das Alarmzeichen, das Individuen mobilisiert, die glauben, daß sie das, was ihnen passiert, kontrollieren können. Die Furchtsamen suchen die Gesellschaft mit denen, die ihre Ängste teilen, so daß sie ihren Krisen als Team begegnen können. Angst ist andererseits die Paralyse derjenigen, die glauben, daß die Überwindung der Gefahr unmöglich ist. Während sich die Furchtsamen zusammenscharen, isolieren sich die Ängstlichen und senden Abweisungssignale aus, die ihre Einsamkeit verstärken. Innerlich werden die Ängstlichen von solchen selbstzerstörerischen Mechanismen wie chronischen und korrosiven Stresshormonen überflutet. Das sind die von den Nutzensortieren eingesetzten Hilfsmittel, um ein Individuum zu deaktivieren, das nicht mehr glaubt, daß es einen gesellschaftlichen Wert hat. Mit einen unbarmherzigen Effizienz zwingen die Nutzensortierer einem dysfunktionalen Modul auf, sich selbst beiseitezustellen.
24) Harry F. Harlow. Learning To Love. New York: Jason Aronson (publisher), 1974: 85.
25) Harry F. Harlow. Learning to Love: 142-3; S.J. Suomi, H.F. Harlow, J.K. Lewis. "Effect of bilateral frontal lobectomy on social preferences of rhesus monkeys." Journal of Comparative Physiology, March 1970: 448-53.
26) C.R. Cloninger, J. Rice, T. Reich. "Multifactorial inheritance with cultural transmission and assortative mating. II. a general model of combined polygenic and cultural inheritance." American Journal of Human Genetics, March 1979: 176-98; F.H. Farley, C.B. Mueller. "Arousal, personality, and assortative mating in marriage: generalizability and cross-cultural factors." Journal of Sex and Marital Therapy, Spring 1978: 50-3.
27) T.A. Rizzo, W.A. Corsaro. "Social support processes in early childhood friendship: a comparative study of ecological congruences in enacted support." American Journal of Community Psychology, June 1995: 389-417
28) Wir machen mehr, als nur passiv die Hoffnung zu verlieren - eine Methode, die selbst biologisch lähmend ist. Untersuchungen zeigen, daß wir in wirkliche Selbstbestrafung verfallen.(Zur Selbstbestrafung siehe: Earl Rubington. "Deviant Subcultures." In Sociology of Deviance, edited by M. Michael Rosenberg, Robert A Stebbins, Allan Turowitz. New York: St. Martin's Press, 1982: 68. For the consequences of losing hope, see: R. Anda, D. Williamson, D. Jones, C. Macera, E. Eaker, A. Glassman, J. Marks. "Depressed affect, hopelessness, and the risk of ischemic heart disease in a cohort of U.S. adults." Epidemiology, July 1993: 285-94; S.A. Everson, G.A. Kaplan, D.E. Goldberg, R. Salonen, J.T. Salonen. "Hopelessness and 4-year progression of carotid atherosclerosis. The Kuopio Ischemic Heart Disease Risk Factor Study." Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology, August 1997: 1490-5; H. Uncapher, D. Gallagher-Thompson, N.J. Osgood, B. Bongar. "Hopelessness and suicidal ideation in older adults." Gerontologist, February 1998: 62-70; S.A. Everson, D.E. Goldberg, G.A. Kaplan, R.D. Cohen, E. Pukkala, J. Tuomilehto, J.T. Salonen. "Hopelessness and risk of mortality and incidence of myocardial infarction and cancer." Psychosomatic Medicine, March-April 1996: 113-21.)
29) Jerome Bruner. Actual Minds, Possible Worlds. Cambridge, MA: Harvard University Press, 1986: 66.
30) T.M. Newcomb. "Stabilities underlying changes in interpersonal attraction." Journal of Abnormal and Social Psychology, 66, 1963: 393-404; T.M. Newcomb. "Interpersonal constancies. Psychological and sociological approaches." In Perspectives in Social Psychology, edited by O. Klineberg and R. Christie. New York: Holt, Rinehart and Winston, 1963: 38-49. Die Neigung zur Rückkopplung unserer Ähnlichkeit zu einem chauvinistischen Kennzeichen hat eine derart tiefreichende Auswirkung auf die Geopolitik, daß Kulturen zwar voneinander die Techniken übernommen, aber sich über die Merkmale für die innere Gruppenähnlichkeit und die Unterscheidung nach außen wie Religion und Philosophie zutiefst abgelehnt. (A.L. Kroeber. The Nature of Culture. Chicago: University of Chicago Press, 1952: 155.) Wie wir gesehen haben, übernehmen sie in Wirklichkeit natürlich Ideen von ihren Feinden und verschlingen sie gierig, aber erst nachdem sie diese als einen Aspekt ihrer "eigenen" Ansichten maskiert haben. Jede Gruppe baut ein System auf, in dem Außenseiter irgendwie unterlegen sind. Das trifft sogar bei den Subkulturen der Prostituierten und Alkoholiker zu. (Earl Rubington. "Deviant Subcultures." In Sociology of Deviance, edited by M. Michael Rosenberg, Robert A Stebbins, Allan Turowitz. New York: St. Martin's Press, 1982: 46-50.)
31) Howard Bloom. The Lucifer Principle: a scientific expedition into the forces of history. New York: Atlantic Monthly Press, 1995: 97-106.
32) M.R. Gunnar, K. Tout, M. de Haan, S. Pierce, K. Stansbury. "Temperament, social competence, and adrenocortical activity in preschoolers." Developmental Psychobiology, July 1997: 65-85.
33) A.W. Harrist, A.F. Zaia, J.E. Bates, K.A. Dodge, G.S. Pettit. "Subtypes of social withdrawal in early childhood: sociometric status and social-cognitive differences across four years." Child Development, April 1997: 278-94; Jerome Kagan. Unstable Ideas: Temperament, Cognition and Self: 208-9, 215.
34) Thomas J. Young. "Judged political extroversion-introversion and perceived competence of U.S. Presidents." Perceptual & Motor Skills, October 1996: 578
35) J.D. Higley, S.T. King ST Jr, M.F. Hasert, M. Champoux, S.J. Suomi, M. Linnoila. "Stability of interindividual differences in serotonin function and its relationship to severe aggression and competent social behavior in rhesus macaque females." Neuropsychopharmacology, January 1996: 67-76.
36) A.L. Clair, T.P. Oei, L. Evans. "Personality and treatment response in agoraphobia with panic attacks." Comprehensive Psychiatry, September-October 1992: 310-8; Svend Erik Moller, E.L. Mortensen, L. Breum, C. Alling, O.G. Larsen, T. Boge-Rasmussen, C. Jensen, K. Bennicke. "Aggression and personality: Association with amino acids and monoamine metabolites." Psychological Medicine, March 1996: 323-331; Harry F. Harlow and Margaret Kuenne Harlow. "Social Deprivation in Monkeys." Scientific American, November, 1962: 138; Harry F. Harlow and Gary Griffin. "Induced Mental and Social Deficits in Rhesus Monkeys." In Biological Basis of Mental Retardation, edited by Sonia F. Osler and Robert E. Cooke. Baltimore, MD: The Johns Hopkins Press, 1965: 99-105; Harry F. Harlow. Learning To Love: 113.
37) Sehen Sie mir nach, oh Götter der Wissenschaft, wenn ich das aus der Forschung über Langusten geschlossen habe, die mit uns die Hormone der Inklusion, der sozialen Ausschließung, des Vertrauens und der "emotionalen" Lähmung gemeinsam haben. Die Forschungsergebnisse von A.L. Clair, T.P. Oei, L. Evans in ihrer Untersuchung der menschlichen "Personality and treatment response in agoraphobia with panic attacks" stützen die hormonale und verhaltensmäßige Kontinuität zwischen Krebsen und Menschen, wie das auch viele Beispiele aus der Geschichte machen. Über Langusten siehe: Shih-Rung Yeh; Barbara E. Musolf; Donald H. Edwards. "Neuronal adaptations to changes in the social dominance status of crayfish." Journal of Neuroscience, January 1997: 697-708.
38) Valerius Geist nent diesen Vorgang "flip" (umkehren). (Valerius Geist. Life Strategies, Human Evolution, Environmental Design: Toward a Biological Theory of Health: 110.) Siehe auch: Chris Bader and Alfred Demaris. "A test of the Stark-Bainbridge theory of affiliation with religious cults and sects." Journal for the Scientific Study of Religion, September 1996: 285-303
39) Yvonne Walsh, Robert Bor. "Psychological consequences of involvement in a new religious movement or cult." Counselling Psychology Quarterly, 9(1), 1996: 47-60.
40) Jeff B. Bryson and Michael J. Driver. "Cognitive complexity, introversion, and preference for complexity." Journal of Personality & Social Psychology, September 1972: 320-327.
41) Joel Cooper, Charles J. Scalise. "Dissonance produced by deviations from life styles: The interaction of Jungian typology and conformity." Journal of Personality & Social Psychology, April 1974: 566-571. Obgleich es oberflächlich anders aussieht, streben Introvertierte heimlich die Art der Inklusion an, die nur Extrovertierte zu kennen scheinen. (Steven R. Brown, Clyde Hendrick. "Introversion, extraversion and social perception." British Journal of Social & Clinical Psychology, December 1971: 313-319.) Indem sie Mittel schaffen, um Gesellschaften um sich herum zu bilden, erreichen es manche, das zu erhalten, was sie wollen. (Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach. New York: Plenum Press, 1985: 328.)
42) Manche Introvertierte verschließen das Unvertraute sicher in Beurteilungskästen, vermeiden die Ungenauigkeit der Intuition und zeigen eine starke Neigung, sich selbst in der Massenwahrnehmung zu verankern. In technischer Perspektive sind ISFJ beim Myers-Briggs Indikator für Menschentypen eher von außen bestimmt. Andere benutzen ihre Intuition und sehen sich das Merkwürdige genauer an, um seinen Wert einzuschätzen. Das sind INFP (introvertiert, intuitiv, nachdenklich, wahrnehmungsorientiert) auf dem Myers-Brigg-Indikator. Wahrnehmen ist in diesem Fall das Gegenteil von Beurteilen. Daher bedeutet Wahrnehmen eher die Akzeptanz der Unterschiede bei anderen und Ereignissen, als diese in starre Kategorien einzuschließen. INFP neigen dazu, von der Umwelt unabhängig zu sein, was heißt, daß sie ihre eigene Wahrnehmung haben und nicht den Schlüssen folgen, die von anderen kommen. (C.P. Schmidt, J.W. McCutcheon. "Reexamination of relations between the Myers-Briggs type indicator and field dependence-independence." Perceptual and Motor Skills, December 1988: 691-5.)
43) Tests mit dem Strong Interest Inventory weisen darauf hin, daß Introvertierte mit einem hohen IQ Menschen sind, die gerne etwas ausforschen. A.S. Kaufman, S.E. McLean. "An investigation into the relationship between interests and intelligence." Journal of Clinical Psychology. 54(2), 1998: 279-95. John Price und Anthony Stevens stellen die Hypothese auf, daß sich die Extrovertierten während unserer Jäger-und-Sammler-Zeit der Menge anschlossen, das allgemeine Wahrnehmungsschema übernahmen und bei der Jagd und dem Krieg zusammenhielten. Nach Price and Stevens gingen die Introvertierten weg, um eine neue Heimat zu finden und Gruppen aus Einzelfamilien zu bilden. Die eher schizoiden Menschen mit einer außerordentlich lebhaften, nach innen gerichteten Imagination gründeten hingegen Sekten. (John S. Price, Anthony Stevens. "The human male socialization strategy set: Cooperation, defection, individualism, and schizotypy." Evolution & Human Behavior, January 1998: 57-70; Anthony Stevens,John Price. Evolutionary Psychiatry: A New Beginning. London: Routledge, 1996.) Andere Studien weisen darauf hin, daß zufluchtsuchende Introvertierte dazu neigen, lange und stabile Ehen einzugehen, während die Abenteurer und Jäger aus den normalen sozialen Beschränkungen ausbrechen und zu Kriminellen oder Drogensüchtigen werden können. (Gerald D. Otis, John L. Louks. "Rebelliousness and psychological distress in a sample of introverted veterans." Journal of Psychological Type, 40, 1997: 20-30.)
44) Zu einer Synthese weiterer Forschungen über die einsamen und stressbedingten ontogenetischen Ursprünge des Genius siehe: Valerius Geist. Life Strategies, Human Evolution, Environmental Design: Toward a Biological Theory of Health: 374-376.
45) Nietzche behauptete, daß dieser Aufstieg aus den Niederungen des Gewöhnlichen zu den Tänzen auf den Berggipfeln der Übermenschen, also zu den überschäumenden Visionen derjenigen führt, die sich aus der Enge der Konfromität befreien konnten. (Friedrich Wilhelm Nietzsche. Also Sprach Zarathustra. Translated by Thomas Common. New York: Heritage Press, 1967.)
46) H.J. Eysenck. "Primary Mental Abilities." British Journal of Educational Psychology, 9, 1939: 26-265
47) Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach. New York: Plenum Press, 1985: 327
48) Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach. New York: Plenum Press, 1985: 327.
49) Jeff B. Bryson and Michael J. Driver. "Cognitive complexity, introversion, and preference for complexity." Journal of Personality & Social Psychology, September 1972: 320-327.
50) Richang Zheng, Yijun Qiu. "A study of the personality trend of the players in the Chinese first-rate women's volleyball teams." Information on Psychological Sciences, 3, 1984: 22-27.
51) Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach. New York: Plenum Press, 1985: 325.
52) Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach: 328.
53) M.M. Marinkovic. "Importance of introversion for science and creativity." Analytische Psychologie, Vol 12(1), 1981: 1-35; Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach. New York: Plenum Press, 1985: 325.
54) Unter anderem scheinen Introvertierte Informationen auf ihre ganz spezielle Weise zu verarbeiten und lassen sich nur der kollektiven Wahrnehmung der Allgemeinheit unterwerfen. Extrovertierte können schneller Dinge auf "normale" Weise sehen. (Michael W. Eysenck; Christine Eysenck. "Memory scanning, introversion^extraversion, and levels of processing." Journal of Research in Personality, September, 13(3): 305-315.) Zu der Weise, wie Außenseiter wichtige Lösungen finden, di andere gar nicht sehen können, siehe: Thomas Kuhn. The Structure of Scientific Revolutions. 2nd ed. Chicago: University of Chicago Press, 1970; and Dean Keith Simonton. Greatness: Who Makes History and Why. New York: Guilford Press, 1994.
55) Hakan Fischer, Gustav Wik, Mats Fredrikson. "Extraversion, neuroticism and brain function: A PET study of personality." Personality & Individual Differences, August 1997: 345-352.
56) Sally J. Power et. al. sind zu dem Schluß gekommen, daß Extrovertierte sich stärker auf die linke Hirnhälfte stützen. Sie zitieren Ned Herrmann, den Erfinder des Hermann Brain Dominance Instrument, der sagt, daß "eine Vorliebe für den linken kognitiven Stil eine positive Prädisposition für Ordnung, Organisation und Gehorchen von Befehlen darstellt." (Sally J. Power, Lorman L. Lundsten. "Studies that compare type theory and left-brain/right-brain theory." Journal of Psychological Type, 43, 1997: 23; Sally J. Power, personal communication, July 28, 1998.) Der Psychologe Steve E. Hartman stimmt nicht zu, sondern meint, daß es keine einfache Korrelation zwischen Extroversion und der Dominanz einer Gehirnhälfte gibt. (Steve E. Hartman, personal communication, July 28, 1998; Steve E. Hartman, Jaime Hylton, Ronda F. Sanders. "The influence of hemispheric dominance on scores of the Myers-Briggs Type Indicator." Educational & Psychological Measurement, June 1997: 440-449). Hartmans Arbeit unterstützt aber die weit verbreitete Vorstellung, daß Denken und Gefühl in verschiedenen Gehirnhälften lokalisiert sind. Ich glaube überdies, daß Hartman und Power vornehmlich deswegen nicht zu einer Übereinstimmung kommen, weil sie auf verschiedene Arten der Introversion blicken, die ein Komplex mit vielen Merkmalen ist. Für eine Untersuchung, die einen Unterschied in der Aktivität der linken und rechten Gehirnhälfte zwischen Introvertierten und Extrovertierten belegt, siehe: D.L. Crossman and J. Polich. "Hemispheric and Personality Differences Between 'Left-' and 'Right-brain' Individuals for Tachistoscopic Retrieval and Spatial Tasks." Personality and Individual Differences, 10, 1989: 747-755. Dieses Experiment aber hat nur, wie Hartman hervorhebt, eine sehr beschränkt Form der Leistung gemessen und kann daher nicht als ein Maßstab für alle mentalen Prozessen gelten.
57) Darren R. Gitelman, Nathaniel M. Alpert, Stephen Kosslyn, Kirk Daffner. "Functional imaging of human right hemispheric activation for exploratory movements." Annals of Neurology, February 1996: 174-179.
58) John R. Skoyles . "Alphabet and the Western mind." Nature, 309, 1984: 409-410; John R. Skoyles. "Did ancient people read with their right hemispheres? A study in neuropalaeographology." New Ideas in Psychology, 1985, 3: 243-252; John R. Skoyles. "The origin of Classical Greek culture: The transparent chain theory of literacy/society interaction." Journal of Social and Biological Structures, 13, 1990: 321-353; John Skoyles. "Motor perception and anatomical realism in Classical Greek Art." Medical Hypothesis, 51, 1998: 69-70; John R. Skoyles, personal communications, November 1997-August 1998
59) Der sozial und sprachlich orientierte linke Cortex kann die motorischen Areale des rechten Cortex blockieren, indem er die Kommunikationsverbindungen zwischen ihnen kontrolliert. (J. Netz, U. Ziemann, V. Hömberg. "Hemispheric asymmetry of transcallosal inhibition in man." Experimental Brain Research, 104:3, 1995: 527-33.)
60) J.C. Borod. "Interhemispheric and intrahemispheric control of emotion: a focus on unilateral brain damage." Journal of Consulting and Clinical Psychology, June 1992: 339-48.
61) A. Bechara, H. Damasio, D. Tranel, A.R. Damasio. "Deciding advantageously before knowing the advantageous strategy." Science 1997, Feb 28: 1293-5; Gretchen Vogel. "Scientists Probe Feelings-- Behind Decision-Making." Science, Feb 28 1997: 1269; Bruce Bower. "Hunches pack decisive punches." Science News, March 22, 1997: 183.
62) Sonia Ancoli, Kenneth F. Green. "Authoritarianism, introspection, and alpha wave biofeedback training." Psychophysiology, January 1977: 40-44.
63) A paraphrase of the Kipling poem "If." Rudyard may fairly be counted among the Faustian introverts. He began as a pudgy, unathletic little fellow picked on by everyone in sight, including the children of the woman to whom he'd been sent in England for raising while he attended a proper school instead of remaining among the heathens his parents were herding like cattle back in India. In full adulthood, Kipling galvanized England during preceding World War I with heroic visions wrenched from the solitary adventures of his teens. (Frederick Winston Furneaux Smith, Earl of Birkenhead. Rudyard Kipling. New York: Random House, 1978.) Another pudgy, unathletic little wimp was Winston Churchill, who managed to cow several small armies in his early manhood (first at the Battle of Omdurman in the Sudan, then the following year when he escaped a prisoner of war camp in South Africa), and became famous for these seemingly impossible accomplishments. Later Churchill mobilized Britain for a far larger impossibility, winning the Second World War. (William Manchester. The Last Lion, Winston Spencer Churchill: Vol. I, Visions of Glory, 1874-1932. New York: Dell Publishing Company, 1984.)
64) Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach. New York: Plenum Press, 1985: 274.
65) Der Psychologe Dean Keith Simonton hat die vielen Faktoren hinter einer monumentalen Leistung untersucht: Greatness: Who Makes History and Why. Seine Schlußfolgerung: Ausdauer ist die Eigenschaft, ohne die alle anderen Bemühungen im Nichts enden.
66) Jerome Kagan. Unstable Ideas: Temperament, Cognition and Self: 214-15. For similar conclusions, see: Kazimierz Dabrowski with Andrzej Kawczak and Michael M. Piechowski. Mental Growth Through Positive Disintegration. London: Gryf Publications, 1970.
67) Diogenes Laertius. "The Life of Pythagoras." In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 141.
68) Oswyn Murray. "Life and Society in Classical Greece." In The Oxford History of the Classical World: Greece and the Hellenistic World, edited by John Boardman, Jasper Griffin, Oswyn Murray. New York: Oxford University Press, 1988.
69) Pythagoras war "ein dem Lernen ergebener Knabe," sagte Diogenes Laertius. (Diogenes Laertius. "The Life of Pythagoras." In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 141.) Zur Tendenz bei Introvertierten, sich in Büchern zu vergraben und gute schulische Leistungen zu erzielen, siehe: Abd El Baset, Mahmoud El Aziz. "Impact of advance organizers of interaction and extraversion/introversion on scholastic achievement for middle college female students." Derasat Nafseyah, January, 1994: 119-151; Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach: 321. Introvertierte mögen das Lesen. Und ihr Lesestoff ist, wie Sie vermutlich erraten, eher literarisch und weniger voll gepackt mit Action, als der Lesestoff der Extrovertierten. (Sing Lau, Sau M. Cheung. "Reading interests of Chinese adolescents: Effects of personal and social factors." International Journal of Psychology, 23(6), 1988: 695-705.)
70) Wenn es auf das Verarbeiten von geistigen Komplexitäten ankommt, fehlten den Menschen von Samos nach Iamblichus, die Ausdauer. Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler: The Pythagorean Sourcebook and Library: 61
71) Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life, in Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 59. Es fällt schwer sich zu entscheiden, wann man Iamblichus glauben kann und wann nicht. Er war ein Philosoph/Theologe aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., der im Kampf mit einer neuen Gruppe lag, die sich Christen nannten. Während die Anhänger des Kreuzes eine Form der Göttlichkeit verkündeten, propagierte Iamblichus eine andere. So bemühte er sich eifrig darum, die Pythagoreer auf eine Weise darzustellen, durch die die Heiligkeit von Jesus, dem Kandidaten der Gegenseite, heruntergesetzt wurde. Das mag erklären, warum Iamblichus, genauso wie die christlichen Evangelien behaupten, daß Erwachsene vor dem Nazarener schon als Kind Ehrfurcht zeigten, eine ähnliche Behauptung für die Person machte, die er "den Prinzen und Vater" nannte, "der das Wohlergehen der ganzen Menschheit forderte ... ein Kind Gottes." (Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life: 57-63.)
72) Thucydides. History of the Peloponnesian War. Translated by Richard Crawley. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.
73) Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 59.
74) S. Franzoi. "Personality characteristics of the crosscountry hitchhiker." Adolescence, Fall 1985: 655-68.
75) Genau welche Länder Pythagoras neben Ägypten und Persien bereiste, ist ein Streitpunkt unter. Meine Darstellung beruht auf seinem abenteuerlichen Wesen und geht davon aus, daß er zu allen Reisezielen gelangt ist, die ihm von seinen Chronisten zugeschrieben wurden. Sie dürfen die Liste jeder Zeit kürzen. Aber es würde klug sein, sich zu erinnern, daß Pythagoras Wissen von vielen Gebieten aufnahm, die er persönlich gar nicht besucht hatte. Ob er beispielsweise nach Indien gekommen ist, bleibt unsicher, aber er hatte ganz gewiß Indiens Philosophien studiert.
76) Grant ist der Ansicht, daß die Pythagoreer Wissen von den Schamanen in Skythien und Thrakien aufgenommen und dann in der griechischen Welt verbreitet hatten. Michael Grant. The Rise of the Greeks. New York: Charles Scribner's Sons, 1987: 229.
77) Will Durant. The Story of Civilization: Part II--The Life of Greece: 161.
78) Buddha - Siddhartha Gautama oder Sakyamuni - wäre Mitte 30 gewesen, als Pythagoras seine Reisen mit 56 Jahren beendete und damit begann, seine Philosophieschule zu schaffen.
79) Thomas Bulfinch. The Age of Fable. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CDRom. Even Michael Grant, a skeptic about all things Pythagorean, is convinced that Pythagoras was influenced by the Hindu Upanishads. Michael Grant. The Rise of the Greeks: 229.
80) Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 61.
81) Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 63; Thomas Bulfinch. Age of Fable. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom; Will Durant. The Story of Civilization: Part II--The Life of Greece: 162. Diogenes Laertius, der für Pythagoras nicht maßgeblich war, vermindert die Zahl der Anhänger von den 600 Iamblichus' auf bescheidenere 300. (Diogenes Laertius. The Life of Pythagoras. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 142.)
82) Valerius Geist. Life Strategies, Human Evolution, Environmental Design: Toward a Biological Theory of Health: 24-35.
83) A.G. Smithers; D.M. Lobley. "Dogmatism, social attitudes and personality." British Journal of Social & Clinical Psychology, June 1978: 135-142. In welche Dogmen Herdenmenschen zur Beruhigung eintauchen, scheint keine Rolle zu spielen. Wenn es um die wirtschaftlichen, ästhetischen, politischen und religiösen Überzeugungen geht, können Introvertierte und Extrovertierte in jede Richtung gehen. (Km. Kamlesh. "A study of the effect of personality on value pattern." Indian Psychological Review, January 1981: 13-17.)
84) Übererregbare Menschen, die in einer Studie als Personen mit der Eigenschaft Angst und in einer anderen als "starke Pessimisten" bezeichnet werden, betrachten Ambiguität als bedrohlicher als diejenigen, die keine Hypersensitivität zeigen. (C. MacLeod, I.L. Cohen. "Anxiety and the interpretation of ambiguity: a text comprehension study." Journal of Abnormal Psychology, May 1993: 238-47; R. Ladouceur, F. Talbot, M.J. Dugas. "Behavioral expressions of intolerance of uncertainty in worry. Experimental findings." Behavior Modification, July 1997: 355-71.) Aggression gegen einen Außenseiter ist eine Möglichkeit, wie ein Führer einer autoriären Gruppe die bedrohliche Ambiguität mindern kann. Wir sind die Guten, die Anderen sind die Bösen. Die Welt ist Schwarz und Weiß, keine undeutlich Vermischung von irgendetwas. Forschungen weisen darauf hin, daß die Taktik, Aggression gegen Außenseiter anzustacheln, am besten die Angst vor Ambiguität vertreibt, wenn sie gegenüber Übererregbaren wie Neurotikern und "Borderline"-Patienten eingesetzt wird. Der Trick beeinfluß jedoch Normale oder Schizophrene weniger. (F. Leichsenring, H.A. Meyer. "Reducing ambiguity: semantic statistical studies of 'normal' probands, neurotic patients, borderline patients and schizophrenic patients." Z Klin Psychol Psychopathol Psychother, 42:4, 1994: 355-72.). Der Anführer bringt sich in eine besonders starke Position, wenn er ein Glaubenssystem anbietet, das Ursache und Wirkung ganz klar werden läßt. Das bewirkt Wunder, um einer unkontrollierbaren uneindeutigen Situation das Aussehen der Kontrollierbarkeit zu verleihen. Hier ist der wichtigste Grund. Wenn eine Krise undeutbar zu sein scheint, versinken die Opfer in Angst, ein von den Nutzensortierern auferlegter Zusammenbruch. Doch wenn die Gründe einer Krise erklärbar zu sein scheinen, entsteht eine auf überraschende Weise gesündere Emotion: Furcht. Furcht ist eine Form der Erregung. Sie bereitet uns auf das Handeln vor, nicht auf das Aufgeben. Das trift sogar zu, wenn es weit und breit keine Lösung gibt. Die Fähigkeit des Anführers, die Illusion zu verbreiten, daß man das Dilemma angehen kann, wiegt stärker als die Wirklichkeit (F.W. Wicker, E.L. Young. "Instance-based clusters of fear and anxiety: is ambiguity an essential dimension?" Perceptual and Motor Skills, February 1990: 115-21.) Während Angst eine Gruppe zersetzt, bringt Furcht sie zusammen. (W.N. Morris, S. Worchel, J.L. Bios, J.A. Pearson, C.A. Rountree, G.M. Samaha, J. Wachtler, S.L. Wright. "Collective coping with stress: group reactions to fear, anxiety, and ambiguity." Journal of Personality and Social Psychology, June 1976: 674-9.) Das ist nur ein Grund mehr für einen Anführer, klare Richtlinien zum Verständnis der Ursache der Probleme anzubieten. Die ideale Lösung für einen Anführer scheint zu sein, für jedes Hindernis einen Sündenbock oder einen Feind zu haben. Das schafft die Klarheit, die zum Gruppenzusammenhang und zur Meisterung der Feindschaft führt. Pythagoras scheint nicht bis zu diesen Extremen hin gegangen zu sein, doch einige der hier angeführten Untersuchungen können die Wirkung der klaren Linien erklären, die er im Sand gezogen hat.
85) Diogenes Laertius. The Life of Pythagoras. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 145-147. Will Durant. The Story of Civilization: Part II--The Life of Greece: 162. Unter anderem schaffte eine einheitliche Ernährung den Einsatz von Lebensmitteln als Statussymbol ab - ein Mittel zur Schaffung von Einheit. Zu der Verwendung von Nahrungsmitteln in Prestigekämpfen siehe: E.N. Anderson. The Food of China. New Haven: Yale University Press, 1988: 155, 211.
86) Will Durant interpretiert dieses Schweigen, daß es einfach nicht gestattet war, Fragen zu stellen, die sich mit Befehlen und der Ideologie befassen, oder den "Meister" persönlich zu sehen. (Will Durant. The Story of Civilization: Part II--The Life of Greece: 163.) Für Bulfinch war das Schweigen absolut: es gab keine Redezeit. (Thomas Bulfinch. Age of Fable. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.) Diogenes Laertius, der wie Durant und Bulfinch Jahrhunderte später darüber schrieb, scheint ziemlich eindeutig zu sein: "Fünf Jahre lang schwiegen sie und hörten nur den Vorträgen zu ..." (Diogenes Laertius. The Life of Pythagoras. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 144.) Egal wie, so offenbart die Erforschung einer modernen "geschlossenen, philosophisch orientierten Gruppe", wie sie Pythagoras um sich herum aufbaute, daß eine sozial geächtete Person, wenn sie eine soziale Gruppe um sich herum aufbaut, heute noch dieselben Mittel wie Pythagoras einsetzt. Wissenschaftler haben über die "offen mit Zwang ausgeübte Kontrolle" gesprochen, mit der "die Individualität eines Menschen entfernt und die Weltsicht des Gruppenanführers eingeführt wird ... Die Zerstörung der Autonomie fördert die Abhängigkeit vom Anführer und wird durch eine weitreichende Kontrolle über das Leben des Gruppenmitglieds und dessen Isolierung von der Hilfe von außen erreicht. Das Zerbrechen der Persönlichkeit bietet dem Anführer eine formbare Seele an (Die Autoren dieser Studie wollten offensichtlich ihre Namen nicht angeben, weil sie eine Bekehrung vortäuschten, um zu den "inneren Geheimnissen" der Gruppe vorzudringen. Wenn man mit den Geheimnissen einer Sekte in die Öffentlichkeit geht, so kann das üble Folgen haben: "Sex, lies, and grand schemes of thought in closed groups." Cultic Studies Journal, 14(1) 1997: 58-84.)
87) Yvonne Walsh, Robert Bor. "Psychological consequences of involvement in a new religious movement or cult." Counselling Psychology Quarterly, 9(1), 1996: 47-60.
88) Bulfinch beispielsweise überschreibt ein Kapitel seines Buches "Age of Fable" mit dem Titel: "Pythagoras-Egyptian Deities-Oracles." (Thomas Bulfinch. Age of Fable.)
89) Michael Grant. The Rise of the Greeks: 228.
90) Es ergibt keinen Sinn, die sexuelle Erregung aus unserer Wissenschaft zu entfernen, wenn sie historisch gerechtfertigt war. Die Vermutung, daß Alkibiades und Sokrates mehr als nur ihre Dialoge teilten, herrschte in der Antike vor und bleibt auch heute noch ein Thema, das man aufgreifen kann. Gestatten Sie mir, Ihnen nur eine Stelle von vielen zu präsentieren, die diesen Zeitschriftenstil der historischen Diskussionen belegen:
Woher des Weges, Sokrates? Gewiß nicht anderswoher als von der Jagd auf des Alkibiades Schönheit! In der Tat ein schöner Mann - so erschien er mir auch jüngsthin als ich seiner anischtig ward -, aber eben doch ein Mann, Sokrates, unter uns gesagt, und bereits so herangereift, daß ihm der Bart kräftig hervorsproßt.
Sokrates: Mag sein, aber was verschlägt denn das? Du bist ja doch des Lobes voll für den Homer, und dieser erklärte doch die erste Zeit des Bartssprossens für die lieblichste Zeit der Jugend, die Zeit also, in der jetzt Alkibiades steht. (Platon: Protagoras)
91) Thucydides. History of the Peloponnesian War. Translated by Richard Crawley. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.
92) Xenophon. Memorabilia: i. 2. 46.
93) Thucydides. History of the Peloponnesian War.
94) Zu Alkibiades Verteidigung muß man sagen, daß er nach Athen zurückgerufen wurde, um sich den Vorwürfen der Respektlosigkeit zu stellen, bevor die Kämpfe beginnen konnten, und er wurde gezwungen, das Kommando seiner Armee anderen zu übergeben. Es ist durchaus möglich, daß die Aufgabe, Syracus einzunehmen, ein rauschender Erfolg geworden wäre, wenn man ihm erlaubt hätte, selbst seine Truppen zu führen.
95) Die spezifische Anklage, weswegen Sokrates des Amtes enthoben wurde (impeached), lautete, daß er die Jugend Athens verderbe. (Plato. Euthyphro. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.) Und Alkibiades war der berühmteste von denjenigen, die der Philosoph verdorben hatte.
96) Saint Augustine. The City of God. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CDRom.
97) Von anderen abgelehnte Kinder sind wissenschaftlich eher begabter als die "besser angepaßten", die verstoßen haben. K.R. Wentzel, S.R. Asher. "The academic lives of neglected, rejected, popular, and controversial children." Child Development, June 1995: 754-63; Abd El Baset, Mahmoud El Aziz. "Impact of advance organizers of interaction and extraversion/introversion on scholastic achievement for middle college female students." Derasat Nafseyah, January, 1994: 119-151; Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach: 321.
98) Introvertierte zeichnen sich durch ihre Kreativität in vielen Bereichen von der Architektur über die Malerei und Bildhauerei bis hin zur Wissenschaft aus. (Hans J. Eysenck, Michael W. Eysenck. Personality and Individual Differences: A Natural Science Approach: 328.)
99) Zur linken Gehirnhälfte als pingeliger Unterscheidungsinstanz der Grenzen zwischen Begriffskategorien, eine Spezialität von Sokrates, siehe: S.M. Kosslyn. "Seeing and imaging in the cerebral hemispheres." Psychological Bulletin, 94, 1987: 148-175; S.M. Kosslyn, O. Koenig, A. Barrett, C.B. Cave, T.J. Tang, J.D. Gabrieli. "Evidence for two types of spatial representations: hemispheric specialization for categorical and coordinate relations." Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, November 1989: 723-35; B. Laeng, M. Peters. "Cerebral lateralization for the processing of spatial coordinates and categories in left-and right-handers." Neuropsychologia, April 1995: 421-39; F. Doricchi, C. Armati, G. Martorano, C. Violani. "Generation of skeletal and multipart mental visual images in the cerebral hemispheres: a study in normal subjects." Neuropsychologia, February 1995: 181-201; S.M. Kosslyn. Image and Brain. Cambridge, MA: MIT Press, 1994; M.T. Menard, S.M.^^ Kosslyn, W.L. Thompson, N.M. Alpert, S.L. Rauch. "Encoding words and pictures: a positron emission tomography study." Neuropsychologia, March 1996: 185-94; L.C. Robertson, M.R. Lamb. "Neuropsychological contributions to theories of part/whole organization." Cognitive Psychology, April 1991: 299-330; P. Servos, M Peters. "A clear left hemisphere advantage for visuo-spatially based verbal categorization." Neuropsychologia, 28:12, 1990: 1251-60; O. Koenig, L.P. Reiss, S.M. Kosslyn. "The development of spatial relation representations: evidence from studies of cerebral lateralization." Journal of Experimental Child Psychology, August 1990: 119-30; S.M. Kosslyn, C.F. Chabris, C.J. Marsolek, O. Koenig. "Categorical versus coordinate spatial relations: computational analyses and computer simulations." Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, May 1992: 562-77
100) N.N. Bogdanov; V.G. Solonichenko. "Williams syndrome as a model of genetically determined right hemisphere dominance." Neuroscience & Behavioral Physiology, May/June 1997: 264-267; M. Hassler. "Testosterone and musical talent." Experimental and Clinical Endocrinology and Diabetes, 98:2, 1991: 89-98.
101) M.G. Forest. "Role of androgens in fetal and pubertal development." Hormone Research, 18:1-3 1983: 69-83; N. McConaghy, R. Zamir. "Sissiness, tomboyism, sex-role, sex identity and orientation." Australian and New Zealand Journal of Psychiatry, June 1995: 278-83; F.M. Bentvelsen, M.J. McPhaul, J.D. Wilson, F.W. George. "The androgen receptor of the urogenital tract of the fetal rat is regulated by androgen." Molecular and Cellular Endocrinology, October 1994: 21-6
102) M. Hassler. "Testosterone and musical talent." Experimental and Clinical Endocrinology and Diabetes, 98:2, 1991: 89-98. See also: Barbara M. Yarnold. "Steroid use among Miami's public school students, 1992: Alternative subcultures: Religion and music versus peers and the 'body cult.'" Psychological Reports, February 1998: 19-24. Bei dieser Untersuchung mieden die Schüler am wahrscheinlichsten den Gebrauch von Stereoiden, die sich aktiv mit Musik oder Religion beschäftigten. Das ist einer der vielen Hinweise darauf, daß die der Musik zugewandten Menschen außerhalb des Mainstreams stehen und jene hormonell androgynen Individuen von anderen Untersuchungen sein könnten, die heftig von denen abgewiesen werden, die auf der Befolgung der gegenwärtig herrschenden Normen bestehen.
103) Chris Bader, Alfred Demaris. "A test of the Stark-Bainbridge theory of affiliation with religious cults and sects." Journal for the Scientific Study of Religion, September 1996: 285-303. Bei einer Untersuchung an amerikanischen High Schools hing der Grad der Partizipation am Sport und anderen organisierten Schulaktivitäten mit der Höhe der Selbstschätzung zusammen. (A. Holland, T. Andre. "The relationship of self-esteem to selected personal and environmental resources of adolescents." Adolescence, Summer 1994: 345-60.) Das impliziert, daß diejenigen, die sich außerhalb der akzeptierten Struktur befinden, eine geringere Selbstschätzung haben. Ein Weg aus diesem Gefängnis, der von den Forschern nicht behandelt wurde, ist die in diesem Kapitel dargestellte Möglichkeit, eine andere soziale Gruppe zu finden oder zu gründen, in der man, um den Begriff von Valerius Geist zu verwenden, die Werte der Gruppe umdrehen (flip) kann, die einen ausgeschlossen hat. (Valerius Geist. Life Strategies, Human Evolution, Environmental Design: Toward a Biological Theory of Health: 110.)
104) Das Wort "Schüchternheit" hat Jerome Kagan, der führend in diesem Forschungsbereich ist, oft benutzt, um das Temperament zu charakterisieren, das er und andere Kollegen auch "Zurückgezogenheit", "limbische Sensibilität", "Überregbarkeit" und "Introversion" nennen. (J. Kagan, J.S. Reznick, N. Snidman. "Biological bases of childhood shyness." Science, 8 April 1988: 167-71; I.R. Bell, M.L. Jasnoski, J. Kagan, D.S. King. "Is allergic rhinitis more frequent in young adults with extreme shyness? A preliminary survey." Psychosomatic Medicine, September-October 1990: 517-25; etc.)
105) Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life. In Kenneth Sylvan Guthrie, David Fideler. The Pythagorean Sourcebook and Library: 81.
106) Eine nichts in Frage stellende Gehorsamkeit war eine der Qualitäten, die Pythagoras am meisten zu schätzen schien, zumindest nach dem Bericht von Iamblichus über die Gespräche, mit denen er persönlich die Bewerber prüfte. Ob die Rekonstruktion von Iamblichus historisch richtig oder nur die Projektion seines von ihm selbst erwünschten Kriteriums für neoplatonische Anhänger im vierten Jahrhundert n. Chr. ist, ist schwer zu entscheiden.
107) Diogenes Laertius. Lives of Eminent Philosophers. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project: 8.1.46. Zum Gebrauch der Wortwendung "Autos epha ipse dixit" bei Sklaven und Schülern, einer weiteren Gruppe, die mit der Peitsche diszipliniert wurde, siehe: Herbert Weir Smyth. Greek Grammar (First Edition), Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project , August, 1998. Zum Gebrauch körperlicher Bestrafung in der griechischen Erziehung siehe: Oswyn Murray. "Life and Society in Classical Greece": 222.
108) Martin West. "Early Greek Philosophy." In The Oxford History of the Classical World: Greece and the Hellenistic World, edited by John Boardman, Jasper Griffin, Oswyn Murray. New York: Oxford University Press, 1988: 108.
109) Pythagoras' Version der Reinkarnation war hinduistisch: man mußte sich einer Wiedergeburt nach der anderen unterziehen, bis man schließlich ein virtuelles Leben erreicht. (Will Durant. The Story of Civilization: Part II--The Life of Greece: 165). See also Michael Grant. The Rise of the Greeks: 229-230.
110) Pythagoras begründete seine vegetarische Einstellung mit dem indischen Argument, daß man beim Verzehren von Fleisch zufällig eine Reinkarnation eines seiner Vorfahren essen. (Diodorus. Historical Library: 10.6.1.)
111) Iamblichus. The Life of Pythagoras or On the Pythagorean Life: 64. Diogenes Laertius, der weniger zum Übertreiben neigt als Iamblichus, stimmt damit überein, daß die Herrschaft der Pythagoreer über Croton "auf eine hervorragenden Weise" ausgeübt wurde, "so daß die Verfassung sehr nah an die einer Aristokratie herankam." (Diogenes Laertius. "The Life of Pythagoras:" 142.) Die im Amt befindlichen Aristokraten waren fast sicher die philosophischen Schüler des Meisters Pythagoras.
112) Die Demokratie gab es im griechischen Heimatland seit einigen Generationen, aber sie in den italienischen Kolonien offenbar noch immer etwas Neues.
113) Aristotle. Metaphysics. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom; Aristotle. Heavens. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.
114) "Im Zentrum, sagen sie, ist Feuer, und die Erde ist einer der Sterne, die Tag und nacht durch ihre Kreisbewegung um das Zentrum schafft." (Aristotle. Heavens.)
115) Herodotus. Histories. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project, http://hydra.perseus.tufts.edu, July, 1998: 2.80.1.
116) Diodorus. Historical Library: 10.4.1.
117) Euclid. The thirteen books of Euclid's Elements. Translated by Sir Thomas L. Heath. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project , July, 1998. Die Kommentare von Heath führen eine ganze Menge von Euklids pythagoreischen Positionen an.
118) Plutarch. Numa Pompilius. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom. Plutarchs Überzeugung, daß Pythagoras einen der Gründungsväter von Rom beeinflusst hatte, gibt eher einen Hinweis auf die Macht seiner Ideen zur Zeit von Plutarch (um 100 n. Chr.) als auf seinen Einfluß im frühen Rom. Numa Pompilius lebte ungefähr 700 v. Chr. Pythagoras legte 200 Jahre später mit Vollgas los.
119) Demosthenes nennt Archytas einen Herrscher mit einem bemerkenswerten. (Demosthenes. Erotic Essay 46. Gregory R. Crane, editor, The Perseus Project, August, 1998: 61.46.
120) Diodorus Historical Library: 10.12.3.
121) Schon im ersten Jahrhudnert v. Chr. sagt Diodorus, als er über Sizilien schrieb, von Pythagoreern, daß "die Menschen so von ihnen sprechen, als würde sie heute leben." Diodorus. Historical Library.
122) Der Pythagoreismus stellte eine mächtige Erbschaft für die westlichen Modernen dar. Die Ideen von Pythagoras wurden durch die Pipeline des Neoplatonismus gespült und reicherten sich bei den Christen an, indem sie eine Menge der zentralen kirchlichen Lehren formten, die für Jesus sehr fremdartig gewesen wären. Das von Pythagoras für seine Anhänger entworfene soziale System hallte in der christlichen Bewegung der Klöster wider, die im vierten Jahrhundert n. Chr. einsetzte. Der Pythagoreismus kam in der weltlichen Philosophie Europas seit dem Mittelalter an zur Geltung. Montaigne, der im 16. Jahrhundert schrieb, verweist auf die "Pythagoreer", als würden sie leben. (Michel Eyquem de Montaigne. Essays. In Library of the Future, 4th Edition, Ver. 5.0. Irvine, CA: World Library, Inc., 1996. CD-Rom.) Bulfinch weist auf die pythagoreischen Strömungen hin, die sich durch die Werke von Shakespeare, Dryden, Milton, Longfellow und vielen anderen ziehen. (Thomas Bulfinch. Age of Fable.) Das Erbe der Pythagoreer findet sich in der modernen Mathematik in Form etwa der "pythagoreischen Dreiecke" oder der "pythagoreischen Zahlen". Siehe auch: Michael Grant. The Rise of the Greeks. New York: Charles Scribner's Sons, 1987: 227.
123) Für eine reiche Ernte an pythagoreischen Cybersekten siehe solche Sites wie The School of Pythagoras , August, 1998, The Pythagorean Pagan - The Delphic Oracle Site , July, 1998, und The Indigenous Nativity & Philosphical Foundations of that which is deemed Classical Western Science , July, 1998.
124) Der Pythagoreismus beeinflusste Kopernikus über die zuvor erwähnten sonnenzentrierten Vorstellungen des Pythagoreers Philolaus und durch die Bewahrung der Ideen von Philolaus in den Werken von Aristoteles. (Aristotle. Heavens.)