Verein für interaktive Randgruppenarbeit und Suchtproblematik |
1961 |
Anslinger schafft es, in der UNO die "Single Convention
on Narcotic Drugs" durchzubringen, in der
Cannabisprodukte den Opiaten gleichgestellt werden. "Zum Wohl
der Menschheit" müssen sich die Unterzeichnerstaaten
dazu verpflichten, innerhalb von 25 Jahren jeglichen
Hanf-Anbau einzustellen. Als Hauptargument für die Aufnahme von Cannabis in die "Single Convention" verweist Anslinger auf die "Tausende von Fällen, an denen sich zeigt, dass Marihuana direkt zu Heroin führt"
In einem Interview freut sich Anslinger, dass
Legalisierungsbefürworter künftig internationalem Recht
gegenüberstünden und so kaum Chancen auf Erfolg hätten.
Zudem sei das weltweite Marihuana-Verbot primär eine
politische Machtdemo der USA. Wörtlich äussert sich Anslinger zur erfolgreichen Lancierung der "Single Convention" in einem Interview wie folgt: "Wer nun noch in den USA Marihuana legalisieren will, wird durch internationale Übereinkommen gestoppt. Nun kann mir niemand mehr innenpolitisch kommen. Ausserdem haben wir weltweit unseren Standpunkt durchsetzen können, was eine Bestätigung des Ansehens der USA ist". Auf die nachgesetzte Frage, ob das Marihuanaverbot also vorwiegend eine politische Demonstration der Vorherrschaft der USA sei, antwortet er: "Sicherlich". USA: Noch immer im kalten Krieg äussert sich Anslinger einmal mehr über die Herkunft des Bösen und brütet die "Pekingente" aus: "Die Schlitzaugen überfluten die Welt mit Rauschgift, um Amerikas Jugend zu vernichten" (Dieses Gerücht hält sich in einigen Presseerzeugnissen ohne irgendwie belegt werden zu können - noch viele Jahre). Allerdings dringt H.A. mit dieser Handelswegvermutung bei offiziellen Stellen nirgens durch, weder in den Kommissionen, noch bei seinem Stellvertreter Finlater, der A.'s Aussage vor dem Senat als "perfekten Quatsch" bezeichnet. Anslingers Memoirenbuch "The Murderers - The Story of the Narcotic Gangs" erscheint bei Farrar, Straus & Cudahy, New York.
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1962 | Anslinger scheidet im Alter von 70 Jahren aus dem "Federal Bureau of Narcotics" (FBN) dank Nahelegung der Pensionierung durch Präsident Kennedy aus (von Kennedy ist bekannt, dass er seine Rückenschmerzen mit Cannabis linderte und dass er für seine zweite Amtsperiode die Legalisierung angekündigt hatte), behält jedoch weiterhin seinen Posten als US-Delegierter bei der UN Narcotics Mission. Der Abgang fällt ihm auch deshalb nicht schwer, weil sich erstmals ein Kongress-Ausschuss für Korruption im Büro interessiert. Das FBN hatte seit Anslingers Amtsantritt die Drogenpolitik der USA praktisch im Alleingang bestimmt. Waren wissenschaftliche Gutachten erwünscht, so bestimmte Anslinger, wer sie ausarbeiten sollte. Seine Machtstellung zeigt sich unter anderem daran, dass er auch ausserhalb seiner Kompetenzen wirken konnte (z.B. das Verbot der Cannabis-Forschung). Da die US-Drogenpolitik traditionell auch immer die Drogenpolitik der westlichen Welt war, hat Anslinger also über 30 Jahre lang die weltweite Politik gesteuert. Diese Machtstellung war nicht zuletzt dank einflussreicher Freunde möglich: angefangen vom familiär verbundenen Finanzminister, über die Industrie (das FBN weigerte sich standhaft, Medikamente, die wegen ihrer Suchtpotenz in andern Ländern bereits verboten waren, einer Rezeptpflicht zu unterwerfen) bis zur Aerztevereinigung AMA, die dankbar vermerkte, dass während Anslingers Amtszeit kein einziger Arzt wegen übermässiger Verschreibung von Opiaten behelligt wurde. Obwohl er selbst keine Kontakte zur Mafia hatte, blühte deren Heroin-Business während A.'s Amtszeit stark auf, da sich das FBN praktisch ausschliesslich mit Marihuana beschäftigte. Anslinger: "Ich kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen" Ein Nebeneffekt von Anslingers Rücktritt besteht darin, dass in den USA die seit 1944 verbotene Forschung nach medizinischen Anwendungen von Cannabis wieder aufgenommen werden kann. Die nächsten 15 Jahre vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue medizinisch-therapeuthische Anwendungen vorgestellt werden, oder über positive Erfahrungen bei laufenden Studien berichtet wird. |
1963 | USA: Das FBN berichtet von einer neuentdeckten Gefahr des Cannabiskonsums: dem "Amotivationssyndrom" |
1967 | Anslinger tritt im Senat auf und einen Tag später unterzeichnet die USA die "Single Convention" |
1968 | Die UNESCO verabschiedet eine Resolution, in der alle betroffenen Länder aufgefordert werden, strikt gegen Marihuana vor zugehen, die Forschung voranzutreiben und sich effektiv mit dem öffentlichen Interesse auseinanderzusetzen, das für eine Legalisierung oder gar Tolerierung des nicht-medizinischen Gebrauchs von Cannabis eintritt |
1968 | Das FBN wird teilweise aufgelöst |
1969 | Die WHO stellt fest, Cannabis erzeuge keinerlei physische Abhängigkeit, empfiehlt aber dennoch weiterhin die gesetzliche Kontrolle |
1969 | USA: Anlässlich eines Prozesses gegen Timothy Leary stellt der oberste Gerichtshof fest, dass der "Marihuana Tax Act" gegen den 5. Verfassungszusatz (Garantie gegen Selbstbeschuldigung) verstösst, und hebt ihn auf. USA: Die Reste des Federal Bureau of Narcotics werden neu dem Justizministerium unterstellt (bisher Finanzministerium) und fusionieren mit dem HEW Bureau for Drug Abuse Control zum Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs USA: Anslingers wichtigste "wissenschaftliche Referenz", der Psychiater Munch, macht eine 180-Grad-Wendung und erklärt in einem Gerichtsgutachten: "Die Annnahme, Marihuana würde die Persönlichkeit beeinflussen, gehört zu den Annahmen der Vergangenheit und wurde durch die neuere Forschung widerlegt" |
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