Kleines Lexikon[Originaldokument] Was ist eigentlich Rassismus, Gewalt, Sexismus, Faschismus ...Die Begriffserklaerungen wurden folgendem Buch entnommen:Projekthandbuch: Gewalt und Rassismus, von Ralf-Erik Posselt, Klaus Schumacher, hg. v. AG-SOS Rassismus, NRW; Amt fuer Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen Haus Villigst, Muelheim 1993, S. 100 - 112.
RassismusEs ist davon auszugehen, dass Rassismus immer dann vorliegt, wenn bestimmte koerperliche Merkmale oder Eigenschaften qualitativ bewertet werden, z.B. wenn Hautfarben Rueckschluesse auf die geistigen Potenzen geben sollen. Des weiteren liegt Rassismus dann vor, wenn gelerntes Verhalten, z.B. Intelligenz, naturalisiert, d.h. als angeboren unterstellt wird. Diese Arten des Rassismus bezeichnet man auch als genetischen Rassismus. Rassismus liegt z.B. auch vor, wenn behauptet wird, dass Frauen per se weniger Rationalitaet, dafuer von Geburt an aber mehr Gefuehl zukomme als Maennern usw.Neben dem genetischen Rassismus gibt es einen sogenannten kulturellen Rassismus. Er liegt immer dann vor, wenn bestimmte Lebensgewohnheiten, Sitten und Gebraeuche anderer als negativ abweichend deklariert werden. Dieser kulturelle Rassismus scheint auf dem Vormarsch zu sein. Auch diese Form des Rassismus dient der Praxis der Ausschliessung anderer, die man benoetigt, um ihnen den umkaempften Platz an der Sonne streitig zu machen. (1) Der Rassismus des sogenannten "Ethnopluralismus" liegt darin, dass er eine Vermischung von Menschen, die unterschiedlichen Kulturen angehoeren, nicht zulassen will. (2) Darin geht die Vorstellung ein, dass bestimmte vorhandene genetisch bedingte und/oder historisch-kulturell tradierte Eigenschaften und Lebensgewohnheiten dieser Voelker sich nicht nur mit den unseren nicht vertragen, sondern dass Rassen- und Voelkermischung zur Degeneration der Menschheit, insbesondere zum Untergang der deutschen Menschheit, der deutschen Nation fuehre. Der Rassismus der Rechtsextremen aeussert sich heute also in der Tat meist nicht mehr in Form von Antisemitismus. Er geht darueber hinaus: Man will die Trennung aller sogenannter Menschen-" Rassen" und Voelker oder, wie man auch sagt: Ethnien. Den breiten Waehlermassen wird dies dann mit Parolen wie "Deutschland den Deutschen!, Die Tuerkei den Tuerken!", "Asylanten ausweisen!" oder aber auch "Auslaender raus!" nahezubringen versucht! Fuer die Funktionaere werden pseudowissenschaftliche Begruendungen bemueht, wie z.B. staendig in der Zeitschrift "Nation Europa", in der man sich immer wieder zu der Annahme versteigt, dass Rassismus selbst eine angeborene Eigenschaft aller Menschen und deshalb niemals vermeidbar sei. (3) Hier wird deutlich, dass die Rede von der Auslaenderfeindlichkeit eigentlich bereits eine Verharmlosung darstellt, denn in den allermeisten Faellen liegt hier blanker Rassismus vor. Dieses Wort "Rassismus" - in den anderen europaeischen Laendern gang und gaebe - ist in unseren Landen aber total verpoent. Er erinnert die Deutschen wohl zu sehr an die Verbrechen des Dritten Reiches. Ethnopluralismus bedeutet also keineswegs ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Voelkern und Kulturen. Zusammen mit dem Anspruch auf Herstellung bzw. Bewahrung der "nationalen Identitaet" des deutschen Volkes wird gleichzeitig immer auch der Besitzanspruch auf Gebiete Polens formuliert, so dass von dem Ziel eines friedlichen, gleichberechtigten Nebeneinanderlebens verschiedener Voelker nicht die Rede sein kann. Die von den Rechtsextremisten behauptete Ungleichheit der Menschen, die nach ihrem rassistischen Konzept gleichbedeutend mit einer Ungleichwertigkeit der Menschen ist, durchzieht mehr oder minder verdeckt die gesamte ideologische Ansprache der heutigen Rechtsextremen. Die aeusseren koerperlichen Ungleichheiten von Menschen geraten den Rechtsextremen zu angeborenen Wesensunterschieden; kulturell erworbene Unterschiede werden weder toleriert, noch gelten sie als veraenderbar. Sie werden immer als etwas Negatives, von der Norm Abweichendes, ja, als etwas Abartiges angesehen. Und dies ist die Grundlage fuer die Haltung der Ausschliessung alles Fremden, die sie propagieren und praktizieren. Hier schliesst sich der Kreis: Gelingt es den Rechtsextremen, sich wirklich vom Hitlerfaschismus im Bewusstsein der Menschen abzukoppeln, sich vom Antisemitismus zu distanzieren; gelingt es ihnen, ihren Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus attraktiv erscheinen zu lassen, obwohl sie in Wirklichkeit prokapitalistisch eingestellt sind, ist fuer sie der Weg frei, ueber die Schleuse der in der Bevoelkerung breit verankerten Auslaenderfeindlichkeit und des in der BRD sehr verbreiteten rassistischen Denkens ihre im Kern faschistische Weltanschauung im Bewusstsein der Menschen weiter zu verbreiten. (4)
RassismusRassismus liegt immer dann vor, wenn bestimmte Merkmale von Menschen (z.B. Hautfarbe, Asylbewerber zu sein, Geschlecht usw.) mit bestimmten Eigenschaften gekoppelt werden (z.B. wenn von der Hautfarbe oder Herkunft auf die geistige, kriminelle oder sexuelle Energie o.ae. geschlossen wird) und durch diese Konstruktion eine Bewertung entsteht.(Arbeitsgruppe - SOS - Rassismus) Faschisten (Neofaschisten)Der Faschismus wurde 1919 durch B. Mussolini begruendet. Er lebt von der Idee eines totalitaeren Staates unter der autoritaeren Fuehrung eines einzelnen (Duce) und vom grundsaetzlichen Gegensatz gegen Kommunismus, Demokratie und Liberalismus.Beispiele:
Faschisten erkennt man in aller Regel daran, dass sie offen oder heimlich drei Grundprinzipien verfolgen:
Aus dem Strafgesetzbuch (¶ 86) der Bundesrepublik DeutschlandWer Kennzeichen wie Fahnen, Abzeichen, Uniformstuecke, Parolen oder Grussformeln (Hitlergruss) ehemaliger nationalsozialistischen Organisationen verwendet,wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit einer Geldbusse bestraft. Anzeigen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen!
Nazis (Neonazis)Wer heute immer noch oder schon wieder die Ideologie und die gesellschaftlichen und politischen Verhaeltnisse des National- sozialismus fuer erstrebenswert, verteidigungs- wuerdig und nachahmenswert haelt bzw. sie in seinen Schriften und Taten verherrlicht, gleichviel ob als "Einzelkaempfer" oder als Organisation, der muss zur Gruppe der Neonazis gerechnet werden.Die nationalsozialistische Weltanschauung gruendet vor allem auf zwei Texten: 1. Hitlers "Mein Kampf", 2. A. Rosenbergs "Der Mythos des 20. Jahrhunderts". Der Nationalsozialismus ist eine Form des Faschismus. Er unterscheidet sich vom historischen Faschismus Mussolinis durch den Rassismus (den Wahn einer arischen UEberlegenheit), den Antisemitismus und seine industrialisierte Mordpraxis, die Perfektion in der Nutzung des gesamten Staatsapparates fuer die gnadenlose Durchsetzung der Fuehrerideen. Er entspricht dem Faschismus in jeder anderen Hinsicht, besonders in seinem grundsaetzlichen Antikommunismus, Anti- demokratismus, Antiliberalismus und seinem Irrationalismus. NationalismusMit Nationalismus wird eine Einstellung bezeichnet, die die legitime Liebe zum eigenen Land uebersteigt, das eigene Volk zum hoechsten Sinn des Daseins macht und die ganze Hingabe des einzelnen fuer dieses Volk fordert.Mit dem Nationalsozialismus verbindet sich ein uebersteigerter Anspruch auf Selbstbehauptung, eine arrogante Exklusivitaet und ein UEberlegenheitsgefuehl gegenueber anderen Nationen. Solcher Nationalismus steht der Annaeherung zwischen den Voelkern feindlich gegenueber und kann in Fremden- oder Rassenhass abgleiten. Die Interessen der eigenen "Volksgemeinschaft" werden ueberbetont. Grundsaetze der repraesentativen parlamentarischen Demokratie werden abgelehnt, und rassistische Tendenzen ver- binden sich mit ihm. Dieser Nationalismus ist gepraegt durch die Bildung zahlloser Gruppen mit einer militanten Anhaengerschaft und der Verbreitung von extremistischen, rassistisch- en und auslaenderfeindlichen Inhalten sowie durch die Teilnahme an Wahlen. Dieser Nationalismus kann sich heute z.B. darin ausdruecken, dass an hessischen Schulen auch die erste Strophe des sog. Deutschlandliedes gelernt werden muss: "Deutschland, Deutschland ueber alles, ueber alles in der Welt..." AuslaenderfeindlichkeitAuch wenn in der BRD oft von Auslaenderfeindlichkeit gesprochen wird, geht es um Rassismus. Der Begriff Auslaenderfeindlichkeit meint, dass eine Feindschaft gegenueber Auslaendern gegeben sei - uebersehen wird aber, dass gleichzeitig eine deutliche Trennung zwischen z.B. Schweden, Franzosen, Hollaendern usw. einerseits und z.B. Tuerken, Kanaken, Afrikanern usw. andererseits vollzogen wird. Lies also bitte bei Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit weiter.FremdenfeindlichkeitNeben dem programmatischen Rassismus gibt es eine Ablehnung von Fremden, die als Auslaender- oder Fremdenfeindlichkeit bezeichnet wird und in dem Gefuehl der UEberlegenheit des eigenen Volkes begruendet ist. Mit dieser Fremdenfeindlichkeit werden ablehnende Einstellungen und Verhaltens- weisen bezeichnet, die Menschen wegen anderer Herkunft, Sprache, Religion oder Kultur diskriminieren.Gemeinsam ist der Fremdenfeindlichkeit bzw. dem Ethnozentrismus und dem Rassismus, dass sie von der UEberlegenheit und Hoeherwertigkeit, der gerechten Unterordnung der Minderheit ausgehen. Ungleichwertigkeit zwischen den Gruppen werden behauptet und Diskriminierungen gerechtfertigt. Unterschiedlich sind die Behauptungen, worauf das Ungleichverhaeltnis beruht: Der Ethnozentrismus geht von der UEberlegenheit der eigenen Kultur aus, der Rassismus darueber hinaus von der angeblichen Uberlegenheit des sog. "Erb- gutes". Der Rassismus geht also von der prinzipiellen Unveraenderbarkeit der behaupteten Ungleichheit und Ungleichwertigkeit aus (n. F. Heckmann, 1987). Von einem rassistischen Verhalten ist dann zu sprechen, wenn einzelne oder Gruppen daran festhalten, dass Diskriminierungen von anderen, z.B. aus biologischen Gruenden, zu rechtfertigen seien. Wo diese Unterschiede zwischen den Menschen interpretiert und zu eigenen Gunsten gewertet werden, da handelt es sich um Rassismus. Nicht die Wahrnehmung eines Unterschiedes ist also entscheidend, sondern der Gebrauch des Unterschieds zum eigenen Vorteil und als Waffe gegen das Opfer. Die angeblichen, z.B. biologischen Merkmale des anderen werden negativ gesehen. Der Rassist rechnet sich selbst zur guten Welt und seine Opfer zur Welt des Boesen. Der Sinn und Zweck des Rassismus liegt in der Vorherrschaft. Wo Rassismus auftaucht, da geht es um die Unterdrueckung von Menschen. RadikalRadikal ist und bleibt fuer mich ein positiver und hoffnungsvoller Begriff, der es nicht verdient, einer rechtsextremen oder gar militant-faschistischen Organisation zugeschrieben zu werden. Denn der lateinische Begriffsursprung "radix" oder "radicalis" erinnert daran, dass das Radikale "bis in die Wurzel" dringt und nicht identisch ist mit dem Extremen (extremus = der aeusserste bzw. letzte Teil).Das ist keine Wortklauberei, sondern soll zur Orientierungshilfe und Wertefindung beitragen. Oft wird geklagt, rechtsextreme Einstellungen seien ein Ergebnis von Orientierungslosigkeit und Werteverfall. Nun, so fuege ich hinzu, dann lasst uns das im Umgang mit Schuelern schnellstens aendern, indem wir mit ihnen gemeinsam gruendlich "bis in die Wurzel" der politischen Erscheinungen vordringen. Eine radikale Sicht auf aktuelle Erscheinungsformen von personaler, struktureller und institutioneller Gewalt hat Erinnerungs-, Erkenntnis- und Aufklaerungs- arbeit zur Konsequenz und eroeffnet per- spektivische Handlungsmoeglichkeiten. Sie verhindert unreflektierte Anpassung oder Unterordnung und foerdert das Beduerfnis von Schuelern, die normierte Erwachsenenwelt zu hinterfragen und andere als vorgegebene Beduerfnisse bei sich zu entdecken. Wenn wir uns daraufeinlassen, uns mit unseren Schuelern radikal gegen Gewalt und Rechtsextremismus zu verhalten, dann tragen wir gleichzeitig zu einem couragierten Denken und Handeln bei, das seinerseits wiederum gegen einen Untertanengeist immunisiert, der besonders in rechtsorientierten Kreisen anzutreffen ist. (aus: G. u. A. Preuschoff, Gewalt an Schulen. PapyRossa Verlag, Koeln 1992 - s. auch S. 349) RechtsradikalismusIm Terminus "Rechtsradikalismus" ist die zweite Begriffshaelfte in der Tradition der buergerlichen Aufklaerung positiv besetzt im Sinne des "an der Wurzel packen", also an der Wurzel jener Herrschaftsverhaeltnisse, die Emanzipation verhindern. Mit dem Begriff "rechts" entsteht hier eine eher bizarre Verbindung, nun gerichtet gegen die politischen und sozialen Traditionen von Emanzipationsbewegungen, insbesondere der Arbeiterbewegung.RechtsextremismusRechtsextremismus liegt immer dann vor, wenn die beiden Grundelemente der "Ungleichwertigkeit von Menschen" und die der Gewaltakzeptanz zusammenfliessen. Der Ungleichwertigkeit von Menschen als zentralem, integrierendem Kernstueck rechtsextremistischer Ideologien entsprechen etwa folgende Facetten:
AggressionManche Aggressionstheorien verstehen Aggression als Verhalten, andere definieren sie als Beduerfnis. Wenn Aggression ein Verhalten ist, das auf Schaedigung und Verletzung zielt, so ist sie wegen ihrer negativen Folgen nicht erwuenscht. Wird Aggression als "affekt-bedingtes Angriffsbeduerfnis" (dtv-Lexikon) verstanden, so ist sie etwas ganz "Normales", das jeder von uns fast taeglich spuert und das keinesfalls unterdrueckt werden sollte. Vielmehr kommt es darauf an, Aggressionen auf offene, nicht verletzende Art auszutragen.Unstrittig ist, dass Frustration (die Einschraenkung von Beduerfnissen und Zielen) Aggression foerdert. Aber nicht jede Einschraenkung fuehrt zu Aggression - aggressives Verhalten ist von mehreren Faktoren abhaengig. Bewiesen ist heute auch, dass ein geringes Selbstwertgefuehl, Versagen in der Schule und ein negatives Selbstbild Aggressionen beguenstigen (Schwind/ Baumann). Aggressionen koennen sich aber auch nach innen richten und zu Sprachstoerungen, Krankheiten, Depressionen oder im Extrem- fall zu Selbsttoetungsabsichten fuehren. Wut und Angst sind Gefuehle, die sich hinter aggressivem Verhalten verbergen. Es sind "normale" Gefuehle, die jeder Mensch hat und derer sich niemand zu schaemen braucht. Unterdrueckte Gefuehle wirken im Unbewussten weiter und tauchen versteckt wieder auf - und unterdrueckte Energie sucht sich Ersatzziele. "Viele der bekannten Formen fehlgeleiteter Aggression wie Herrschsucht, Vorurteile und Grausamkeit gegen Schwaechere lassen sich zurueckfuehren auf innerhalb der Familie entstandene, aber unterdrueckte aggressive Gefuehle." (Bach/Goldberg) Fassen wir zusammen: Aggressionen, verstanden als "affektbedingtes Angriffs- beduerfnis" oder gar als Verhalten, das nicht passiv ist, hat jeder Mensch in unseren Breitengraden. Sie auf nicht-verletzende Art in offener Konfrontation ausdruecken zu duerfen und sich der dahinterstehenden Gefuehle nicht schaemen zu muessen, sollte das Recht eines jeden Menschen - insbesondere eines jeden Kindes - sein. In der Schule sollten die verschiedensten Konflikte offen ausgetragen werden duerfen. Hierzu muss Zeit und Raum geschaffen werden, und viele Kinder werden die Unterstuetzung ihrer Lehrerinnen und Lehrer brauchen, damit sie Moeglichkeiten finden, Konflikte fair auszutragen. Aggressionen in Form von unsozialem, destruktivem Verhalten hingegen ist Ausdruck geringer Selbstachtung und tiefer Verunsicherung, von Angst und Frustration. Sie muss als Hilferuf verstanden werden. GewaltManifestiert sich Aggressivitaet derart, dass Menschen zielgerichtet physisch oder psychisch geschaedigt werden, wird von Gewalt gesprochen. Gewalt ist immer an Macht geknuepft, denn nur Macht ermoegIicht dauerhafte, zielgerichtete Aggressionen wie
Strukturelle Gewalt wird legal ausgeuebt in Form von Massnahmen, Erlassen und Gesetzen, die viele Menschen nicht durchschauen und die hoechst selten in ihrem Interesse liegen, die sie aber doch auf eine fuer sie diffuse Weise mittragen. So muessen Schrebergaerten und natuerliche Gruenflaechen Autobahnen weichen, werden Mieten erhoeht, Gelder gestrichen, Abgaben verlangt, Landschaften mit Muell vollgekippt, Kindereinrichtungen und Modellversuche, die breiten Anklang finden, von Sparmassnahmen bedroht. Es ist widersinnig, dass Gewalt minimierende Projekte (wie Kinderbauern- hoefe, Jugendzentren Arbeitsgemeinschaften, Jugendcafe's und Foerdermassnahmen) gestrichen werden, waehrend gleichzeitig ueber zunehmende Gewalt geklagt wird! (aus: G. u. A. Preuschoff, Gewalt an schulen. PapyRossa Verlag, Koeln 1992 - 5. auch 5. 349) (...) Gewaltlose Strategien entwickeln - sich an Leitbildern orientierenMit Gewalt und Gewaltanwendung muss man sich nicht abfinden. Gewaltanwendung in der Gesellschaft laesst sich vermindern, Gewaltanwendung in der Erziehung laesstsich vermindern, Gewaltanwendung unter Partnern zerstoert die Partnerschaft, internationale Gewalt Iaesst sich kontrollieren und regulieren und verhindern. Mahatma Ghandi hat vorgelebt, was Gewaltlosigkeit bewirken kann, Martin Luther King hat mit seinem Lebenszeugnis aufgezeigt, welche Macht und welches Veraenderungspotential in der Gewaltlosigkeit steckt, in der richtig angewandten gewaltlosen Aktion. Wir koennen Strategien der Gewaltlosigkeit entwickeln, in unseren Jugendgruppen, in der Gesellschaft, in der Schule, in der Familie, in unserer Partnerschaft. Streitigkeiten lassen sich anders loesen als durch Gewalt. Konflikte lassen sich anders bearbeiten als durch Gewalt. Wir muessen die Kultur des Streites lernen und die Kultur der Konfliktaustragung lernen. Da sind wir alle noch Anfaenger.(Rudi Pahnke, Textauszug aus dem Kirchentagsreferat: Was koennen Jugendliche gegen Gewalt tun, ZaW, Dortmund, 1991) (...) HassHass: ein gegen Personen oder soziale Gruppen (Staende, Voelker, Rassen, Minderheiten) gerichteter Vernichtungsaffekt, von besonders stark ausstrahlender Wirkung auf alles mit den gehassten Personen Zusammenhaengende. Im Unterschied zur Antipathie ist der Hass besonders affektstark, aber vom "gerechten" Zorn zu unterscheiden. Tatsaechlich entsteht Hass oft aus Gruenden, die dem Bewusstsein zunaechst entzogen sind, z.B. aus Angst, verletztem Selbstgefuehl, Um- schlagen von Liebe in Hass (Hassliebe, Ambivalenz). Das Bewusstmachen der seelischen Gruende kann oft zur UEberwindung des Hasses beitragen. (aus: Brockhaus Enzyklopaedie)(aus: Projekthandbuch Rechtsextremismus, 1989. Shirin Pargas) Sexismus"Verhaltensweisen, die einen Menschen aufgrund seines Geschlechtes benachteiligen. Mit Sexismus kennzeichnet insbesondere die Frauenbewegung das diskriminierende Verhalten von Maennern gegenueber Frauen in Politik, Arbeitswelt und Gesellschaft. Sexismus beruht auf dem Vorurteil, dass die Frau aufgrund ihrer biologischen Geschlechtszugehoerigkeit dem Mann koerperlich und intellektuell unterlegen sei. Sexismus wird ueberall dort deutlich, wo Frauen zuerst als GeschIechtswesen und erst dann als Menschen betrachtet und behandelt werden."(aus: "Aktuell-Lexikon", Chronik Verlag) Sexismus ist der Glauben an die Hoeherwertigkeit des maennlichen und die Minderwertigkeit des weiblichen Geschlechts. Der Begriff Sexismus wurde in Anlehnung an den Begriff Rassismus gepraegt. Er bezieht sich nicht nur auf individuelle Vorurteile, sondern auch auf institutionalisierte Diskriminierung. Sexismus zieht sich wie ein gluehender roter Faden durch die Geschichte und die alltaeglichen Lebensbereiche von Frauen. Die verharmlosende Begriffserklaerung "Benach- teiligung der Frau" ist bei weitem nicht ausreichend fuer eine von Maennern dominierte Kultur, die kontinuierliche Herrschaft und Gewalt gegen Frauen ausuebt. Aufrechterhalten und gestuetzt wird Sexismus durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen Maennern und Frauen: Aufgrund ihrer Gebaerfaehigkeit und der damit verbundenen Schwangerschaft wird den Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft der Bereich des Haushalts und der Kindererziehung zugewiesen. Sie sind ausserdem zustaendig fuer die Rekreation des Mannes, in der Familie soll er sich erholen, um seine gesellschaftlich anerkannte Arbeitskraft zu erhalten. Zugleich wird der Erziehungsarbeit und Hausarbeit der Frauen eine geringe Bedeutung beigemessen, sie wird unbezahlt geleistet. Die Zuordnung der Frauen in den haeuslichen Bereich hat erhoehte Verfuegbarkeit und Machtlosigkeit zur Folge: Frauen haben keinen Zugang zum Bereich der OEffentlichkeit, zu finanziellen Ressourcen, zur politischen Macht. Der Sexismus in unserer Gesellschaft liegt in der irrigen biologischen Ansicht begruendet, die "natuerliche" Bestimmung der Frauen liege in der Familie. "Feminismus ist als politische Bewegung die Antwort auf alle Spielarten des Sexismus, denen Frauen gegenwaertig ausgeliefert sind. Feminismus bedeutet Kampf gegen den Sexismus." (M. Janssen-Jurreit) (aus: Sexismus, Gewaltfreie Aktion, Baden).
Page maintained by Info-Zentrum für Rassismusforschung, dir@mailer.uni-marburg.de. Copyright© D.I.R. e.V.. Created: 25.10.1995 Updated: 25.10.1995 Faschismus – eine BewußtmachungSeit wann wußten Sie von nichts?Faschismus – lange scheint es her zu sein, daß dieser Begriff Gegenwärtigkeit erlebte. Und doch waren die Ereignisse, die sich mit diesem Komplex verbinden, von so einer beträchtlichen Wirkung, daß sie auf die eine oder andere Weise noch immer spürbar sind. Kaum möglich scheint es, in alltäglichen Gesprächen mit dieser Thematik ein Auskommen zu finden, zu emotional überfrachtet zeigt sich die Atmosphäre in ihrer vorwiegenden Ablehnung, ja Tabuisierung.Im folgenden soll versucht werden, dieser Wirkung auf die Spur zu kommen, um zu zeigen, was im Eigentlichen als menschliches Prinzip hinter den geschichtlichen Ereignissen steht und nach wie vor wirkt. Der Herkunft und dem Ursprung aus dem Italienischen nach nichts anderes als „Rutenbündel“ bedeutend, gewann der Begriff erstmalig als Eigenbezeichnung der politischen Bewegung Mussolinis eine Bedeutung, die über die bloße Vokabel hinausreichte. Weitergehend interpretiert kann man dazu sagen, daß es sich um eine Sammelbewegung handelt, die unterschiedlichste Kräfte vereinen möchte. Im Verlaufe der sich überschlagenden Ereignisse polarisierte der Begriff auf ideologische Weise, weshalb er in seinem Gebrauch an Unschärfe auf solche Weise zunahm, daß er mittlerweile nur unter Einhaltung größter Vorsicht überhaupt zur Anwendung gelangen kann. Man sollte sich daher desweiteren vor Augen führen, daß nicht das „Regierungssystem Faschismus“, sondern dessen menschliche Wurzeln untersucht werden sollen. Nur unter diesem Aspekt kann man seine unleugbare Faszination, die er ehemals in Italien, Japan, Deutschland etc. erzeugt hat, verstehen. Daß dieses Feuer noch immer nicht erloschen ist, sieht man allein daran, wie angstvoll der Wirkmechanismus durch Schweigen tabuisiert wird. Von dieser Angst ist daher auch der Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus bestimmt, weswegen es zu solchen Wörtern wie Vergangenheitsbewältigung kam. Schier unglaublich, welche Trauerarbeit allein dieses Wort vonnöten macht. Die erste Komponente dieses Systems ist dabei Gewalt. Gewalt allerdings in ihrer zwiespältigen Form. Sie kann ausgeübt werden, um zu unterwerfen oder assistierend, wobei sie dann allwegen als Quelle von Energie in Erscheinung tritt. Diese Mechanismen sind zweifelsfrei sehr komplex, womit ich auf die Ausführungen über den Gewaltbegriff in diesem Rahmen verzichten will, um an späterer Stelle diesen umfassend behandeln zu können. Es sei nur ausdrücklich erwähnt, daß es sich hierbei um ungezügeltes, unzähmbares Chaos handelt, das auf Selbstverzehrung des Ausübenden gerichtet ist. Man ist geneigt an dieser Stelle an Freud und seine Nachfolger zu denken, die den Todestrieb als elementare Kraft formulierten, doch muß ich wiederum auf den Gewaltartikel verweisen, da der vorgegebene Rahmen diese Ausführungen leider nicht zuläßt. Der Faschismus fordert eine totale Unterwerfung des einzelnen unter eine wie auch immer geartete Gesamtheit. Damit ist dieses Gedankengut zutiefst antiindividualistisch. Es nimmt daher nicht wunder, daß diese Gedanken der Totalität erst in den Zeiten der Massengesellschaft ihren Anfang nahmen; als Massenproduktion, -kommunikation und Demokratie ihren Siegeszug antraten. Dem äußeren Grunde nach handelt es sich somit um eine Gegenbewegung, die, indem sie Angst zerschlägt, danach trachtet, daß Geborgenheit wiedererzeugt wird in einer Welt, die sich ansonsten als haltlos darstellt, die den einzelnen mit seinen Schwächen konfrontiert und ihn somit überfordert. Dies als alleinigen Erklärungsansatz gelten zu lassen, hieße jedoch den Faschismus als Stütze der Doofen lächerlich machen zu wollen, ohne seine innere Wirkung auch nur ansatzweise verstanden zu haben. Doch wie schwierig eine Beschäftigung mit dem Faschismus nach der Nationalsozialistischen Zeit war, zeigt die unzulängliche künstlerische Auseinandersetzung vor und nach dem Weltkrieg. Man denke nur an den Brechtschen „Aufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui“ oder Kurzgeschichten von Böll, Borchert etc.; und wir sollten ebenso nicht vergessen, daß der Faschismus in Italien, wie auch hier in Deutschland damals von den Intellektuellen zu einem gehörigen Teil mitgetragen wurde. Weit über das eben Genannte hinaus reicht beispielsweise der synergetische Effekt, der über eine Vereinnahmung aller Kräfte Leistungen erzeugt, die das Maß übersteigen, das der Einzelne jemals zu schaffen in der Lage wären. Andererseits ist diese Vereinnahmung prinzipiell ungerichtet, was bedeutet, daß die usurpierende Kraft erst die Richtung definiert. Genau hierin liegt aber die Gefahr und Grundlage des Wesens des Faschismus, nämlich seine Unkontrollierbarkeit. Er ist in erster Linie emotionale Orientierung und damit zwanghaft anfällig für Ausnutzung radikaler Randgruppen. Darüber hinaus erschließt aber nur die Selbstaufgabe des Einzelnen als Massenphänomen die Möglichkeit, Verbundenheit mit am persönlichen Leben unbeteiligten Personen zu erzeugen. Diese archaische Komponente wird dem Menschen zutiefst gerecht, der als Ergebnis eines Evolutionsprozesses noch immer über einen gehörigen Anteil archaischer Mechanismen, die in erster Linie im Stamm- und Kleinhirn zu finden sein dürften, verfügt. Für die Entscheidung zur persönlichen Freiheit, die sich als Bewußtseinsprozeß erst weit später entwickelte als die triebgesteuerten Sippenmechanismen, sind aber die gegenwärtigen Lebensumstände von eminenter Bedeutung, da sich das Großhirn nicht selbstredend über seine organischen Vorgänger hinwegsetzt. Dies läßt sich sehr faßbar in dem Brechtschen Satz kleiden, der besagt, daß erst das Fressen und dann die Moral kommt. Betrachten wir dazu unsere gegenwärtigen Umstände, so ist zweifelsohne festzustellen, daß wiederum eine Entindividualisierung einsetzt, deren Ursachen sozialer, politischer und nicht zuletzt ethischer Herkunft sind. Die Flucht in Drogen, Techno-Musik u. a. sind dabei nur äußere Anzeichen für eine Tendenz, die der noch immer herrschenden Massenkultur Rechnung trägt. Zeitweilige Selbstaufgabe wird allerdings erst dann faschistisch, wenn diese im Rahmen einer Masse geschieht, die sich einem Ziel unterordnet. Wenngleich das angestrebte Ideal für sich selbst noch in keinster Weise gesellschaftsgefährdend darstellt, so wird damit aber ein Potential bewußt gemacht, das bisher nur unterschwellig vorhanden ist. Der klägliche Versuch, derartige Tendenzen aus der Politik zu drängen scheint zwar momentan zu glücken, doch bestehen erhebliche Zweifel, bedenkt man die Schwierigkeiten, die sich in naher Zukunft für die europäische Staatenwelt ergeben werden. Ein „Rechtsrutsch“ deutet sich ohnehin bereits in Nachbarstaaten wie Österreich oder Frankreich an. Erregung scheint mir darüber allerdings fehl am Platz, man sollte viel eher dafür sorgen, daß Freiheit und Verantwortung die entscheidenden Stützen der demokratischen Gesellschaft sind, die verhindern, daß Manipulation um sich greift. Dazu gehört allerdings auch ein verantwortungsvoller Umgang mit der Vergangenheit, meint Aufhebung der Tabuisierung des Faschismus sowie auch eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Gefahren. Es stimmt mich daher durchaus frohgemut, daß wieder Leni-Riefenstahl-Filme gezeigt werden, oder Musikgruppen wie Laibach bei uns und anderswo dazu beitragen, daß man sich bewußt wird. Die künstlerische Aufarbeitung wirkt als Medium einer Phänomenbeschreibung dabei hilfreicher als zu viele Worte. Laßt uns wissen ... von Matthias Wörner Imperialismus im Cyberkontinent, der
"sanfte Faschismus"
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