Sieben Sorten in der Prüfung 

 
 
 

Die Landwirtschaftskammern Hannover, Weser-Ems, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe haben letztes Jahr gemeinsam eine Anbau- und Sortenprüfung Faserhanf durch geführt. Nachfolgend veröffentlichen wir die Ergebnisse.   

Der Landessortenversuch konnte auf insgesamt sechs Standorten angelegt werden, der Bestandesdichten- und Stickstoff- Düngungsversuch sowie der Aussaatzeitenvergleich auf fünf Standorten. Drei Versuchsflächen befanden sich auf sandigen Böden, zwei auf Lehmstandorten und eine auf Marschboden. Die Inhomogenität einiger Versuchsbestände ließ eine statistische Auswertung nicht zu. Ein Versuchsbestand (Holtorfsloh, Harburg) fiel durch starke Trockenschäden aus.   

Die Landwirtschaftskammer Weser-Ems legte die Versuche auf dem Versuchsfeld Wehnen (Sand) an. Für den Bereich der Landwirtschaftskammer Hannover wurden die Prüfungen auf den sandigen Standorten Groß Malchau (Uelzen, Sortenprüfung) und Dasselsbruch (Celle, Sortenprüfung, Bestandesdichten / N-Düngungsversuch, Saatzeitenversuch), Holtorfsloh (Harburg, Bestandesdichten/N-Düngungsversuch) und dem Lehmstandort Borwede (Diepholz, Saatzeitenversuch) durchgeführt.   
 
 

Landessortenversuch 

Insgesamt sieben Faserhanfsorten wurden im Landessortenversuch geprüft. Von den nach der EU-Sortenliste zum Anbau zugelassenen THC-armen Sorten waren dieses Felina 34, Fedrina 74, Fedora, Ferimon und Futura (nur ein Standort). Ferner die in der Wertprüfung   
des Bundessortenamtes stehenden, noch nicht für den Praxisanbau zugelassenen Sorten Kompolti und Lovrin.   

Die Sorten Felina 34 und Fedrina 74 waren bereits im Landessortenversuch 1995 vertreten, bei den übrigen Sorten war es das erste Prüfjahr. Die nachfolgend vorgestellten Ergebnisse (Tabelle 1) mussen daher in weiteren Versuchen überprüft werden. Der Sortenvergleich wurde mit einer Aussaatstärke von 200 Körnern/qm angelegt. Die N-Düngung erfolgte mit 100 kg N/ha (inkl. Nmin.)  

 
Tab. 1:  
Sorte - Einzelstandorte - Relativerträge Landessortenversuch Hanf 96 
Standorte
Dassels-
bruch
Groß
Malchau
Futter-
kamp
Haus Düsse
Sönke-
Nissen-Koog
Mittel 
Wehnen** 
Sorte  
Felina      *  
Fedora     *  
Fedrina    *  
Lovrin  
Kompolti  
Ferimon   *  
Futura
   
  94
110
102
  96
  97
  95
  - 
 
102
102
  94
  98
  76
103
  - 
 
  99
101
109
116
124
  91
  - 
 
  94
101
111
  - 
122
  94
123
 
103
106
101
  95
118
  90
  - 
 
98
104
104
102
106
  94
113
 
107
  97
  96
101
  98
100
  - 
Mittel-Standard 
dt/ha
117,6
127,1
102,1
127,4
102,5
115,1
103,4
Mittel Versuch  
dt/ha
116,2
120,8
108,9
136,9
104,8
118,5
99,9
Gewichtung %
  18,3
  19,0
  19,9
  20,9
  21,9
  - 
  - 
GD 5% Sorte
  22,9
  19,2
  20,4
  12,9
  11,4
    7,4
 29,9
 
*  = Varianten des Standardmittels  
** = wegen großer Bestandshomogenität nur Verrechnung als Einzelstandort  
-  = nicht geprüft/nicht auswertbar  
unorthogonale Datensätze statitisch berücksichtigt, gewichtete Mittelwerte
 
 

 

Ergebnisse 

Im Mittel der Standorte und Sorten wurde mit 118,5 dt TM/ha ein guter Hanfstrohertrag erreicht (Vorjahr 116,13 dt TM/ha). Wie bereits im Vorjahr wurden Standortunterschiede deutlich (Tabelle 1). Zwischen dem ertragsstärksten Standort (Haus Düsse/Westfalen-Lippe) und dem ertragsschwächsten Standort (Sönke - Nissen - Koog/Schleswig -Holstein) lag eine Ertragsdifferenz von 32,2 dt/ha TM. Ähnlich große Ertragsunterschiede zwischen den Prüfstandorten waren auch 1995 beobachtet worden (93,1 dt/Futterkamp, 140,8 dt/ha Haus Düsse). Auf den beiden nördlichsten Versuchsflächen (Futterkamp, - Sönke - Nissen - Koog) zeigten die Hanfsorten erneut eine deutlich geringere Wuchsleistung und die späteste Reife.   

Auf dem Lehmstandort Haus Düsse in Westfalen wurden mit 136,9 dt TM/ha auch im zweiten Versuchsjahr die besten Hanfstroherträge erzielt. Deutlich geringere Erträge wurden mit 108,9 dt TM/ha hingegen auf dem Lehmstandort Futterkamp in Schleswig - Holstein erreicht. Die niedrigste Ertragsleistung wies mit 104,8 dt/ha der Marschstandort Sönke - Nissen - Koog in Schleswig Holstein auf.   

In der Gruppe der sandigen Böden wurden auf dem Standort Groß Malchau mit Beregnung 120,8 dt Hanfstroh/ha (Vorjahr: 138,6 dVha) geerntet. In Dasselsbruch und Wehnen wirkte sich die anhaltende Sommertrockenheit ertragsbegrenzend aus. In Dasselsbruch wurden ohne Beregnung 116,2 dt Hanftroh/ha   
(1995: 75,9 dt TM/ha) geborgen. Auf der Versuchsfläche Wehnen lag der Ertrag mit 99,9 dt/ha noch darunter. Der Hanfbestand war zudem sehr inhomogen.   

Von den für den Praxisanbau zugelassenen EU-Faserhanfsorten erreichten Fedora und Fedrina 74 (jeweils Relativwert 104 Prozent) im Mittel der Standorte überdurchschnittlich gute Erträge. Fedrina überzeugte bereits im zweiten Jahr durch eine gute Ertragsleistung. Fedora zeichnete sich durch gleichmäßig hohe Erträge aus. Als einzige Sorte erreichte sie auf drei von fünf Prüfstandorten Hanfstroherträge über 120 dt TM/ha. Die Sorte Futura wurde auf dem Standort Haus Düsse mitgeprüft und erzielte hier die höchsten Erträge im Sortenvergleich.   

Felina 34 erzielte im Mittel der Standorte insgesamt einen leicht unter dem Durchschnitt liegenden Ertrag (98 Prozent). Auf zwei von fünf Prüfstandorten wurden jedoch auch überdurchschnittliche Erträge geerntet, eben so auf dem Standort Wehnen. In der Sortenprüfung 1995 war Felina 34 (Vorjahr: Relativertrag 82 Prozent) der Vergleichsorte Fedrina 74 (Vorjahr: Relativertrag 110 Prozent) ertraglich deutlich unterlegen. Das Ergebnis wurde im zweiten Prüfjahr nur auf den Lehmstandorten bestätigt.   

Ferimon erreichte von allen geprüften Sorten da schwächste Ergebnis (Relativwert 94 Prozent)  

Von den zur Wertprüfung angemeldeten, bisher jedoch noch nicht zum Anbau in de EU zugelassenen Faserhanfsorten wurden die Sorte Kompolti und Lovrin geprüft. Die ungarische Sorte Kompolti erreichte im Sortenvergleich die höchsten Erträge. In der Ertragsleistung der sehr spätreifen Sorte traten jedoch starke Standortunterschiede (Relativerträge von 73 bis 124 Prozent) auf. Auf den niedersächsische Standorten konnte Kompolti im vergangenen Jahr ihr Etragspotential nicht ausschöpfen. Die Sorte Lovrin liegt auf drei von vier Standorten ertraglich leicht unter dem Sortendurchschnitt, im Mittel aller Prüfstandorte erreichte sie einen Relativertrag von 102 Prozent. 
 
 

Bisher liegen aus Niederschsen und anderen norddeutschen Bundesländern ein- und zweijährige Versuche im Hanfanbau vor
 
 

Sorteneigenschaften

Sorteneigenschaften wie ein frühes Abreifeverhalten und eine gute Standfestigkeit sind von besonderer Bedeutung für die Stroh- und die Saaternte unter norddeutschen Klimabedingungen. Ein früher Stroherntetermin (August/anf. September) ist erforderlich, damit die anschließende Feldröstphase (zehn Tage bis drei Wochen) und die Hanfstrohbergung möglichst problemlos erfolgen können. Nur frühreife Sorten erlangen bis September auch die Druschreife der Hanfsaat. Die Boniturergebnisse des Landessortenversuches sind in Tabelle 2 zusammengefaßt. 
  
 
Tab. 2: Bonituren  
Landessortenversuch Hanf 1996  
Merkmal
Keimpfl.
je m²
Pflanzen
je m²
Wuchs-
höhe cm
Tage 1.3. bis Blühbeg.
Tage 1.3. bis Blühende
Lager vor Reife
Stroh- reife
Sorte 
Felina 
Fedora 
Fedrina 
Lovrin 
Kompolti 
Ferimon 
Futura
 
204
191
169
189
169
187
-
 
159
152
157
163
148
151
-
 
234,2
235,1
246,5
259,6
270,2
228,7
253,2 
 
158
159
158
163
162
161
-
 
189
190
189
195
194
192
 -
 
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
2,0
-
 
5,1
5,1
5,5
4,6
5,1
5,4
-
Mittel-Versuch
184,8
154,9
246,8
160
192
2,0
5,1
GD 5% -Sorte
35,4
49,1
10,5
-
-
-
0,5
Anzahl Orte
  3
1
5
1
1
1
4
 
unorthogonale Datensätze statistisch berücksichtigt
 
 
Im Aufgangsverhalten wiesen die Sorten Fedora, Fedrina 74 und Ferimon 1996 leichte Vorteile gegenüber den übrigen Sorten auf. Im Vorjahr konnten bei Felina 34 und Fedrina 74 keine Sortenunterschiede im Aufgangsverhalten nachgewiesen werden.   

Die Blüte setzte bei der Sorte Felina 34, Fedrina 74 und Fedora Ende Juli, bei den ührigen Sorten Anfang August ein. Die Blühdauer war einheitlich und lag in Abhängigkeit vom Standort bei 20 bis 30 Tagen. Gegenüber dem Vorjahr (14 Tage) war die Blühphase damit deutlich verlängert.   

Zum Erntetermin war die Strohreife auf den sandigen Standorten (Dasselsbruch, Groß Malchau) am weitesten fortgeschritten. Die späteste Abreife war auf den Lehm- und Marschstandorten in Schleswig-Holstein zu verzeichnen. Fedrina und Ferimon zeigten im Mittel der Standorte eine etwas frühere Strohabreife als der Sortendurchschnitt.   

Die Sorte Kompolti wies mit 28 bis 47 Prozent den höchsten Anteil an männlichen Pflanzen im Bestand auf, gefolgt von Lovrin mit 20 bis 40 Prozent. Bei den französischen Züchtungen lag der Anteil der männlichen Pflanzen bei ein bis drei Prozent. Die männlichen Hanfpflanzen sterben circa 14 Tage vor dem übrigen Bestand ab, was zu Inhomogenität bei der Bestandes- und Strohabreife führt.   

Die größten Wuchshöhen wurden im Sortenmittel auf den beiden ertragreichsten Standorten Groß Malchau (2,67 m) und Haus Düsse (2,64 m) gemessen. Die geringsten Bestandeshöhen wurden auf den Versuchsflächen Futterkamp (Schleswig Holstein) und Dasselsbruch (Hannover) realisiert.   

Zwischen der Bestandeshöhe und dem Hanfstrohertrag zeigte sich eine enge Beziehung. Im Sortenvergleich erreichte die ertragreichste Sorte Kompolti mit 2,70 m auch die größte Wuchshöhe. Es folgte Lovrin mit 2,59 m. Die französischen Züchtungen erreichten im Mittel der Standorte eine durchschnittliche Wuchshöhe von 2,36 m. In dieser Sortimentsgruppe lagen Futura und Fedrina mit Wuchshöhen von 2,53 m und 2,46 m im Vorteil. Die niedrigste Bestandeshöhe wies die Sorte-Ferimon (2,28 m) auf.   

Die Hanfbeständen wurden 1996 von Schädlingen wie der Gammaeule (Autographa gamma L.) und dem Hanferdfloh (Psylloides attenuata) sowie von Pilzkrankheiten befallen. Eine Bekämpfung war in der Regel jedoch nicht erforderlich. Nur auf einem Standort (Wehnen) wurde eine chemische Bekämpfung der Gammaeule vorgenommen. Bei den übrigen Versuchsflächen waren die Schäden gering. Leichter bis mittlerer Befall mit Botrytis und Sclerotina wurden in einigen Beständen ab August beobachtet. Sortenunterschiede wurden dabei nicht sichtbar.   
 
 

Qualitätskriterien

Neben den Stroherträgen sind der Fasergehalt und die Faserqualität wichtige Ertragskennziffern. Bei den Ernteproben der Versuchsflächen Dasselsbruch, Groß Malchau, Borwede und Wehnen wurden der Fasergehalt und die Faserfeinheit analysiert. Der Fasergehalt wurde mit einem Labor Entholzungsgerät mechanisch ermittelt. Die Faserfeinheit wurde mit der Air - Flow - Methode bestimmt. Die Untersuchungen führte das Institut für Angewandte Forschung der Fachhochschule Reutlingen durch.   

Die Fasergehalte beziehen sich auf ungeröstetes Langstroh. Auf der Versuchsfläche Wehnen wurde die Erntetechnik der Fimma HempFlax eingesetzt, die Qualitätsangaben beziehen sich hier auf vorgebrochenes, gekürztes Erntematerial.   

Im Probensortiment wies der Fasergehalt eine große Schwankungsbreite auf. Die Ergebnisse geben auch wegen des begrenzten Probenumfanges nur einen groben Hinweis, der weiterer Untersuchungen bedarf.  

Bei den ungerösteten Langstrohernteproben lag der Fasergehalt im Mittel der Sorten bei 28,2 Prozent. Im gekürzten, teilentholzten Material (HempFlax-Erntetechnik) wurde ein durchschnittlicher Fasergehalt von 34,2 Prozent ermittelt. Die Sorte Ferimon zeichnete sich auf allen Standorten durch überdurchschnittliche Fasergehalte aus (31,1 Prozent bei Langstroh, 37,9 Prozent bei gekürztem Material). Mittlere Fasergehalte erreichten Felina 34, Fedora und Fedrina 74. Der Fasergehalt der Sorten wies im Standortvergleich erhebliche Schwankungen auf.  

Im Sortenvergleich erreichte die spätreife Sorte Kompolti bis zum Erntetermin Mitte September einen leicht unter dem Durchschnitt liegenden Fasergehalt (25,9 Prozent bei Langstroh, 29,7 Prozent bei gekürztem Material). Die Ergebnisse von Lovrin waren uneinheitlich (27,1 Prozent bei Langstroh, 31,2 Prozent bei gekürztem Material).  

Als weiterer Qualitätsparameter wurde die Faserfeinheit mittels der Air - Flow - Methode gemessen. Für die Faserfeinheit wurde ein Standard Fineness Index (SFI - Werte) ermittelt, der im Sortenvergleich bei ungebrochenen Strohproben zwischen 168 (Kompolti) und 191 (Fedora) differierte. Je höher der SFI - Wert, desto feiner ist die Faser. Die einjährigen Analysen lassen, auch wegen des begrenzten Probenumfanges, noch keine differenzierte Auswertung zu.  

Der Bestandesdichten- und N - Düngungsversuch wurde 1995 mit den Sorten Felina 34 und Fedrina 74 durchgeführt. 1996 wurde der Versuch auf dem Standort Wehnen mit beiden Sorten, auf den übrigen Standorten mit einer Sorte (Fedrina 74) fortgesetzt.  

Aussaatstärke: Geprüft wurden drei Bestandesdichten. Als Aussaatstärken wurden 100, 200 und 300 Körner/qm gewählt.  

N-Düngung: Im ersten Versuchsjahr wurden zwei (60 und 120 kg N/ha), im zweiten Versuchsjahr drei StickstoffIntensitätsstufen geprüft. Der Versuch 1996 wurde mit den N-Düngungsvarianten 50, 100 und 150 kg N/ha (inkl. N-min ) angelegt.  

Ergebnisse   

Mit einer mittleren Aussaatstärke von 200 Körnern/qm wurden wie bereits im Vorjahr die besseren Hanfstroherträge erzielt(Tabelle 3). 

 
Tab. 3:  
N-Steigerung und Bestandesdichte Hanf 95 und 96  
Saatmenge - Jahr - N-Düngung - Relativerträge Sorte = Fedrina
 
N - Düngung  
Jahr Anzahl Orte
60/50N  
95
4
60/50N
96
3
120/100N
95
4
120/100N
96
4
150N
96
3
Mittel
95/96
18
Hauptwirkung/Saatmenge
1. 100 Körner/m²
2. 200 Körner/m²
3. 300 Körner/m²
 
  96
100
110
 
  96
100
100
 
  98
100
100
 
  95
100
  96
 
 96
100
 97
 
 96
100
101
Standard dt/ha
110,0
104,0
127,6
135,5
145,5
124,5
Mittel Absolutertrag dt/ha
107,0
 
129,9
 
145,5
124,5
GD 5% Saatmenge
10,3
12,1
5,7
9,7
11,5
 
 
* = Varianten des Standardmittels
 
 
Eine Erhöhung der Aussaatstärke auf 300 Körnern/qm brachte im Durchschnitt der Jahre und der unterschiedlichen Düngungsstufen keine signifikanten Ertragsvorteile. Eine Reduzierung der Aussaatstärke auf 100 Körner/qm führte nahezu in allen Prüfkombinationen zu Ertragseinbußen. Im Mittel betrug der Minderertrag rund vier Prozent.  

Vor allem bei der höheren Saatmenge zeichnen sich Wechselwirkungen zum Standort und zur N-Düngung ab. Weitere Prüfjahre sind zur Absicherung jedoch vorerst abzuwarten.  

Eine deutliche Wechselwirkung des Hanfstrohertrages konnte in beiden Jahren zur N-Düngung festgestellt werden. Die geringsten Hanfstrohertrage wurden auf allen Standorten in der niedrigsten Intensitätsstufe (50 kg N/ha) geerntet. Bei der empfohlenen Saatmenge von 200 Körnern/qm brachte eine Steigerung des N-Angebotes von 50/60 kg/ha auf 100/120 kg N/ha einen Strohmehrertrag von durchschnittlich 22 dt/ha. Eine weitere Steigerung um 50 kg N/ha auf 150 kg N/ha (nur im Jahr 1996) führte auch zu einer weiteren Ertragssteigerung von durchschnittlich 10dt/ha (sieben Prozent). Die Steigerung der N-Düngung auf 150 kg N/ha führte besonders auf den Lehmstandorten zu deutlichen Ertragssteigerungen. Auch diese Ergebnisse müssen in weiteren Versuchen abgeklärt werden und sind lediglich als erste Hinweise zu betrachten.  
 
 

Boniturergebnisse  

Bei den beiden höheren Aussaatstärken (200, 300 Körner/qm) verlief die Pflanzenentwicklung während der Aufgangsphase gleichmäßiger. Bei der höheren Aussaatstärke (300 Körner/qm) kam es während der weiteren Entwicklung zu einer starken Konkurrenz im Bestand. Dies führte zu deutlichen Pflanzenverlusten und einer Reduzierung der Pflanzenzahl/qm.  

Mit zunehmender Stickstoffversorqung nahm die Wuchshöhe der Bestände zu. Während die Pflanzenlänge in der Düngungsstufe 50 kg N/ha bei durchschnittlich 2,35 m lag, wurden die Hanfbestände in der 150 kg N/ha-Variante durchschnittlich 2,67 m hoch. Es wurde eine enge Beziehung zwischen der Wuchshöhe und der Ertragsleistung der Bestände deutlich.  

Die Lagerneigung nahm bei der höheren N-Versorqung und der höheren Bestandesdichte leicht zu. Auswirkungen auf die Strohabreife konnten nicht festgestellt werden. Auf dem Standort Wehnen wurde der Versuchsbestand von Botrytis befallen. Die Befallsstärke nahm mit steigender N-Stufe zu.  
 
 

Aussaatzeitenvergleich

In der Literatur und älteren Anbauempfehlungen wurde bisher eine Aussaat Anfang/Mitte Mai favorisiert. Um zu prüfen, inwieweit auch der Saatzeitpunkt den Ertrag und das Abreifeverhalten bei Hanf beeinflußt, wurde die Hanfaussaat 1996 an drei Terminen in 14-tägigem Abstand ab Mitte April vorgenommenen. Geprüft wurden die drei Aussaattermine Mitte April (15. 4.), Ende April (30. 4) und Mitte Mai (15. 5). Der Saatzeitenvergleich wurde mit der Sorte Fedrina 74 und einer Stickstoffdungung von 100 kg N/ha (inkl. Nmin) durchgeführt.  

 
 
 
Ergebnisse   

Von den insgesamt fünf angelegten Versuchsflächen konnten wegen zu großer Inhomogenität der Hanfbestände nur die Standorte Borwede und Haus Düsse statistisch ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 4 ausgewiesen. Auch die Ergebnisse der übrigen Prüfstandorte Dasselsbruch, Wehnen und Futterkamp zeigen jedoch den gleichen Trend.  

 
Tab. 4: Saatzeit Hanf 1996  
Saatzeit - Einzelstandorte - Relativerträge  
Standorte
Borwede
Haus Düsse
Mittel
Wehnen**
Saatzeit  
Mitte April  
Ende April  
Mitte Mai *
 
138
111
100
 
132
114
100
 
137
111
100
 
158
113
100
Mittel-Standard  dt/ha
118,8
115,5
118,4
104,4
Gewichtung %
89,6
10,4
-
-
GD 5% Saatzeit
  7,2
21,6
9,7
-
 
*   = Varianten des Standartmittels  
** = wegen großer Bestandeshomogenität nur Verrechnung als       Einzelstandort  
unothogonale Datensätze statistisch berücksichtigt, gewichtete Mittelwerte
 
 
Mit dem frühesten Aussaattermin Mitte April wurden auf allen Standorten auch die höchsten Hanfstroherträge erzielt (Relativerrtrag 138 Prozent). Die Aussaat Ende April führte bereits zu geringeren Erträgen (Relativwert 111 Prozent). Der deutlichste Ertragsabfall zeigte sich beim Aussaattermin Mitte Mai, an dem durchschnittlich 43,9 dt TM Hanfstroh/ha weniger geerntet wurden als bei der frühen Aprilvariante. Hinsichtlich der Strohabreife wurden 1996 keine Unterschiede sichtbar.  

Begünstigt wurden die frühen Aussaaten 1996 durch gute Witterungsbedingungen im April. Die kühle Witterung im Mai führte zu einer Verlangsamung der Entwicklung, von der besonders die später gedrillten Hanfbestände betroffen waren.  

Dr. Rottmann-Meyer   
und Gerhard Freimann,   
Landwirtschaftskammer Hannover   
  
  
  

Fassen wir zusammen

Nach zweijährigen Beobachtungen läßt sich feststellen, das Faserhanf auch unter norddeutschen Standortbedingungen leistungsfähig ist. Im Mittel der Prüforte wurden in beiden Prüfjahren über 116 dt/ha Hanfstroh (Grünhanf) geerntet. In beiden Versuchsjahren wurden jedoch große Standortunterschiede in der Ertragsleistung festgestellt. Die Abreife verlief sehr standortspezifisch. Die Sortenrelationen blieben davon allerdings unberührt.  

Auf sandigen Standorten begrenzte die Wasserverfügbarkeit während der Sommertrockenheit die Ertragsleistung der Hanfbestände. Eine ausreichende Wasserführung ist auf leichteren Standorten eine wichtige Voraussetzung für den Hanfanbau. Auf Bodenverdichtungen reagierte Hanf mit starken Wuchsdepressionen und Ertragsverlusten.  

Von den insgesamt 14 für den Praxisanbau zugelassenen EU-Faserhanfsorten wurden fünf Sorten im Landessortenversuch geprüft. Von den zugelassenen Sorten erreichten Fedora und Fedrina 74 (jeweils Relativwert 104 Prozent) die höchsten Hanfstroherträge. Diese beiden Sorten stehen neben der Sorte Felina 34 1997 für den Praxisanbau auch zur Verfügung.  

Ertraglich über dem EU-Sortiment lagen die ungarische Sorte Kompolti und die Sorte Lovrin. Beide Sorten sind jedoch noch nicht in der EU zum Anbau zugelasssen. Die sehr späte Sorte Kompolti konnte ihr Ertragspotential auf den niedersächsischen Standorten 1996 nicht ausschöpfen.  

Im Aussaatstärkenversuch wurden die höchsten Hanfstroherträge mit der mittleren Aussaatstärke von 200 Körnern/qm realisiert. Je nach TKG (17 bis 20 g) entspricht diese Aussaatstärke einer Saatmenge von 35 bis 40 kg/ha. Bei derzeit immer noch hohen Saatgutpreisen (8 bis 10 DM/kg) hat die Aussaatmenge einen deutlichen Einfluß auf die Produktionskosten.  

Mit dem höheren Stickstoffangebot wurden auch die hochsten Ertragsleistungen erzielt. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die angesprochenen N-Düngungsstufen den Nmin-Gehalt im Boden einschließen (Gesamtangebot).  

Durch die Vorverlegung des Ausstattermins in den April konnten die Hanfstroherträge gesteigert werden. Eine frühe Aussaat (Mitte April) brachte 1996 deutliche Vorteile; ob dieses auch in Jahren mit weniger günstigeren Frühjahrsbedingungen zu wiederholen ist, muß sich in weiteren Prüfjähren zeigen.  

Die Landessortenversuche und die produktionstechnischen Prüfungen zum Hanfanbau werden 1997 fortgesetzt, um die bisherigen ein- und zweijährigen Ergebnisse abzusichern.  

Landwirtschaftsblatt Weser-Ems Nr. 14 vom 4. April 1997


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ch hohen Saatgutpreisen (8 bis 10 DM/kg) hat die Aussaatmenge einen deutlichen Einfluß auf die Produktionskosten.  

Mit dem höheren Stickstoffangebot wurden auch die hochsten Ertragsleistungen erzielt. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die angesprochenen N-Düngungsstufen den Nmin-Gehalt im Boden einschließen (Gesamtangebot).  

Durch die Vorverlegung des Ausstattermins in den April konnten die Hanfstroherträge gesteigert werden. Eine frühe Aussaat (Mitte April) brachte 1996 deutliche Vorteile; ob dieses auch in Jahren mit weniger günstigeren Frühjahrsbedingungen zu wiederholen ist, muß sich in weiteren Prüfjähren zeigen.  

Die Landessortenversuche und die produktionstechnischen Prüfungen zum Hanfanbau werden 1997 fortgesetzt, um die bisherigen ein- und zweijährigen Ergebnisse abzusichern.  

Landwirtschaftsblatt Weser-Ems Nr. 14 vom 4. April 1997


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