Hanf-Samen-Öl
Hanfsamen enthalten
zwischen 30 und 40% Öl erster Qualität. Um es in seiner vollen
Güte zu erhalten, sollte die Pressung - der unbedingt eine Zerkleinerung,
Quetschung oder Schrotung der Samen vorangehen muß - kalt durchgeführt
werden, gefolgt von der sofortigen Abfüllung. Wichtig ist auch, keine
unreifen (grünen) Samen mitzupressen (ergibt einen bitteren Geschmack),
und auch die verwendete Hanfsorte ist von Belang.
Felina 34, die meistgebaute, EU-konforme Sorte, ist für
Speisezwecke nur bedingt tauglich, sogar die seit Jahren handelsüblichen
chinesischen Samen (Vogelfutter) liefern weitaus bessere Qualitäten.
Hier gilt es, Erfahrungen im Detail zu sammeln; schon jetzt greifen viele
Hanfbauern gerne zu rumänischen oder ungarischen Sorten und verzichten
auf die EU-Förderung zugunsten von mehr und besserem Öl.
Hanföl ist ein trocknendes Öl, und diese in der Verwendung als
Farbe sehr erwünschte Eigenschaft heißt in der kulinarischen
Ecke schlicht, daß es leicht ranzig wird. Hohe Temperaturen, Licht
und Luft fördern den Prozeß. Achten Sie daher beim Kauf des
Öls auf die Frische und die Verpackung. Ideal ist eine luftdicht verschlossene,
dunkle Glasflasche. Solcherart hält sich das Öl im Kühlschrank
einige Monate. Für die Verwendung des Öls gilt grundsätzlich:
je unveränderter, desto besser, also am besten für den Salat
oder als Abrundung für den morgendlichen Brei. Möglich ist aber
alles, nur für das Braten und Frittieren ist Hanföl ungeeignet.
Beim Pressen des Öls mit rein mechanischen Methoden beträgt die
Ausbeute höchstens 25%. Übrig bleiben Hanföltrub und der
Preßkuchen, beides ideale Grundstoffe für eine weitere Vielzahl
an Verwendungs- möglichkeiten.
Der Hanföltrub (Hanfbutter) ist ein cremiger Preßrückstand
mit noch hohem Ölgehalt, zugleich aber so mit Feststoffen durchsetzt,
daß die Gewinnung eines klaren Öls ohne den Einsatz chemischer
oder thermischer Methoden nicht mehr möglich ist. Die Butter, als
Hanf-Basisnahrungsmittel noch weitgehend unbekannt, wird einst der Erdnußbutter
harte Konkurrenz bereiten und ist dank ihrer Konsistenz der ideale Grundstoff
für Aufstriche aller Art. Rezeptvorschläge werden von der Redaktion
gerne entgegengenommen.
Der Preßkuchen schließlich ist vor allem reich an Eiweiß
und kann zu Hanfmehl verarbeitet, in Backwaren aller Art zugesetzt werden.
Hanfmehl ist nicht backfähig - es enthält kein Klebereiweiß
-, weshalb ein 100%iges Hanfbrot rein technisch nicht möglich ist.
Beimengungen von 30 - 40 % Weizen , Dinkel oder Roggenmehl sind aber problemlos
backbar und geben ein zart-hanfiges Aroma.
Wem es die Sache wert ist bzw. wer genug davon hat: Der Preßkuchen
ist natürlich auch ein hochwertiges Viehfutter und wohl auch für
Bodybuilder bestens geeignet.
Die Pflanze Hanf war für die Menschheit vor allem anderen ein Nahrungsmittellieferant,
wenn diese Verwendung auch gegenüber Hanf als Faserpflanze im Laufe
der Zeit ins Hintertreffen geraten ist bzw. das Hanfkorn als Arme-Leute-Essen
galt. Heute hat Hanf ein exklusiv-ökologisches Image, das ihn zu einem
gesuchten und (noch) sehr teuren Stoff macht. Definitiv stellt er eine
Bereicherung des vegetarischen Speisezettels dar, und andere politische
Rahmenbedingungen sollten a la longue auch dafür sorgen, daß
der Hanf den Hunger der Welt zu lindern hilft.
Zedlers Universallexikon 1745, nach Helga Heulbach (Hg.): Die Faserpflanze
Hanf. Materialien zur Geschichte ihres Anbaus, ihrer Verarbeitung und ihres
Handels. Eigenverlag, FrankfurtIMain 1995.
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