Hanfgesellschaft Berlin, nova-Institut Hürth/Köln
10. März 1997
Presseerklärung
Hanf wird zum Industrierohstoff - Kontinuierlicher Aufwärtstrend
in der jungen europäischen Hanfwirtschaft
Dies war die Botschaft des internationalen Symposiums BIOROHSTOFF HANF
97. Vier Tage lang - vom 27.2. bis zum 2.3.97- kamen 350 Hanfexperten aus
25 Ländern in der Frankfurter Messe zusammen, um sich über den
aktuellen Stand der Hanfentwicklung auszu-tauschen. Und der kann sich sehen
lassen! Die Anbauflächen in der Europäischen Union haben sich
seit 1989 verfünffacht und wachsen weiter. Erste innovative Hanfprodukte
aus deutschem Anbau werden bereits 1997 am Markt eingeführt.
Die BIOROHSTOFF HANF® ist mit Abstand der weltweit größte
Fachkongreß zum Thema Nutzhanf und wird alle zwei Jahre vom nova-Institut
für politische und ökologische Innovation in Hürth bei Köln
im Rahmen der BIO FACH-Messe veranstaltet.
Während das Symposium vor zwei Jahren auf ein extrem
starkes öffentliches Interesse stieß und einen wichtigen Beitrag
zur Überwindung des deutschen Hanfanbauverbotes leistete, blieb es
dieses Jahr vom öffentlichen Interesse her eher ruhig. Dies wundert
nicht, sondern ist vielmehr ein Zeichen für den vollzogenen Wandel
im Nutzhanfbereich.
War Hanf vor zwei Jahren eine gerade erst wiederentdeckte, verbotene Pflanze,
die die Menschheit retten sollte, so ist Hanf heute ein nachwachsender
Rohstoff, dessen Integration in bestehende Wirtschaftskreisläufe zwar
interessante technische, ökonomische und ökologische Chancen
bietet, aber eben doch vor allem mühsam ist und nur in vielen kleinen
Schritten erfolgen kann.
So wurde die BIOROHSTOFF HANF 97 weniger zum Medienereignis, als vielmehr
zum Treffpunkt für engagierte Forscher, Entwickler, Unternehmer und
Investoren. Im Mittelpunkt des Interesses stand die Frage, wie der weitere
Aufbau einer innovativen Hanfindustrie zügig realisiert werden kann:
Neue Hanfsorten, aktuelle technische Entwicklungen, Marktpotentiale, Marketing-Strategien
und Kapitalbeschaffung.
Das breitgefächerte Programm mit 80 Fachvorträgen und zahlreichen
Produktinnovationen ver-mittelte fundiertes Fachwissen in allen Fragen
entlang der Wertschöpfungskette - von der Züchtung bis zum Marketing
- und präsentierte konkrete Perspektiven für die nahe Zukunft
der jungen Hanfindustrie. Wie bereits 1995 zeigten sich die Teilnehmer
beeindruckt von der Vielfältigkeit der Themen und der Anwesenheit
zahlreicher Spezialisten. Die Möglichkeiten des internationalen Informations-
und Gedankenaustausches wurden ausgiebig genutzt und eine Vielzahl an Kooperationen
und Geschäftsbeziehungen initiiert. Die Stimmung war zwar nicht mehr
so euphorisch wie 1995, aber immer noch sehr positiv und zuversichtlich.
Die europäische Hanf-szene zeigte sich stark professionalisiert und
mit beiden Füßen auf dem Boden stehend.
Neben den "alten" Hanfländern Frankreich und Spanien kristallisieren
sich in der EU als führende "neue" Hanfländer vor allem drei
Länder heraus: Die Niederlande, England und Deutschland. Insbesondere
Holland und Deutschland arbeiten eng zusammen beim Aufbau einer grenz-überschreitenden
Hanfindustrie.
Das Jahr 1997 wurde oftmals als ein besonders wichtiges Jahr bezeichnet:
Die Basis für die neuen Hanfindustrien wurde in den letzten zwei Jahren
geschaffen. Für dieses Jahr steht die Markteinführung der Hanfzwischen-
und Hanfendprodukte konkret an und es wird sich entscheiden, in welchem
Umfang sich die verarbeitende Industrie des neuen Rohstoffes annehmen wird.
Situation in Deutschland
Auf dem Symposium wurden die Erfahrungen und wissenschaftlichen
Auswertungen aus dem ersten Jahr Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung umfassend
diskutiert und Folgerungen für das Jahr 1997 abgeleitet. Es wird erwartet,
daß die Anbauflächen von 1.450 ha im Jahr 1996 auf ca. 2.000
ha in diesem Jahr steigen werden. Die erste Faseraufschlußanlage
für Hanfstroh ging im Dezember 1996 bei Karlsruhe in Betrieb und im
Februar 1997 wurde eine Vlies- und Filzfabrik für Hanffasern in Brandenburg
eingeweiht.
Einige Hanfproduktlinien sind in Deutschland bereits umgesetzt oder befinden
sich in der konkreten Realisierungsphase:
Hanffaser: |
Zellstoff & Papier, Formpreßteile für
den Automobil-Innenausbau, Technische Textilien wie z. B. Geotextilien
für den Erd- und Wasserbau. |
Hanfschäben: |
Tiereinstreu und Baubereich.
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Hanfsamen und -öl: |
Lebensmittel-, Kosmetik- und therapeutischer Bereich
(Neurodermitis). |
Cannabinoide: |
Arzneimittel (Zulassung in Deutschland noch dieses Jahr
erwartet). |
Besondere Beachtung fand die erstmalige Präsentation
des großen "Hanfproduktlinienprojektes" (nova, IAF und ifeu). Die
500-seitige Studie untersucht umfassend und detalliert die Umsetzungs-chancen
verschiedener Hanfproduktlinien am Standort Deutschland. Neben ökonomischen
Analysen und Marktpotentialschätzungen beihaltet die Studie die erste
Öko-Bilanz zum Thema Hanf.
Wichtigste Schritte für den weiteren Aufbau der deutschen Hanfindustrie
im Jahr 1997 sind Stimulation und Stabilisierung der industriellen Nachfrage
nach Hanfrohstoffen und -zwischenprodukten, die seit 1996 in Westeuropa
im 1.000-t-Maßstab zur Verfügung stehen.
Markteinführung der ersten innovativen Hanfprodukte.
Aufbau weiterer mechanischer Faseraufschlußkapazitäten
nur synchron zu einer wachsenden industriellen Nachfrage.
Symposiumsmagazin und Tagungsband
Bereits erschienen ist das Symposium-Magazin, in dem auf
84 Seiten die wichtigsten Vorträge zusammengefaßt sind (siehe
Anlage). Es ist beim nova-Institut für 18 DM plus 3 DM (Porto+Versand)
erhältlich.
Im Sommer 1997 wird der ca. 700-seitige Symposiums-Tagungsband erscheinen,
in dem alle 80 Vorträge vollständig enthalten sein werden.
Sponsoren
Das Symposium BIOROHSTOF HANF wurde finanziell unterstützt
von dem führenden Umweltmessen-Veranstalter Sunder & Rottner,
den EFKA-Werken Trossingen (Cañuma) und den Zeitschriften Hanf!
und die tageszeitung (taz).
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