Schmerz
5 bis 7 Millionen Menschen leiden in Deutschland
unter chronischen Schmerzen, darunter 500.000 bis 650.000 mit problematischen,
schwer zu behandelnden Schmerzkrankheiten. Mindestens jeder zweite Schmerzpatient
wird nicht ausreichend mit Schmerzmitteln versorgt. Vermutlich wird nur
jeder fünfte Krebspatient mit starken Schmerzen ausreichend behandelt.
Die wichtigsten Schmerzmittel, die frei verkäuflich
sind, sind Azetylsalizylsäure (ASPIRIN, ASS u.a.) und Parazetamol
(BENURON, TOGAL u.a.). Auf einem normalen Rezept sind schwache Opiode (Dihydrokodein/DHC
MUNDIPHARM, Kodein/CODI OPT) erhältlich, während starke Opiode
(Morphin/MST MUNDIPHARM u.a, Buprenorphin/TEMGESIC, Piritramid/DIPIDOLR)
dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen und auf einem BtM-Rezept verordnet
werden müssen.
Bei Migräne werden zudem Mutterkornalkaloide (Ergotamin/ERGO SANOL
u.a.) und Serotoninagonisten (Sumatriptan/IMIGRAN) eingesetzt. Bei Knochenschmerzen
werden auch Entzündungshemmer (Ibuprofen/DOLORMIN, OPTALIDON u.a.)
verwendet.
Nicht selten bestehen Resistenzen oder Unverträglichkeiten gegen herkömmliche
Schmerzmittel. So reagiert ein Teil der Patienten auf Opiate mit Übelkeit
oder herkömmliche Migränemittel zeigen nur geringe Effekte. Weitere
Schmerzmittel werden daher gebraucht.
In mehreren Tierversuchen wurde der schmerzhemmende Effekt von THC nachgewiesen.
Bisher liegen erst wenige Forschungsergebnisse an Patienten vor. In einer
Studie erwies sich THC in einer oralen Dosis von 15 bzw. 20 mg als gut
wirksam bei Schmerzen von Krebspatienten. Ein Zitat eines Schmerztherapeuten
in einer britischen Fachzeitschrift für Anästhesisten aus dem
Jahre 1995 macht deutlich, daß nicht selten illegale Cannabisprodukte
zur Schmerzbekämpfung eingesetzt werden: „Ich fand eine zunehmende
Zahl von Patienten, die sich mir hinsichtlich Cannabis offenbarten und
mir mitteilten, daß sie es als wirksamer zur Schmerzlinderung erlebten
als verschriebene Medikamente (inklusive Opioide). Alle diese Patienten
sind so verzweifelt, daß sie das Gesetz brechen, um eine Schmerzminderung
zur besseren Symptomkontrolle zu erzielen."
Cannabisprodukte können offenbar die Wirkung von Opiaten potenzieren
(Welch 1992), so daß sich eine kombinierte Gabe bei starken Schmerzen
als sinnvoll erweisen könnte.
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