Cannabis als Medizin
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Erfahrungsbericht  „AIDS und HIV"


Als ich vor 11 Jahren erfuhr, daß ich HIV infiziert bin, hatte ich schon Erfahrung mit Haschisch. Bereits 1970 im Alter von 21 Jahren machte ich während eines 3monatigen Krankenhausaufenthaltes parallel zu den offiziellen Untersuchungen meine eigenen „Studien". Ich hatte eine schwere Lungenentzündung, eine „Nebenwirkung" des Medikamentes Rimifon, mit dem ich meinen von Morbus Boeck befallene Lunge zu Leibe rückte.

Während dieses Krankenhausaufenthaltes saß ich häufig in der Grünanlage und erfreute mich bei einem Joint an dem bißchen Natur um mich rum. Ohne Wissen der Ärzte natürlich. Mir wurde jeden zweiten Tag Blut abgenommen. So konnte ich anhand der Werte feststellen, daß das Haschichrauchen durchaus keine negativen Auswirkungen auf meine Genesung hatte. Die Leberwerte wurden von Tag zu Tag besser und alle anderen Werte auch.

Seit ich nun von meiner Krankheit weiß, nehme ich durchgehend THC zu mir, in Form von selbstgemachten Keksen und Grasjoints, alles aus eigenem Anbau. Die Kekse habe ich in mein Gesundheitsprogram aufgenommen, nachdem ich einen Artikel in der TAZ gelesen hatte über „Brownie Mary", eine alte Dame, die in Amerika Kekse backt für Krebs- und Aidskranke. Ich griff das erste Mal zum Haschichkochbuch, welches ich schon ca. 20 Jahre besaß. Ich entdeckte schnell das gesuchte Rezept und backe seitdem für mich und für die Aids-Hilfe. Ich bin in der glücklichen Lage hier auf dem Land ausreichend Zutaten für mein Gebäck aussäen und ernten zu können. Obwohl ich bemerken muß, wenn ein Hubschrauber im Spätsommer/Herbst am Himmel brummt, dann wird´s mir schon Angst und Bange.

Ich nehme diese Kekse wie tägliche Medizin ein. Ab und an lasse ich auch mal einen Tag aus, weil ich mich manchmal schon so gut fühle, daß es keiner Steigerung bedarf. Um die immer wiederkehrende innere Unruhe aufzuweichen, tut´s dann auch mal ein Joint. Als 10jähriges Kind bekam ich gegen diese innere Unruhe Contergan Schlafsaft. Zwar die abgemilderte Form für Kinder (meine ich zumindest), aber immerhin.

Dadurch, daß ich die Kekse von der Pike auf selber mache, kenne ich mich genauestens mit der Dosierung aus. Ich weiß, daß man bei dieser Form der THC-Aufnahme eine Überdosis erlangen kann. Nicht tödlich, aber unangenehm. Herzjagen durch die starke durchblutende Wirkung, Paranoia durch Geräuschüberempfindlichkeit. Das ist mir einmal passiert, beim allerersten Selbstgebackenen. Seitdem nie wieder. Also, die schon erwähnte fast tägliche Dosis ist so bemessen, daß es mir ganz einfach gut geht, ohne „breit" zu sein. Es gibt mir Power und Lust und Laune meinen Landfrauenalltag zufriedenstellend zu leben. Ich säge Holz, ich fahre Auto, ich fahre Fahrrad, entwerfe und nähe Mokassins, singe im ländlichen Gospelchor, na ja, und die Hausfrauenroutine als solches. Mit einer Portion Sonnenschein im Blut macht das alles viel mehr Spaß. Meine Unruhe wird sozusagen in positive Energie umgewandelt. Ich kann meinen inneren Zappelphilipp also dazu kriegen, was zu machen. Sonst nervt er nur und blockiert mich bis zur Angst. Zwischendurch packt mich auch immer wieder die Tanzwut, dann lasse ich Abwasch Abwasch sein und tue was ich brauche, tanzen. Ich bin dabei so klar ich Kopf, daß ich an der Kreissäge und als Verkehrsteilnehmer äußerst achtsam bin.

Bei besorgniserregender Appetitlosigkeit dosiere ich doppelt. Wenn ich abends feststelle, daß ich den ganzen Tag nichts gegessen habe, dann gönne ich mir eine kleine Überdosis. Ich lege mich dann ins Bett, erfreue mich an warmen Beinen und angenehm kribbelnden Füßen, worüber ich dann einschlafe. Nach ca. 2-3 Stunden werde ich wach und habe Bärenhunger, weiß auch sofort auf was. Ich springe aus dem Bett, koche mir was und esse mit Wonne. Das Verrückte ist, wenn ich tagsüber was gegessen habe, dann wache ich nicht auf bei gleicher Dosierung, ist also auch bei Schlafstörungen eine bewährte Methode.

Mit 36 Jahren erfuhr ich von meinem Virus. Jetzt bin ich 47, erfreue mich guter Gesundheit, mein Gewicht hat sich in den 11 Jahren nicht verändert und wenn ich mir Fotos von damals begucke, dann sehe ich jetzt besser, frischer aus. Ich bin nicht gewillt, Retrovir oder ähnliches zu mir zu nehmen. Ich nehme mittlerweile noch nicht mal mehr Antibiotika. Meine letzte Erfahrung damit war Scheidenpilz und Ohrensausen. Ich warte also nicht auf ein Wundermittel, daß den HI-Virus killt oder austreibt. Ich habe mich entschieden mit meinem Virus zu leben, ihn und mich dank THC bei Laune zu halten. Ich finde es zwar einen enormen Fortschritt, daß Fabrik gemachtes THC schon mal gestattet wird, aber ich persönlich möchte weiterhin die Heilkraft meiner eigenen Pflanzen nutzen. Schon das Aussäen, Hegen und Pflegen bis zur Ernte tut meiner Seele und somit auch meiner Gesundheit gut.
 


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