Erfahrungsbericht „Depressionen"
Vor etwa 10 Jahren erkrankte ich an Depressionen.
Am Anfang dachte ich, daß man diese Krankheit in den Griff bekommen
würde. Doch ich fühlte mich sehr schlecht, deshalb wollte ich
nach ein paar Monaten in stationäre Behandlung. Nach 6 Wochen Klinik
wurde ich entlassen. Man hatte mich dort auf Medikamente eingestellt, die
ich nun mehrmals täglich einnehmen mußte.
Ich setzte nach ein paar Wochen diese Tabletten ab und hoffte,
daß es nun auch ohne gut gehen würde. Welch ein Irrtum, nun
fühlte ich mich zusehends schlechter. Irgendwann war ich dann soweit,
daß ich eine Überdosis Antidepressiva einnahm. Meine Tochter,
damals 18 Jahre, merkte dies noch rechtzeitig und lies mich in ein Krankenhaus
bringen.
Nach meiner Genesung versuchte ich wieder klar zu kommen. Dies wurde aber
immer schwerer, weil ich auch bedingt durch meine seelische Verfassung
des öfteren die Arbeit verlor. Irgendwann war mir alles egal, so daß
ich auch nicht nein sagte, als mir ein Freund meiner Tochter eine Haschischzigarette
anbot. Wir saßen bei einem Glas Wein, rauchten und redeten. Nach
etwa 15 Min. merkte ich, wie ich immer zufriedener wurde, was ich natürlich
dem Wein zu schob. Ich fühlte mich wie neugeboren und konnte nach
langer Zeit auch wieder lachen. Der Freund erklärte mir dann, daß
dies vom Haschisch käme. Nun begann ich auszuprobieren, welche Dosis
am günstigsten wirkte. Ich lernte dann meinen jetzigen Mann kennen,
der zu dieser Zeit auch noch rauchte. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr
zu rauchen und hörte damit auf.
Drei Jahre dachte ich nicht mehr daran, gewöhnte mich an meine Krankheit,
die mal mehr mal weniger schwer zu ertragen war. Ich glaubte schon nicht
mehr daran, daß ich noch etwas ändern würde. Irgendwann
verlor dann ein Freund ein Stück Haschisch in unserem Auto. Als ich
es fand, überlegte ich, ob ich es behalten konnte oder ob ich es rauchen
sollte. Ich behielt es und rauchte es. Nun spürte ich wieder diese
Zufriedenheit und fing an, wieder ab und zu zu rauchen. Damals dachte ich
aber noch nicht daran, daß nun das auch half, meine Depressionen
zu behandeln.
Vor ca. 3 ½ Jahren wurde ich dann zwangsweise nach L. zur Psychiatrie
eingewiesen. Dies empfand ich dann sehr schlimm. Nach dem ich dann wieder
entlassen war, begann ich eine Dauerbehandlung mit Imap. Mein Arzt gab
mir auch Diazepam. Nun fühlte ich mich erst recht nicht mehr wohl,
weil ich Angst vor den mir verordneten Medikamenten hatte. Vor etwa 2 ½
Jahren ging es mir dann wieder sehr schlecht, ich fühlte mich nutzlos
und überflüssig, war unausstehlich und verlor an allem die Lust.
Nach ein paar Tagen konnte ich diesen Zustand nicht mehr ertragen, ich
nahm ca. 10 Tabletten Diazepam, nicht um mich umzubringen, sondern um zu
schlafen und meine dauernden Selbstmordgedanken auszuschalten. Nach 2 Tagen
wollte ich dann wieder nach L. Dort meinten dann die Ärzte, daß
ich tablettenabhängig sei, weil man nicht glaubte, daß ich diese
Tabletten sonst nicht regelmäßig nehme, da man ja auch Cannabisrückstände
in meinem Urin fand. Ich wurde nach ein paar Tagen entlassen, weil es hieß
ich sollte mich entgiften.
Dann, ein ½ Jahr später fühlte ich mich so elend, daß
ich kaum noch rausgehen konnte, sobald ich das Haus verließ, spürte
ich wie die Angst in mir hochkam, ich bekam das Gefühl als wenn ich
auf Watte ging und alles war so unwirklich. Wenn ich dann wieder zu Hause
war, war diese Angst wieder weg. Dann machte ich wieder den Fehler und
knipste mich mit Tabletten aus. Nun begann alles wieder von vorne. Ein
paar Tage in L. und wieder die Diagnose „Tabletten und Cannabissucht".
Man ließ mich nach Hause, weil ich nicht bereit war in die Suchtabteilung
zu gehen. Doch jetzt willigte ich ein, wenigstens ein Beratungsgespräch
in der Suchtambulanz zu führen. Ich versuchte den Ärzten zu erklären,
daß ich nicht regelmäßig Medikamente nehmen würde,
aber ich spürte, daß man mich und meine Krankheit nicht ernst
nahm. Ich sagte, daß ich nicht mit Junkies und Alkoholikern zusammen
sein wollte. Darauf hin hieß es, dann solle ich selber entziehen,
daß ich aber dann Krampfanfälle bekommen könne. Ich sagte
dann, daß ich nicht entziehen brauche und wohl auch keine Krampfanfälle
bekommen würde, wies aber nochmals auf meine Depressionen hin und
sagte, daß ich ja Selbstmordgedanken hätte und Hilfe brauche.
Ich sagte dann auch, wenn nun etwas passiert, steigt mein Mann ihnen aufs
Dach. Dann wurde ich entlassen, und in meinem Entlassungsbrief schrieb
man, ich hätte mit massivem Tablettenmißbrauch gedroht, und
bei nochmaliger Einweisung mich doch bitte in die Drogenabteilung einzuweisen!
Darüber war ich sehr böse. Man glaubte mir nicht, daß ich
Cannabis durch meine Krankheit kennenlernte. Man nahm einfach an, daß
ich Cannabis geraucht hätte und dadurch Depressionen bekommen hätte.
Ich sprach darüber mit einer Patientin, die mir dann das Buch „Marihuana,
Die verbotene Medizin" empfahl. Ich kaufte mir das Buch und las es mit
großer Aufmerksamkeit. Ich war überrrascht, daß Cannabis
von sehr vielen Kranken benutzt wird und den Benutzern auch hilft. Nun
fing ich an, statt Haschisch, Gras zu rauchen, weil ich da sicher bin,
daß es naturbelassen ist. Seit nun fast 2 Jahren rauche ich abends
eine Marihuanazigarette und nehme nur noch 3 Tabletten gegen Depressionen
täglich. Ich bin davon überzeugt, daß ich mehr Medikamente
bräuchte, wenn ich nicht rauchen würde.
Dies ist eine kurze Geschichte von mir und meinem Leiden. Es gäbe
sicher noch mehr zu schreiben. Ich bin schon auf sehr viel Unkenntnis mit
meiner Einstellung gestoßen. Es ist schade, daß man eine Pflanze,
die soviel Nutzen bringt, verteufelt und ablehnt, ja sie sogar als gefährliche
Droge bezeichnet und die Benutzer als kriminell und abhängig bezeichnet.
Ich möchte gerne anderen helfen, mehr Verständnis für die
Wirkung dieser Pflanze zu bekommen! Wie sagt man so schön „Gegen alles
ist ein Kraut gewachsen".
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