Haschisch gegen Hühneraugen
Rauschgift als Medizin???
”Da hilft nur Haschisch!” warb eine Anzeige um die Jahrhundertwende
für ein Hühneraugenmittel, denn ”das idealste Mittel gegen Hühneraugen,
Hornhaut und Warzenist und bleibt Karrers Haschisch”. Ob zum Einreiben,
Essen, Trinken oder Rauchen – bis Ende des 19. Jahrhunderts galt Cannabis
als eine Art Universalmedizin.
Haschisch diente als Schmerz- und Schlafmittel, half bei
chronischem Rheumatismus, Asthma, Menstruationsbeschwerden und Migräne.
Hanf-Tinkturen wie ”Dr. Dralles Somnium” wurden als Einschlafhilfe in Apotheken
und Drogerien verkauft. Auch andere Drogen, die heute unter das Betäubungsmittelgesetz
fallen, kamen zunächst als Arznei auf den Markt. So heimste der hessische
Apotheker Heinrich Emanuel Merck für die Produktion des Betäubungsmittels
Morphium zahlreiche internationale Preise ein. Als die starke Suchtwirkung
des Morphiums bekannt wurde, entwickelte die Firma Bayer eine angeblich
unproblematische Alternative aus Morphin und Essigsäure. Der
Name des Pulvers, das besonders als Hustenmittel für Kinder empfohlen
wurde, lautete: Heroin.
Mit LSD, 1943 vom Schweizer Sandoz-Chemiker Hofmann synthetisch hergestellt,
erzielten Psychiater bei der Behandlung von schweren Depressionen, Angst-
und Zwangsneurosen beachtliche Erfolge. Seit 1967 ist das Halluzinogen
in Deutschland verboten: Genauso wie Haschisch oder Heroin durfte LSD weder
verschrieben, noch zur medizinischen Forschung verwendet werden.
Inzwischen jedoch setzen sich Ärzte und Wissenschaftler für eine
kontrollierte Freigabe von LSD und LSD-verwandten Substanzen für therapeutische
Zwecke ein. Auch Cannabis wird als Schmerzmittel und Appetitanreger zur
Behandlung von Aids- und Krebs-Patienten wiederentdeckt.
Die muskelentspannende und krampflösende Wirkung von Cannabis soll
zudem bei Multipler Sklerose und Epilepsie Linderung verschaffen. Schon
seit einiger Zeit fordern Betroffene und auch Ärzte deshalb, Cannabis
als Therapeutikum auf Rezept zuzulassen.
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