Washington (dpa). Schmerzen aktivieren ein natürliches Cannabinoid im
Hirn, einen Stoff, der in ähnlicher Form auch in dem Rauschmittel
Marihuana enthalten ist. Das haben US-Forscher erstmals im Tierversuch
nachgewiesen. Michael Walker und Kollegen von der Brown Universität in
Providence (US-Staat Rhode Island) stellen ihren Fund in den
"Proceedings of the National Academy of Sciences" (S. 12 198) vom
Dienstag vor.
Demnach ist das Cannabinoid als Anandamid bekannt. Seine Aktivierung
führt laut Walker und Kollegen zur Analgesie, dem Verlust eines
normalen Schmerzempfindens. Zwar wird seit etwa 20 Jahren vermutet,
dass Nicht-Opiate Einfluss haben auf das System der
Schmerz-Unterdrückung im Hirn. Doch erst jetzt wiesen Walker und
Kollegen die winzigen Spuren des Anandamids mit einer neuen Art von
Spektometrie nach.
Das Team um Walker hofft nun, bestimmte Schmerzen, die auf Opiate
nicht reagieren, über eine Stimulierung des Anandamids im Hirn
bekämpfen zu können. "Die Tatsache, dass verschiedene Systeme
existieren, die für verschiedene Schmerzen aktiv werden, gibt Anlass
zur Hoffnung", sagt Walker.
Cannabis oder Marihuana wurde früher in China zur Schmerzbetäubung bei
operativen Eingriffen verwendet. Archäologische Funde zeigen, dass es
Frauen in Israel während der Niederkunft gegeben wurde. Eine
Untersuchung der Nationalen Akademie der Wissenschaft in den USA fand,
dass sich Marihuana-Derivate zur Bekämpfung chronischer Schmerzen
eignen würden.