Marihuana bei Multipler Sklerose
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Es liegen einige Studien an kleinen Kollektiven beziehungsweise Einzelfallstudien
vor, die die Wirksamenkeit von Marihuana, THC und Nabilon, einem synthtischen
THC- Abkömmling, bei organisch bedingter Spastik im Rahmen von Multipler
Sklerose oder Rückenmarksverletzungen belegen (Brenneisen
1996, Clifford 1983, Martyn 1995, Maurer 1990, Meinck 1989, Petro 1981). Weitere günstig beeinflußte Symptome umfaßten Schmerz, Mißempfindungen wie Kribbeln und Zittern. Die Wirkung setzte häufig bereits bei Dosierungen unterhalb der psychotropen Schwelle ein. |
Tabelle 2:
Konsumgewohnheiten der 112 Befragten
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Die Spastik wird bei der Multiplen Sklerose durch eine Schädigung
der Nerven im Bereich des Rückenmarks (spinale Spastik)
verursacht, wie sie etwa auch bei einer Querschnittsverletzung auftreten
kann, oder durch eine Schädigung im Bereich des Großhirns (zerebrale
Spastik), wie sie auch bei Hirnverletzungen, nach einer Hirnoperation
oder einem Schlaganfall gefunden wird. Daneben liegen einige Hinweise auf die Wirksamkeit von Cannabis und einzelnen Cannabinoiden bei anderen Symptomen vor, die bei einer Multiplen Sklerose auftreten könnnen. Es handelt sich vor allem um Schmerzzustände, Depressionen und Gewichtsverlust. In persönlichen Erfahrungsberichten weisen Personen, die an einer Multiplen Sklerose leiden, zudem gelegentlich daraufhin, daß sich ihre Blasen- und Mastdarmfunktion verbessere. In einem umfangreichen Fragebogen sollten nun Patienten selbst ihre Erfahrungen im Umgang mit einer illegalen Selbstmedikation schildern (Consroe 1997). Studienablauf
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Tabelle 3:
Wirkung von Cannabis auf MS- Zeichen und -Symptome (Angaben in Prozent der 112 befragten Personen)
*) Besseung = starke Besserung + leichte Besserung |
Ergebnisse
DiskussionAufgrund verschiedener Untersuchungen ist bekannt, daß MS- Symptome wegen einer hohen Placebo- Rate in 65 bis 70 Prozent durch vollkommen unwirksame Präparate subjektiv günstig beeinflußt werden. Hier wurde jedoch eine Vielzahl von Symptomen in mehr als 90 Prozent aller Fälle verbessert, so daß hier vermutlich kein Placebo- Effekt vorliegt, sondern eine echte Wirkung. Zudem wurde bei einer Anzahl von Symptomen ein hoher Anteil starker Besserungen angegeben. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, daß es unwahrscheinlich sei, daß die Reduzierung von MS- Symptomen auf Einbildung beruhe. Ein Indiz sei die hohe Variation der beeinflußten Symptome. Cannabis beeinflußte nicht bei allen Befragten die gleichen Symptome in gleicher Weise. Man kann nicht darauf schließen, wie hoch der Prozentsatz aller MS- Patienten ist, der von Cannabis profitieren könnte, denn es handelt sich bei den Befragten um ein selektiertes Kollektiv. Dennoch schließen die Studienleiter, daß " die vorliegende Studie, zusammen mit früheren Berichten, sehr stark darauf hinweist, daß Cannabis verschiedene Zeichen und Schmerz, signifikant vermindern kann, zumindest bei einigen Patienten." Diesem Schluß kann man sich auch aufgrund von Erfahrungen, die MS- Kranke aus dem deutschen Sprachraum schildern, nur anschließen. Dr. med. Franjo Grotenhermen |