Mittwoch, 12. Januar 2000, 14:32 Uhr
2040 sollen Möbel nach einer Saison auf den Müll fliegenZukunftsstudie der Zeitschrift «Schöner Wohnen»Hamburg (AP) Die Deutschen können im Jahr 2040 nach einer Studie der Zeitschrift «Schöner Wohnen» ihre Möbel wie modische Kleidung jedes Jahr wechseln und alte Sessel und Sofas auf den Müll werfen. Inneneinrichtungen würden dann von Designern für jede Saison neu entworfen und kämen als Billigware aus dem Supermarkt, sagte der Verlagsleiter der Zeitschrift, Werner Beba, bei der Vorstellung der Untersuchung am Mittwoch in Hamburg.
Als weiteren Trend prophezeite die Studie eine Wende zum
«halluzinogenen Haus». Darin sei von der Farbe der Wände bis zum
Ausblick aus dem Fenster alles steuerbar und nichts mehr echt. «Töne,
Düfte und Bilder im Wohnbereich sind eine Frage der Programmierung»,
erklärte Beba.
In der High-Tech-Variante des Hauses werde eine Symbiose von Mensch
und Gebäude angestrebt. Dort solle es an nichts fehlen, vom
simulierten Mitbewohner, mit dem auch gesprochen werden könne, bis zu
virtuellen Kindern oder Großeltern, blickte Beba in die Zukunft. Auch
Kultfilme und Helden der Leinwand fänden Eingang in die Wohnkultur.
Raumschiff-inspirierte Inneneinrichtungen aus Zukunftsserien bis hin
zu Design aus dem Disney-Land seien denkbar.
Zu jedem Trend in der Wohnkultur entwickelt sich laut Studie auch
immer eine Gegenströmung. Im so genannten Zen-Haus würden alternative
Wohnkonzepte auftauchen, die auf spartanische Einrichtungen
zurückgriffen. Auch das ökologische Bewusstsein bahne sich verstärkt
einen Weg in die Wohnkultur. Dabei werde eine harmonische Verbindung
von Technik und natürlichen Materialien angestrebt. Auch hier regele
ein Computer automatisch die Raumtemperatur.
Allerdings würden gesündere Baustoffe wie Holz, Lehm, Hanf und
Naturstein wieder verwendet. Ein kleines Solarkraftwerk mache die
Wohnung zudem unabhängig vom Stromnetz. Die Studie wurde anlässlich
des 40-jährigen Bestehens der Zeitschrift beim Trendbüro in Hamburg in
Auftrag gegeben.
Was wird aus den Bauern?
Pflanzen Landwirte demnächst Hanf und Stiefmütterchen an?
Ackerbau und Viehzucht werden sich in Zukunft stark verändernVon Franz Albert Heinen Kreis Euskirchen - "Landwirtschaft wird es auch in 30 Jahren im Kreis Euskirchen noch geben. Aber vielleicht bauen wir dann andere Produkte an, wie Hanf oder Stiefmütterchen": Kreislandwirt Dr. Wolfgang Weidenfeld blickt durchaus optimistisch in die Zukunft, wenngleich die "Agenda 2000" und der Preisverfall den Bauern zur Zeit einige Sorgen bereiten. "Viele Betriebe haben schon jetzt keine Chance mehr, die Familie zu ernähren", ergänzt der Vorsitzende der Kreis-Bauernschaft, Willi Haas.
Fest steht, dass die Landwirtschaft im Kreisgebiet sich
unterschiedlich entwickeln wird: Auf den klimatisch begünstigten und
vom Boden her ausgezeichneten Äckern in der nördlichen Ebene werden
weiter Knollen und andere Feldfrüchte angebaut. Im Mittelbereich wird
sowohl Ackerwirtschaft als auch Milchwirtschaft betrieben. Und auf den
Eifel-Höhen wird es vorerst bei der reinen Milchwirtschaft bleiben.
Die Anzahl der Landwirte im Kreisgebiet geht seit langem zurück. Im
Jahr 1950 wirtschafteten noch 8000 Bauern zwischen Losheim und
Weilerswist, heute sind es noch 1500. Zur Zeit werden jährlich noch
sechs bis zehn Jung-Landwirte ausgebildet. Das sind allerdings
Allround-Experten, die sich am Computer ebenso auskennen wie bei der
Umweltschutz-Gesetzgebung.
Winterdienst
Weidenfeld geht davon aus, dass in Zukunft die Landwirte - besonders
in den Höhenlagen - neben der Nahrungsmittelproduktion immer mehr
andere Aufgaben übernehmen werden. Zum Beispiel den kommunalen
Winterdienst oder die großflächige Ausbringung von Kompost.
Und natürlich wird der Vertrags-Naturschutz für die Landwirte an
Bedeutung gewinnen. Weidenfeld: "Es ist politischer Wille, dass solche
Einnahmen zunehmend zum Einkommen der Bauern beitragen." Schon jetzt
seien 400 Landwirte im Kreis Euskirchen in Landschaftspflege-Maßnahmen
eingebunden, und diese Zahl soll weiter steigen. Aber: "Wenn die
Politik das will, muss sie auch in Zukunft das nötige Geld
bereitstellen", mahnt Haas.
Die Zukunft für die Landwirte liegt auch in der Ausnutzung von
Markt-Nischen. Die Direktvermarktung beispielsweise wird nach
Einschätzung der Bauern-Vertreter zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das
Vieh oder die Kartoffeln werden dann direkt an den Metzger oder sogar
an den Endverbraucher verkauft. Die Chancen der Direktvermarktung
steigen nach Einschätzung der Landwirte mit der zunehmenden Skepsis
der Kunden angesichts von BSE und anderen Skandalen. Willi Haas: "Die
Leute wollen wissen, woher ihr Fleisch kommt." Daneben wird der
"Urlaub auf dem Bauernhof" eine immer bedeutsamere Einnahmequelle
darstellen.
Auch in Zukunft werde der Familienbetrieb die sinnvollste
Größenordnung für einen landwirtschaftlichen Betrieb darstellen. 800
bis 1000 Morgen könne eine Familie im Ackerbau schaffen, bis zu
hundert Kühe kann ein Milchbetrieb versorgen. Mit heutiger Technik
lässt sich mehr kaum erledigen. Allerdings zeichnen sich technische
Revolutionen ab, die in der Zukunft durchaus auch Familienbetrieben
die Erweiterung ermöglichen können: mehrreihige Rüben-Roder
beispielsweise oder Melk-Computer.
Sicher wird es in Zukunft ver¦stärkt Kooperationen zwischen den
Landwirten geben müssen, weil nicht jeder jedes Gerät kaufen kann.
Viele Arbeiten könnten im Lohn-Verfahren erledigt werden.
Im Keller
Derzeit sind die Preise für Narungsmittel tief im Keller. Doch
Weidenfeld hält eine Änderung in Zukunft für möglich: "Die
Weltbevölkerung wächst weiter. Und vielleicht gibt es in zwanzig
Jahren wieder eine größere Nachfrage auf dem Weltmarkt."
Einige landwirtschaftliche Bereiche werden sich womöglich überhaupt
nicht verändern. So etwa der Braugersten-Anbau in der Voreifel:
"Solange Bier getrunken wird, solange ist die Braugerste nötig. Und
die muss auf mageren Standorten wie in der Eifel wachsen", betont
Josef Schick. Auch die intensive Landwirtschaft in der Euskirchener
Börde werde sich auf Jahrzehnte kaum verändern. Weidenfeld: "Das ist
einer der besten Standorte Deutschlands, und die Verbraucher wohnen
unmittelbar in der Nähe."
Willi Haas erwähnt auch die Energiepreise und wittert da ein mögliches
Geschäft: "Wenn die Öko-Steuer den Treibstoff weiter verteuert, haben
wir Chancen mit nachwachsendem Öko-Sprit. Jede Veränderung bietet auch
neue Chancen." http://www.westfaelische-rundschau.de/free/wr.artikel-000.html?id=410743 |