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Ohne Zuschüsse geht es noch nicht

Bioland-Untersuchung: Ökologische Landwirtschaft benötigt mehr Arbeitskräfte, schafft Zufriedenheit und bringt mehr Verdienst

Bio-Landbau schafft bis zu 20 Prozent mehr Arbeitsplätze. Diese These hatten die Autoren der Wuppertal-Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" aufgestellt, die im Auftrag des Bioland-Bundesverbandes an der Fachhochschule Nürtingen entstand und jetzt vorgestellt wurde. Landwirte aus rund 1.000 Bioland-Betrieben wurden über Produktionszweige, die Verarbeitungs- und Vermarktungswege sowie die Anzahl der Arbeitskräfte vor und nach der Umstellung befragt.

Das Ergebnis ist eindeutig: Bei den Betrieben, die auf biologischen Anbau umgestellt hatten, war die Zahl der Beschäftigten von 618 auf 1.010 gestiegen. Das heißt, durch den Einstieg in die ökologische Landwirtschaft entstanden 392 neue Arbeitsplätze - berücksichtigt wurden dabei ausschließlich feste und sozial abgesicherte Arbeitsplätze, keine Aushilfskräfte und Saisonarbeiter.

Der Grund für die Zunahme, so die Erkenntnisse der Studie, liegt in erster Linie darin, daß sich die Betriebe nach der Umstellung auch in neuen und arbeitsintensiven Produktionszweigen engagieren. Vor allem im Obst- und Gemüseanbau, wo im ökologischen Anbau mehr Handarbeit anfällt, wurden zahlreiche Mitarbeiter neu eingestellt. Dort hat sich die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter mehr als verfünffacht. Auch die Zahl der Auszubildenden verdoppelte sich auf den befragten Höfen.

Weitere Faktoren für den Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften sind der Einstieg in die hofeigene Verarbeitung und eine arbeitsintensivere Vermarktung. Ob durch Hofmetzgerei, Bäckerei oder Molkerei - in vielen Fällen versuchen die Betriebe ihre Erzeugnisse zu veredeln und damit bessere Preise zu erzielen. Auch die Direktvermarktung ab Hof (vorher: 130, nachher: 356), die Präsenz auf Wochenmärkten oder das Angebot von Abo-Kisten nehmen Zeit in Anspruch, die nur mit mehr Beschäftigten aufzubringen ist.

Nicht zuletzt spricht zudem auch die Zufriedenheit mit der Arbeit für den ökologischen Landbau, resümieren die Autoren der Studie: Rund 64 Prozent der befragten Bauern gaben an, daß sie ihre Arbeit nun lieber machen als früher. Einige der Bauern würden sogar unter keinen Umständen mehr einen konventionellen Betrieb bewirtschaften wollen.

Es ist deshalb nur logisch, daß sich auch die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt für die Ergebnisse der Untersuchung interessiert und sie gemeinsam mit dem Bioland-Bundesverband vorstellte. Seit zehn Jahren sei der ökologische Landbau "ein Motor für die Beschäftigung in den ländlichen Räumen", bilanziert Arnd Spahn, Abteilungsleiter Umwelt- Europa. Mehr als 2.000 Frauen und Männer arbeiten heute fest angestellt im ökologischen Landbau. Angesichts der 50.000 Arbeitslosen in der Landwirtschaft verlangten die vorliegenden Ergebnisse also nach "politischen Einsichten", so unisono Bioland und IG BAU. "Mehr Förderung für den ökologischen Landbau bedeutet auch mehr Arbeitsplätze", erklärt Spahn.

Neueste Daten vom Bundesernährungsministerium belegen zudem, daß die westdeutschen Öko- Betriebe im Wirtschaftsjahr 1996/97 im Durchschnitt sechs Prozent mehr verdienten als die konventionelle Vergleichsgruppe, 48.788 Mark Jahresverdienst standen hier 46.097 Mark gegenüber. Zwar erwirtschafteten die Öko-Betriebe gegenüber den konventionellen deutlich niedrigere Umsätze bei zugleich höherem Personalaufwand. Aber ein geringerer Aufwand für Düngemittel, Pflanzenschutz und Futtermittelzukauf sowie Zulagen und Zuschüsse konnten dies mehr als ausgleichen.

So ist es auch kein Wunder, daß die finanzielle Förderung des Öko- Anbaus immer wieder heftig und kontrovers diskutiert wird. Der Bioland-Bundesverband verweist in diesem Zusammenhang jedoch auf die ökologischen Leistungen des Bio-Anbaus, die zum "Wohle der Allgemeinheit" erbracht würden.

Andreas Greiner

TAZ Nr. 5546 vom 03.06.1998



 
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