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Schaads Schweine fressen HanfOberbipp. Die Schweine auf dem Bauernhof von Elisabeth und Ernst Schaad erhalten spezielle Nahrung: Sie fressen Hanf. High werden die Schweine nicht. Und die Konsumenten geniessen das zarte Bio-Fleisch.*Anita Zulauf Faul und träge liegen die Schweine in den Containern, die auf dem ein Hektar grossen Freilandgehege der Bauernfamilie Elisabeth und Ernst Schaad in Oberbipp stehen. Nach den lockenden Rufen von Ernst Schaad heben die Tiere bloss müde den Kopf. Erst als der Bauer mit ein paar saftigen Cannabis-Stauden rumwedelt, will auf einmal jede die Erste sein. Wohlig grunzend, mit schmatzenden Geräuschen und sichtlichem Appetit vernaschen die Schweine die saftigen Blüten und Blätter der Hanf-Stauden
Kein RauschNach diesem anscheinend schmackhaften Mittagessen zeigen die Ferkel keine äusseren Anzeichen eines Rauschzustandes. Weder völlig apathisch noch übermässig vital tummelt sich die grunzende Schaar zufrieden auf der Wiese und spielt mit den abgefressenen Stengeln der Hanf-Pflanzen. «Nein, diese Ferkel sind nicht glücklicher als andere Freiland-Schweine», lacht Bauer Schaad. Der THC-Gehalt seines Hanfs reiche nicht aus, um den Ferkeln erhöhte Glücksgefühle zu bescheren.
Oberaargauer ProjektSeinen Anfang nahm das Projekt im Inforama Waldhof, dem landwirtschaftlichen Bildungs-, Beratungs- und Tagungszentrum in Langenthal. Ulrich Minder, Leiter des dortigen Schweinezuchtbetriebes, witzelte einmal beiläufig, dass man die sowieso schon glücklichen Freilandschweine mit dem umstrittenen «Chrütli» doch noch glücklicher machen könnte.Hätte der Metzgerei-Besitzer Otto Mühle aus Härkingen SO diesen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag allerdings nicht gehört, wäre die Hanf-Sau wohl heute noch ein purer Witz. Otto Mühle aber, der schon vor 15 Jahren in der Branche mit «Porco Fidelio», einem Projekt mit Schweinen aus artgerechter Tierhaltung, für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, ist «für aussergewöhnliche Projekte immer zu haben», wie er selber sagt. Was Minder und Mühle fehlte, war ein Bauer, der zu diesem Versuch bereit war. Bei Ernst Schaad wurden sie fündig. Anfang August dieses Jahres lieferte der Bauer erstmals pralle rosa Hanf-Schweine in die Metzgerei nach Härkingen.
Die Kunden mögen esDank des Freilaufs und der Fütterung mit Hanf und ´Öko-Würfel liefern sie «zartes, chöschtiges Fleisch». Als «eine ideale Abrundung, geschmacklich jedoch kaum zu unterscheiden von anderem Schweinefleisch aus der Freiland-Haltung» beschreibt Mühle das Fleisch der Hanf-Sau. Die Kundschaft habe positiv auf die Neuerung reagiert. Die als Hanf-Fleisch deklarierten Produkte waren innert weniger Wochen verkauft.
«Anspruchslose Pflanze»Andere Produzenten hingegen haben das Projekt belächelt, was den Metzger und den Bauern aber nicht stört. Wichtig sei, dass die Schweine artgerecht gehalten werden, Cannabis hin oder her. Die umstrittene Hanf-Pflanze sei «zu Unrecht negativ in die Schlagzeilen geraten», sagt Otto Mühle. Für Bauer Ernst Schaad, der seinen Hof nach IP-Richtlinien bewirtschaftet, ist Hanf eine «anspruchslose, ökologisch sehr wertvolle Pflanze», die ursprünglich als Schattenspender im Schweinegehege dienen sollte - wenn nicht die Ferkel alle Cannabis-Pflanzen restlos abgefressen hätten.
Coop winkt abVor Beginn dieses Projekts verkaufte Ernst Schaad seine Freilandschweine für die Naturaplan-Linie an den Grossverteiler Coop. Wäre das Hanf-Fleisch auch für Coop interessant? Otmar Wick, Einkäufer von Coop Schweiz in Basel, winkt ab. «Ich habe noch nie von Hanf-Schweinen gehört.» Er kenne den Einfluss von Hanf als Futtermittel für die Schweine nicht. Es sei aber so, dass einzelne Produzenten nicht berücksichtigt werden können. Otmar Wick:«Wir haben mit Naturaplan ganz klare Richtlinien.»*
http://194.209.226.176/article.cfm?id=74597&ressort=OBERAARGAU |