Politik und Recht
 
Krieg gegen das Volk in Bayern

Am 03.04.98 wurde von der Amberger Polizei eine Großrazzia gegen Drogen durchgeführt. Das rücksichtslose Vorgehen wurde später in der Presse kritisiert und von der Polizei anschließend verharmlost.

Um einen Eindruck von der Aktion zu verschaffen, habe ich, weil ich die ganze Ssche live erlebt habe, die Vorgänge niedergeschrieben. Leider muß dieser Artikel anonym veröffentlicht werden, dies geschieht zu meinem Schutz, denn bei uns in Bayern gehen die Uhren eben anders.

Die Location war der Techno-Club Med.-Ro in Nabburg, dort fand am 03.04.98 eine Party statt. Der Event war überall groß angekündigt. Wir, mein Freund, sein Kumpel mit Freundin und ich entschlossen uns so gegen 23.00 Uhr nach Nabburg zu fahren, wo wir uns schon mit vielen Leuten verabredet hatten.

Um 23.45 trafen wir im Med.-Ro ein, die Party war schon voll im Gange.

Es war kurz nach Mitternacht, als mehrere Polizeibusse vor der Disko hielten – aus dem Fenster konnte ich alles genau beobachten. Ungefähr 5-6 Polizisten stürmten herein und liefen in die 1. Etage. Anfangs dachte ich, da sei eine Schlägerei im Gange, aber es kamen immer mehr Polizisten herein. Überall nur noch grün, so viele hatte ich bis jetzt nur bei großen Demos gesehen. Die ersten stürmten die Toiletten und zogen alle raus, die sich dort befanden. So langsam checkte jeder was abging und wer was zu verbergen  hatte, versuchte es wegzuwerfen oder cool zu bleiben, schließlich waren über 300 Leute anwesend und wir dachten, daß sie ja nicht alle kontrollieren könnten. Falsch gedacht !!!

Der "Chef" verkündete uns durch ein Megaphon : "Achtung Achtung! Hier spricht die Polizei !!! Dies ist eine Drogenrazzia !!!"

Wir wurden alle wie Schwerverbrecher behandelt, zum Glück hatten wir unsere Joints schon vorher geraucht, und konnten der Sache cool ins Auge blicken.

Uns wurde unter strengen Anweisungen und aggressiven Unterton befohlen, unsere Zigaretten auszudrücken und sitzen zu bleiben, wobei jeder seine Hände auf dem Tisch zu lassen hatte. Sofort wurden einige blöd angemacht und rausgezogen, weil sie für den Bruchteil einer Sekunde die Hände nicht auf dem Tisch hatten. Auf einige, die nicht "kooperierten" wurde sogar mit Schlagstöcken eingeprügelt. Die aggressive Einstellung der Polizei bekam ich selbst zu spüren, als ich mir einen Kaugummi aus meiner Tasche angelte. Sofort waren 2 Polizisten bei mir und untersuchten meine Tasche bis aufs Detail. Einige "Bekannte" der Polizei mußten aufstehen und durften sich 3 Stunden lang nicht setzen, bis sich zur Durchsuchung abgeholt wurden. "...wir nehmen euch gleich mit auf die Wache, Widerstand gegen die Staatsgewalt !" Es kamen immer noch Polizisten durch den Eingang herein, in der Zeitung war später von 80 Polizisten die Rede, ein schlechter Witz. Auf jeden Partybesucher kam mindestens ein Polizist.

Die letzten trugen tragbare Kabinenwände herein – da hat es dann auch der Letzte kapiert.

"Jeder von Euch wird durchsucht, vorher verläßt keiner den Raum !" Ganz nebenbei ging ein Typ mit Kamera herum und filmte uns, Scheinwerfer wurden aufgestellt. Die Menge wurde unruhig, ich dachte ich bin in einem schlechten Film und stoned war ich auch noch. Panik ! Einer rief zu den Polizisten: "Deutschland ist ein Polizeistaat" Das war sein Fehler, er wurde gesehen und mitgenommen, wie beim Adolf, seek and destroy, (aufspüren und zerstören) Keiner durfte auf die Toilette gehen. Nach 2 Stunden hielten es ein paar nicht mehr aus, sie mußten die Türe offenlassen und die Bullen sahen munter zu. Menschenwürde? Ist im Krieg gegen das Volk nicht mehr gefragt ! Mund halten und sitzenbleiben, sonst gibt's mit dem Knüppel auf die Schnauze. Nach 2 Stunden fragten wir einen jungen Polizisten ob wir wenigstens eine rauchen dürften und er erlaubte es uns. Das war sein Fehler – sein Chef sah's, machte ihn zur Sau, vor kompletter Mannschaft. Danach wars aus mit Zigaretten. Nach und nach lichteten sich die Reihen, jeder Einzelne wurde abgeholt. Mußte sich in den Kabinen bis auf die Unterwäsche ausziehen, mache sogar weiter. Die Kleidung wurde gefilzt, teilweise mit Spürhunden.

Nachdem man gefilzt worden war, wurde man rausgeführt und die Personalien aufgenommen.

"Wo sind sie gesessen? Wo ist Ihre Jacke? Mit wem sind sie hergekommen? Sind sie mit dem Auto da? Autokennzeichen?" Alle Autos wurden anschließend durchsucht.  Alle unter 18 mußten um 4.00 morgens ihre Eltern anrufen, wenn diese ihre Sprößlinge nicht abholen konnten, wurden sie mit zur Wache geschleppt. Die Polizisten wurden immer aggressiver, schließlich wollten sie auch heim. Auf Fragen, was die ganze Aktion soll, kam nur die Antwort "Wir sind nur Befehlsempfänger!" Komisch sagten das die KZ-Aufseher nach dem Krieg nicht auch ? Zu guter Letzt wurden wir gegen 5.00 Uhr entlassen, völlig fertig aber froh, das wir heil aus der Sache rausgekommen waren. – Andere wurden noch länger in der Disco festgehalten - wer weiß warum?

Summasummarum eine entwürdigende  und trotzdem fehlgeschlagene Aktion unserer "Freunde in grün" . Aus der Zeitung erfuhren wir, daß ganze 3 Personen wegen BTM-Delikten festgenommen wurden, keiner hatte mehr als eine geringe Menge Cannabis dabei, kein großer Dealer, nicht mal ein paar Pillen. Es wird geschätzt, daß die ganze Aktion über 30.000 DM gekostet hat. Schließlich kostete die Aktion auch die Glaubwürdigkeit der Polizei. Egal mit wem ich mit unterhalten hatte, jeder fand, daß die Polizei diesmal zu weitgegangen ist. Aber im Bullen-Bundesland Bayern werden Polizeichefs für solche Aktionen befördert und nicht bestraft. Schließlich ist man ja selbst schuld, wenn man auf Technopartys geht. Die nehmen doch alle was.

Wenn ein Rechtsanwalt, dessen Kinder mit betroffen waren nicht Anzeige gestellt hätte, währe die ganze Aktion verschwiegen worden. Hätten sie einen großen Dealer erwischt, hätten sie die Sache als großen Erfolg gegen Drogen gefeiert, so aber hat sich gezeigt, daß nur auf die Konsumenten losgegangen wird ! Wahlkampf in Bayern ? Schließlich wird im Herbst ja auch der Landtag wieder gewählt. Den Oberbrüller ließ ein Bulle während der Razzia los : "Wir machen Amberg drogenfrei" Wir haben ihn nur ausgelacht, schließlich hat er keine Ahnung wovon er spricht.


wenn Freund und Helfer an Deinen Kragen wollen....
 
NÜRNBERGER NACHRICHTEN 08.04.98

Nabburg: Die 303 Besucher mußten sich nackt ausziehen

Großrazzia in der Disko

Magere Ausbeute: Insgesamt acht Gramm Haschisch gefunden

NABBURG – Wirbel um eine Großrazzia der Polizei in einer Diskothek in Nabburg: Weil sich 303 Gäste zur Durchsuchung nackt ausziehen mußten und stundenlang festgehalten wurden, wollen jetzt Betroffene Anzeige erstatten. Sie halten die Aktion für „völlig überzogen“.

Die Polizei hatte die Razzia offenbar gründlich vorbereitet: In der Nacht zum vergangenen Samstag, kurz nach Mitternacht, stürmten 80 Beamte die Rockdisko. Aufgrund „gesicherter Erkenntnisse, daß in dem Lokal verstärkt Rauschmittel gehandelt und konsumiert werden“, so ein Polizeisprecher, hatten sich die Beamten einen richterlichen Durchsuchungsbeschluß besorgt. Die Anordnung des Richters sah auch vor, daß jeder einzelne Besucher und Angestellte intensiv auf Drogen überprüft werden sollte.

Dazu Ludwig Stegerer von der Pressestelle des Regensburger Polizeipräsidiums: „Auf der Suche nach sehr kleinen Betäubungsmitteln, wie etwa Ecstasy, gibt es keine andere Möglichkeit, als daß sich die Betroffenen ihrer Kleidung vollständig entledigen.“ Zur Wahrung der Intimsphäre habe man aber Kabinen aufgestellt.

Die empörten Klagen der Geschäftsführerin der Diskothek, sogar in allen Körperöffnungen sei nach Drogen gesucht worden, bestätigt der Sprecher allerdings nicht. Seines Wissens habe es bei den 303 Personen keine körperlichen Durchsuchungen im Intimbereich gegeben.

Das Ergebnis der gründlichen Polizeiaktion war trotz der „gesicherten Erkenntnisse“ nach fünfeinhalb Stunden aber sehr mager: Gefunden wurden bei insgesamt acht Personen zusammen acht Gramm Haschisch und minimal Amphetamin. Allerdings nahm die Polizei 46 Menschen vorübergehend fest: Darunter 24, die keinen Ausweis bei sich hatten, und zwölf, die zu jung für die Disko waren.

Die Großrazzia in der Nabburger Diskothek ist offensichtlich kein Einzelfall. Ein gutes Dutzend derartiger Einrichtungen seien in Niederbayern und der Oberpfalz bislang durchsucht worden, räumt die Polizei ein. Auch in München und in Fürth wurden mehrere Diskotheken „gefilzt“. Eine entsprechende Anweisung des Innenministeriums gibt es freilich nicht: „Das entscheiden die Direktionen vor Ort.“

Die Nabburger Großrazzia wird ein Nachspiel haben: Die Betreiber des Lokals haben ihre Anwälte eingeschaltet und auch etliche Besucher wollen klagen. Dazu der Vater von zwei Betroffenen: „Es kommt ja auch niemand auf die Idee, alle Bewohner der Millionärsdomäne Starnberg einzukesseln, nur weil darunter möglicherweise auch einige Steuerhinterzieher sind.“

GERHARD LAUCHS


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