Polizeiliche Kriminalstatistik 1999

5.9 Rauschgiftdelikte

Die Anzahl der registrierten Rauschgiftdelikten nahm gegenüber 1998 um 4,6 Prozent auf 226 563 Fälle zu.

Mit 23 447 erfassten Fällen spielen Rauschgiftdelikte in den neuen Ländern immer noch keine der Situation in den alten Ländern vergleichbar große Rolle. Von einem 1998 noch relativ niedrigen Stand aus (17 609 Fälle) stieg die Fallzahl aber um 33,2 Prozent. In den alten Ländern einschließlich Gesamt-Berlin wurde bei den Rauschgiftdelikten im Berichtsjahr ein Anstieg um 2,0 Prozent auf 203 116 Fälle registriert.

Die nachfolgende Übersicht zeigt die Entwicklung der erfassten Rauschgiftdelikte, die stark von den Kontrollmaßnahmen durch Polizei und Zoll beeinflusst ist (Aufhellen des Dunkelfeldes).

Tab51


*) Häufigkeitszahl: Fälle pro 100 000 Einwohner

In der Gesamtzahl der registrierten 226 563 Rauschgiftdelikte sind enthalten:

148 650 Fälle von allgemeinen Verstößen nach § 29 BtMG;
Zunahme um 4,1 Prozent

66 937 Fälle von illegalem Handel mit und Schmuggel von Rauschgiften nach § 29 BtMG;
Zunahme um 5,6 Prozent

6 334 Fälle von illegaler Einfuhr von BtM in nicht geringer Menge;
Zunahme um 13,1 Prozent

4 642 Fälle von sonstigen Verstößen gegen das BtMG ;
Abnahme um 6,2 Prozent

Ferner wurde in 84 Fällen (1998: 113 Fällen) durch Abgabe pp. von Betäubungsmitteln leichtfertig der Tod eines anderen verursacht. In 1 169 Fällen (1998: 1 102 Fällen) wurde die Abgabe, Verabreichung oder Überlassung von Betäubungsmitteln an Minderjährige registriert. Ferner wurden 40 Fälle (1998: 44 Fälle) der illegalen Verschreibung und Verabreichung von Betäubungsmitteln durch Ärzte bekannt.

Bei der direkten Beschaffungskriminalität wie zum Beispiel Rezeptfälschung oder Apothekeneinbruch wurde eine Abnahme um 9,0 Prozent auf 2 991 Fälle festgestellt. Über die Hälfte dieser Fälle (1 633 Fälle) waren Rezeptfälschungen zur Erlangung von Betäubungsmitteln.

Drogenarten

Angestiegen sind die registrierten Cannabisfälle (Handel, Schmuggel, illegale Einfuhr und allgemeine Verstöße gegen das BtMG zusammengenommen) um 8,3 Prozent auf 118 973, die Kokainfälle um 9,0 Prozent auf 25 499 und die Amphetaminfälle einschließlich Derivate um 11,7 Prozent auf 21 126. Abgenommen haben hingegen die Heroinfälle um 8,2 Prozent auf 45 578.

Sicherstellungsmengen

Die Entwicklung der Sicherstellungsmengen in der Bundesrepublik Deutschland zeigt die nachstehende Aufstellung:

Tab52


(Quelle: Falldatei-Rauschgift)

Ecstasy wird erst seit 01.04.1994 gesondert erfasst. Hier gab es 1999 durch einzelne Sicherstellungen großer Stückzahlen einen erheblichen Anstieg.

Drogentote

1999 starben 1 812 Menschen an den Folgen des Drogenmissbrauchs. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme um 8,2 Prozent.

Tab53


*) Beginn der gesonderten Erfassung
**) In Berlin wurden für 1995 nachträglich weitere Rauschgifttote festgestellt, die nicht in die oben aufgeführten Zahlen eingeflossen sind. Die insgesamt festgestellte Tendenz wird dadurch jedoch nicht wesentlich beeinträchtigt.
(Quelle: Falldatei-Rauschgift)

Seit Beginn der Erhebung (1973) wurden der Polizei bereits mehr als 24 400 Drogentote bekannt. Meldepflichtig sind alle Todesfälle, die in einem kausalen Zusammenhang mit dem missbräuchlichen Konsum von Betäubungsmitteln oder als Ausweichmittel verwendeten Ersatzmitteln stehen. Darunter fallen insbesondere Todesfälle in beabsichtigter oder unbeabsichtigter Überdosierung, Todesfolge wegen langzeitigen Missbrauchs, Selbsttötung aus Verzweiflung über die Lebensumstände oder unter Einwirkung von Entzugserscheinungen sowie tödliche Unfälle unter Drogeneinfluss stehender Personen. Nicht nur bei der letzten Fallkategorie muss von einem großen Dunkelfeld ausgegangen werden .

Die Zahl der Drogentoten ist allerdings kein Maßstab für die Entwicklung des Rauschgiftmissbrauchs. Die Gründe für die hohe Zahl der Drogenopfer sind vielschichtig.

Zahl der polizeilich erstauffälligen Konsumenten harter Drogen

Einen weiteren Hinweis auf die Entwicklung der Rauschgiftkriminalität gibt die Zahl der polizeilich erstmals auffälligen Konsumenten harter Drogen:

Tab54


1) Amphetamin-Erstkonsumenten wurden bis 1981, LSD-Erstkonsumenten bis 1989 und "Ecstasy"-Erstkonsumenten bis 1994 unter "Sonstigen" erfasst.
2) Beginn der Erfassung
(Quelle: Falldatei-Rauschgift)

Der Polizei im Berichtsjahr erstmals als Konsumenten "harter Drogen" auffällige Personen können durchaus bereits seit mehreren Jahren unerkannt konsumiert haben.

1999 ist bei den erstmals auffälligen Konsumenten harter Drogen insgesamt ein Rückgang festzustellen, nach aber starkem Anstieg in den Vorjahren.

Die Erstkonsumenten-Zahlen sind ab 1988 nicht voll mit den Vorjahren vergleichbar, weil seit 1988 die Erstkonsumenten beim Vorhandensein mehrerer harter Drogen nicht mehr nur bei der am höchsten eingestuften Droge (Heroin vor Kokain vor Amphetamin vor Sonstigen), sondern bei jeder einzelnen harten Droge gesondert registriert werden. Daher kann aufgrund der Mehrfachzählung die Summe der Erstkonsumenten der einzelnen Rauschgifte größer als die Gesamtzahl sein. Außerdem sind seit 1993 die neuen Länder einbezogen.

 Polizeiliche Kriminalstatistik 1999
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