Hanfsamenverbot

Samenverbot

Hanfsamen im Keller bringen Geschäftsmann vor den Kadi

Bewährungsstrafe für den Handel mit Hanfsamen

Stuttgarter Nachrichten (D) Sat, 27. Mar 99

Ein Jahr und sieben Monate für 33jährigen Stuttgarter - Erstmals neues Gesetz angewendet
 
Wegen Besitzes und unerlaubten Handelns mit Betäubungsmitteln ist der 33jährige Thomas F. am Freitag zu einem Jahr und sieben Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Der Besitzer eines Hanfladens hatte Marihuanasamen vertrieben.
 
Für die Justiz handelte es sich bei diesem Prozeß um eine Premiere. Das erste Mal mußte eine Strafkammer in der Bundesrepublik über den Handel mit Hanfsamen befinden. Eine Gesetzesänderung im Februar des vergangenen Jahres hat der 17. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts die nationale Vorreiterrolle beschert.
 
Bis zu diesem Zeitpunkt war der Handel mit Hanfsamen erlaubt. ¸¸Um etwas gegen den zunehmenden Marihuanaanbau zu unternehmen'', erläuterte Staatsanwalt Tormählen, habe der Gesetzgeber reagiert. Hanfsamen, der zum unerlaubten Anbau bestimmt ist, durfte nicht mehr vertrieben werden. Der Samen selbst weist, laut einem Gutachter, nur minimale Spuren an Betäubungsmitteln auf. Rauschmittel seien allein Blätter und Blüten der Pflanzen. ¸¸Diese Änderung hat den Angeklagten im Kernbereich seines Geschäftes getroffen'', sagte Richter Mayer bei der Urteilsbegründung.
 
Seit 1995 hatte Thomas F. in Stuttgart einen Hanfladen betrieben. Er verkaufte Wasserpfeifen, Heizlampen, Bewässerungsanlagen, Luftbefeuchter, Ventilatoren und Hanfsamen. ¸¸Das ist alles was man so braucht, um Marihuana anzubauen'', befand der Vertreter der Anklage, Müslifreaks und Vogelfreunde seien sicherlich die wenigsten der Kunden gewesen. Das Geschäft lief gut. Die Pflanzenliebhaber kauften eifrig ein.
 
"Doch nach der Gesetzesänderung gingen die Umsätze zurück", sagte Richter Mayer, ¸¸unter der Umgehung dieser Vorschriften wollte der Angeklagte weiter Geschäfte mit dem Hanfsamen machen.'' Thomas F. lieferte zwar Marihuanasaaten im Wert von 66000 Mark bei der Polizei ab, fast gleichzeitig gründete er aber eine neue Firma: Cannabird.
 
Unter diesem Namen vertrieb er "Kraftfutter für gesunde und schräge Vögel". 200 Tüten je 10 Gramm Hanfsamen verkaufte er an Zwischenhändler in Bremen und Lüneburg. ¸¸Hier handelt es sich nicht um Vogelfutter'', sagte Richter Mayer, ¸¸der Samen war für die Aufzucht von Hanfpflanzen bestimmt.'' Weitere 220 Tüten wurden ¸¸fertig zum Versand'', so Richter Mayer, in der Wohnung von Thomas F. gefunden. Daneben hatte er knapp 110 Gramm Marihuana in der Küchenschublade versteckt. Dieser beiden Anklagepunkte wegen wurde Thomas F. verurteilt.
 
Anders sah es mit den 320 Kilo Hanfsamen aus, die die Polizei im Keller seines Ladens fand. ¸¸Warum hat er diese enorme Menge behalten? Um sie zu verkaufen?'' fragte Richter Mayer. Die zehn Säcke seien allerdings schon längere Zeit gelagert gewesen. ¸¸Zudem war der Samen nicht portioniert'', sagte Mayer. Deshalb ¸¸ist der Angeklagte in diesem Punkt freizusprechen''.
 
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1999 Stuttgarter Nachrichten, Germany
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