Hanfsamenverbot
Trierischer Volksfreund 13.03.98  

Jugendliche Drogen-Einsteiger machen Bonn grosse Sorgen
 
Zunehmende Bereitschaft zum Ecstasy-Konsum - Weniger Drogentote 

STEFAN VETTER
 
 

BONN. Kürzlich erhielt der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Eduard Lintner einen unliebsamen Brief "Hanf rauchen macht harmlos", versicherte ihm darin eine "Drogenpolitische Guerilla". Und zum Beweis lieferten die anonymen Absender gleich noch ein Probierpäckchen mit Cannabis-Samen mit.

Den Unbekannten ist vor allem die seit 1. Februar geltende Änderung des Betäubungsmittelrechts ein Greuel. Danach werden Handel und Besitz von Cannabis-Samen mit Strafen bedroht.

Darauf liess Eduard Lintner gestern bei der Vorstellung der Rauschgiftbilanz '97  keinen Zweifel daran, dass die Bundesregierung an ihrer restriktiven Gangart festhaelt. "Allen Forderungen nach einer Freigabe illegaler Drogen" werde man sich "widersetzen". Dabei weiss Litner nicht nur die "Drogen- Guerilla" gegen sich, sondern auch ernstzunehmende Stimmen, wie etwa die der Bundesärztekammer.

Unter dem Einduck der beabsichtigten Änderung des Betäubungsmittelgesetzes hatte sie sich kürzlich für eine kontrollierte Abgabe  von  Originalstoffen an Schwerstabhängige ausgesprochen. Dabei berufen sich die Mediziner auf einen Schweizer Modellversuch, den selbst Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) nicht von vornherein verdammen wollte.  Seehofers Parteikollege Lintner sieht darin jedoch "keinen verantwortbaren Weg" und wirft der  Bundesärztekammer·"erschreckende Problemferne" vor. Sein Hauptargument: Jegliche Prävention sei aussichtslos, ·"wenn ständig neue Modelle zur Liberalisierung des Umgangs mit Rauschgiften in der Öffentlichkelt diskutiert werden".
 
 

Kampf gegen die "Drogen-Guerilla"
 

Nach Lintners Bilanz zeichnen sich zwei Tendenzen ab: Zum einen ist eine deutliche Zunahme beim Missbrauch von Aufputschmitteln (z.B. Ecstasy und Amphetamine) zu verzeichnen, zum anderen stagniert der Konsum harter Drogen wie etwa Heroin. Immerhin gab es im vergangenen Jahr rund 200 Rauschgifttote weniger als noch 1996.

Ausser in Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie in Sachsen ist die Entwicklung rücklaeufig. Beängstigend ist dagegen die Zahl der registrierten Erstkonsumenten, die um fast 20 Prozent stieg. Als "grösste Sorge" bezeichnete Lintner die zunehmende Bereitschaft" Jugendlicher zum Ecstasy- Konsum, der insbesondere in der Techno-Szene eine Rolle spielt. Aktuelle Zahlen konnte er allerdings nicht nennen.

Die Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren ging im Jahr 1995 von etwa 365 000 Ecstasy- Konsumenten aus. Im Vorjahr starben neun Personen an der Party-Droge (1996:19) Lintner forderte die Kommunen auf, trotz Geldmengel nicht bei Jugendprogrammen zu sparen. "Den Bau einer Strasse kann man um ein oder zwei Jahre verschieben."

Doch schon mit der vorübergehenden Schliessung eines Jugendzentrums sei jeglicher Vorbeuge-Effekt in Sachen Drogenmissbrauch vertan.

Und wie hat der Drogenbeauftragte dem Cannabis-Päckchen der "Drogenpolitischen Guerilla vorgebeugt? "Vernichtet natürlich, wie es sich gehört."


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