von Wolfgang Neuss - Regie: Andrej Kaminsky
Macke Prinz hat einen Jazzkeller. Als Kind hat er dort gewohnt, mit seiner Familie. Dann sind alle nach oben gezogen in die Wohnung der jüdischen Familie Friedländer - die ist ganz ohne Zwang raus - und Macke hatte seinen ersten Probenkeller. Während der ganzen Nazizeit versteckte sich dort unter ‘ner Bohle ein Kommunist, danach dann sein Vater vor den Entnazifizierern. Als beide voneinander erfahren, kriegt Macke zwei in die Fresse und wird darüber irre. In der Irrenanstalt trifft er Arthur und Adalbert. Arthur kommt aus Frankfurt an der Oder, hat ein Problem mit den Roten, die sich von den Braunen nicht unterscheiden. Adalbert mutierte im Münchener Hofbräuhauskeller vom Toilettenmann zum Adolf Hitler, weil alle da unten wieder nach dem Führer riefen. Macke kann Geschichten erzählen, jazzen, demonstrieren und irre sein. Ein ideales Jazztrio.
Wir Kellerkinder | |
Eine deutsche Satire von Wolfgang Neuss Inhalt des Stückes: 1960 entstand der Film "Wir Kellerkinder", der auch heute noch als Jünemann hat aus dem Filmstoff ein Ein-Personen-Stück geformt, das er mit Presse-Stimmen: Hinweis: Text(verantw.): Rolf Schramm
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Eine Bürgerhaus Stollwerck Produktion
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Helden sind verrückt: "Wir Kellerkinder" im Freien Schauspiel
Wolfgang Neuss ist nicht zu kopieren, aber das ist auch das einzige, was man gegen die Aufführung "Wir Kellerkinder" im Freien Schauspiel einwenden kann. Dort gastiert der Schauspieler und Kabarettist Didi Jünemann aus Köln, der unter der Regie von George Isherwood den 1960 entstandenen Film des Berliner Schauspielers und Kabarettisten Neuss zum virtuosen Ein-Personen-Stück umformte.
Im engen Keller des Freien Schauspiels hat sich Jünemann zwischen Kartoffeln, Kohlenschippe und Cola-Flaschen wohnlich eingerichtet. Versatzstücke vom Spielzeugbomber bis zum Plattenspieler illustrieren 22 Jahre deutsche Geschichte. Das Kellerkind Macke hat 1938 einen Kommunisten im Keller und nach dem Krieg im selben Loch seinen Vater vor der Entnazifizierung versteckt. Diese doppelte Heldentat bringt ihn in die Klapsmühle. Dort trifft er andere "Nichtangepaßte", deren Bewährungsproben im richtigen Leben mehrfach erfolglos bleiben. Denn die von früher sitzen schon wieder auf den entscheidenden Posten.
In einem fulminanten Kraftakt spielt Jünemann alle Figuren des Films, die er bis in die Nuancen perfekt charakterisiert: der zackige Nazi, der humane Kommunist, die erotisch unterversorgte Nachbarin. Trocken kommentiert er das Geschehen und spießt in dieser "deutschen Satire" gesamtdeutsche Verhaltensweisen auf, die sich bis heute kaum verändert haben. Ortrun Egelkraut