Wolfgang Neuss

Ich hab noch einen Kiffer in Berlin

Deutschland's Kabarett-Schnauze Nr. 1

zog sich nach beispiellosen Film und Kabaretterfolgen Anfang der 70er Jahre in eine leere Wohnung zurück, er tauchte ab.

Wie werde ich unbekannt, lautete sein Programm

Nach dem Tucholsky'schen Motto "Schreiben, Sprechen, Schweigen" betrachtete er seinen Ausstieg als Einstieg in eine höhere Ebene. Aber Neuss, der sich mittels Hanf-Rauchens (in jedem Neuss'schen Joint steckte oft die Wochenration eines Normalrauchers), von jahrelangen Alkohol- und Tablettenexzessen kurierte und dabei mit jeder Tüte immer wacher, spritziger und witziger wurde, hielt diese Askese des Schweigens nicht lange durch.

Mittlerweile ohne Zähne, dabei aber bissiger denn je, versammelte er Freunde, Bekannte und Verehrer um sich. Sein Wohnzimmer wurde zu seiner Bühne und er setzte zu seinen jetzt legendär gewordenen Assoziation- und zeitgeist-kritischen Textkaskaden an, witzig wie scharfsinnig und intelligent wie hintersinnig.

Neuss hat die Aufnahmen, die 1985 mitgeschnitten wurden, noch selbst zusammengestellt. Dieses "Vermächtnis" des einzigartigen High-Energy Kabarettisten ist belassen, wie Neuss es veröffentlicht hören/sehen wollte. Seine Statements, Kommentare und Geschichten zu politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen und Persönlichkeiten sind auch zehn Jahre danach, so witzig wie damals.

Für den Zuhörer und Mitdenker öffnet sich eine Welt, die allerlei Dinge, die scheinbar überhaupt nichts miteinander zu tun haben, in bunten Assoziationsketten verknüpft und kausale und zufällige Zusammenhänge schafft, die mindestens zum Mitdenken, in aller Regel aber auch zum Mitlachen einladen. ---Der Mensch ist ein geistiges Gefäss, füll es mit Neuss.

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