Wir sind total auf dem Zwanziger-Jahre-Trip damit.
Vergiß nicht: Diese Jugendbewegtheit
hat uns den Hitler beschert.
Was wir machen: Wir sind alle auf einem Trip
in Berlin, mit diesen zwanziger Jahren -
und zwar nicht, weil man den Hitler nicht erkennt,
wir haben auch den Faschismus voll mit drin in den Grünen
und in der AL -, aber wir können nicht verarbeiten.
Und das müssen die Leute im Bewußtsein haben, ja?
Daß sie die Faschisten sind heute - aber:
die Leute, die zu akzeptieren sind.
Wie Zeigt sich der Faschist als Demokrat?
Ja! Ich habs damals noch bezweifelt als Kaberettist.
Aber heute zeigt sich der Faschist als Demokrat.
Und wo? Beim Hausbesetzer!
Inwiefern? - Na, er übt noch.
Sonst wäre er ja schon in der Regierung.
Aber im Parlament isser schon.
Wir sind die Faschisten von gestern.
Weil ... ich hab dir doch gerade gesagt:
Jugendbewegtheit sindwir.
Wir wollen eine neue Welt.
Sieh mal: diese Wohnungsnot:
Die lügen sich doch in die Tasche.
Es gibt doch Wohnungsnot nur deshalb,
weil du nicht mehr zuhause wohnen willst
- und ich -
sondern, weil wir allein wohnen wollen.
Darum gibts doch die Wohnungsnot.
Und weil wir plötzlich sagen: "Ach Moment mal,
Ich muß'n Zimmer dort haben,
ich muß aber auch noch 'ne Wohngemeinschaft haben." - Ja?
Wieso - nach, das gehört zum Luxusleben.
Ich muß sowohl in 'ner Wohngemeinschaft sein
wie auch 'n Zimmer für mich haben, das gehört zum Leben!
Das verlange ich für Hausbesetzer.
Dann muß ich wieder auf die APO verweisen, obwohl
- vorneweg gesagt - da ist wirklich kein Funken mehr
rauszuholen -: aber dafür haben wir gekämpft.
Für diesen Luxus.
Sowohl muß der einzelne Mensch
in der Gemeinschaft leben können,
wie auch: ein Loch für sich haben.
Wir müssen mal dieses Wohngemeinschafts-,
das WG-Denken erweitern:
Was sie sich alle nicht getraut haben damals,
wo sie alle gesagt haben:
"Du Schwein willst nur wieder alleine sein!"
Ja, Mann, der Mann muß doch mal alleine sein,
um wieder Saft und Kraft für die WG zu haben!
Es gibt überhaupt keinen Räumungsstreß:
Wir räumen freiwillig!
Das ist die Grundhaltung dafür, ja?
Da kriegen wir 'ne Aufforderung von jemandem,
lassen wir uns das Angebot zeigen, meistens ist es es so mies,
weil sie einem die miesesten Löcher anbieten dafür,
anstatt was Besseres -
Ich sag ja, durch diese vielen Verbote,
durch diese vielen Kleinverbote - abgesehen davon,
daß ja das Geistesleben verboten ist ...
Lummer ist ja dafür eine Inkarnation, wir brauchen den
ja nicht zu verteufeln, den Mann, er steht ja für etwas,
was er gar nicht will - er verhindert Geistesleben in der Stadt.
Er macht das Kulturleben kaputt.
Es entsteht gar keine Kultur,
kein kultureller Gedanke kann im Moment
in einem Hausbesetzer entstehen,
weil er - wie er's nennt -
ich nenne es anders
er nennt es: "Ich hab den Räumungsfrust im Nacken."
Ich nenne es: "Ich muß das Bett haben,
ich mu? Kraft sammeln, Kraft schöpfen,
damit ich das Brett nageln kann morgen früh" -
Dazu muß ich doch kommen,
mit "Ende der Bescheidenheit" hat das nichts zu tun,
überhaupt nichts, sondern das ist 'ne Selbstverständlichkeit.
Eine geistige Selbstverständlichkeit.
Und der Mensch lebt erst geistig,
bevor er ist.
Weil, er schreit erst, er hat Hunger,
das ist'n geistiger Vorgang, bevor er ißt.
Du, das Wort Gemütlichkeit
kriegt eine ungeheure
politische Bedeutung, heute.
Und wenn ich das
mitgeben kann jemandem
als Hausbesetzer, der gerade Frust hat:
Für ihn spielt die Gemütlichkeit die größte Wolle,
darum kämpft er so, das ist eines seiner ganz großen
wichtigen Momente - im Leben, ja?
Es ist so ungemütlich geworden in der Stadt ...
Verstehste?
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