Die 68er

Die Rebellen auf der Zielgeraden

Von Reinhard Linder

"Hat er oder hat er nicht?" Diese Frage muß sich der neue Bundeskanzler Gerhard Schröder gefallen lassen. Genauso wie Bill Clinton bei seinem Amtsantritt. Damals ging es noch nicht um "blow-jobs" mit Monica Lewinsky, sondern um ein anderes orales Vergehen: Hat sich der Präsident in seinen Jugendjahren einen Joint in den Mund gesteckt? - Ja, bekannte Clinton, aber nicht dran gezogen. Von Schröder steht die Antwort noch aus.

Haschisch gehörte für die 68er Generation genauso zum Alltag wie der Protest gegen den Vietnamkrieg oder die Songs der Rolling Stones. Schröder und Clinton gehörten dazu, auch wenn sie nicht Anführer, sondern Mitläufer waren. Mit ihnen sind die 68er an die Schalthebel der Macht gelangt, die Rebellen haben auf ihrem "Marsch durch die Institutionen" die Zielgerade erreicht. "Der Umsturz kommt auf leisen Sohlen und ratenweise", hatte einst Alfred Dregger, Sprachrohr der rechten Stahlhelm-Fraktion innerhalb der CDU, vor den 68ern gewarnt.

Doch: Wer waren die 68er überhaupt? Was ist übrig geblieben von den revolutionären Träumen nach dem 30jährigen "Marsch durch die Institutionen"? Was trieb die 68er in Straßenschlachten mit der Polizei? Woher kam ihre romantische Verehrung für Che Guevara, ihre unbändige Lust am Diskutieren, ihr unstillbares Verlangen nach sexueller Freiheit? Haben die 68er überhaupt etwas bewegt?

Diese Fragen sind der Leitfaden für Andreas Schön von der Schwarzwälder Bote-Redaktion und für Reinhard Linder von der SWOL-Redaktion beim Versuch einer Charakterisierung der 68er Generation. Daß diese nur oberflächlich sein kann, versteht sich von selbst. Denn wer hat heute noch Lust, die nie endenden Debatten über Marxismus, Imperialismus, demokratischen Sozialismus, Vergangenheitsbewältigung oder Geschlechterkampf nochmals in aller Ausführlichkeit zu führen?

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