Zum Rauchen viel zu schade

 

Hanf - ein Stoff erobert Berlin Von Joseph Somogy

Hanf? Da denkt doch jeder sofort nur an Drogen und Süchtige. An Haschisch, Marihuana und benebelte Kiffer. Völlig falsch! Denn Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit.

Vier Berliner wollen den Hanf jetzt von Vorurteilen und Verboten befreien. Petra Namsylo (42), Marc Reiß (29), Gert Brunner (38) und Dirk Dumke (31) trommelten im Februar 40 hanfbewegte Gruppen aus ganz Deutschland zu einem breiten "Bündnis Hanfparade e.V." zusammen, darunter Vertreter politischer Parteien wie Jungsozialisten, Junge Liberale und Bündnis 90/Die Grünen.

Sie organisieren die Hanfparade in Berlin
(v.o.): Dirk Dumke, Marc Reiß und Petra Namsylo  

Nach Loveparade die Hanfparade

Ihr Ziel: Nach dem Vorbild der Love-Parade wollen sie am 23. August 1997 eine Hanfparade vom Enst-Reuter-Platz bis zum Brandenburger Tor veranstalten. Auf Wagen soll die ganze Vielfalt des Hanfes demonstriert werden.

Bands spielen dazu Rock, Reggae, Blues und Ska. Am Brandenburger Tor wird ein "Markt der Möglichkeiten" aufgebaut, wo an Ständen Hanfprodukte verkauft werden.

Es gibt dort Informationen und Vorträge zu Themen wie "Hanf in der Geschichte der Menschheit", "Hanf als Rohstoff", als Medizin, als Genußmittel oder als Fall für den Richter. Hanf-Feinschmecker können sich an Hanf-Schokolade und Hanf-Müsli laben und dazu Hanf-Bier trinken.
 

Kaum zu glauben: Sogar Bier wird aus Hanf gebraut.
Demnächst kommen auch Schnäpse auf den Markt

Wer an der Parade teilnehmen möchte oder Infos braucht, wählt die Hanf-Hotline:   
 

030/247 202 33

http://www.hanfnet.org/hanfparade/
 

Hanf schützt die Umwelt

Hanf nutzt die Sonnenenergie effektiver als alle anderen Pflanzen der erde. Er gedeiht in fast allen Klimazonen. Auf fast allen Böden. Schädlinge meiden den Hanf. Deshalb sind die Anbaugebiete nicht mit Pestiziden wie bei Baumwolle oder Raps verseucht.

In der Vielfalt seiner Anwendungsmöglichkeiten ist Hanf einzigartig: Er ist als Brennstoff verwertbar und läßt sich zu Druck-, Schreib-, Zeitungspapier, Pappe und Verpackungsmaterial verarbeiten. Aus Hanf werden Baumaterialien wie Spanplatten, Faserzementplatten, Wärmedämmungen, Hohlraumsteine, Mörtel und Estrich hergestellt. Aus Hanf-Fasern können Seile, Netze, Segeltücher, LKW-Planen, Folien, Brems- und Kupplungsbeläge gefertigt werden.
 

Hanf ist chic und hält warm

Da Hanffasern kein Eiweiß enthalten, sind die daraus gewebten Kleider absolut mottensicher. Sie sind antistatisch, ziehen daher keinen Schmutz an und sind hautfreundlich.

Wegen Ihres hohen Sauerstoffgehaltes verhindern Hanffasern die Bildung von Bakterien und bleiben beim Schwitzen lange geruchsfrei. Im Sommer kühlen sie. Im Winter halten sie warm. 

  

Hanf von Kopf bis Fuß: Auch Schuhe gibt´s aus der Pflanze
-leicht, bequem und sportlich
 

Hanf macht schön

Der hohe Gehalt des Hanföls an dreifach ungesättigten Fettsäuren stärkt das Immunsystem der Haut und des Körpers. Gegen Hautausschläge und Herpes werden aus dem Hanföl Salben präpariert. Viele Hanf - Kosmetika  haben krampflösende Wirkung.

Auf rein pflanzlicher Hanf - Basis gibt es inzwischen Shampoo, Duschbad, Schaumbad, Seife, Haarbalsam, Hautcreme, Sonnenschutz, Massageöl, Bodylotion, Reinigungsmilch, Parfum und Lipbalm. Und alles wird vom Öko - Test "Ratgeber Kosmetik" empfohlen.
 

Schützt die Haut und steigert ihre Abwehrkräfte:
Kosmetik aus Hanf ist sanft und für Allergiker verträglich
  

Hanf rettet den Regenwald

Hanf liefert auf derselben Fläche viermal soviel Papier wie ein Wald und braucht bei der Weiterverarbeitung weniger Energie und Chemikalien als Holz. Hanf ergiebt haltbareres Papier, das doppelt so oft recycelt werden kann wie Holzpapier. Legalisierter Hanf könnte daher der Retter tropischer Regenwälder und ihrer Artenvielfalt sein.

Rettung für die Regenwälder:
Hanfpapier ist doppelt so oft recyclebar wie Holzpapier
 

Hanf macht sauber

"Sativa" heißt die Revolution für die Wäsche. Das vollständig aus organischen Bestandteilen komponierte Hanf - Reinigungsmittel entfernt radikal den Schmutz, ohne Haut und Umwelt zu belasten.

Es ist für Allergiker geeignet und baut sich am schnellsten biologisch ab. Vom Magazin "Öko - Test" (5/96) wurde es mit der Bestnote "empfehlenswert" ausgezeichnet.
 

Hanf macht gesund

Die Pflanze hat zwei medizinisch nutzbare Haupteigenschaften: Sie ist schmerzlindernd und krampflösend. Sie regt den Appetit an. Hilft gegen Streß und Depressionen. Krebs- und Aidskranke bekommen Hanfmedikamente gegen die Übelkeit bei schweren Chemotherapien.

Hanf vertreibt Kopfschmerzen und Migräne (und ist viel billiger als Aspirin), wird gegen Schlaflosigkeit eingesetzt und wirkt krampflösend bei epileptischen Anfällen.

Er bekämpft Menstruationsbeschwerden, erweitert die Bronchien bei schlimmen Asthma - Anfällen und erleichtert schwere Geburten.

Hanf lindert Rheumatismus, Arthritis und unterstützt den Alkohol- und Drogenentzug.
 

Ist Hanf eine Droge?

Aus dem Laub und den Blüten einiger Hanfsorten kann man Marihuana, aus ihrem Harz Haschisch herstellen.

Tetra - Hydro - Cannabinol (THC) heißt der berauschende Wirkstoff den die regierung für so gefährlich hält, daß sie den Hanf verbieten läßt. Hanf und seine psychoaktive Wirkung werden im ältesten Arzneibuch der Welt, dem chinesischen "Pen Tsao", als "göttliches Kraut" beschrieben, das "den Geist für eine Zeit reisen läßt". Neueste Forschungen ergaben 1993 jedoch, daß das auch ohne Hanf geht. Das Gehirn produziert selbst eine Substanz, die ähnlich wie Marihuana wirkt.
 

Hanf - was ist verboten, was erlaubt?

1937 wurde die Pflanze in den USA verboten. Mit Signalwirkung: Deutschland schloß sich dem Verbot an. Die Zeiten haben sich geändert. Seit 1996 ist für Landwirte der Hanfanbau mit Meldepflicht auch in Deutschland wieder erlaubt.

Der Besitz, die Weitergabe und der Konsum von Hanfsamen war und ist völlig legal. Besitz und Handel mit Hanf sind jedoch verboten. Der Konsum in kleinen Mengenist aber nicht strafbar. Ein Wiederspruch: Denn wie kann man ohne Besitz Hanf konsumieren?

In Schleswig - Holstein und Niedersachsen soll man Haschisch für medizinische Zwecke bald legal in Apotheken kaufen können.

Die Hanflobbyisten betrachten das Betäubungsmittel - Gesetz als überholt und sind gegen die Kriminalisierung von Hanf. Sie fordern die Legalisierung der Pflanze für alle Zwecke ab sofort - oder spätestens ab der Hanfparade.

Cannabis Teil der BZ Februar 1998