Blutspiegel
Nach intravenöser Gabe von 5 mg THC über
eine Dauer von 2 Minuten wurde nach 3 Minuten eine mittlere THC-Konzentration
im Blutplasma von etwa 200 ng/ml erzielt. Sie nahm rasch ab und betrug
nach einer Stunde etwa 15 ng/ml und nach 4 Stunden etwa 3 ng/ml.
Der Konzentrationsverlauf beim Rauchen ähnelt der bei
intravenöser Anwendung. Rauchten Probanden eine Marihuanazigarette
mit 19 mg THC-Gehalt für die Dauer von 5 bis 7 Minuten, so war nach
wenigen Minuten ein Plasmamaximum von etwa 100 ng/ml erzielt. Der Konzentrationsabfall
entsprach der bei intravenöser Gabe mit etwa 8 ng/ml nach 1 Stunde
und 1,5 ng/ml nach 4 Stunden. Die Probanden hatten dabei im Durchschnitt
13 mg THC geraucht.
Der Plasmakonzentrationsverlauf nach oraler Aufnahme (Essen/Trinken) unterscheidet
sich dagegen stark von den beiden vorgenannten Applikationsformen. Nach
dem Essen eines Schokoladenplätzchens mit 20 mg THC entwickelte sich
ein langsamer Konzentrationsanstieg bis auf 6 ng/ml THC nach 1 Stunde (Mittelwert)
und ein noch langsamerer Abfall bis auf eine Konzentration von etwa 2 ng/ml
nach 5 Stunden. Daß bei dieser geringen Konzentration dennoch relevante
psychische Effekte entstehen, hängt mit der Umwandlung von Delta-9-THC
zu dem aktiven Stoffwechselprodukt 11-Hydroxy-Delta-9-THC zusammen. Dieses
wichtigste aktive Stoffwechselprodukt wird nach dem Essen in relativ großer
Konzentration gebildet und trägt erheblich zur Wirkung bei (siehe:
Stoffwechselprodukte).
Zur Beschreibung von Abbau und Ausscheidung der aktiven Metaboliten läßt
sich ein Zweikompartimentenmodell mit zweiphasigem Verlauf verwenden. Danach
hat die schnelle Phase (in den ersten Stunden) bei inhalativer und intravenöser
Anwendung eine Plasmahalbwertszeit von 15 bis 45 Minuten und die terminale
Phase (in den folgenden Stunden und Tagen) von 20 bis 30 Stunden. Die Plasmahalbwertszeit
bezeichnet die Zeit, nach der die Konzentration einer Substanz auf die
Hälfte des Ausgangswertes gesunken ist.
Dieses Zweiphasenverhalten hängt mit der Fettlöslichkeit der
Cannabinoide zusammen. Nach der Aufnahme wandern sie aus dem Blut in fettreiche
Gewebe, so daß in der ersten Phase nach schneller Erzielung der Maximalkonzentration
die Plasmakonzentration schnell abnimmt. Dies erklärt die relativ
kurze Dauer der psychotropen Effekte. Gleichzeitig beginnt ein Abbau von
Delta-9-THC zu aktiven und inaktiven Stoffwechselprodukten. Aus den fettreichen
Geweben treten aktive und inaktive Substanzen nun später wieder ins
Blut über, welches seinerseits mit dem Ort der Wirkung (Gehirn) in
Verbindung steht.
Die Halbwertszeit von THC bewegt sich mite Droge ist.
Nur etwa 10 bis 20% des THC bindet an rote Blutkörperchen. Der Rest
befindet sich im Blutplasma, wo es zu mindestens 97% an Proteine bindet.
Dabei bindet Delta-9-THC offenbar vor allem an Liporoteine, während
das wichtigste aktive Stoffwechselprodukt 11-Hydroxy-Delta-9-THC auch an
Albumine bindet 20 bis 30 Stunden in einer Größenordnung von
Pharmaka wie Benzodiazepinen mit langer Halbwertszeit, trizyklischen Antidepressiva
und Neuroleptika.
THC hat beim Menschen ein scheinbares Verteilungsvolumen von etwa 500 Liter
bzw. etwa 8 bis 10 Litern pro Kilogramm, was typisch für eine fettlöslich.
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