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Krebs


Die jährliche Neuerkrankungsrate, für alle Krebsarten zusammen genommen, betrug in Deutschland im Jahre 1993 ca. 335.000. Man rechnet in Deutschland mit etwa 4000 neuen Krebsfällen pro Jahr pro 1 Million Einwohner. Etwa ein Drittel dieser Erkrankten, also mehr als 100.000 Patienten jährlich, erhalten eine Chemotherapie.

In den 60er Jahren wurden erstmals effektive Chemotherapiekombinationen eingesetzt und seither verbessert, die bei vielen Krebsarten z. B. Blutkrebsarten in einem hohen Prozentsatz die Erkrankung erfolgreich zurückdrängen können. Dabei werden mehrere Chemotherapeutika (Zytostatika) bei der Behandlung kombiniert. Solche Zytostatika sind


    • Doxorubicin (ADRIBLASTIN u.a.)
    • Cisplatin (PLATIBLASTIN u.a.)
    • Melphalan (ALKERAN u.a.)
    • Ifosfamid (HOLOXAN)
    • und viele andere.
Eine Chemotherapie bedeutet für viele Patienten eine echte Chance, die Krankheit zu überwinden und später wieder ein normales Leben zu führen. Bei vielen Krebsarten sind die Heilungschancen allerdings gering.

Zytostatika sind starke Zellgifte, die die Krebszellen abtöten sollen, aber auch gesunde Zellen angreifen und zu erheblichen Nebenwirkungen führen können. Haarausfall, Schädigung von Herz, Leber, Niere und Knochenmark sind solche unerwünschten Effekte.

Die wichtigste akute Nebenwirkung vieler dieser Medikamente ist starke Übelkeit und starkes Erbrechen, die eine Reduzierung der Dosis erforderlich machen können. Das kann den Therapieerfolg gefährden. Manchmal sind die Symptome so unerträglich, daß sie den Patienten zum Abruch der Therapie veranlassen. Sie nehmen lieber den Tod in Kauf, als sich weiter zu quälen.

Glücklicherweise gibt es Medikamente, die Übelkeit und Erbrechen hemmen. Es handelt sich dabei vor allem entweder um Neuroleptika (Metoclopramid/PASPERTIN, Triflupromazin/ PSYQUIL u.a.) oder um Serotoninantagonisten (Ondansetron/ZOFRAN, Tropisetron/ NAVOBAN u.a.). Bei mehr als 90% der Chemotherapien werden zur Vorbeugung solche Medikamente gegen Übelkeit eingesetzt. Allerdings zeigen diese Medikamente nicht immer den gewünschten Erfolg. Die neuen besonders wirksamen Serotoninantagonisten wie ZOFRAN sind zudem sehr teuer mit Tageskosten von ca. 100 bis 300 DM.

Die brechreizhemmenden Qualitäten von Cannabis waren in China und Indien bereits vor mehreren tausend Jahren bekannt. Auch die Ärzte des 19. Jahrhunderts setzen Cannabis gegen Übelkeit verschiedenster Ursache ein. Dieses Wissen ging allerdings wieder verloren.

1975 wurde erstmals eine Studie veröffentlicht, in der die Überlegenheit von THC gegenüber Placebo bei chemotherapiebedingtem Erbrechen demonstriert wurde. Darin heißt es: „Anekdotische Berichte legen nahe, daß das Rauchen von Marihuana Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Krebschemotherapie vermindert." Wie in den folgenden Jahren auch bei anderen Erkrankungen waren es die Entdeckungen von Patienten und anekdotische Berichte, die Forscher zu systematischen Untersuchungen anregten.

In Deutschland wurden bisher zu diesem Thema nur Forschungsvorhaben mit dem synthetischen THC-ähnlichen Cannabinoid Levonantradol durchgeführt. Diese Studien fanden zu Anfang der achtziger Jahre statt. In einer Studie profitierten 41 von 62 Patienten, die das stark brechreizauslösende Chemotherapeutikum Cisplatin erhielten, gut von Levonantradol. In einer weiteren Untersuchung besserten sich die Symptome bei 17 von 20 Patienten, die vorher auf andere brechreizhemmende Mittel nicht ansprachen. 5 wurden völlig beschwerdefrei. Levonantradol wurde allerdings nicht als Medikament zugelassen. Es führte häufiger zu gereizter Stimmung (Dysphorie) als Nabilon oder THC.

In einer US-amerikanischen Studie mit 56 Patienten, die auf die gängigen Medikamente nicht oder nicht ausreichend ansprachen, erwies sich erwartungsgemäß auch gerauchtes Marihuana als recht wirksam. 44 der 56 Patienten konnte mit Marihuana erfolgreich geholfen werden.

Seit 1985 darf in den USA synthetisches THC in Kapselform als MARINOL gegen Übelkeit und Erbrechen bei Krebschemotherapie verschrieben werden. Durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes soll synthetisches THC demnächst auch in Deutschland verschreibbar werden (siehe: Juristische Aspekte, Behandlungsmöglichkeiten).

Nach einer Umfrage in den USA, an der sich mehr als 1000 Krebsspezialisten beteiligten, soll Marihuana besser gegen Erbrechen bei der Krebsbehandlung wirken als synthetisches THC, das ja oral eingenommen wird. 43% der Befragten gaben an, daß die erhältlichen Medikamente allen oder den meisten ihrer Patienten helfen würden. 44% hatten bereits mindestens einem ihrer Patienten illegales Marihuana empfohlen, obwohl sie synthetisches THC (Marinol) zur Verfügung hatten.

Ein weiteres Problem stellt für viele Krebspatienten bei fortgeschrittener Erkrankung Appetitlosigkeit und eine starke Gewichtsabnahme dar. Opiate, die gegen Krebsschmerzen gegeben werden, fördern nicht selten Übelkeit und eine Abscheu gegen die Nahrungsaufnahme. Auch hier haben erste Studien positive Ergebnisse durch die Behandlung mit THC erbracht. So konnte nicht nur bei AIDS-Patienten, sondern auch bei abgemagerten Krebspatienten eine Verzögerung des Gewichtsverlustes erzielt werden.

Auch die schmerzlindernde Wirkung von Cannabisprodukten kann bei der Behandlung von Krebspatienten genutzt werden (siehe: Schmerz).

Als positiver Nebeneffekt wurde eine Stimmungsverbesserung erzielt, dies bei Dosierungen von 5 mg pro Tag.
 


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