HANFPARADE
Vorstandsbericht: Mobilisierung, Finanzierung 
 
 

vorgetragen auf der Mitgliederversammlung
am "Tag der deutschen Einheit"

03.10.98 im Hanfmuseum Berlin


Das erhoffte Ziel mindestens 100.000 LegalisierungsbefürworterInnen zu mobilisieren wurde leider nicht erreicht. Nach unseren Schätzungen waren zwischen 60 und 80.000 Teilnehmer auf der Parade und der abschließenden Veranstaltung, nach Angaben der Polizei 20.000; aber auch Zahlen von 10 oder 5.000 waren in der Presse zu lesen. Den "Hammer" schoß der "Tagesspiegel" ab, welcher 2:000 Teilnehmer vermeldete. Falschmeldungen oder "Nichtmeldungen" in der Presse sind um so unverständlicher, als das die Pressearbeit des Bündnisses in diesem Jahr professionelle Quallitäten erreichte (dank Martin und Sandra) und unzählige gute Kontakte zu allen wichtigen Medien der BRD (und auch international) geknüpft wurden. Das die unbefriedigende Berichterstattung in den Medien nicht auf mangelhafte Betreuung der Journalisten zurückzuführen ist (wie im letzten Jahr vermutet) hat diese Parade ganz eindeutig gezeigt. Die Entscheidungen ob berichtet wird oder nicht - Kifferparanoia hin oder her - werden in den meisten Fällen jedenfalls nicht von der Legalisierung positiv eingestellten Leuten getroffen.
 


Aber auch die Unterstützung der Hanfmedien - Hanf!, Hanfblatt und grow! - im Vorfeld der Parade war mehr als mangelhaft. Wir hatten uns als größtes (und wer will das ernsthaft bestreiten) Event der bundesdeutschen Hanflegalisierungsbewegung von den Sprachrohren der Bewegung mehr erhofft Die Chance im Jahr der Wahlen eine Generalmobilisation ALLER HanffreundInnen und damit Druck auf die neue Regierung zu machen wurde (absichtlich oder aus eitler Dummheit) leider vertan. Allerdings besteht begründete Hoffnung, daß diese, "unsere" Medien für das nächste Jahr (auch schon im Vorfeld) mehr auf die politischen Inhalte und die Idee der HANFPARADE - als jährlich EINMAL stattfindendes Massenevent der Hanflobby - eingehen.
 

Im kommenden Jahr sollte es auf jeden Fall einen "runden Tisch" aller, an einer Legalisierung des Hanfs interessierter Gruppen geben (Medien, Legalisierungsgruppen und -Initiativen, Händlerverbände, Bauern, Institute, Parteien ...), denn auch die neue Regierung wird sich anfangs noch gegen eine Legalisierung sträuben (- aber die Aussichten gehört zu werden sind doch beträchtlich besser). Eine sich auf die strategische und aktionistische Marschruten geeinigte Hanflobby, ein hanfig grüner, runder Tisch wäre sicherlich das wirkungsvollste Druckmittel.
 

Auch im Vorfeld der HANFPARADE'98 hat das Bündnis weder Kosten noch Mühe gescheut, um möglichst flächendeckend für eine Teilnahme zu mobilisieren. 60.000 Plakate, 300.000 Flyer, 13 verschiedene Rundbriefe und Presseerklärungen wurden unter die Leute gebracht. Ca. 150 HPC (HanfParadeCenter) übernahmen die bundesweite Verteilung der Info- und Propagandamaterialien. 250 Haed- Grow- und Hanfshops haben von uns Post mit der Bitte um Bekanntmachung und Unterstützung der HANFPARADE'98 erhalten (- nur ein geringer Prozentsatz hat uns darauf geantwortet).
 

Im Internet war die HANFPARADE wieder ganzjährig und in hervorragendster Weise auf den Seiten der hanfnet (dank Bernie und CJoke) vertreten.  Es bleibt ernsthaft zu hoffen, das sich die Bewegung (und insbesondere der finanzkräftige Teil) endlich diesem digitalen Netzwerk bewußt wird.
 

Zahlreiche Gruppen (hanfnet, H.A.N.F.eV, Sativa Vision, Cannabis als Medizin, Grüne Hilfe, Hanfmuseum und natürlich das Bündnis HANFPARADE) sind bereits in diesem Netzwerk vertreten und 800.000 !!! Zugriffe im Monat beweisen wohl eindeutig die Notwendigkeit eines solchen digitalen Informationspool der Hanflobby.
 

Der Kontakt zu den bundesweiten HPC's und die unfreie Beschickung mit den aktuellsten Plakaten und Flyer verlief weitestgehend zufriedenstellend, wenn auch einige angeforderte Pakete zu Kosten des Bündnisses unabgeholt zurückgingen und der persönliche Kontakt zu den HPC's im nächsten Jahr noch ausgebaut und gefestigt werden kann.
 

Insbesondere die Abstimmung lokaler Aktionen zur Mobilisierung könnte noch verbessert werden.
 

In diesem Zusammenhang müssen wir leider auf einige Veranstaltungen aufmerksam machen, die uns - so gut gemeint sie auch waren - doch einige starke Kopfschmerzen bereiteten und aus unserer Sicht einer Stärkung der HANFPARADE und damit einer schnellen Legalisierung eher abträglich waren. Wir meinen die sogenannte Hamburger und die Göttinger "HANFPARADE". Eine HANFPARADE gibt es nur EINMAL im Jahr. Wir haben uns den Namen als Verein nicht ohne Grund rechtlich schützen lassen. Wir sind der Meinung das eine Zersplitterung der noch nicht einmal geeinten Kräfte nur unseren Gegnern, den Beführwortern der Prohibition nutzt.
 

Viele kleine HANFPARÄDCHEN befriedigen vielleicht das eine oder andere EGO (der Ausrichter) tragen aber sonst nicht viel zu einer einigen und laut vernehmbaren Stimme der Hanflegalisierungsbewegung bei. Viele kleine und große Hanffeste - möglichst jede Woche in jeder Stadt, in jedem Dorf, und möglichst zur Mobilisierung der nächsten HANFPARADE - sind o.k., sind willkommen und werden von uns (so wir können) auch unterstützt. (in Hamburg waren wir mit einem eigenen Wagen und trotz der eigenen Zeitdrucks mit der gesamten Orgagruppe) gegen weitere HANFPARADEN werden wir allerdings im Interesse einer Legalisierung auch rechtliche Schritte einleiten (Schadensansprüche)
 

Die Mobilisierungs und Pressearbeit haben wir auch dieses Jahr mit einer "open air" Pressekonferenz (incl. Bühne, Schnittchen für die Journalisten etc.) eröffnet (dank Manni). Unzählige Radio- Fernseh- und Zeitungsinterviews wurden gegeben. Nächtelang Presseerklärungen verfaxt.
 

Das erste Cannabisfernsehen, die monatlich im offenen Kanal erscheinende Sendung Sativa Vision hat uns fast das ganze Jahr über in hervorragendster Weise gefeatured. Der Straßenfeger, ein bundesweit erscheinendes Obdachlosenmagazin hat vor der HANFPARADE eine ganze Auflage diesem Ereignis (und der Pflanze Hanf) gewidmet. Es bleibt zu hoffen, daß sich die "Hanfzeitung" daran ein Beispiel nehmen.
 

Obwohl die Bürokosten einen erheblichen Teil des HANFPARADEN - Bugets ausmachen sind wir dennoch der Überzeugung, uns diesen Treff- und Informationsort, dieses Hanf-Kommunikations- und Arbeitszentrum im Hanfmuseum leisten können zu müssen. Die unmittelbare Nähe zu allen wichtigen berliner Hanfgruppen, der direkte Kontakt zu möglichen Helfern, Mobilisateuren und einfach nur Hanfinteressierten ist ein "unbezahlbarer" Vorteil nicht nur für die konkrete Organisationsarbeit sondern auch und nicht zuletzt für die Motivation der durchweg ehrenamtlich arbeitenden Mitarbeiter. Da das Museum als Knotenpunkt der berliner Hanfaktivisten und Infopool zum Thema Hanf (in den Räumen finden die Sitzungen des H.A.N.F.e.V.s, die Redaktionskonferenzen von Sativa Vision, die Arbeit des hanfnets, der Grünen Hilfe Berlin und naturlich die Orgaarbeit des Bündnis HANFPARADE statt) ein ebenfalls nonkommerziell, und seit fast fünf Jahren ehrenamtlich geführtes Projekt ist, das auf die Einnahmen aus der Untervermietung angewiesen ist ist eine Weiterführung des Büros (insbesondere nachdem die Voraussetzungen für eine effektive Büroarbeit extra geschaffen wurden: Tel.-Anschlüsse, Computerleasing, Standleitung) dringend zu empfehlen und zumindest für einen Teil des alten Vorstandes Voraussetzung für ein weiteres Engagement.
 

Als wir kurz vor der HANFPARADE durch den Berliner Senat gezwungen wurden unser Recht auf Versammlungsfreiheit gerichtlich zu erkämpfen wurde auch unsere Hoffnung auf ein ausgeglichenes Buget zunichte gemacht. Anvisierte Sponsoren zogen sich zurück, Hanfhändler stornierten ihre bereits bezahlten Stände (einer dieser Händler zog es dreister Weise vor seine Waren als "Schwarzhändler" anzubieten) und für noch nicht vermietete Stände fanden sich plötzlich keine Interessenten mehr.
 

Da sich bereits in der Anfangsphase der Organisationsarbeit ein Defizit der Sponsorengelder abzeichnete (auf der Cannabissines'97 hatten 15 Sponsoren ein finanzielles Engagement zugesagt, von denen schlußendlich 4 !!! bei ihrer Zusage blieben) versuchten wir die Ausfälle über Spenden- und Fördermitgliedsaufrufe aufzufangen. Doch obwohl wir über 50.000 !!! Fördermitgliedsanträge unter die Leute gebracht hatten (auf den Rückseiten einer Teilauflage der ersten Flyer), mehrere Rundschreiben mit der Bitte um Unterstützung, Aufrufe an unsere HPCs mindestens 3 Fördermitglieder anzuwerben, Aufrufe in den Hanf- und anderen Medien, im Internet, Sativa Vision... Nun das Ergebnis erschreckt selbst die von der "Bewegung" abgebrühtesten: Das "Bündnis" HANFPARADE e.V. hat bundesweit nur 60 Fördermitglieder. 60 Hanffreunde denen die HANFPARADE eine einmalige Zahlung von Hundert Mark im Jahr wert ist. Bei diesem Engagement der Bewegung bleibt sich zu fragen ob und für wen es eine weitere HANFPARADE überhaupt geben soll.
 

Ein Wort noch zu sogenannten vergraulten Sponsoren und den Unwahrheiten zum Thema "Hemp"-Limo der Frau Schulze-Düsing. Es ist wahr, daß Frau Schulze-Büsing uns den Vorschlag machte den Aufstellplatz der HANFPARADE'98 als Promotionsfläche für ihre Hanflimo zu nutzen. Von Geld war in diesem Zusammenhang nie die Rede (und wir erinnern uns nur zu gut an das "ernsthafte" ? Angebot der Frau Schulze-Düsing im letzten Jahr, als sie uns erst Monate lang in dem Glauben hin hielt die Werbefläche der Bühne anzumieten und uns dann eine Woche vor der Veranstaltung ihr Angebot : 2000,-- für die gesamte Bühne präsentierte), sondern nur davon, daß unser Müllkonzept ein rigeroses Verbot von Getränken in Dosen (ob verkauft oder verschenkt) vorsah und wir auch für die wagen Andeutungen einer, die Hanfbewegung nur als willige KONSUMENTEN ihrer Hanflimo betrachtenden Frau Schulze-Düsing, nicht kippen wollten (unverständlich in diesem Zusammenhang die Antwort von jj in der letzten Hanf!-da er diesen Sachverhalt kennen müßte). Das die HANFPARADE'98 in der Presse und der Öffentlichkeit nicht als Müllparade diffarmirt werden konnte lag sicherlich zum großen Teil auch daran, daß wir bei der Abwägung zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen nicht grundsätzlich "professionell"-wirtschaftlich Entschieden haben (proffesionell ist in unseren Augen nicht: Nach einer ganzseitigen Anzeige nach dem Maul reden!). Als Grund für unser finanzielles Defizit mag dieser Umstand allerdings nicht gelten (ich erinnere an 4 Sponsoren, die ihr Wort gehalten haben - schlußendlich hatten wir 7. Ich erinnere an die 60 Fördermitglieder bei geschätzten 5 Mill. Hanfkonsumenten - die an eine Legalisierung interessierten Nichtkonsumenten nicht mal mitgezählt) Wer die Geschäftsgebahren einer Frau Schulze-Düsing kennt wird uns glauben, daß wir KEIN ernst ! gemeintes Sponsorenangebot ausgeschlagen haben.
 

Als sich schließlich das finanzielle Debakel ganz abzuzeichnen schien versuchten wir das gröbste Minus durch die Beteiligung am Getränkeverkauf aufzufangen. Die Firma "Bierlienie", mit der wir schließlich nach kurzen heftigen aber fairen Verhandlungen den Vertrag unterzeichneten gewährten uns sogar einen Vorschuß auf den Gewinn um die allernötigsten Rechnungen zu bezahlen. Mit den zu erhoffenden Überschuß glaubten wir den Verlußt so gering wie möglich zu halten. Leider ging unsere Rechnung auch in diesem Fall nicht auf. Das kalte Wetter und die 4 Regengüße sorgten dafür, daß der Getränkeumsatz nicht einmal den Vorschuß wieder einbrachte.
 

Die Einnahmen aus den Standmieten beliefen sich auf ca 20.000,-- und machten neben den Sponsorenbeiträgen (ebenfalls ca. 20.000,--) und der Getränkebeteiligung (ca. 14.000,--) den Hauptanteil der Einnahmen aus.
 

Insgesamt hatte das Bündnis HANFPARADE Einnahmen von ca. 70.000,-- DM.
 

Die Ausgaben betragen alles in allem ca. 130.000,--DM (davon ca. 8.000,--DM Altschulden aus dem Jahr'97 - s. Aufschlüsselung). Dem Verein bleibt ein Manko von fast 50.000,--DM und sollte auf der heutigen Mitgliederversammlung keine Wege der Finanzbeschaffung zum Ausgleich der Schulden des Bündnisses und für die Organisation der HANFPARADE'99 aufgezeigt werden empfiehlt der Vorstand die Erklärung des Bankrotts (der Bewegung ?) und die Auflösung des Vereins. Wir regen an den geschützten Namen "HANFPARADE" meistbietend zur Tilgung der Schulden zu verkaufen oder an einen der Legalisierungsforderung nahestehenden Verein bei Übernahme der Schulden zu überlassen.

Mündlich: Bericht über Pressearbeit
Mündlich: Bericht über Veranstaltung
Mündlich: Bericht über Vereinsarbeit

Berlin, den 3.10.'98

Für den Vorstand:
Gerd Brunner

Werbepartner & Sponsoren gesucht!!!
Spendenaufruf!!!!!!!!!!!!!!
Resümee / Daten der HANFPARADE'98
 
 
Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor

www.hanfnet.org/hanfparade/hp98/fotos/cam/

Öffnungszeiten des Museums
(und des Club-Cafes):
Di-Fr 10-20 Uhr, Sa+So 12-20 Uhr

Bündnis Hanfparade e.V.
c/o Hanf Museum Berlin
Mühlendamm 5, 10178 Berlin

Telefon: (030) 247 202 33
Fax:  (030) 247 202 34
e-mail: hanfparade@hanflobby.de

24.08.98 Pressemitteilung des Bündnis Hanfparade e.V.
03.08.98 Presseerklärung des Bündnis Hanfparade e.V.
Ablehnung des Polizeipräsidenten
(ca 100K)
Pressereaktionen   06.08.98
Pressereaktionen   12.08.98
Pressereaktionen   21.08.98 (200kb)
Pressereaktionen   24.08.98
 
 

außerdem lohnt sich's mal in unseren Internet-Seiten zu stöbern: /hanfparade/


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